Titel: | Neues Verfahren zur Prüfung des Indigos; von Robert Lindenlaub. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LXVII., S. 375 |
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LXVII.
Neues Verfahren zur Prüfung des Indigos; von
Robert
Lindenlaub.
Aus dem Journal für praktische Chemie, 1851 Nr.
18.
Lindenlaub's Verfahren zur Prüfung des Indigos.
BolleyPolytechn. Journal Bd. CXIX S.
114. wendet zur Prüfung des Indigos eine titrirte Auflösung von chlorsaurem Kali
an, welche er zu der mit Salzsäure versetzten, verdünnten und zum Kochen erhitzten
schwefelsauren Indigolösung setzt, bis die blaue Farbe zerstört ist. Diese Methode
ist – weil sich eine genaue titrirte Lösung von chlorsaurem Kali leicht
bereiten läßt – von den bisher vorgeschlagenen Methoden unstreitig die beste,
doch fand ich, daß man noch genauere Resultate erhält, wenn man sich zur Zersetzung
des chlorsauren Kalis der schwefligen Säure (respective des schwefligsauren Natrons)
bedient, auch geht alsdann die Ausführung rascher von statten.
Mein Verfahren ist das folgende:
1. Bereitung der Lösung des
schwefligsauren Natrons.
Man löse 100 Gram, krystallisirtes kohlensaures Natron in 500 Gram. Wasser und leite
so lange schweflige Säure, die man aus 100 Gram. Kupfer und 400 Gram, englischer
Schwefelsäure bereitet, ein, bis keine schweflige Säure mehr absorbirt wird. Die
Lösung hebe man in einem gut verschlossenen Glase auf.
2. Bereitung der titrirten Lösung des
chlorsauren Kalis.
Man zerreibe reines käufliches chlorsaures Kali, trockne es im Wasserbad, wäge 4
Gram. ab und löse sie in so viel Wasser auf, daß die Lösung 400 Kubikcentimeter
beträgt. Man hebt dieselbe ebenfalls wohl verschlossen auf.
3. Auflösung des Indigos.
Man übergießt 1 Gramm des fein zerriebenen Indigos mit 10 Gram. rauchender
Schwefelsäure in einer Porzellan-Reibschale, stellt dieselbe einige Stunden hindurch
unter öfterem Umrühren aufs Wasserbad, läßt erkalten, gießt viel Wasser auf einmal
hinzu und bringt die Lösung auf 200 Kubikcentimeter.
4. Prüfung.
Man mißt von der Indigolösung mittelst der graduirten Pipette 100° = 50
Kubikcentimet. ab, bringt sie in eine Porzellanschale, verdünnt mit 200
Kubikcentimet. Wasser und erhitzt auf etwa 50° C., versetzt nun mit 50
Kubikcentimet. schwefligsaurer Natronlösung und tröpfelt endlich unter Umrühren
mittelst der Bürette chlorsaure Kalilösung zu bis zur vollständigen Entfärbung. Um
den Verlauf derselben gut beurtheilen zu können, prüft man von Zeit zu Zeit mit
Papierstreifen, deren Färbung man am besten wahrnimmt, wenn man sie gegen das Licht
hält. – Daß die letzten Tropfen sehr vorsichtig zugesetzt werden müssen,
bedarf kaum der Erwähnung; ihre Einwirkung läßt sich besonders gut wahrnehmen, wenn
man sie am Rand der Schale hinablaufen läßt. – Ist der erste Versuch
beendigt, so stellt man der Controle halber einen zweiten an mit weiteren 50
Kubikcentimetern der Indigolösung.
5. Erhaltene Resultate.
1) Guter Java.
I. II.III.
36°36,5° 36°
2) Bengal.
I. II.III.
38°37,5°37,5°
Daß man bei dieser und bei der Bolley'schen Methode nicht
gleiche Mengen chlorsaures Kali zur Entfärbung von 1 Gramm eines und desselben
Indigos gebrauchen wird, ersieht man leicht, da bei dem vorliegenden Verfahren nur
das Chlor des chlorsauren Kalis entfärbend wirkt (KO,
ClO⁵ + SO³ – 5SO² = KO, SO³
+ 5SO³ + Cl), während
bei Anwendung von Salzsäure auch deren Chlor mitwirkt.