Titel: Beschreibung des patentirten Erdbohrers von Hrn. F. Laué in Wildegg, Kanton Aargau.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XXXIX., S. 165
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XXXIX. Beschreibung des patentirten Erdbohrers von Hrn. F. Laué in Wildegg, Kanton Aargau. Aus dem schweizerischen Gewerbeblatt, 1852, Nr. 2. Mit Abbildungen auf Tab. III. Laué's Erdbohrer. In der schweizerischen Abtheilung der Londoner Industrie-Ausstellung war dieser in Oesterreich, Frankreich und England patentirte Apparat ausgestellt, und erhielt eine Preismedaille. Wir verdanken dem Erfinder desselben die Mittheilung vollständiger Abbildungen, mittelst deren wir unsern Lesern genaue Einsicht in die neue Einrichtung, die für das Bohren artesischer Brunnen wichtige Folgen haben wird, zu gewähren hoffen. Es ist auffallend, wie sehr die Mittel, uns mit den tief unter uns liegenden Schätzen der Erde bekannt zu machen, zurückgeblieben sind, im Vergleich zu der Vervollkommnung der Communicationen über der Erde. Es ist vollkommen wahr, daß, so lange man den Erdbohrer kennt, in seiner Construction und der Art seiner Anwendung nur sehr wenig tiefergreifende Verbesserungen eingetreten sind. Es gilt darum in der öffentlichen Meinung noch immer für eine gewaltig schwierige Sache, ein tieferes Bohrloch zu schlagen, eine Arbeit, welche die Kräfte eines Privaten weit übersteigt. Ein wesentlicher Fortschritt im Bohrgeschäfte ist der Gedanke, den Bohrer oder Meißel allein durch sein Gewicht wirken zu lassen, anstatt, wie früher, sammt dem ganzen Gestäng, ihm zu dem Zweck gewissermaßen seinen Fall zu geben, und, was eine Folge dieser Idee war, das Gestäng dünner, leichter, weniger kostspielig zn machen. Die Art der Verbindung zwischen Meißel und Gestäng war bei dieser Erfindung das zu lösende Problem, und es ist ganz befriedigend gelöst durch die sogenannte Rutschschere von Kind, des Mannes, der in die Bohrarbeiten einen frischen Schwung zu bringen wußte. Wenn mit dieser folgereichen Erfindung vieles für die Sicherheit und Kostenverminderung der Bohrarbeiten gethan war, so hat diejenige, worüber wir zu berichten haben, den Zweck größerer Arbeitsleistung. Und dieser Zweck wird dadurch nach mehrjährigen Erfahrungen vollkommen erreicht. Das Princip dieser Erfindung beruht in der Verbindung des sogenannten Bohrlöffels mit dem Meißel, so daß das Bohren und Löffeln nicht mehr getrennte Operationen, sondern in einer Arbeit vereinigt sind. Ehe wir den Apparat beschreiben, haben wir anzuführen, daß in England ein Patent auf die nämliche Sache genommen wurde von einem gewissen Goßwych Gard. Dieses ist vom 21. October 1847, während der hier beschriebene Apparat schon 1846 in England patentirt wurde. Die Beschreibung jenes ungültigen Patents gibt indessen nichts mehr als die Grundidee, mit welcher ein Leser, falls er sie ausführen will, nichts weiter beginnen kann, als von vorn anfangen und Constructionen Probiren; zudem sieht man jener Beschreibung an, daß die Vorrichtung noch nicht die Probe der Erfahrung bestanden. Fig. 1 stellt den Grundriß eines Bohrschachtes mit dem Bohrloch und der Hebevorrichtung für das Gestänge vor. Fig. 3 dasselbe in senkrechter Ansicht. Fig. 4 eine Verticalansicht der Theile d, e, f und des Gerüstes, worin sie befestigt sind. Diese Ansicht steht senkrecht zu der Fig. 3. Fig. 2 ist die Grundansicht der Theile g, h, i, k, l von Fig. 3. Alle diese Figuren geben bloß Anschauung von dem Bohrgerüste und den Theilen der Vorrichtung, durch welche die Bewegung des Bohrgestänges bewirkt wird. Wir halten es nicht für überflüssig, sie näher zu beschreiben, weil sie sich als die einfachsten bewährt haben, und zwar bei jahrelang fortgesetzten Bohrversuchen durch Wasserkraft. Die Buchstaben bedeuten in allen diesen Figuren das Nämliche, a der Bohrschacht, bis in die Tiefe geführt, wo der Felsen ansteht. b das Seil, mit welchem das Gestänge an den Hebel c befestigt ist. Der Theil, in welchen der Schlupf des Seils unmittelbar gehängt ist, heißt Krükel, und dient in der doppelten Absicht, 1) das Gestänge in die rechte Stellung hinabzuhängen und nach erfolgtem Schlag dasselbe etwas zu drehen, so daß der Bohrer nach und nach eine Bewegung um seine Achse macht. Im erstern Fall dreht sich die Schraube, im zweiten muß sie stille stehen, was durch die parallel mit ihr angebrachte Leitstange bewirkt wird. Der Hebel c hat drei verschiedene Durchbohrungen, durch welche, je nach Bedürfniß, mittelst eines eingesteckten Bolzen der Unterstützungspunkt verändert werden kann, so daß mit dem Tieferniedergehen des Bohrlochs die größere Last des Gestänges ausgeglichen werden kann. d ist ein gleicharmiger Hebel, auf der gleichen Achse mit dem gezahnten Rade f sitzend; an beiden Enden trägt er zwei eiserne Rollen, um leichter über den Bohrhebel c wegzugleiten. Das Rad f wird von einem kleinern Getrieb in Bewegung gesetzt, das mit der Scheibe e auf der gleichen Achse sitzt. Diese Scheibe ist durch einen Riemen mit der Welle des Wasserrades in Verbindung. Die Theile g, h, i, k, l, in Fig. 2 und 3, dienen, um das Gestänge mit Meißel und Löffel aus dem Bohrloch herauf zu winden. An einer horizontalen Achse ist die Scheibe g und die Kurbel h befestigt. Auf der gleichen Achse sitzt ein kleineres Zabnrad, das in das große e eingreift, mit welchem sich die Welle i dreht, so daß das Seil k auf- und abgewickelt wird. Das Seil geht bis ganz in den obersten Theil des Bohrthurms und dort über eine Rolle, damit beim Ausziehen immer ein möglichst langes Stück über die Oeffnung des Bohrlochs gehoben und abgeschraubt werden kann. Die Scheibe g dient, um beim Niederlassen des Gestänges die Drehung und das Abwickeln des Seiles so oft zu hemmen, als nöthig ist.Für Fig. 1 bis 4 kann man sich den zugehörigen Maaßstab leicht selbst entwerfen, da die Weite des Bohrschachtes im Lichten gerade sechs Fuß Schweizermaaß beträgt. Fig. 5 stellt den untersten, das eigentliche Bohren bewirkenden Theil des Apparates dar. Derselbe ist, zerlegt in seine einzelnen Bestandtheile, für die der beigesetzte Maaßstab gültig ist, von Fig. 6 bis 14 genauer abgebildet. Fig. 6 ist der Bohrer. Fig. 7 zeigt, wie die Hülse über denselben geschoben ist, so daß sie sich von der achteckigen Stange des Bohrers beim Arbeiten nicht losmachen kann. Fig. 8 ist ein Durchschnitt durch den Bohrer der Länge nach. In Fig. 6 und 8 ist die Durchbohrung desselben sichtbar, die im obern Theile mit dem Ventil p endigt. Die spiralförmige Stahlfeder dient, um die Hülse, die so lange gewaltsam niedergedrückt wird, bis die über den Bohrer passende Röhre mit Schraubenmutter befestigt ist, gegen die letztere festzudrücken und sie mittelst der entsprechenden Ausschnitte in unveränderter Lage zu erhalten. Das zunächst über dem Bohrmeißel anzubringende Stück ist Fig. 14 eine lange schmiedeiserne durchbohrte Röhre. Diese dient als Löffel, und zwar während des Bohrens selbst. Der Bohrschlamm wird durch die Durchbohrung und das Ventil p beim Niederfallen des Gestänges in die Höhe geschlagen, und sammelt sich in der Röhre darüber an, weil das Ventil beim Heben des Gestänges sich wieder schließt. Hat man Werkstätten in der Nähe, die gut eingerichtet sind, so daß sie eine recht lange schmiedeiserne Säule durchbohrt liefern können, so thut man besser, man nimmt nur eine solche. Ist dazu aber nicht Gelegenheit gegeben, oder gebietet es die Rücksicht auf leichtere Versendbarkeit, so befestigt man zwei deren über einander, und zwar so, wie Fig. 10 in äußerer Ansicht, und Fig. 12 im Durchschnitt zeigt, durch ein Mittelstück und zwei ähnliche Hülsen und Spiralfedern, wie unten beim Anfügen des Bohrers gezeigt worden. Ein solcher oberer Theil des hohlen Rohres endet, wie Fig. 9 im Durchschnitt und Fig. 11 in äußerer Ansicht zeigen. Es hat die der Länge nach gehende Durchbohrung eine kleine Oeffnung nach oben, durch welche das Wasser, das mit in den Löffel getrieben worden, abfließen kann, während der Schlamm im untern Theile sitzen bleibt. Eine Röhre von 24 bis 30 Fuß ist nicht zu lang. Der kopf der hohlen schmiedeisernen Röhre ist mit der Rutschschere, und diese mit dem Gestäng verbunden. Es kann leicht eingesehen werden, daß diese Vorrichtung große Beschleunigung des Bohrgeschäftes bieten muß, und zwar ist ihr Vortheil ein doppelter: Man bemerkt beim Bohren mit dem gewöhnlichen Apparat nach einiger Zeit, wenn der Bohrer Gesteintheile losgesprengt hat, daß sein Vordringen sehr langsam stattfindet und bald aufhört, weil ihn der erzeugte Schlamm hindert, mit ungebrochener Kraft auf das feste Gestein zu wirken. Wird der Schlamm aber in die Röhre getrieben, so hört dieser Uebelstand auf. Es ist aber ferner, namentlich wenn einmal eine größere Tiefe erreicht ist, ein mühsames und zeitraubendes Geschäft, die ganze Länge des Gestänges heraufzuwinden und den Löffel einzusenken, dann zu löffeln und das Gestänge wieder niederzulassen. Diese Arbeit wird bedeutend verkürzt durch die beschriebene Combination von Bohrer und Löffel. In ungefähr drei Monaten, mit Hülfe eines einzigen Arbeiters, wurde durch Wasserkraft ein über 300 Fuß tiefes Bohrloch in den harten Schichten des obern Jura mit dieser Vorrichtung erbohrt. Bolley.

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