Titel: | Ueber das Conserviren des Bauholzes durch Kreosot; von J. G. Clift in Birmingham. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. XXIII., S. 146 |
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XXIII.
Ueber das Conserviren des Bauholzes durch
Kreosot; von J. G.
Clift in Birmingham.
Aus dem Journal of Gas lighting, Decbr. 1851, Nr.
35.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Clift, über das Conserviren des Bauholzes durch
Kreosot.
Zu unserer Zeit, wo der Verbrauch an Bauholz für Bergwerke, den Eisenbahnen-
und Brückenbau etc. so bedeutend ist, wird es nothwendig, auf die besten Mittel
bedacht zu seyn, demselben die möglichste Dauerhaftigkeit zu verleihen und zwar mit
möglichst geringen Kosten. Ich glaube nicht, daß diesem Gegenstand von jenen, die
dabei am meisten interessirt sind, bisher die gehörige Aufmerksamkeit geschenkt
worden ist.
In unseren Steinkohlendistricten werden jährlich Tausende von Ladungen Bauholz grün
aus den Waldungen genommen und unmittelbar zum Grubenbau verwendet; das Holz
verfault in den Gruben in Folge der feuchten Atmosphäre und höhern Temperatur in
wenigen Monaten, während es doch mit geringen Kosten jahrelang dauernd gemacht
werden könnte. Die Eisenbahn-Ingenieure suchen jetzt eine dauerhaftere
Unterlage für die Schienen in den eisernen Querschwellen, übersehen aber die Mittel,
um das Holz, welches das geeignetste Material für die Schwellen zur Vermeidung der
Erschütterungen ist, einerseits zum dauerhaftesten und andererseits zum wohlfeilsten
Material für den Oberbau zu machen.
Ich beabsichtige im Folgenden das von Hrn. Bethell zu
diesem Zweck erfundene Verfahren zu besprechen, welcher das durch Destillation des
Steinkohlentheers gewonnene Oel verwendet. Dasselbe besteht aus mehreren bituminösen
Oelen, mit welchen eine gewisse Menge Kreosots verbunden ist, das bekanntlich die
Eigenschaft hat, die Fäulniß zu verhindern. In ein Stück Holz injicirt, bringt das
Kreosot nämlich das Eiweiß zum Gerinnen, wodurch die Fäulniß verhindert wird, und
die bituminösen Oele dringen in alle Capillargefäße ein, bedecken die Holzfaser wie
ein Schild und verschließen alle Poren, so daß Wasser und Luft ganz davon
ausgeschlossen werden; da diese bituminösen Oele im Wasser unauflöslich und an der
Luft unveränderlich sind, so ist das Verfahren für Holz zu allen Zwecken anwendbar.
Diese Oele werden so wenig durch die Einwirkung der Luft verändert, daß
schmiedeiserne Röhren, die bloß damit überstrichen und in lockeres Erdreich einen
Fuß tief gelegt worden
waren, als man sie nach 20 Jahren herausnahm, noch aussahen und rochen, als wären
sie erst hineingelegt worden. Durch Behandlung mit diesen bituminösen Oelen wird das
schlechteste Bauholz, welches sonst sehr schnell zu Grunde gehen würde, weil es
poröser ist und mehr Saft enthält, oder zu jung, oder in der unrechten Jahreszeit
gefällt wurde, zum dauerhaftesten, was einleuchtet, wenn man bedenkt, daß dieses
poröse Holz eine größere Menge des schützenden Körpers absorbirt als die dichteren
und härteren Holzarten; in der That werden die weichen Holzarten durch diese
Zubereitung hart. Auf diese Weise sind die Ingenieure in den Stand gesetzt, ein
wohlfeileres Bauholz mit größerm Vortheil anzuwenden, als ein theureres
unkreosotirtes.
Dieses System das Bauholz zu conserviren, wird seit mehreren Jahren bei mehreren
englischen Eisenbahnen und andern Bauten befolgt. So wurde eine Strecke der
London-Nordwest-Eisenbahn von 17 (engl.) Meilen Länge seit 9 bis 11
Jahren mit kreosotirten Querschwellen belegt, in welcher Zeit nach dem Bericht des
Ingenieurs kein Beispiel vorgekommen ist, daß eine derselben irgend Schaden gelitten
hätte, und noch sind sie so gesund, als wären sie erst gelegt worden. Auf der
Stockton-Darlingtoner Eisenbahn wurden seit 10 Jahren ebenfalls kreosotirte
Schwellen gelegt, und dieselben zeigen sich jetzt ganz unverändert. Auch auf der
Lancashire-Yorkshirer Eisenbahn wird seit 5 Jahren kreosotirtes Holz zu
Pflasterblöcken, Pfosten etc. angewandt; der obere Theil wird sehr hart und der
unter dem Boden befindliche sieht noch so frisch aus, als käme er erst aus dem
Kreosot-Trog, obwohl das Holz von geringer, saftiger Beschaffenheit war. Bei
einem von Hrn. Price in Gloucester vor 12 Jahren
angefangenen Versuch über die relative Dauerhaftigkeit des Holzes der Deckel eines
Melonenbeets, welches also fortwährend der gleichzeitigen Einwirkung zersetzender
Materie und der Atmosphäre ausgesetzt ist, war das unpräparirte Holz in einem Jahre
schon angefault und mußte in einigen Jahren durch neues ersetzt werden; ein Theil
des Holzes, welches kyanisirt worden war, hielt etwa 7 Jahre gut aus, verfaulte dann
aber, zwar sehr langsam, doch vollständig; das Holz hingegen, welches kreosotirt
worden war, ist jetzt nach 12 Jahren noch so gut, als wenn es eben erst gelegt
worden wäre. Es ist daher höchst wahrscheinlich, daß kreosotirtes Holz eine
unbegränzte Dauer besitzt. Dieses Kreosotiren schützt aber das Holz nicht nur gegen
Fäulniß, sondern auch gegen den Angriff des Bohrwurms, bei der Anwendung zum
Schiffsbau in Doks und überall wo es mit dem Seewasser in Berührung kommt.
Einen hinreichenden Beweis dafür liefert der Hafen von Lowestoft, wo mit diesem
Verfahren schon seit 4 Jahren ein Versuch in großem Maßstabe gemacht wird; der
Oberaufseher berichtet, daß kein einziger unkreosotirter Pfahl vorhanden sey, der
gesund wäre; sie sind alle von der Limnoria und dem
Bohrwurm sehr stark angegriffen, einige ganz durchfressen; aber kein einziger
kreosotirter Pfahl wurde von den genannten Thieren berührt; letztere sind alle zwar
mit Vegetationen überzogen, welche in der Regel den Bohrwurm anziehen, jedoch ganz
gesund. Diese merkwürdige Erscheinung ist dem Kreosot zuzuschreiben, welches im
nassen, wie im trockenen Holz sich unversehrt erhält und, da es alles thierische
Leben zerstört, die Angriffe dieser Schmarotzergeschöpfe abhält; während bei andern
Conservirmethoden die angewandten Metallsalze ausgewaschen werden, oder jener
Antheil derselben, der sich mit dem Eiweiß verband und es zum Gerinnen brachte, ganz
unschädlich wird.
Hr. Bethell wendet zweierlei Verfahrungsarten an, um das
Bauholz mit Kreosot zu imprägniren; die eine besteht darin, daß er das Holz in einen
starken eisernen Cylinder bringt und mittelst einer Luftpumpe aus demselben die Luft
auspumpt, bis das hervorgebrachte Vacuum beiläufig 12 Pfd. auf den Quadratzoll
beträgt; dann läßt man das Kreosot in den Cylinder laufen und übt hierauf mittelst
einer Druckpumpe auf das Kreosot einen Druck aus, welcher ungefähr 150 Pfund per Quadratzoll beträgt; das herausgenommene Holz ist
zur Anwendung fertig.
Die zweite Methode besteht darin, das Bauholz in ein Trocknenhaus zu bringen, welches
in Fig. 37 im
Querdurchschnitt und in Fig. 38 im
Längendurchschnitt abgebildet ist, um die Verbrennungsproducte durch das Holz zu
leiten; dabei wird das Holz nicht nur schnell getrocknet, sondern auch bis auf einen
gewissen Grad mit dem flüchtigen Oel und Kreosot getränkt, welche in den
Verbrennungsproducten der zum Heizen des Hauses angewandten Steinkohlen enthalten
sind. Wenn das Holz aus diesem Hause genommen ist, taucht man es sogleich in heißes
Kreosot in einem offenen Kasten, wodurch man die Anwendung einer Dampfmaschine oder
von Pumpen vermeidet.
A, A Trocknenhaus mit hohlen Wänden, welche mit Asche
eingefüllt sind. B Feuerstelle. C, C Feuercanal, welcher durch die ganze Länge des Gebäudes läuft und mit
eisernen Platten gedeckt ist, die auf der vom Feuer entferntesten halben Länge
durchlöchert sind, damit die Verbrennungsproducte auf ihrem Wege zum Schornstein
durch das Holz ziehen
können. D Wagen mit dem zu behandelnden Bauholz, auf
einer Eisenbahn laufend, um das Trocknenhaus leichter beschicken und entleeren zu
können. F eiserne Thüren, welche das Ende des
Trocknenhauses verschließen.
Hr. Bethell fand, als er anfing das Holz auf diese Weise
zu conserviren, daß das Kreosot durch keinen Druck in das Holz einzubringen ist, in
Folge der Feuchtigkeit in dessen Poren, so daß es nothwendig vorher ausgetrocknet
werden muß. Er führte dann das gegenwärtige Trocknenhaus ein, worin schottische
Querschwellen in 12–14 Stunden 8 Pfd. per
Kubikfuß verloren und ebensoviel Kreosot dafür einsogen. In alles Memel'sche Bauholz
am Hafen zu Leith kamen nun durchschnittlich 11 1/2 Pfd. Kreosot per Kubikfuß; es wird unter einem Druck von 180 Pfd. per Quadratzoll hineingepreßt. Ein Stück Bauholz war zu
Lowestoft behufs eines Zapfenlochs halb durchschnitten und zufällig nicht wieder
ausgefüllt worden; an dieser Stelle war ein Bohrwurm ein wenig eingekrochen und
hatte versucht rechts und dann links einzudringen, bis er zuletzt das Holz wieder
verließ, ohne vorwärts zu kommen. Junges Holz ist äußerlich am porösesten und
absorbirt daher am meisten Kreosot, welches einen den Wurm abhaltenden Schild
bildet. Die kreosotirten Schwellen waren nach 8–10 Jahren besser als neue,
weil das Kreosot sich in ihnen verdichtete und sie härter machte. In den
Steinkohlengruben würde das durch Kreosot gegen die Fäulniß geschützte Holz den
Vortheil gewähren, daß es an einer Stelle benutzt, wieder herausgenommen und
anderswo angewandt werden könnte, Während es jetzt in Folge des schnellen Verderbens
in dem Grubenbau zurückgelassen werden muß.
Hr. Bethell bemerkt noch, daß jedes Stück Bauholz gewogen
wird, ehe es in den Kreosot-Trog kommt, und dann wenn es wieder
herausgenommen wird, ferner daß jedes Stück durch den Proceß um 10 Pfd. per Kubikfuß zunehmen muß; die Quantität des
verbrauchten Oels übersteigt immer ein wenig die Gewichtszunahme des Holzes, weil
letzteres beim Auspumpen der Luft noch Feuchtigkeit verliert. Eichenholz absorbirt
nur halb so viel Kreosot als das Memel'sche Bauholz. Gemeines Föhrenholz dauert
kreosotirt noch einmal so lange als hartes Holz, weil es mehr Kreosot aufnimmt.
Buchenholz eignet sich für dieses Verfahren am besten, weil es voller kleiner Poren
ist und folglich mehr Kreosot in dasselbe getrieben werden kann, als in jedes andere
Holz; aus demselben Grunde nimmt es bei diesem Präpariren auch eine gleichmäßigere
Farbe an. Lange Stücke Bauholz erfordern zu ihrer Sättigung verhältnißmäßig mehr Zeit, damit
das Kreosot von den beiden Enden aus durch die ganze Länge der Poren getrieben
wird.Hr. Bethell bezeichnet mit
„Kreosot“ offenbar das schwere Oel (dead oil), welches in der
zweiten Periode der Destillation des Steinkohlentheers übergeht; man vergleiche Mansfield's Untersuchung des Steinkohlentheers im polytechn.
Journal Bd. CXII S. 310.Das schwere Oel des Holztheers würde dem
beabsichtigten Zweck ohne Zweifel noch besser entsprechen. Man destillirt
den rohen Holztheer so lange, bis etwa die Hälfte übergegangen ist; das
Destillat besteht aus zwei öligen Schichten, welche durch eine Lage sauren
Wassers geschieden sind; in der unteren Schichte findet sich das Kreosot,
welches im Theer von Buchenholz bis zu 25 Procent vorkommen soll.Für Eisenbahnschwellen dürfte übrigens das Tränken des Holzes mit Zinkchlorid
(beschrieben von Kirchweger im polytechn. Journal
Bd. CXXII. S. 223) als
zureichend zu betrachten seyn.A. d. Red.