Titel: | Silber-Extractions-Versuche; von A. Patera, k. k. Assistenten an der Montanlehranstalt zu Pribram. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XV., S. 57 |
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XV.
Silber-Extractions-Versuche; von
A. Patera, k. k.
Assistenten an der Montanlehranstalt zu Pribram.
Aus dem Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt
1851, Nr. 3.
Patera's Silber-Extractions-Versuche.
Die Methoden, das Silber durch Salzlösungen aus Erzen zu extrahiren, nehmen die
Aufmerksamkeit der Hüttenleute in hohem Grade in Anspruch. Allenthalben sind
Versuche über diesen hochwichtigen Gegenstand im Gange, und das völlige Gelingen
dieser Operation, von der man sich mit Recht große Vortheile versprechen darf,
scheint nicht mehr ferne zu liegen.
Ich habe bereits im Jahre 1850 zu Pribram versucht, aus den dortigen blendehaltigen
Erzen das Silber mittelst der Durchpressung einer Kochsalzlösung zu extrahiren, und
die hierbei erzielten Resultate (im polytechn. Journal Bd. CXXII S. 209)
veröffentlicht. In Folge der damals erhaltenen günstigen Resultate wurde ich von dem
hohen k. k. Ministerium für Landescultur und Bergwesen mit dem Auftrage beehrt,
Versuche in dieser Richtung mit den Joachimsthaler Erzen anzustellen, und dieselben
in dem Laboratorium der k. k. geologischen Reichsanstalt mit Erzen von verschiedenem
Silbergehalte durchzuführen.
Ich wendete zu denselben Erzquantitäten von einem bis zehn Pfund an, da bei kleineren
Mengen der Schluß auf Ausführbarkeit im Großen sehr gewagt ist, während bei
Verarbeitung noch größerer Erzpartien die leichte Uebersichtlichkeit des Processes
verloren geht, und auch die Nebenarbeiten so viel Zeit und Mühe in Anspruch nehmen,
daß darunter die Hauptaufgabe leidet. Bei dieser Erzmenge konnte das Rösten, Laugen
und das Aufarbeiten der gewonnenen Metalle auf dieselbe Weise vorgenommen werden,
wie dieß im Großen geschieht, es traten dieselben Hindernisse in den Weg, mit denen
man im Großen zu kämpfen hat, nur waren sie leichter wahrzunehmen und zu
beseitigen.
Ich stehe nicht an, die Resultate meiner Versuche zu veröffentlichen, bevor sich die
Methode durch Ausführung im Großen als günstig bewährt hat, da ich glaube, daß sich
von ihnen manche vortheilhafte Abänderung der bisher versuchten Extractionsmethoden
und die Beseitigung mancher bei diesen stattfindenden Uebelstände erwarten
lassen.
Das chlorirende Rösten wurde so vorgenommen, wie dieß in allen Beschreibungen
genügend auseinandergesetzt ist. Es gelang bei dem Joachimsthaler Erzen meistens
gut. Eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron entsilberte das chlorirte Erz rasch, nur in
wenigen Fällen blieben die Rückstände sehr silberreich. Bei einem sehr reichen Erze
von Joachimsthal, welches bei 30 Mark Silber im Centner enthielt, war dieß besonders
auffallend. Die Rückstände waren nach dem ersten Extrahiren noch 23–26
markig. Ich versuchte es, ein nochmaliges Rösten der Rückstände zu vermeiden und
übergoß dieselben mit einem starken Chlorwasser. Das schwarze Rückstandpulver wurde
augenblicklich lichtgrau, es schieden sich Flocken von Chlorsilber ab, welches von
unterschwefligsaurem Natron rasch gelöst wurde, so daß die Rückstände in kurzer Zeit
achtlöthig waren. Weder das ursprüngliche ungeröstete Erz, noch das ohne Kochsalz
geröstete Erzpulver zeigten diese Erscheinung, und das mit Kochsalz geröstete zeigte
sie immer. Es scheint sich unter gewissen Verhältnissen beim Rösten dieser Erze,
welche auch viel metallisches Silber enthalten, durch die Einwirkung des
Eisen- und Kupferchlorides auf dieses, nur Silberchlorür zu bilden, welches
im Ammoniak, in Kochsalzlösung und in unterschwefligsaurem Natron unlöslich ist. Es
war diese Erscheinung bei reichem Erze leicht zu beobachten, während dieselbe bei
einem ärmeren verschwindet. Ich führe sie hier an, weil sie die oft unerklärlich
hohen Rückstandshälte bei ärmeren Erzen, welche oft ohne Grund bei der Extraction
fallen, theilweise erklären kann. Beim Rösten der Joachimsthaler Erze hatte ich auch
Gelegenheit, mich von dem großen Silberabgange zu überzeugen, der bei dieser
Operation stattfindet. — Um diesen Abgang zu vermeiden, werden in
Joachimsthal die reicheren Erzen nicht amalgamirt, sondern mit Bleierzen
verschmolzen, aber auch hierbei ist ein sehr großer Metallabgang schwer zu
vermeiden. Der Silberabgang beträgt 5 bis 9 Procent von dem in Arbeit genommenen
Silber; der Bleiverbrand ist nicht weniger bedeutend, und beträgt 25 bis 66 Pfund
Blei per Mark ausgebrachtes Silber. Ich versuchte es,
eine Methode aufzufinden, um beim Ausbringen des Silbers aus diesen Erzen das Rösten
möglichst zu vermeiden, und die Resultate lassen hoffen, daß dieß gelingen werde.
Das Mineral, dem die Joachimsthaler Erze ihren Silberreichthum verdanken, ist das
Rothgültigerz A′g3
A′″s. Beim
Rösten dieser Erze wird das Schwefelarsen in Arsensäure verwandelt, welche sich mit
dem vorhandenen Basen zu arsensauren Salzen verbindet. Diese werden bei höherer
Temperatur zerlegt. Die Arsensäure wird durch die Einwirkung der desoxydirenden Gase
reducirt und entweicht als arsenige Säure, ein Theil geht als Chlorarsen und ein
Theil vielleicht als Arsenmetall fort. Welche von diesen Verbindungen eigentlich das
Silber mit sich nimmt, ist schwer zu bestimmen, daß jedoch auf diese Weise viel von diesem
Metalle entführt wird, ist Thatsache. Es wäre somit die erste Aufgabe, das Arsen auf
eine dem Silber unschädliche Weise wegzuschaffen.
Es ist bekannt, daß Schwefelarsen in kaustischen und Schwefelkalien löslich ist, es
wird auch in der Analyse durch dieselben von den übrigen Schwefelmetallen getrennt.
Ebenso ist es bekannt, daß sich aus dem Rothgültigerze das Schwefelarsen durch
kaustische Alkalien abscheiden lasse. Ich versuchte es auf Anrathen des Herrn
Sectionsrathes W. Haidinger, dieses Verfahren auf die
reichen Joachimsthaler Erze anzuwenden, und der Erfolg war ein günstiger. Ein Pfund
Erz, von einem Gehalte von beinahe 30 Mark Silber per
Centner wurde bei einer mäßigen Temperatur im Sandbade mit einer Lösung von
Schwefelnatrium behandelt. Das graugrüne Erz wurde in kurzer Zeit schwarz und
veränderte sein Aussehen vollkommen. Die ursprünglich gelbe
Schwefelnatrium-Lösung wurde klar und farblos und enthielt beinahe den ganzen
Arsengehalt des Erzes aufgelöst. Das Arsen war nicht als Schwefelarsen, sondern im
oxydirten Zustande in der Lösung, die kein Schwefelnatrium mehr enthielt, sondern
größtentheils in unterschwefligsaures Natron übergegangen war. Durch
Schwefelwasserstoff fiel das Schwefelarsen mit der ihm eigenthümlichen gelben Farbe,
und die davon getrennte Lauge löste nach Entfernung des Schwefelwasserstoffs
Chlorsilber vollständig auf. Das geschwärzte Erzpulver gab vor dem Löthrohre nur
schwache Arsen-Reaction. Ich versuchte es nun, dasselbe auch auf nassem Wege
zu chloriren, um es zur Extraction vorzubereiten. Karsten
bespricht in dem der k. Akademie der Wissenschaften in Berlin vorgelegten Berichte
über die Amalgamation 1828, S. 15. Versuche die er anstellte, das Schwefelsilber auf
nassem Wege in Chlorsilber zu verwandeln. Er bediente sich des Kupferchlorids,
welches einen Theil des Chlors an das Silber abgibt und sich in Chlorür verwandelt.
Die Versuche wurden in Freiberg auch im Großen angestellt, doch wurden sie bald
wieder eingestellt.
Bei den mit Schwefelnatrium behandelten Erzen hat man es mit dem sehr fein
vertheilten aus dem Rothgültigerze abgeschiedenen Schwefelsilber zu thun, und diesem
Umstände ist es wahrscheinlich zuzuschreiben, daß die Versuche, die ich machte, von
gutem Erfolge begleitet waren. Das Erz wurde nach der Behandlung mit Schwefelnatrium
mit einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd und Kochsalz bei mäßiger Temperatur
durch mehrere Stunden digerirt; die grüne Lösung wurde entfärbt, ein Zeichen daß das
Kupferchlorid in Chlorür verwandelt war. Die farblose Lösung wurde abgegossen, das
Erz gewaschen und mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron ausgelaugt. Der
Rückstand nach dem ersten Auslaugen hielt nur mehr 4 Mark Silber im Centner. Durch
Wiederholung der Operation würde der Halt noch bedeutend geringer werden. Es ist
gewiß, daß schon viel gewonnen ist, wenn man ⅞ von dem im Erze enthaltenen
Silber ohne allen Verlust ausbringt, wie dieß in dem vorliegenden Falle wirklich
geschah; ist der Verlust bei dem letzten Achttheile auch so groß wie gewöhnlich, so
erscheint er doch auf die ganze Silbermenge repartirt sehr unbedeutend.
Die Kosten der Manipulation können voraussichtlich den dadurch erreichten
Metallgewinn bei weitem nicht erreichen. Ich machte den Versuch nur mit den reichen
Erzen; ob sich bei den ärmeren die Kosten auch durch den Metallgewinn decken lassen,
wäre durch Versuche zu ermitteln, obwohl daran kaum zu zweifeln ist, wenn man
bedenkt, wie viel an Silber, Blei, Brennmaterial und Fuhrlöhnen für die Bleierze
erspart wird.
Beim Auslaugen des chlorirten Silbererzes mit heißer concentrirter Kochsalzlösung hat
man mit vielen Uebelständen zu kämpfen. Das Kochen der Lauge ist selbst eine große
Last. Das Kochsalz krystallisirt durch die hölzern Gefäße und macht dieselben
undicht und laugelässig. Durch die ungleiche Erwärmung der
Extractions-Bottiche und die dabei stattfindende ungleiche Ausdehnung bersten
die Reife derselben. Endlich verliert die Kochsalzlauge ihre Lösefähigkeit für
Chlorsilber in dem Maaße als sie durch fremde Salze verunreinigt wird. Der Luft
ausgesetzt, setzt die Lauge basische Salze ab, welche die Filtrirvorrichtungen
verstopfen und theilweise den Gang der Manipulation hemmen. Man hat zwar diese
Störungen durch verschiedene Mittel zu beseitigen gesucht, doch sind sie dadurch nur
für kurze Zeit aus dem Wege geräumt, und mit jeder Circulation der Lauge kehren auch
wieder dieselben Gebrechen zurück. Ich versuchte es, anstatt der concentrirten
heißen Kochsalzlösung eine verdünnte kalte Lösung von unterschwefligsaurem Natron
anzuwenden, und die Versuche gelangen so gut, daß kaum ein Zweifel an der
Verwendbarkeit dieses Salzes bei der Extraction des Silbers im Großen übrig
bleibt.
Das unterschwefligsaure Natron wurde von John Percy in
Swansea 1848 zur Silber-Extraction vorgeschlagen (polytechn. Journal Bd. CXV S. 281).
Das Lösungsvermögen desselben für Chlorsilber ist so groß, daß ein Theil Chlorsilber
nur zwei Theile unterschwefligsaures Natron braucht, während dieselbe Menge
Chlorsilber beiläufig 60 Theile Kochsalz erfordert. Von unterschwefligsaurem Natron
ist nur eine höchst verdünnte Lösung nöthig, während die Kochsalzlauge concentrirt
seyn muß. Der Preis
des unterschwefligsauren Natrons war bis jetzt ein übertrieben hoher, da es nicht im
Großen dargestellt wurde. Bedenkt man aber, daß dasselbe aus Schwefelnatrium durch
Hineinleiten von schwefliger Säure dargestellt wird, während die Preise des
Glaubersalzes zur Erzeugung des Schwefelnatriums und der Schwefelsäure zu Erzeugung
der schwefligen Säure sehr billig sind, erwägt man, daß eine Lösung von
Schwefelnatrium der Luft ausgesetzt sich größtentheils in unterschwefligsaures
Natron verwandelt, was, wenn die Lösung verdünnt war, in wenigen Tagen erfolgt: so
erkennt man leicht, daß die Anwendung des unterschwefligsauren Natrons billiger
kommen wird als die des Kochsalzes. Ich wendete zum Auslaugen eine Lösung von einem
Gewichtstheile dieses Salzes in hundert Gewichtstheilen Wasser an. Bei Anwendung
einer concentrirten Lösung wurde das gewonnene Silber sehr unrein, da sich viele von
den anwesenden Metalloxyden mit dem Chorsilber auflösten. Ueberhaupt ist die zuerst
durchgehende Lauge am reinsten, dieselbe wird immer ärmer an Silber und reicher an
fremden Metallen, so daß das zuletzt gewonnene Silber nur einen sehr geringen
Feingehalt hat. Es wäre daher vielleicht vortheilhaft, die erste Lauge von der
übrigen silberärmeren zu trennen und für sich zu verarbeiten.
Ein wesentlicher Vortheil läßt sich bei dem Auslaugen, sowohl beim Gebrauche des
Kochsalzes als auch beim unterschwefligsauren Natron, von der Anwendung eines
höheren Druckes beim Filtriren erwarten. Der Apparat, dessen ich mich hierzu
bediente, besteht aus einem hölzernen, mit eisernen Schraubreifen versehenen Gefäße,
auf welches der ebenfalls mit Eisen beschlagene Deckel mittelst eines Bügels
aufgeschraubt werden kann; als Liederung dient ein Ring von Kautschuk. In eine im
Deckel angebrachte Oeffnung paßt die Pipe des Einfallrohres, dessen unterer Theil
der Bequemlichkeit halber ebenfalls aus Kautschuk besteht. Das Einfallrohr ist 8
Schuh lang und ist am oberen Ende mit einem Trichter versehen, um die Lauge bequem
aufgießen zu können. In dem hölzernen Gefäße befindet sich die Filtrirvorrichtung,
die aus einer hölzernen durchlöcherten Scheibe und darüber gespannter grober
Leinwand besteht. Auf dieses Filtrum wird das geröstete Erz gegeben, welches wieder
mit einer hölzernen mit Leinwand überzogenen Scheibe bedeckt wird, damit der
Laugenstrahl nicht das Erz aufwühle. Am Boden des Gefäßes ist die Abflußpipe
angebracht. Der Druck der Flüssigkeitssäule von 8 Schuh macht das Kochen der
Kochsalzlauge entbehrlich, und die Operation geht weit rascher als das gewöhnliche
Filtriren.
Um mich von dem Nutzen der Anwendung des hohen Druckes beim Auslaugen mit
Salzlösungen zu überzeugen, machte ich folgende Versuche. Ich nahm eine größere
Partie gerösteten Erzes von einem Silbergehalte von 9½ Loth pro Centner, brachte gleiche Gewichtsmengen davon
(1½ Pfund) in gläserne Cylinder, welche unten in einem Trichter endeten. Die
Cylinder hatten gleiche Dimensionen, so daß die Erzschicht in allen gleich groß war.
Ich preßte nun durch die erste Partie eine verdünnte Lösung von unterschwefligsaurem
Natron, unter dem Drucke einer Flüssigkeitssäule von 8 Schuh, durch die zweite
filtrirte ich eine gleiche Lösung ohne hohen Druck, durch die dritte filtrirte ich
eine heiße concentrirte Kochsalzlösung, durch die vierte preßte ich eine kalte
concentrirte Kochsalzlösung, endlich durch die fünfte filtrirte ich eine kalte
concentrirte Kochsalzlösung ohne höheren Druck. Das bei jedem Versuche zuerst
Ablaufende wurde in einer Flasche von bekanntem InhalteDie Flasche faßte gerade 1 Pfd. Wasser. aufgefangen, wobei die
Zeit, welche zum Füllen der Flasche nöthig war, bemerkt wurde. Die durchlaufenden
Lösungen wurden mit Schwefelnatrium versetzt, das gefällte Schwefelsilber abfiltrirt
und cupellirt. Die bei 1 und 2 erhaltenen Körner differirten im Gewichte beinahe gar
nicht, eben so wenig differirten die bei 3, 4 und 5 erhaltenen.
Die Resultate waren folgende: 1) die Flasche war in 2 Minuten gefüllt, das Silberkorn
wog 3 Probir-Pfunde; 2) die Flasche war in 30 Minuten gefüllt, das Silberkorn
wog 3 Probir-Pfunde; 3) die Flasche war in 30 Minuten gefüllt, das Silberkorn
wog 2,75 Probir-Pfunde; 4) die Flasche war in 2½ Minuten gefüllt, das
Silberkorn wog 2,75 Probir-Pfunde; 5) die Flasche war in 45 Minuten gefüllt,
das Silberkorn wog 2,75 Probir-Pfund.
Man kann hieraus ersehen, daß sich eine bedeutende Zeitersparung von der Anwendung
des Druckes erwarten läßt.
Fällt man das Silber aus der Lauge von unterschwefligsaurem Natron mit metallischem
Kupfer, so wird sowohl die Lauge als auch das gefällte Silber durch Kupfer
verunreinigt. Die Lauge wird auch dadurch theilweise zersetzt, und fällte man das
gelöste Kupfer wieder durch Eisen, so würde die Lauge in kurzer Zeit völlig
unbrauchbar seyn. Ich bediente mich daher zur Fällung Anfangs des
Schwefelwasserstoffgases, und da dieß viel Unbequemlichkeit hatte, des
Schwefelnatriums. Das Schwefelnatrium, durch Reduction des schwefelsauren Natrons
mit Kohle erhalten, eignet sich vorzüglich hierzu, es ist leicht dargestellt und
sehr bequem anzuwendeu. Die Schefelmetalle setzen sich schnell zu Boden, die Lauge wird vollkommen
gereinigt, und da das unterschwefligsaure Natron ein Zersetzungsproduct des
Schwefelnatriums ist, so wird die Lauge bei jeder Fällung erneuert. Hat man nicht
einen gar zu großen Ueberschuß des Fällungsmittels angewandt, so kann die Lauge
beinahe augenblicklich wieder zur Extraction verwendet werden. Ich benutzte dieselbe
Lauge beinahe ein halbes Jahr hindurch, sie wurde in dieser Zeit wohl zehnmal mit
Metallen angereichert und durch Schwefelnatrium wieder gereinigt, ohne daß eine
Zersetzung oder Abnahme an Lösefähigkeit bemerkbar wurde. Die gefällten
Schwefelmetalle enthalten bei 60 Procent Silber, und geben durch ein einfaches
Schmelzen mit Eisengranalien und Umrühren der geschmolzenen Masse mit einer
glühenden Eisenstange ein Silber von einem Feinhalte von 15 Loth 5 Gran pro Mark. Der beim Schmelzen der Schwefelmetalle mit
Eisen fallende Stein ist silberhältig und wird zur Extraction zurückgegeben.
Es dürfte die Fällung mittelst Schwefelnatrium auch bei Anwendung des Kochsalzes als
Extractionsmittel benutzt werden, um die Salzlösung so rein als möglich von den
übrigen Metallen zu erhalten. Hier eignet sich wieder besonders die Anwendung eines
höheren Druckes, da sich hierdurch auch viele basische Salze, Chlorblei etc.
großentheils entfernen lassen.
Die Rückstände, die ich bei den Versuchen mit Joachimsthaler Erzen erhielt,
enthielten weniger Silber, als die bei der Amalgamation dieser Erze fallenden
Rückstände (¾ bis 1 Loth). Meine Rückstände hatten nach dem ersten Auslaugen
wohl noch einen Silberhalt von 1 bis 1½ Loth pro
Ctr., aber ihre Menge betrug nur 50 bis 60 Proc. von dem in Arbeit genommenen Erze,
während die Amalgamirrückstände 75 bis 95 Proc. und häufig noch mehr betragen. Bei
der Extraction ist es vortheilhaft, die beim Rösten gebildeten Vitriole durch
Auswaschen mit Wasser zu entfernen, während bei der Amalgamation diese Salze den
Proceß befördern, im Amalgamirfasse durch das Eisen in basische Salze verwandelt
werden, und so das Haufwerk der Rückstände vermehren.
Die bisherigen Versuche, die Rückstände weiter zu entsilbern, gaben keine günstigen
Resultate; ich versuchte es durch eine Lösung von unterchlorigsaurem Kalk mit einem
Zusatze von Salzsäure, das rückständige Silber zu chloriren, aber es löste sich so
Vieles von den übrigen Oxyden, daß die ursprünglich 1½löthigen Rückstände nun
2löthig waren, obwohl sich Silber aufgelöst hatte. Ein nochmaliges Rösten mit
Kochsalz und Kupfervitriol gab auch keine bessern Resultate. Es herrschen über den
Zustand des Silbers, worin sich dasselbe in den Rückständen befindet, verschiedene Ansichten; es ist
jedoch schwierig die eine oder die andere zu beweisen. Mir ist es am
wahrscheinlichsten, daß vorzüglich bei der Extraction eine höchst mögliche
Zerkleinerung der Erze von größter Wichtigkeit sey, denn bei kleineren Quantitäten,
die ich durch Beuteln durch Leinwand so fein als möglich pulverte, gelang es, den
Halt der Rückstände bedeutend weiter herab zu bringen.
So weit, wie im Vorstehenden auseinandergesetzt wurde, gingen meine bisher gemachten
Versuche; sollte es mir gestattet werden das hier mitgetheilte Verfahren auch im
Großen zu versuchen, so werde ich seiner Zeit auch die hiebei gemachten Erfahrungen
zur allgemeinen Kenntniß bringen.