Titel: | Vorschläge zur Bereitung des Phosphors; von Hrn. Donovan. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. IX., S. 37 |
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IX.
Vorschläge zur Bereitung des Phosphors; von Hrn.
Donovan.
Aus dem Philosophical Magazine, Septbr. 1851, S.
202.
Donovan, über Bereitung des Phosphors.
Der Phosphor, eine im Thier-, Pflanzen und Mineralreich reichlich verbreitete
Substanz, wird durch Verfahrungsweisen erhalten, welche seit beinahe zwei
Jahrhunderten viele Veränderungen und Verbesserungen erfuhren, aber doch noch sehr
umständlich, kostspielig und schwierig sind.
Die gegenwärtige Bereitungsart, mittelst Zersetzung der aus phosphorsaurem Kalk
bestehenden Knochen, wurde zuletzt dahin verbessert, daß man Knochenasche mit
Schwefelsäure vermischt, wodurch man eine Auflösung erhält, die aus Phosphorsäure
besteht, welche etwas Kalk aufgelöst enthält. Diese wird entweder zur Trockne abgedampft und
mit Kohle destillirt, oder mit einem Bleisalz gefällt und der Niederschlag ebenfalls
mit Kohle destillirt, oder man neutralisirt sie mit Ammoniak, filtirt, dampft zur
Trockne ab, treibt dann das Ammoniak durch Erhitzen aus und destillirt endlich den
glasigen Rückstand mit Kohle. Durch Destillation der Phosphorsäure mit Kohle erhielt
Wiegleb aus zwei Pfund Knochenasche 10 1/2 Drachmen
Phosphor. Dollfuß erhielt aus derselben Menge
Knochenasche nicht volle 5 Drachmen; Pelletier manchmal 3
1/2 Unzen, bisweilen aber nur halb so viel.
So kurz sich diese Methoden angeben lassen, sind sie doch in ihrer praktischen
Ausführung sehr umständlich. Die Knochenasche, welche übrigens nicht immer in der
erforderlichen Menge zu haben ist, muß gepulvert und gesiebt werden, damit die
Schwefelsäure sie durchdringen und darauf einwirken kann, und dieß ist keine geringe
Arbeit, weil der mittlere Theil der cylindrischen Knochen außerordentlich hart ist.
Das Herauswaschen der Phosphorsäure aus dem voluminösen, teigigen und etwas zähen
schwefelsauren Kalk ist mühsam, weil ihm viel Säure hartnäckig anhängt. Will man die
Phosphorsäure zur weiteren Verarbeitung in trocknem Zustand erhalten, so ist das
Abdampfen der verschiedenen Auswaschflüssigkeiten zur Trockne außerordentlich
langwierig. Wendet man ein Bleisalz an, um die Phosphorsäure aus den Waschwässern
niederzuschlagen, so ist das entstehende phosphorsaure Blei so voluminös, hält so
viel Wasser zurück und ist durch gewöhnliche Mittel so schwer zu trocknen, daß die
auf diesem Wege zu gewinnende größere Menge Phosphors den Aufwand von Mühe und Zeit
kaum lohnt. Abgesehen von allem dem, ist aber noch ein anderer Uebelstand vorhanden;
der Niederschlag, gleichviel ob mit essigsaurem oder salpetersaurem Blei erhalten,
enthält, besonders bei Anwendung des erstern Salzes, auch schwefelsaures Bleioxyd,
welches einen Theil des Raums in der Retorte während der Destillation unnütz
ausfüllt. Die angewandte saure Flüssigkeit enthält nämlich außer saurem
phosphorsaurem Kalk immer auch etwas schwefelsauren Kalk, welcher schwefelsaures
Blei erzeugt, das nicht nur nutzlos seinen Raum in der Retorte einnimmt, sondern
auch während der Destillation mit Kohle sich zersetzt und Schwefel abgibt, welcher
also den Phosphor verunreinigt.
Die Fällung frischen Harns mit essigsaurem oder salpetersaurem Blei und Destillation
des Niederschlags mit Kohle ist nur anwendbar, wo große Massen Urins zu haben sind,
wie in Casernen, Spitälern oder Gefängnissen. Doch ist der Vortheil bei weitem nicht
so groß, als es scheinen
möchte, weil außer den phosphorsauren Salzen noch andere Substanzen im Harn
enthalten sind, welche mit Bleisalzen Niederschläge erzeugen. Eine Pinte (16
Unzen-Maaße) gewöhnlichen Urins enthält nach Berzelius' Analyse nur 41 Gran phosphorsaurer Salze, während sich fast
dreimal so viel andere Salze darin befinden, welche alle das essigsaure oder
salpetersaure Blei fällen. Es ist daher nur ein kleiner Theil des Niederschlags zum
Zwecke dienlich und die Retorte wird größtentheils mit nutzlosen Substanzen
angefüllt. Aus den Knochen ist der Phosphor zwar leichter und in größerer Menge zu
gewinnen; so lange wir aber das Verfahren befolgen, wie es in chemischen Werken
angegeben wird, hat dasselbe im Einzelnen viel Beschwerliches. Ich trachtete aus
diesem Grund ein einfacheres Verfahren zu ermitteln.
Die Knochen sind im Handel in verschiedenen Zuständen zu haben; man hat sie ganz;
ferner zwischen Walzen für künstlichen Dünger zu grobem Pulver zerrieben; auch in
verschlossenen Gefäßen behufs der Gewinnung kohlensauren Ammoniaks destillirte, wo
dann die verkohlten rückständigen Knochen zu Pulver zerrieben werden, welches unter
dem Namen Beinschwarz verkauft wird; endlich kann man sie zerkleinert von
Beindrechslern erhalten. In allen diesen Zuständen enthalten die Knochen
phosphorsauren Kalk. Am reichhaltigsten sind aber daran die Hörner gewisser Thiere;
die Geweihe des Hirsches (Cervus elaphus) und des
Damhirschen (C. dama) und vielleicht diejenigen der
ganzen Classe der hirschartigen Thiere, liefern phosphorsauren Kalk in großer Menge.
Das Horn des Ochsen aber, des Widders, der Ziege und der Gemse enthalten davon nur
sehr wenig. Das Horn des Hirsches und Damhirsches ist im Handel unter dem Namen
Hirschhornspäne gangbar und in großer Menge zu haben.
Knochen-Analysen wurden von den Chemikern schon in großer Anzahl bekannt
gemacht; ihre Resultate sind aber so sehr von einander abweichend, in Folge der
verschiedenen Zustände, in welchen die Knochen zur Untersuchung verwendet wurden,
daß sich das Verhältniß des phosphorsauren Kalks daraus nicht entnehmen läßt. Um
mich darüber aufzuklären, stellte ich viele Versuche mit frischen Knochen an, welche
noch ihre natürliche Quantität von Fett und Feuchtigkeit enthielten, und erhielt
folgende durchschnittliche Resultate. Frische Ochsenrippen, von welchen das Fleisch
sorgfältig abgeschabt worden war, enthielten, weiß gebrannt, 37,14 Proc. erdiger
Materie. Frische Schafsknochen (vom Bein), ebenso behandelt, gaben 38,71 Proc. Man
kann daraus schließen, daß ein Gemenge frischer, dichter Knochen, welche von Fett
und Feuchtigkeit nicht befreit wurden, durch Einäschern beiläufig 38 Proc. erdiger Salze liefern
wird. Ein sehr poröser Ochsenknochen lieferte mir nur 21 Procent. Neumann erhielt 40,6 Proc.; Fourcroy und Vauquelin geben 49 als ihr
Resultat an; Berzelius 61; von Bibra 66,78. Diese großen Abweichungen rühren von dem wechselnden
Verhältniß des Fetts und der Feuchtigkeit in den Knochen her.
Hinsichtlich des Gehalts des Hirschhorns an erdigen Salzen sind noch wenig Versuche
angestellt worden. Dr. Pearson calcinirte Hirschhornspäne bis zur braunen Färbung und erhielt 54
1/2 Proc. erdiger Salze. Neumann, welcher nur die Spitzen
der Geweihe verwendete, erhielt 60 Pfd. schwarzes Caput mortuum von 100 Pfd. Viele
Versuche ergaben mir als Durchschnitt 62 Proc., wenn die Späne weiß gebrannt worden
waren. Diese weiße Asche besteht fast gänzlich aus phosphorsaurem Kalk, und wie es
scheint, gibt Hirschhorn beim Calciniren wenigstens zweimal soviel phosphorsauren
Kalk als frische Knochen. Die Geweihe eines Damhirsches wiegen ungefähr 1 1/2
Pfd.
Diese verschiedenen Arten von Knochen und Hörnern versehen uns mit phosphorsaurem
Kalk in Zuständen, welche verschiedene Vorzüge darbieten; einige empfehlen sich
durch ihre Wohlfeilheit, andere durch ihre leichte Anwendbarkeit, alle aber
entsprechen dem Zwecke. Gemahlene Knochen kann man in Dublin zu dem niedern Preis
von 3 Shilling per Bushel, = 42 Pfd. kaufen. Das Beinschwarz, der Rückstand von der
Destillation des kohlensauren Ammoniaks aus Knochen, ist im Großen zu 8 Shill. per
Ctr. zu haben. Dieses Beinschwarz wird durch Rothglühen an offener Luft zu weißer
Knochenasche; es ist aber nicht nothwendig diese Operation vorzunehmen.
Hirschhornspäne sind theurer, sie kosten nämlich selbst im Großen 8 Pence per Pfund;
da sie aber fast zweimal soviel phosphorsauren Kalk enthalten, so sind sie auf 4 1/2
Pence anzuschlagen, und wenn man ihre Sauberkeit und leichte Anwendbarkeit
berücksichtigt, so sind sie noch vortheilhafter. Was ihnen aber ganz besonderes den
Vorzug verschafft, ist, daß sie selbst nach sehr langer Aufbewahrung einen
Bestandtheil in sehr guter Beschaffenheit enthalten, der in Wasser aufgelöst, eine
klare, sehr nahrhafte und höchst angenehme Gallerte für Kinder und Kranke bildet.
Die Knochen enthalten eine ähnliche Substanz, welche, obwohl sie nicht so leicht
auszuziehen ist und nach einiger Zeit an Güte verliert, in frischem Zustand als
Nahrungsmittel empfohlen wurde; der Digestor behufs ihrer Gewinnung ist hinreichend
bekannt.
Um die thierische Materie von den erdigen Theilen der Knochen zu befreien, wird das
Brennen derselben vorgenommen; dieses Verfahren ist aber nicht ökonomisch und sehr beschwerlich. Statt
dessen ist es besser und viel leichter, den erdigen Theil von der animalischen
Materie zu trennen und beide zum Gebrauche aufzubewahren. Diese Trennung wird durch
Digestion der Knochen in Salz- oder sehr verdünnter Salpetersäure leicht
bewerkstelligt; die erdigen Salze werden dabei von der Säure aufgelöst und der die
Form des Knochens behaltende Knorpel bleibt unverändert zurück. Ich will nun zeigen,
daß die käufliche Salpetersäure (das Scheidewasser) sich zu diesem Zweck am besten
eignet.
Nachdem man die salpetersaure Lösung der erdigen Salze erhalten hat, muß man zunächst
die Phosphorsäure daraus fällen. Dieß kann auf gewöhnliche Weise durch ein Bleisalz
geschehen. Chlorblei, obwohl bei dem Verfahren von Henckel und Marggrass von gutem Erfolge, eignet
sich hiezu nicht, weil eine siedende Auflösung desselben, der salpetersauren
Auflösung zugesetzt, gar keinen Niederschlag hervorbringt und beim Abkühlen der
Mischung Chlorblei herauskrystallisirt. Auch salpetersaures Blei bringt keinen
Niederschlag hervor, weil das phosphorsaure Blei, wenn sich überhaupt solches
bildet, in der freien Salpetersäure aufgelöst bleibt. Essigsaures Blei entspricht
dem Zweck vollkommen; wenn man eine Auflösung desselben in die salpetersaure Lösung
des phosphorsauren Kalks gießt, so fällt augenblicklich phosphorsaures Blei
nieder.
Hinsichtlich der Wahl unter den verschiedenen Quellen von phosphorsaurem Kalk müssen
die Umstände entscheiden. Wird im Großen gearbeitet, so sind zwischen Walzen
zerriebene oder in kleine Stückchen zerstoßene Knochen am zweckdienlichsten und
wohlfeilsten; der zurückbleibende Knorpel kann verschiedene Verwendungen finden,
z.B. zur Bereitung von Leim oder eines vortrefflichen Kleisters. Bedient man sich
des Beinschwarzes nach dem schon beschriebenen Verfahren, so ist der Rückstand
Thierkohle, welche nach dem Auswaschen und Ausglühen als entfärbendes und Fäulniß
verhinderndes Mittel Werth hat. Wenn man das Pulver gebrannter Knochen anwenden muß,
so ist damit kein besonderer Vortheil verbunden, aber man ist der Schwierigkeit und
Unannehmlichkeit der feinen Zertheilung überhoben. Die Knochen dürfen beim Brennen
keiner sehr heftigen Hitze ausgesetzt werden, weil sie sonst, wie das von ihnen
ausgehende weiße Licht darthut, etwas Phosphor verlieren; überdieß veranlaßt solche
einen gewissen Grad von Verglasung, worauf die Knochen der Mörserkeule und den
Säuren größern Widerstand leisten. Wenn nur eine kleine Menge Phosphors zu bereiten
ist und etwas höhere Kosten nicht zu scheuen sind, so verdienen vielleicht ungebrannte
Hirschhornspäne den Vorzug; der phosphorsaure Kalk läßt sich mittelst käuflicher
verdünnter Salpetersäure leicht und in sehr kurzer Zeit aus denselben auflösen; das
Verfahren ist reinlich, erfordert keine großen Gefäße, und der Rückstand liefert
eine wohlschmekende und nahrhafte Gallerte.
Wenn ungebrannte, zerriebene oder zerbröckelte Rinds- oder Schafsknochen
angewandt werden sollen, und zwar von der dichten Sorte, so sind zum Auflösen der
erdigen Substanz auf 1 Pfd. Avoirdupois (16 Unzen) Knochen von käuflicher
Salpetersäure 9 2/5 Unzen erforderlich. Wurde dieselbe Knochensorte vorher
weißgebrannt, so erfordert sie auf 1 Pfd. Knochen an Säure 26 1/2 Unzen. Die Säure
muß in allen Fällen mit ihrem zehnfachen Gewicht Wasser verdünnt werden.
Von ungebrannten Hirschhornspänen erfordert jedes Pfd. gegen 17 Unzen käuflicher
Salpetersäure. Diese Säure kostet (in England) im Großen 6 Pence per Pfund.
Zum Fällen der in den Knochen enthaltenen Phosphorsäure sind von käuflichem
Bleizucker folgende Quantitäten erforderlich. Für ungebrannte, gemahlene oder
zerbröckelte Knochen, wenn sie noch nicht alt sind, sind 13 Unzen auf das Pfd.
nöthig. Bei Knochenasche erfordert das Pfd. (Avoird.) 41 1/2 Unzen. 1 Pfd.
ungebrannter Hirschhornspäne erfordert 1 1/2 Pfd. Bleizucker.
Den Bleizucker kauft man im Großen zu 5 Pence per Pfd. Ein großer Theil seiner Kosten
läßt sich aber auf folgende Weise ersparen. Wenn die Auflösung der Knochen oder des
Hirschhorns in Salpetersäure durch Bleizucker gefällt wird, so verbindet sich die
Phosphorsäure mit dem Bleioxyd und die Salpetersäure mit dem Kalk; wird die vom
Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit abgedampft, so erhält man salpetersauren Kalk.
Diese Flüssigkeit enthält aber auch die Essigsäure des angewandten Bleizuckers;
kocht man dieselbe daher mit Bleikalk, welcher um 5 Pence per Pfd. zu haben ist, so
wird wieder Bleizuckerlösung erzeugt, welche sich zu einer neuen Fällung eignet.
Zuletzt wird die Flüssigkeit so reich an Essigsäure, daß es bei der Fabrication im
Großen wohl der Mühe lohnt, sie behufs der Gewinnung reiner Essigsäure zu
destilliren.
Das gefällte phosphorsaure Blei hält salpetersauren Kalk zurück, welcher ausgewaschen
werden muß, weil sich sonst bei der darauf folgenden Destillation auf Kosten des
Phosphors Phosphorsäure bildet.
Das gewöhnliche Verfahren, das phosphorsaure Blei auf dem Filter zu trocknen, ist zu
langwierig; der Niederschlag hält nämlich das Wasser so stark zurück, daß er lange ein Teig bleibt. Das
beste Verfahren ihn zu trocknen besteht darin, das Filter sammt dem Niederschlag in
einen eisernen Topf zu bringen und so lange zu erhitzen, bis die Substanz zu Pulver
zerfällt. Sollte dabei ein Stück Papier der Verbrennung entgehen, so kann es
herausgezogen werden.
Das phosphorsaure Blei bildet im trocknen Zustande ein so voluminöses Pulver, daß man
verhältnißmäßig sehr geräumige Retorten zur Destillation anwenden müßte; diesem
Umstand läßt sich aber leicht abhelfen. Man bringe das phosphorsaure Blei in einen
kegelförmigen Topf, den man bedeckt und in einem Kohlenfeuer zum Rothglühen erhitzt;
es wird dadurch wenigstens um die Hälfte seines frühern Volums zusammenschrumpfen
und dann eine lockere, pulverige Masse bilden; bei verstärkter Hitze würde es noch
weiter zusammenschrumpfen und schmelzen, wäre dann aber schwer zu pulvern.
Die letzte Operation ist das Destilliren des phosphorsauren Bleies mit Holzkohle.
Beide werden fein gepulvert und gut vermengt in eine irdene Retorte gebracht, deren
Poren durch eine Glasur aus Borax und Kalk, wie sie Higgins angab, verschlossen wurden.
Gemäß vorstehender Thatsachen empfehle ich schließlich folgende als die leichtesten
und wohlfeilsten Verfahrungsarten zur Bereitung des Phosphors.
Man nehme dichte Knochen, gemahlen oder in kleine Stückchen zerstoßen, digerire 10
Pfd. davon einige Tage lang in einer Mischung von 6 Pfd. käuflicher Salpetersäure
und 50 Pfd. Wasser. Wenn die Knochen sich ganz weich und biegsam anfühlen, so wird
die Flüssigkeit abgeseiht und mit 8 Pfd. in der erforderlichen Menge Wassers
aufgelöstem Bleizucker versetzt.
Es entsteht ein reichlicher Niederschlag, welcher ausgewaschen und in der angegebenen
Weise durch Erhitzen getrocknet wird; das Volum desselben wird dann durch Erhitzen
zum Rothglühen in einem Schmelztiegel, auf die Hälfte reducirt. Man vermenge ihn nun
gut mit einem Sechstel seines Gewichts feinem Holzkohlenpulver oder Kienruß und
destillire aus großen, irdenen Retorten. – Die Knorpel welche bei der
Digestion der Knochen mit Salpetersäure zurückblieben, lassen sich zur Bereitung von
Kleister, Leim und zu andern Zwecken sehr gut verwenden.
Folgendes ist ein kürzeres und minder mühsames, wiewohl etwas theureres Verfahren,
dessen man sich bedienen kann, wenn keine sehr große Menge Phosphor zu bereiten ist. Man nehme 1 Pfd.
ungebrannte Hirschhornspäne, digerire sie vier Stunden lang in einer Mischung von 17
Unzen käuflicher Salpetersäure und 10 Pfd. Wasser, seihe die Flüssigkeit ab und
setze ihr 1 1/2 Pfd. Bleizucker zu, der vorher in hinreichendem Wasser aufgelöst
wird, mische und lasse den Niederschlag sich setzen; gieße die überstehende
Flüssigkeit ab, trockne und wasche den Niederschlag, wie schon angegeben, vermenge
ihn mit 1/6 Kohlenpulver oder Kienruß und destillire ihn.
Das Kohlenpulver oder der Kienruß muß man vorher, mit Sand bedeckt, in einem Tiegel
oder sonst in einem verschlossenen Gefäße gut ausglühen; der Verlust an Phosphor
durch das bei der Destillation sich entwickelnde Gas wird dadurch sehr
verringert.Wir verweisen hinsichtlich der fabrikmäßigen Bereitung des Phosphors auf Payen's Anleitung im polytechn. Journal Bd. CXV S. 55.A. d. R.