Titel: | Verbesserungen an Dampfmaschinen und Regulatoren, welche sich James Whitelaw in Johnstone, Renfrew, am 31. Juli 1851 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. LXXIII., S. 323 |
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LXXIII.
Verbesserungen an Dampfmaschinen und Regulatoren,
welche sich James
Whitelaw in Johnstone, Renfrew, am 31. Juli 1851 patentiren ließ.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, März
1852, S. 51.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Whitelaw's Verbesserungen an Dampfmaschinen und
Regulatoren.
Fig. 2 stellt
die Skizze der verbesserten Maschine, welche bei einem Schraubendampfer angebracht
werden kann, im Querschnitte dar. Der Cylinder A ist auf
der einen Seite des Schiffes angeordnet und die Kolbenstange durch Gelenke mit dem
Ende B des Balancier verbunden. Die Umdrehungsachse des
letzteren liegt der Kolbenstange näher als der Lenkstange, und zwar ist der Arm C, D des Balancier doppelt
so groß, als der Arm B, C.
Auf diese Weise hat die Maschine einen kurzen Hub, und gestattet daher eine
Geschwindigkeit, welche hinreicht um den Propeller direct, d. h. ohne
eingeschaltetes Räderwerk, zu treiben. Außerdem gewährt der reducirte Druck auf die Kurbel und
die größere Länge der letzteren bedeutende Vortheile der gewöhnlichen Construction
gegenüber. Die in Rede stehende Maschine ist ferner wohlfeiler in ihrer
Construction, leichter, und nimmt weniger Raum als die gewöhnliche Maschine ein. Die
Cylinder können, statt neben einander, zu beiden Seiten des Schiffes angeordnet
werden, so daß sie einander balanciren.
Fig. 3 ist die
Skizze einer Maschine mit horizontalem Cylinder. Die Kolbenstange des Cylinders A ist durch ein Gelenk B mit
der Mitte eines um C drehbaren Balancier C, D verbunden. Das Ende D des letzteren theilt seine Bewegung, welche ungefähr
doppelt so groß wie die des Kolbens ist, mit Hülse der Lenkstange F der langen Kurbel E mit.
Das andere Ende des Balancier kann zum Betrieb einer Pumpe mit Hülfe des Arms G benützt werden.
Fig. 4 ist die
Skizze einer Maschine mit verticalen Cylindern und Balanciers, die sehr nahe an der
Krummzapfenwelle angebracht sind. Die Cylinder A sind
mit hohlen Stangen B versehen, welche an die Kolben
befestigt sind und wie gewöhnliche Kolbenstangen durch Stopfbüchsen der
Cylinderdeckel treten. Die Kolben sind bei C mit den
unteren Enden der Gelenke D verbunden, welche sich in
die Höhlung der Cylinder hinab erstrecken und an ihren oberen Enden E mit den kurzen Armen der um F drehbaren Balanciers verbunden sind. Die längeren Arme dieser Balanciers
stehen bei G mit den kurzen Stangen H, und diese wieder bei I
mit den oberen Enden der Verbindungsstangen J in
Verbindung. Die letzteren erstrecken sich abwärts nach den Kurbelzapfen K der Hauptwelle L. Die
kurzen Gelenke H vermehren im vorliegenden Falle in der
That die effective Länge der Hauptverbindungsstangen J,
d. h. G I + I K ist als die
eigentliche Länge der letzteren zu betrachten. Die oberen Enden der Gelenke H werden daher nicht in verticaler Richtung geführt,
sondern jeder Balancier wirkt, mit Hülfe der oscillirenden, an die Achsen F befestigten Hebel M, in
Beziehung auf die Lenkstange des andern als Führung. Die Hebel M stehen durch die Stangen N
mit den Lenkstangen G, I, K in Verbindung. Auf diese
Weise dient jeder Balancier der Lenkstange des andern als Führung und veranlaßt
diese unter dem geeigneten Winkel auf den Krummzapfen zu wirken. Die von den
Balanciers herabhängenden Stangen O können zum Betrieb
der Luftpumpen oder Kaltwasserpumpen verwendet werden.
Fig. 5 ist eine
Woolf'sche Expansions-Dampfmaschine mit
doppeltem Cylinder und den in Rede stehenden Verbesserungen. A ist die
Drehungsachse des Balancier. Zu beiden Seiten derselben sind in geeigneten Abständen
von einander der Hochdruckcylinder B und der
Niederdruckcylinder C angeordnet, deren Kolbenstangen
bei D und E mit dem
Balancier verbunden sind. Von F erstreckt sich die
Lenkstange nach dem Kurbelzapfen G hinab. Es wirkt
demnach hier der vereinigte Dampfdruck gegen zwei Kolben von kurzem Hub auf eine
lange Kurbel. Diese Wirkung des Dampfdruckes gegen jeden Kolben wird zu beiden
Seiten des Hauptdrehungspunktes balancirt. Die zwischen den Cylindern
communicirenden Dampfwege sind gerader als bei der gewöhnlichen Woolf'schen Maschine, insofern der Dampf von dem oberen
Ende des kleinen Cylinders direct in das correspondirende obere Ende des größeren
übergeht; da ferner ein Cylinder dem andern nahe liegt, so sind die verbindenden
Dampfcanäle kürzer als bei andern Maschinen dieser Art.
Die Erfindung bezieht sich ferner auf Verbesserungen an Regulatoren. Fig. 6 stellt einen
solchen Regulator mit seinem regulirenden Mechanismus im Seitenaufriß dar. Fig. 7 ist ein
Horizontaldurchschnitt der Spindel mit dem unteren verschiebbaren Querstück, Fig. 8 der
Grundriß des expandirenden Excentricums, Fig. 9 eine Skizze eines
der adjustirenden Sternräder mit dem Einfall.
Das zum Betrieb des Expansionsventils dienliche Excentricum A wird durch eine spiralförmige Leiste B
herumgeführt, welche sich an dem unteren Ende der Regulatorspindel befindet, und ist
mit einer langen und lose auf die Spindel passenden Büchse C versehen, die sich aufwärts erstreckt, um die Verbindung mit dem Pendel
herzustellen. Wenn nun die Regulatorkugeln in Folge der erhöhten Geschwindigkeit
weiter aus einander fliegen, so ziehen sie das Excentricum aufwärts und geben ihm
vermittelst der spiralförmigen Leiste B eine solche
Stellung, daß dadurch der Dampf früher abgeschnitten wird; fallen dagegen in Folge
der Verminderung der Geschwindigkeit die Kugeln zusammen, so sinkt das Excentricum
in seine ursprüngliche Lage zurück. Auf diese Weise stellt das Auf- oder
Niedergleiten der verschiebbaren Röhre D des Regulators
das Excentricum A vor oder zurück, und ändert dadurch
die Größe der Expansion. Das untere Ende der Hülse D ist
mit einem Querstück E versehen, dessen Enden die
senkrechten Achsen der Sternräder F aufnehmen, welche
mit der Spindel des Regulators umlaufen. An den zu beiden Seiten der
Regulatorspindel angeordneten festen Trägern G befinden
sich zwei paar Zähne H und I. Wenn die Maschine ihre normale Geschwindigkeit hat, so rotiren die
Sternräder F mit der Regulatorspindel außer dem Bereich
der Zähne H und I. Nimmt
jedoch die
Geschwindigkeit der Maschine zu, so kommen die inneren Theile der Peripherien der
Sternräder F mit dem inneren und höheren Zähnepaare H in Berührung, wodurch die Sternräder eine Bewegung um
ihre eigene Achse erhalten. Rotirt der Regulator in der durch die Pfeile Fig. 6
angedeuteten Richtung, so drehen sich die Sternräder in der gleichfalls durch Pfeile
bezeichneten Richtung. Nimmt dagegen die Geschwindigkeit der Maschine ab, so kommt
der äußere Theil der Peripherie der Sternräder mit den äußeren Zähnen I der Träger in Berührung, was die Drehung der
Sternräder nach der entgegengesetzten Richtung zur Folge hat.
Diese beiden entgegengesetzten Bewegungen der Sternräder erzeugen mit Hülfe ihrer
Spindeln I eine weitere secundäre Wirkung, wodurch die
Geschwindigkeit der Maschine vermittelst der Expansionsventile regulirt wird. Die
Spindeln sind nämlich an ihren unteren Enden mit Schraubengängen versehen und treten
durch die an den Querstangen K des Excentricums A befindlichen Muttern. Dieses Querstück paßt lose in
eine ringförmige Rinne des Excentricumhalses und enthält eine seitliche Hervorragung
L, welche in einer kurzen Rinne der Regulatorspindel
läuft und dem Querstück während seiner Auf- und Niederbewegung als verticale
Führung dient, während das Excentricum rotirt. Die senkrechte Bewegung der Hülse D wird auf ähnliche Weise mittelst eines an ihr
angebrachten Schlitzes durch eine flache Hervorragung der Spindel des Excentricums
geleitet. Da das Excentricum A durch die Auf-
oder Niederbewegung der Hülse D eine Drehung nach der
einen oder der andern Richtung erhält, so wird dadurch auch den Sternrädern F eine entsprechende theilweise Drehung ertheilt, indem
sie mit der einen oder der andern der stationären Stifte H,
I in Berührung kommen; und somit erhält das Excentricum vermittelst der
Schraubenspindel I noch eine secundäre Bewegung, die es
noch weiter vor- oder rückwärts stellt. Dieser Vorgang findet so lange statt,
bis die Maschine ihren richtigen Gang erlangt hat, wo dann die beiden Sternräder
zwischen den festen Zähnen H, I sich drehen, ohne sie zu
berühren.