Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 123, Jahrgang 1852, Nr. , S. 470
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Miscellen. Miscellen. Preisaufgabe der französischen Regierung über vortheilhafte Anwendung der Volta'schen Säule in der Industrie. Auf den Bericht des Ministers des öffentlichen Unterrichts hat der Prinz-Präsident der Republik am 23. Februar 1852 folgendes Decret erlassen: Ludwig Napoleon, Präsident der französischen Republik. In Betracht, daß am Anfang dieses Jahrhunderts die Volta'sche Säule als das bewundernswürdigste aller wissenschaftlichen Instrumente anerkannt wurde; Daß man mittelst derselben die höchsten Wärmegrade hervorzubringen und ein Licht zu erzeugen vermag, welches alle künstlichen Beleuchtungsarten an Intensität übertrifft; daß sie den chemischen Gewerben die Elektricität für die Galvanoplastik, insbesondere zum Vergolden und Versilbern der Metalle liefert; daß sie schon mit Erfolg in der Physiologie und praktischen Heilkunde angewendet wird; endlich daß wir ihr den elektrischen Telegraphen verdanken; daß sie so das kräftigste technische Agens geworden ist und in der Folge zu werden verspricht, wie es der Kaiser Napoleon vorausgesehen hatte. In Betracht, daß es sehr ersprießlich seyn dürfte, wenn die Gelehrten aller Nationen zur Entwickelung der nützlichsten Anwendungen der Volta'schen Säule beitragen, beschließt: Art. 1. Ein Preis von fünfzigtausend Franken wird für denjenigen ausgesetzt, der eine Entdeckung macht, durch welche die Volta'sche Säule mit Vortheil (und Ersparniß) entweder in der Industrie zum Heizen und Beleuchten, oder in der Chemie, oder in der Mechanik, oder in der praktischen Heilkunde anwendbar wird. Art. 2. Die Gelehrten aller Nationen werden zur Mitbewerbung zugelassen. Art. 3. Dieser Concurs bleibt während fünf Jahren offen. Art. 4. Es wird eine Commission ernannt, welche die Entdeckung jedes Bewerbers zu prüfen und zu bestimmen hat, ob sie den gestellten Bedingungen entspricht. (Bulletin de la Société d'Encouragement, Febr. 1852, S. 198.) Ueber das Zerspringen des Cylinders einer Centrifugalmaschine, welche in einer Zuckerfabrik zu Arleux in Frankreich zum Reinigen des Zuckers angewendet wurde. Am 18. December 1850 fand in einer Zuckerfabrik zu Arleux im französischen Norddepartement, ein sehr beklagenswerther Unfall statt. Der Cylinder eines Centrifugalapparates, welcher zum Reinigen des Zuckers angewendet wurde, zersprang, und die Stücke aller Größen wurden nach allen Richtungen umhergeworfen; drei Menschen wurden getödtet, zwei verwundet, Röhren wurden zerrissen. Stücke Blech durchbohrt und die Mauern des Gebäudes sehr bedeutend beschädigt. Der Apparat ist demjenigen sehr ähnlich, auf welchen die HHrn. Rolhfs und Seyrig ein Erfindungspatent genommen haben (beschrieben im potytechn. Journal Bd. CXVI S. 382), und der jetzt in sehr vielen Fabriken in Frankreich und in England angewendet wird. In Beziehung auf Festigkeit ist er aber wesentlich davon verschieden. In der Hauptsache besteht er aus einem gußeisernen Cylinder, in welchen die zuckerhaltige Flüssigkeit gethan wird; die Oberfläche dieses Cylinders ist mit einer großen Menge (910) Löchern von 1 Centimeter Durchmesser versehen; derselbe dreht sich mit einer Geschwindigkeit von 1000–1200 Umgängen in der Minute um seine Achse. Die Flüssigkeit wird nach außen geschleudert und von einem äußeren Mantel aufgenommen, während der Zucker an dem metallenen Gitter, welches im Inneren angebracht ist, hängen bleibt. Dieser gußeiserne Cylinder hat 0,80 Meter im Durchmesser und ist 0,30 Meter hoch; die Wände sind 0,006 Meter dick und er dreht sich, wie bemerkt, mit einer Geschwindigkeit von 1000 Umgängen in der Minute um sich selbst. Die Centrifugalkraft übt auf die gußeiserne Wand einen Druck von 4,67 Kilogrammen per Quadratmillimeter aus; wenn die Geschwindigkeit 1820 Umgänge in der Minute erreicht, so wird der Druck gleich 9,69 Kilogrammen per Quadratmillimeter, und ist alsdann fast gleich der absoluten Festigkeit der gußeisernen Wand. Der Bergwerks-Oberingenieur des Nord-Departements, welcher den Druck berechnet hat, den die Centrifugalkraft auf die Cylinderwand ausübt, hat aus den erlangten Resultaten mit Recht die Folgerung gezogen, daß der zu Arleux angewendete Apparat gefährlich, und daß es nicht zweckmäßig sey, zu Cylindern die eine so große Umlaufgeschwindigkeit annehmen müssen. Gußeisen zu nehmen. Die Apparate von Rolhfs und Seiryg sind minder gefährlich, indem die Cylinder aus gutem Eisenblech bestehen. Apparate letzterer Art sind in den Zuckerraffinerien der Umgebung von Paris in großer Menge vorhanden, haben aber nie zu Unfällen Veranlassung gegeben. (Annales des Mines, 4te Reihe, Bd. XX, S. 79.) Ueber Gillard's Beleuchtung mittelst Verbrennung des Wasserstoffgases; von B. Silliman jun. Ich hatte Gelegenheit die erfolgreiche Anwendung von Hrn. Gillard's Patent (polylech. Journal Bd. CXVI S. 222) in der großen Fabrik plattirter Silberwaaren des Hrn. Christofle in Paris zu sehen. Bekanntlich benutzt Gillard das Wasserstoffgas zum Beleuchten und zum Hervorbringen großer Hitze, indem er es in Berührung mit einer Spirale von Platindraht verbrennt. Das Wasserstoffgas wird durch Zersetzung des Wassers gewonnen; der Apparat dazu ist sehr einfach und besteht in der Hauptsache aus einem oder mehreren eisernen Cylindern, welche in einem Ofen horizontal (wie die Kohlengasretorten) angebracht sind. Diese Cylinder oder Retorten werden mit Holzkohle in kleinen Stücken von gleichförmiger Größe beschickt und sehr stark geheizt. Durch jede Retorte leitet man Wasserdampf in einem Rohr, welches mit zahlreichen sehr kleinen Löchern versehen ist, die so angebracht sind, daß sie den Dampf gleichförmig und stufenweise über den erhitzten Kohlenstückchen verbreiten. Der Kessel zur Dampferzeugung befindet sich in demselben Ofen, welcher zum Erhitzen der Retorten dient. Der Wasserdampf wird in Berührung mit den Kohlen zersetzt, wobei Kohlensäure, eine kleine Menge Kohlenoxyd, freies Wasserstoffgas und eine gewisse Menge leichtes Kohlenwasserstoffgas entstehen. Dieses Gasgemisch leitet man durch einen Kalkreiniger, um die Kohlensäure abzuscheiden und das Product ist dann ohne weiteres Waschen und Reinigen verwendbar. Da es fast gänzlich aus Wasserstoffgas besteht, so gibt es bei seiner Verbrennung nur eine sehr schwach leuchtende Flamme; man muß es daher in Berührung mit einem Gehäuse oder Netzwerk aus feinem Platindraht verbrennen, welches einen gewöhnlichen Argand'schen Brenner umgibt, den man mit einem Zugglas versieht. Solche Gaslampen geben ein außerordentlich lebhaftes und konstantes Licht. Diese Erfindung gewährt folgende Vortheile: 1) Das so erzeugte Gas ist wohlfeiler als jedes andere künstliche Licht, da es nach der Behauptung des Hrn. Gillard, welche Hr. Christofle aus Erfahrung bestätigt, nur beiläufig 1/16 soviel kostet, als durchschnittlich das Steinkohlengas (?). 2) Dieses Gas hat keinen unangenehmen Geruch, weil es von den im Oel und Steinkohlengas enthaltenen flüchtigen Kohlenwasserstoffen ganz frei ist. 3) Die Producte seiner Verbrennung bestehen fast bloß in Wasser, da bei der Verbrennung so wenig Kohlensäure entsteht, daß man dieselbe füglich unberücksichtigt lassen kann. 4) In allen bestehenden Gasanstalten läßt sich diese Leuchtgasbereitung mittelst einer unbedeutenden Abänderung der Retorten und ohne wesentliche Veränderung in den anderen Theilen des Apparates einführen, nur muß man die Argand'schen Brenner mit Platingehäusen versehen. 5) Die Wohlfeilheit dieses Gases gestattet dasselbe mit Vortheil als Heizmaterial zum Kochen und für zahlreiche Zwecke in den Gewerben anzuwenden. So sah ich in der Fabrik des Hrn. Christofle plattirtes Silber mit Schnelligkeit und mit der größten Reinheit vermittelst eines kräftigen Strahls dieses Gases löthen, der durch einen pneumatischen Apparat hervorgebracht wurde. Da man mit diesem Gase so leicht an jeder Stelle zu jeder Zeit eine intensive Hitze hervorbringen kann, wozu noch der Vortheil kommt, daß der Wasserstoff das wirksamste Reduktionsmittel ist, so ist dieses Verfahren zu löthen jedem andern vorzuziehen. 6) Die Belästigung der Nachbarschaft durch große Steinkohlengas-Anstalten fällt bei dem neuen Gase ganz weg. 7) Die erforderlichen Einrichtungen sind so einfach und wohlfeil, daß jede Fabrik etc. sich mit einem Apparat zum Heizen und Beleuchten nach Gillard's Methode versehen kann. (Silliman's american Journal of science, September 1851.) Ueber verfälschte Zinnfolie. Eine sehr beträchtliche Menge des unter diesem Namen verkauften Artikels besteht nur aus Bleiplatten, welche mit Zinn überkleidet sind. Die Verfälschung kann leicht entdeckt werden, wenn die verdächtige Folie einigemale hintereinander in mäßig starke Salpetersäure eingetaucht wird. Reine Zinnfolie wird nach einigen Eintauchungen vollständig in Zinnoxyd verwandelt, welches sich in der Säure absetzt, während unreine Folie, derselben Behandlung unterworfen, schnell ihre Zinndecke verliert, und die Bleiplatte mit ihrer charakteristischen Farbe und ihrem Ansehen zurückläßt. Die verfälschte Folie besitzt auch einen größeren Glanz als die reine, so daß sie mit einander verglichen, leicht unterschieden werden können. Eine Probe der unreinen Folie gab bei der Analyse in 100 Theilen: Blei   65 Zinn   35 ––– 100 Diese Verfälschung scheint nicht allgemein bekannt zu seyn. Ferd. Penny. (Journal für praktische Chemie, 1852 Nr. 4.) Legirung zu Zeugdruckformen. Eine weiße Legirung, welche in Gent zu Druckformen für Zeugdruck angewendet wird und sich dazu vorzüglich gut eignen soll, wurde von Hrn. Conrad Fischer im Laboratorium des Hrn. Prof. Erdmann zu Leipzig analysirt. Es fand sich folgende Zusammensetzung: Zinn   46,81 Blei   37,44 Wismuth   15,75 –––––– 100,00. (Journal für praktische Chemie, 1852 Nr. 3.) Conservirende Anstriche für Holz, Metalle, Mauern, Mörtel etc., welche sich A. V. Newton in London am 19. Novbr. 1850 als Mittheilung patentiren ließ. Zu diesem Zweck bereitet man ein Gemenge folgender Substanzen: Zinkfeilspäne     14 Gewichtstheile Eisenfeilspäne       1        – Zinkoxyd   369        – rothes Eisenoxyd   273        – Kieselerde     70        – Thon       3        – Holzkohle     47        – kohlensaures Zinkoxyd   223        – ––––––– 1000 Diese Substanzen werden zuerst in ein sehr feines Pulver verwandelt und dann mit trocknendem fettem Oel (am besten einer Mischung von 2 Th. Leinöl und 1 Th. Mohnöl) abgerieben. Die so bereitete Composition wird gerade so wie gewöhnliche Oelfarbe angewandt, nachdem man sie zuvor mit einer Mischung von 2 Th. trocknendem Oel und 1 Th. Terpenthinöl verdünnt hat. Zwei Anstriche oder Schichten dieser Composition (auf welche dann eine beliebige Farbe aufgetragen werden kann) sollen hinreichend seyn, um die Oberfläche feuchter Wände gegen den Einfluß der Witterung zu schützen, so daß sie weder Risse bekommen noch sich abschuppen. Die Composition ist eben so anwendbar bei Holz, Metallen etc., und läßt sich daher bei Bauten aller Art, z.B. bei Schiffen, Pfeilern, Pfahlwerk, Eisenbahnschwellen, Thoren, Brücken etc. mit Vortheil benutzen. Um die Composition bei steinernen Wänden, Mörtel oder Cement anzuwenden, muß man dieselben zuerst gut abkratzen und von allem früheren Anstrich befreien, worauf man sie mit einer Mischung von 1 Th. concentrirter Schwefelsäure und 5 Th. Wasser gut trankt; von dieser Flüssigkeit muß man so lange auftragen, bis kein Aufbrausen mehr entsteht. Man läßt hierauf die Oberfläche trocknen, und bringt drei Ueberzüge der erwähnten Composition darauf an, wobei jeder Ueberzug trocken geworden seyn muß, ehe man den folgenden auftragt. In den Fällen, wo die Oberfläche sehr feucht oder salpeterhaltig ist, erweist es sich vortheilhaft, der erwähnten Composition 8 bis 10 Proc. rohen Spießglanz beizugeben. Bei zahlreichen Versuchen lieferten dem Patentträger folgende Vorschriften die besten Resultate: Nr. I. Erster außergewöhnlicher Anstrich. Zinkoxyd   137 Theile rothes Eisenoxyd     77    – Kieselerde   236    – Thonerde     30    – Holzkohlenpulver   159    – Eisenfeilspäne     59    – Zinkfeilspane       2    – Braunstein   300    – ––––––– 1000 Nr. II. Erster gewöhnlicher Anstrich. Zinkoxyd   170 Theile Zinkseilspäne       2    – rothes Eisenoxyd   218    – Eisenfeilspäne       1    – Kieselerde   219    – Thonerde     29    – Holzkohlenpulver   111    – Braunstein   250    – ––––––– 1000 Nr. III. Zweiter und dritter gewöhnlicher Anstrich. Zinkoxyd   215 Theile rothes Eisenoxyd   202    – Kieselerde   276    – Thonerde     31    – Holzkohlenpulver   124    – Eisenfeilspäne       1    – Zinkfeilspäne       2    – Braunstein   150    – ––––––– 1000 Nr. IV. Dritter schwarzer Anstrich. Zinkoxyd   132 Theile rothes Eisenoxyd   103    – Zinkfeilspane       2    – Eisenfeilspäne     49    – Kieselerde   305    – Thonerde     26    – Holzkohlenpulver   233    – Braunstein   150    – ––––––– 1000 Nr. V. Dritter Heller Anstrich. Zinkoxyd   287 Theile rothes Eisenoxyd   409    – Kieselerde   231    – Thonerde     23    – Braunstein     30    – Eisenfeilspäne     19    – Holzkohlenpulver       1   – ––––––– 1000 Diese Gemenge müssen fein zerrieben und in dem oben erwähnten Verhältniß mit trocknendem Oel und Terpenthinöl gemischt werden. Nr. VI. Kitt zum Ausstreichen der Fugen, Ritzen etc. Folgender Kitt dient zum Ausfüllen der Fugen, Löcher und Ritzen; man kann aber auch die ganze Oberfläche 1/30 bis 1/3 Zoll dick damit überziehen: Kreide   450 Theile Kieselerde     87    – Holzkohlenpulver     83    – Eisenfeilspäne     47    – Thonerde     20    – Zinkfeilspäne       1    – Zinkoxyd     37    – rothes Eisenoxyd     25    – Braunstein   250    – ––––––– 1000 Diese Substanzen werden in ein feines Pulver verwandelt, gut gemengt und dann mit einer Mischung von 3 Th. Leinöl und 1 Th. Hanföl zur geeigneten Consistenz abgerieben. (London Journal of arts, März 1852, S. 191.) Schwefelsaures Zink zum Conserviren thierischer Körper. Hr. Straus-Dürckheim wahrt sich die Priorität dieser Entdeckung gegen Hrn. Falcony (man vergl. über dessen Methode S. 72 und S. 165 in diesem Bande des polytechn. Journals) und bemerkt, daß er schon im J. 1842 in seinem Traité pratique d'Anatomie comparative das schwefelsaure Zink als fäulnißverhinderndes Mittel empfohlen habe. „Ich benutzte, sagt er, früher die schwefelsaure Thonerde zu diesem Zweck, was im J. 1833 Hrn. Gannal veranlaßte dieses Salz zum Mumificiren anzuwenden. Da die schwefelsaure Thonerde aber die Knochen angreift, indem sie den Kalk derselben auflöst, suchte ich ein anderes Mittel und erkannte unter mehreren andern das schwefelsaure Zinkoxyd als dasjenige, welches den Weingeist am besten ersetzt, ohne ihn jedoch überall vertreten zu können und vor welchem es den Vorzug hat, daß es die Organe nicht zusammenzieht; der Zinkvitriol conservirt wirklich nur das Fleisch der Wirbelthiere und der eigentlichen Insecten, nicht aber dasjenige der Mollusken und Zoophyten, die sich darin ganz zu einem Schleim erweichen. Die Larven der Insecten löst der Zinkvitriol, mit Ausnahme der Hüllen, ebenfalls auf. (Comptes rendus, Januar 1852, Nr. 2.) Verfahren, um schöne Schauabdrücke von Siegeln zu machen. Die Londoner Siegelstecher erzeugen ihre Mustersiegel auf folgende Weise. Der gravirte Stein oder das Pettschaft wird über einer Lichtstamme, über welcher man es kreisförmig bewegt, daß es sich nicht ungleich erhitze, erwärmt, bis es so heiß ist, daß man es kaum noch auf der Hand halten kann; dann wird es mittelst einer kleinen weichen Bürste mit einer dünnen Talgschicht überstrichen und über diese feinster Zinnober mit einem Haarpinsel ausgetragen. Der Siegellack wird erwärmt und soviel zum Abtropfen gebracht, als man für das Siegel braucht; dann wird das kleine steife Papier über das Licht in solcher Entfernung gehalten, daß es von der Flamme nicht berührt wird, noch anbrennen kann. Sobald der Lack weich geworden, wird er mit einem dünnen Stäbchen stark umgerührt, daß Luftbläschen und alle schwarzen Rauchtheilchen entfernt werden. Ist so das Siegel und der Siegellack vorbereitet, so faßt man das erstere zwischen Daumen und zwei Finger, hält es einige Linien bei aufgelegtem Arm über den Siegellack und stellt es mit einer kurzen Bewegung darauf. Sogleich darauf ertheilt man mit der Hand dem Knopf des Stiels einen leichten aber sicheren Schlag. Bei Hervorbringung von Siegeln mit Lack ist ein kurzer Schlag besser, als ein dauernder starker Druck, durch welchen das Siegel leicht zum Gleiten gebracht wird; die auf solche Art gemachten Abdrücke sind sehr scharf und haben durch die dünne Zinnoberschicht ein weniger glänzendes, gefälliges Ansehen. (Schweizerisches Gewerbeblatt, 1852, S. 16.) Ueber die Anfertigung der sogenannten türkischen Perlen und der Pastilles de Serail. Die sogenannten türkischen Perlen, welche aus einer schwärzlichen matten Masse bestehen und zu Colliers. Braceletten und dergl. gefaßt werden, fertigt man auf die Weise, daß man 4 Loth gepulvertes Catechu (Terra catechu der Preis courante) in 16 Loth Rosenwasser auflöst, die Lösung durchseiht und bis auf 6 Loth einkocht. Die eingedickte Flüssigkeit wird hierauf mit 1 Loth gepulverter florentinischer Veilchenwurzel, 12 Gran Moschus, 20 Tropfen Bergamott- oder Lavendelöl und 2 Quentchen gut ausgeglühtem Lampenruß vermischt, und das Ganze mittelst eines Leimes aus 2 Quentchen Hausenblase in wenig Wasser gelöst, zu einem dicken Teige angeknetet. Aus diesem Teige formt man zuerst Stängelchen und dann entweder in der hohlen Hand oder mittelst einer aus zwei geriffelten Brettchen bestehenden Maschine, wie sie in Apotheken zum Pillenmachen im Gebrauche ist, kleine Kugeln, welche mit einer in Mandelöl getauchten Nadel durchstochen, außen aber mit Mandel- oder Jasminöl überzogen und getrocknet werden. Geruch und Farbe können, wie sich von selbst versteht, durch wohlriechende Oele und Farbstoffe mannichfaltig abgeändert werden, und namentlich kann man diesen Perlen das Ansehen als wären sie mit Gold- oder Silberadern durchzogen, geben, wenn man derartiges geriebenes Metall der Masse einverleibt. Die Pastilles de Serail werden bereitet, indem man Catechu in dem achtfachen Gewichte einer Mischung von gleichen Theilen Essig und Rosenwasser auflöst, die Lösung filtrirt, das Flüssige abdampft, und dem Rückstande für jedes Loth des angewandten Catechus 1/2 Quentchen Traganthgummilösung, 4 bis 6 Gran Moschus oder Ambra beimischt und den Teig in messingene oder zinnerne, innen polirte und mit etwas Mandel- oder Jasminöl bestrichene Formen von beliebiger Gestalt und Größe preßt und trocknet. (Gewerbezeitung, Organ f. d. bayer. Gewerbstand, Jahrg. 1851, S. 103.) Ueber die Bestandtheile des sogenannten Waldwolle-Extractes; von Dr. J. Schnauß in Jena. Das Waldwolle-Extract, welches in Thüringen ein beliebtes Heilmittel zu werden verspricht, und über dessen Zusammmensetzung der Verf. eine Untersuchung anstellte, bildet eine dickflüssige dunkelbraune Masse von starkem, dem des Terpenthinöls ähnlichen Geruch. Beim Vermischen mit Wasser sondern sich daraus Tröpfchen ätherischen Oels an der Oberfläche der Flüssigkeit aus, während zugleich ein hellbrauner Bodensatz entsteht. Die von diesem Bodensatz abfiltrirte hellbraune Flüssigkeit enthält Gummi, unkrystallisirbaren Zucker, Aepfelsäure und Citronensäure. Der Bodensatz ist ein Gemenge einer huminartigen Materie mit verändertem Chlorophyll. Wird das Extract mit verdünnter Schwefelsäure destillirt, so erhält man neben ätherischem Oel, dessen Geruch von dem des Terpenthinöls verschieden ist, ein wässeriges Destillat, in welchem Essigsäure und Ameisensäure enthalten sind. Diese Säuren müssen in dem Extract mit Basen verbunden seyn, da man sie durch Destillation desselben mit bloßem Wasser nicht im Destillat erhält, obschon das Extract etwas sauer reagirt. (Archiv der Pharmacie, Bd. LXVIII S. 276.) Der Fichtenkäfer und seine Abhaltung von den Fichtenwaldungen. Eine im J. 1832 in der Gemeindewaldung Petit-Mont am westlichen Abhang der Vogesenkette angesäete Fichtenwaldung, welche auf das Schönste herangewachsen war und im Winter 1849/50 zu lichten angefangen wurde, war gegen Ende August 1851 in dem Grade von Insecten überfallen, daß der Boden von jungen Zweigen bedeckt war und die Fichtenpflanzung wie ein vom Hagel getroffenes Feld aussah. Die von Hrn. Chevandier angestellte Untersuchung ergab den Stutzbauchkäfer. Fichtenkäfer (Hilesinus piniperda) als den Thäter, und wies mehrere bei der Abholzung begangene Fehler nach, nämlich: 1) das zu weit getriebene Abtreiben in jungen Fichtenwaldungen, das Zuhochschlagen der Stamme über dem Boden und das lange Liegenlassen des geschlagenen Holzes oder der vom Winde umgerissenen Bäume können bedeutende Verheerungen von Seite des Fichtenkäsers zur Folge haben, 2) da dieser Käfer in der Regel im Monat Juli auskriecht, muß das in Fichtenwaldungen geschlagene Holz vor dieser Zeit schon abgeräumt werden; 3) manchmal erscheint (im Widerspruch mit Ratzeburg) dieses Insect im Spätherbst wiederholt sehr zahlreich (wahrscheinlich in Folge einer zweiten Zeugung, wie es bei mehreren Holzfressern der Fall ist); 4) es dürfen daher den ganzen Sommer hindurch keine gefällten Bäume und kein abgestandenes Holz in den Fichtenwaldungen liegen gelassen werden. – Hr. Eug. Robert machte zwar schon im J. 1847 darauf aufmerksam, daß die Verbreitung besagter Insecten von dem unbehauen liegen bleibenden Holze ausgehe, und empfahl, sobald man deren Larven darin wahrnehme es sogleich zu verbrennen oder zu schälen, indem die Rinde der Sitz des Insectes ist, oder auch solches Holz unter Wasser zu bringen. Hr. Chevandier bemerkt dagegen aber mit Recht, daß wenn man das Insect bereits im Holze findet, diese Mittel zu spät kommen, während, um das Auftreten des Insects sogleich zu bemerken, eine höchst sorgfältige, nie ausführbare Ueberwachung der Wälder erforderlich wäre; durch seinen Vorschlag würde aber dem Erscheinen des Insects im voraus vorgebeugt. (Comptes rendus, Januar 1852, Nr. 2, 3 und 4.) Neuer Dünger, von de Susser. De Susser empfiehlt bei der Benutzung der Düngerstätten dem vorher angesäuerten Dünger 5 bis 6 Procente kieselsaures Natron (Natron-Wasserglas) zuzusetzen. Dadurch glaubt er die Jauchen der Grubeen in feste Massen zu verwandeln, ihren Transport und ihre freiwillige Austrocknung zu erleichtern. Die diesem Verfahren zu Grunde liegende Theorie ist sehr einfach; die zum Dünger zugesetzte Säure setzt die Kieselerde in Freiheit; diese wird hydratisch, bläht sich schwammartig auf und gibt der Masse Festigkeit. Wenn die dem Dünger zuzusetzende Säuremenge nicht zu beträchtlich ist, und dieser Zusatz keinen Schwierigkeiten begegnet, z.B. hinsichtlich des Umrührens, der Vermeidung des Schaums, der Entwickelung von Schwefelwasserstoff, wenn 5 bis 6 Procent des Natron-Wasserglases zur Aufsaugung genügen, so dürfte das von de Susser vorgeschlagene Verfahren Anwendung finden. Der Vortheil würde seyn, den größten Theil der festen Stoffe des Düngers auf ein geringeres Gewicht und Volumen zurückzuführen. De Susser erwähnt, daß die auf angegebene Weise fest gewordenen Massen ein ausgezeichnetes Düngemittel liefern, daß die lösliche Kieselerde, welche sie den Pflanzen darböten, die Kraft der Stengel und der holzigen Theile vermehren, und zuletzt die Production außerordentlich heben würden. (Journal de Pharmacie, Octbr. 1851, S. 266.)