Titel: Beschreibung einer Gaslampe zum Gebrauche in chemischen Laboratorien; von J. J. Pohl, erstem Adjunct am chemischen Laboratorium des k. k. polytechnischen Instituts in Wien.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XI., S. 22
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XI. Beschreibung einer Gaslampe zum Gebrauche in chemischen Laboratorien; von J. J. Pohl, erstem Adjunct am chemischen Laboratorium des k. k. polytechnischen Instituts in Wien. Aus den Sitzungsberichten der Wiener Akademie, mathematisch-naturwissensch. Classe, 1851, S. 576. Mit Abbildungen auf Tab. I. Pohl's Gaslampe zum Gebrauche in chemischen Laboratorien. Die bisher in den chemischen Laboratorien statt der Argand'schen Weingeistlampen, vorzüglich in England, allgemein eingeführten Gasbrenner geben zwar eine ziemlich hohe Temperatur, nehmen aber einen beträchtlichen Raum ein, da der von Griffin construirte Brenner, welcher der am gewöhnlichsten gebrauchte ist, sammt Schornstein eine Höhe von 0,315 Meter und 0,085 Meter im Durchmesser hat, auch setzen dieselben ziemlich viel Ruß ab. Nach Einführung der Gasbeleuchtung im chemischen Laboratorium des k. k. polytechn. Institutes im Jahre 1848, wurden vom Prof. Schrötter viele Versuche angestellt Gaslampen zu construiren, die frei von diesem Uebelstande sind. Diese Aufgabe war aber nicht leicht zu lösen, da in theoretischer Beziehung nur wenig Anhaltspunkte zur Vorausbestimmung der richtigen Form der Brenner gegeben waren, und ein Ueberschuß von zutretender atmosphärischer Luft fast ebenso nachtheilig wirkte, wie eine zu kleine Menge derselben. Im ersten Falle entsteht nämlich eine unstete flackernde Flamme, welche nur wenig Hitze gibt, im zweiten Falle setzen sich beträchtliche Mengen von Ruß ab und die Flamme erzeugt ebenfalls nicht den verlangten Hitzegrad. Dazu kam noch die wechselnde Aenderung des Gasdruckes in den Leitungsröhren, welche im vorliegenden Falle großen Einfluß auf die Menge des ausstömenden Gases in einer gegebenen Zeit hatte. Mit der Fortführung dieser Versuche beschäftigt, gelang es dem Verfasser endlich, alle Schwierigkeiten zu beseitigen und Gaslampen von ganz befriedigender Wirkung herzustellen. Die Einrichtung derselben ist folgende. Fig. 24 auf Tab. 1 stellt in ¼ natürlicher Größe den untern Theil des Brenners und das Gaszuleitungsrohr von der Seite gesehen dar. Der mit a bzeichnete Theil, welcher 0,046 Meter Durchmesser hat, ist, ebenso wie der Ansatz b, centrisch durchbohrt; diese Ausbohrung hat 0,017 Meter im Durchmesser. Die Höhe des Ansatzes b beträgt 0,013 Meter; er ist innen hohl und an der Röhre c befestigt, welche in d den Gasregulirungshahn und bei e die Hülse trägt, mittelst welcher der ganze Brenner auf einem beweglichen gußeisernen Stative fest geklemmt werden kann. Ist nun der Hahn d so gestellt, daß das Leuchtgas aus den Leitungsröhren mittelst eines Kautschukschlauches, der bei f befestigt wird, in den hohlen Raum des Ansatzes b einströmt, so findet dasselbe von hier aus durch die Platte a, mittelst neun runder Oeffnungen von 0,75 Millimeter Durchmesser, welche centrisch zur Metallplatte 0,01 Meter von der äußern Peripherie derselben im Kreise herum liegen und möglichst sorgfältig gebohrt seyn müssen, einen weitern Ausweg. Diese Anordnung wird aus Fig. 25 deutlicher ersichtlich, welche den untern Theil des Brenners von oben gesehen zeigt. In derselben sind die früher erwähnten Bestandtheile mit den gleichen Buchstaben wie in Fig. 24 bezeichnet, nur werden hier noch der Luftcanal g, die Gasausströmungsöffnungen h, h etc., und das Anschraubestück i ersichtlich, mittelst dessen der elastische Gasleitungsschlauch befestigt ist. Fig. 26 ist der Mantel und der obere Theil des Brenners von Messing, in welchem eigentlich die Mischung des unangezündet ausströmenden Leuchtgases mit der atmosphärischen Luft vor sich geht. Dieser Theil ist 0,084 Meter hoch, von conischer Form und hat oben 0,029 Meter, unten aber 0,048 Meter im Durchmesser, er kann an die Platte a des unteren Theiles des Brenners angeschraubt werden. Sein oberes Ende ist mit einem Netze von Messingdraht k überspannt, das auf den Quadratcentimeter 18 Maschen enthält; ebenso sind die an den Seitenwänden 0,013 Meter vom unteren Rande angebrachten sechs kreisrunden Oeffnungen l, von 0,01 Meter Durchmesser, mit diesem Drahtnetze durch einen in das Innere einzuschiebenden Messingreisen überzogen. Diese Oeffnungen sollen den Zutritt der atmosphärischen Luft vermehren, das davor befindliche Drahtgitter aber verhindern, daß das Leuchtgas zum Theil durch dieselben, statt durch die obere Oeffnung, entweiche; es wirkt also hier durch Repulsion. Das Gemisch von Leuchtgas und atmosphärischer Luft, welches sich in dem Metallconus bildet, wird oberhalb des Drahtnetzes k angezündet und brennt da mit einer bläulichen, wenig leuchtenden Flamme. Um die Wirkung der Brenner noch zu erhöhen und die nöthige Ruhe der Flamme zu erzielen, ist an dem Conus, Fig. 26, noch ein Schornstein von Schwarzblech, Fig. 27, anbringbar, dessen Befestigung durch Aufschieben aus den Zeichnungen ersichtlich wird. Dieser Schornstein hat 0,055 Meter Höhe, bei 0,049 Meter Weite; er dient auch unmittelbar als Träger für kleinere Tiegel, Schälchen etc., welche mittelst Drahtdreiecke auf denselben aufgesetzt werden. Fig. 28 zeigt endlich den vollständig zum Gebrauche zusammengestellten Brenner mit abgeschnittenem Gaszuleitungsrohr c. Was die Wirkungen dieses Gasbrenners anlangt, so sind dieselben im hohen Grade befriedigend, vorausgesetzt der gehörigen Reinhaltung und passenden Größe der Gasausströmungsöffnungen. In einem 25 Gramme schweren Platintiegel schmilzt kohlensaures Natron mit Leichtigkeit, und selbst nach stundenlangem Erhitzen setzt sich keine Spur von Ruß an den Tiegel ab. Ziemlich harte Glasröhren, bis 6 Millimeter Durchmesser, können über der Flamme gebogen und ausgezogen werden. Größere Glas-, Porzellan- und Metallgefäße werden beim Erhitzen ebenfalls nicht berußt, wenn man sie etwa in sechs Millimeter Entfernung über dem obern Rand des Schornsteins anbringt und dafür sorgt, daß die Hitze der Flamme die ersteren nicht trifft, in welchem Falle sie leicht springen. Der Verfasser erwähnt dabei noch eine interessante Erscheinung, welche man bei Anwendung der Gasbrenner leicht beobachten kann. Bringt man nämlich einen Platintiegel durch die Gasflamme ins Rothglühen und sperrt dann den Zutritt des Gases ab, so erlischt die Flamme und die Glüherscheinung verschwindet. Oeffnet man aber, nachdem das Glühen bereits vollständig aufgehört hat, von Neuem den Gashahn und läßt kaltes Leuchtgas auf den noch heißen Platintiegel strömen, so kommt derselbe bald wieder in lebhaftes Glühen, das nun beliebig lang unterhalten werden kann, ohne daß eine Entzündung des Leuchtgases eintrete. Es findet also hier der bekannte Davy'sche Glühversuch, der sonst mit Platinschwamm und wohl gereinigten Platinflächen hervorgerufen wird, in einem viel größeren Maaßstabe statt, und er ist von einer langsamen Verbrennung des Leuchtgases begleitet, bei der sich, dem dabei bemerkbaren auffallenden Geruche nach, eigenthümliche Oxydationsproducte bilden. Der Verfasser hat diese Erscheinung selbst mit einem Platintiegel im Gewichte von 83 Grammen, der überdieß noch 3,5 Gramme einer Erdart enthielt, hervorgerufen und ebenso gefunden, daß, vom Verlöschen der Flamme an, 42 Secunden verstreichen können, ehe man den Hahn wieder zu öffnen hat. Dieses Fortglühen des Platins in einem bloßen Leuchtgasstrom bei Zutritt von atmosphärischer Luft findet eine vortheilhafte Anwendung beim Einäschern schwer verbrennbarer Substanzen, die man auf den Deckel eines Platintiegels bringt. Bei Einhaltung des eben beschriebenen Verfahrens wird die Substanz, welche mit sehr viel Luft in Berührung kommt, in kurzer Zeit eingeäschert. Auch der Leidenfrost'sche Versuch wird auf diese Art mit Wasser, Weingeist, Schwefeläther etc. mit Leichtigkeit darstellbar, ja man kann ohne Gefahr den Finger in den Tiegel stecken und sich von der verhältnißmäßig niedrigen Temperatur der rotirenden Flüssigkeit überzeugen. Die Temperatur der Flüssigkeit bei diesem Versuche suchten bereits mehrere Physiker genauer zu bestimmen; für Wasser jedoch wurden bis jetzt nur wenig übereinstimmende Resultate erhalten, wie die Angaben von Baudrimont, ferner von Döbereiner, der 98°,7–101°,2 C. annimmt, und Boutigny's Angaben zu 96°,5 C. beweisen. Nach dem eben Gesagten ein Mittel besitzend, einen Platintiegel ins Glühen bringen zu können, ohne daß er von der sonst störenden Flamme umgeben wäre, tauchte der Verfasser ein auf Glas getheiltes Thermometer in Wasser, das sich in einem glühenden Tiegel befand, und erhielt eine Temperaturangabe von 94,8° C. als Mittel mehrerer Ablesungen, die manchmal um 2–3 Grade von einander differirten. Diese Temperaturangabe betrachtet er jedoch nur als eine vorläufige Annäherung zum richtigen Hitzegrad des rotirenden Wassers, da bei seinen Versuchen das Thermometerrohr nicht vor dem Einflüsse der strahlenden Wärme der Tiegelwände geschützt war, und die angegebene Temperatur daher etwas zu hoch ist.

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