Titel: | Ueber einen von Hrn. Pauwels construirten Apparat um den Druck des Leuchtgases im Innern der Nebenröhren zu reguliren; Bericht von Hrn. Combes. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. LXXVIII., S. 335 |
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LXXVIII.
Ueber einen von Hrn. Pauwels construirten Apparat um den Druck des
Leuchtgases im Innern der Nebenröhren zu reguliren; Bericht von Hrn. Combes.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Januar
und März 1852.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Combes, über einen Apparat um den Druck des Leuchtgases zu
reguliren.
Das Leuchtgas wird aus den großen Gasometern welche während des Tags mit ihm gefüllt
worden sind, an alle Stellen des Gebiets welches die Gasanstalt versieht, durch
Röhren geleitet, welche aus Gußeisen oder mit Erdharz überzogenem Eisenblech, bisweilen auch
aus Thon bestehen und in geringer Tiefe unter dem Straßenpflaster eingegraben sind;
mit diesen Hauptröhren ist eine Menge kleiner Nebenröhren verbunden, welche sich
wieder in andere kleinere Röhren verzweigen, deren jede an einem der zu speisenden
Brenner ausmündet.
Das Gas strömt dem Brenner mit einer Geschwindigkeit zu, welche durch den Ueberschuß
der Spannkraft des Gases in der Leitung, über den Druck der umgebenden Atmosphäre
bestimmt wird. Wenn der gewöhnliche Manometer einen Ueberschuß von Spannkraft
anzeigt, welcher einer Wassersäule von 12 bis 15 Millimet. Höhe entspricht, so kann
man einer guten Speisung der Brenner versichert seyn. Jeder größere Ueberschuß
verursacht einen größeren Gasverlust, einerseits durch die zufälligen Fugen welche
bei den zahlreichen Verbindungen der Haupt- und Zweigröhren unvermeidlich
sind, und andererseits durch die Brenner denen das Gas zu reichlich zuströmt. Man
kann allerdings das Ausströmen durch die Brenner mäßigen, indem man den besondern
Hahn, welcher sich vor jedem derselben befindet, theilweise schließt; aber man
vernachlässigt dieß meistentheils und es kann schon deßwegen nicht immer geschehen,
weil der Druck in den Leitungen häufig wechselt; in Folge hiervon verbrennt das Gas
oft unvollkommen und mit Rauch. Der Gasverlust ist manchmal ungeheuer groß; es ist
nicht sehr selten, daß er über 25 Procent der Gesammtproduction einer Anstalt steigt
welche ein sehr ausgedehntes Gebiet versieht. Bei den günstigsten Umständen beträgt
er nicht unter 10 Proc.; er ist daher in gewissen Fällen eine schwere Last für die
Gasgesellschaften, aber auch für die Gesundheit nachtheilig.
Die Ursachen welche den Druck des Gases über den streng nothwendigen in den
verschiedenen Theilen ausgedehnter Leitungen steigern, sind verschiedenartige; die
wichtigste ist der Widerstand in Folge der Reibung
welcher das Gas auf seinem Wege durch die Leitungen ausgesetzt ist. Wegen dieses
Widerstandes kann eine Flüssigkeit oder eine Luftart in einem horizontalen Rohr
nicht circuliren, ohne daß der Druck im Sinne der stattfindenden Circulation
beständig abnimmt. Damit das aus den Gasbehältern der Anstalt zu sendende Gas zu den
äußersten Leitungen (welche oft 2 oder 3 Kilometer entfernt sind) mit dem Druck
gelangt welcher zur guten Speisung der Brenner streng nothwendig ist und z. B. 10
Millimeter Wasser betragen kann, muß man folglich in den Gasometern einen desto größeren Druck unterhalten, je zahlreicher die
Leitungsröhren sind, je kleiner ihr Durchmesser und je beträchtlicher der Gasverbrauch in einer
gegebenen Zeit ist. Die meisten Gasanstalten in Paris müssen zu der Zeit wo
sämmtliche Brenner angezündet sind, in den Gasometern einen Druck unterhalten
welcher 80 bis 100 Millimeter Wassersäule über denjenigen der umgebenden Atmosphäre
beträgt. Dieser Druck sinkt um 1 bis 2 Centimeter (10 bis 20 Millimeter) beim
Eintritt des Gases in die Leitungen; er beträgt folglich 60 bis 80 Millimeter Wasser
am Anfang der Hauptröhre und derjenigen Nebenröhren welche sich zunächst der Anstalt
befinden, und nimmt allmählich in den einen wie in den andern ab, in dem Maaße als
sie sich von der Anstalt entfernen. Der Reibungswiderstand wächst mit der
Geschwindigkeit des sich bewegenden Gases, und zwar ziemlich im Verhältniß des
Quadrats dieser Geschwindigkeit; wenn man daher eine große Anzahl von Brennern,
welche durch ein Röhrensystem gespeist werden, zugleich auslöscht, so wird man
sehen, daß der Druck in allen Leitungen zugleich zunimmt, obgleich er in den
Gasometern constant bleibt. Die Zunahme des Drucks wird in den entferntesten
Leitungen größer seyn als in denjenigen welche den Gasometern näher sind.
Die erwähnte Wirkung zeigt sich allemal beim Auslöschen der Privatbrenner, welches um
zehn Uhr, um eilf Uhr und um Mitternacht stattfindet. Man verhütet einen zu starken
Druck, indem man entweder den Gasometern einen Theil ihres Gegengewichts abnimmt,
oder bloß theilweise die Register schließt, welche an den Röhren für die Gasnahme
angebracht sind, die sich vor den Hauptröhren befinden.
Eine zweite Ursache der Veränderungen in dem Druck welcher den Ausfluß des Gases in
die Leitungen eines Vertheilungssystems bewirkt, ist die Leichtigkeit des Gases.
Sein specifisches Gewicht im Vergleich mit der atmosphärischen Luft (diese als 1
angenommen) ist beiläufig 0,55, d. h. wenn ein Kubikmeter atmosphärischer Luft 1,20
Kilogr. wiegt, so wird ein Kubikmeter Gas bei demselben Druck und gleicher
Temperatur nur 660 Gramme wiegen. Mittelst dieser Daten, welche man für die Stadt
Paris als hinreichend genaue Mittel betrachten kann, findet man, daß eine senkrechte
Luftsäule von 1 Meter Höhe durch ihr Gewicht auf ihre Basis einen Druck ausübt
welcher einer Wassersäule von 1,2 Millimeter Höhe entspricht, und daß eine Säule
Leuchtgas von 1 Meter Höhe durch ihr Gewicht auf ihre Basis einen Druck ausübt
welcher einer Wassersäule von 0,66 Millimeter entspricht. Daraus geht hervor, daß
wenn man eine Gasleitung an der Rampe eines Hügels hinaufführt, welche Brenner in
verschiedenem Niveau speist, der Druck-Ueberschuß, welcher das Ausströmen
durch die Brenner
bewirkt, mit der verticalen Entfernung der Brenner vom unteren Ende der Leitung
immer zunehmen wird; diese Zunahme muß per Meter
Elevation einer Wassersäule von 1,20–0,66 = 0,54 Millimeter Höhe entsprechen.
Wenn man also mit einem Gasometer ein System aufsteigender Leitungen speisen will,
und wenn man am niedrigsten Punkt, nahe am Gasometer, einen Druck-Ueberschuß
von 10 Millimeter Wasser hat, der zu einer guten Speisung der Brenner in dieser
Gegend hinreicht, so wird man für die Brenner welche 10 Meter höher angebracht sind,
einen Druck-Ueberschuß von 15,4 Millimeter haben; für diejenigen welche 20
Meter höher angebracht sind, einen Ueberschuß von 20,8 Millimeter etc., jedoch
abgesehen von dem Reibungs-Widerstand, welcher diese Differenzen vermindern
wird. Wenn sich der Gasometer hingegen auf dem höchsten Punkt des zu speisenden
Umfangs befindet, so wird der am Anfang der Leitungen stattfindende Ueberschuß des
Gasdrucks über die umgebenden Atmosphäre, sich in dem Maaße constant vermindern als
man zu einem tieferen Niveau herabsteigt, sowohl wegen des
Reibungs-Widerstands als wegen der specifischen Leichtigkeit des Leuchtgases.
Man muß also im letztern Fall im Gasometer einen starken Druck unterhalten, um
versichert zu seyn daß die Zweigbrenner auf den niedrigsten Punkten des Netzes gut
gespeist werden. Der Druck-Ueberschuß welcher am Anfang der Leitungen und auf
allen hohen Punkten des zu bedienenden Gebiets besteht, wird einen beträchtlichen
Gasverlust veranlassen. So ist die Pariser Gesellschaft, welche ihre Gasanstalt an
der barrière d'Italie errichtete und ein außerordentlich
ausgedehntes Gebiet zu versehen hat — wozu die place
du Panthéon, die Quais in der Nähe des hôtel de
ville und der Faubourg Saint-Antoine
gehören — genöthigt den Druck ihrer Gasometer bis über 9 Centimeter Wasser zu
steigern. Man begreift nun, daß sie im Vergleich mit anderen
Beleuchtungs-Gesellschaften der Stadt Paris vor einigen Jahren einen
ungeheuren Gasverlust erlitt, obgleich sie ihre Leitungen und die Speisungsröhren
der Brenner mit gleicher Sorgfalt gelegt hatte. Dieser mißlichen Sachlage wollte Hr.
Pauwels mittelst des Apparats abhelfen, den er gazo-compensateur nennt, und welcher zum Zweck
hat, den Ueberschuß des Gasdrucks über den Druck der umgebenden Atmosphäre in einer
Leitung oder einem Theil derselben zu beschränken, wie immer der Druck im Gasometer
beschaffen seyn mag, oder in derjenigen Leitung welche sich vor der mit dem
Gas-Compensator versehenen befindet und letztere speist.
Dieser Apparat (Fig.
1), welchen sich Hr. Pauwels mit den neuesten
Verbesserungen am 19. Juni 1849 patentiren ließ, besteht in einer gußeisernen Kammer von
cylindrischer Form, welche oben durch einen aufgeschraubten Deckel verschlossen ist.
Zwei Tubulaturen, welche in gleicher Höhe liegen und meistens an den
entgegengesetzten Enden desselben Durchmessers sich befinden, verbinden die Kammer
mit den zwei Theilen der Leitung, zwischen welche sie eingeschaltet ist. Das aus der
vor der Kammer befindlichen Leitung ankommende Gas gelangt durch die erste Tubulatur
in die Kammer und aus der Kammer durch die entgegengesetzte Tubulatur in die
folgende Leitung. Auf dem Wege durch die Admissions-Tubulatur wird sein
Zufluß durch den inneren Mechanismus regulirt, welchen wir jetzt beschreiben wollen.
Der untere Theil der Kammer bildet einen cylindrischen Wasserbehälter unter den
Gasleitungen; der Spiegel seines Wassers wird natürlich durch den unteren Theil der
zwei Tubulaturen regulirt, weil der Ueberfluß des Wassers durch die eine oder andere
derselben in eine der Leitungen ablauft, welche der Gas-Compensator mit
einander verbindet. In das Wasser des Behälters taucht eine Glocke von Eisenblech,
ähnlich einem kleinen Gasometer; diese Glocke ist durch ein biegsames Stahlband mit
dem einen Arm eines Balancier verbunden, welcher sich in einen kreisförmigen Sector
endigt und dessen Achse durch ein eisernes Querstück im oberen Theil der Kammer
getragen wird. Am andern Arm des Balancier, welcher sich ebenfalls in einen
kreisförmigen Sector endigt, ist auf dieselbe Art ein Gegengewicht aufgehängt,
welches der Glocke das Gleichgewicht hält. Je nach dem Druck auf welchen man das Gas
reduciren will, vergrößert oder vermindert man dieses Gegengewicht, welches also der
Regulator des Apparats ist. An demselben Arm des
Balancier ist das Ende einer Stange befestigt, welche durch ihr anderes Ende auf
einen Hebel wirkt, der auf der Achse eines sich drehenden Ventils befestigt ist,
welches sich in der Tubulatur befindet, durch die das Gas in die Kammer zugelassen
wird. Die Anordnung ist so getroffen, daß wenn der untere Rand der Glocke auf dem
Boden des Wasserbehälters ruht, das Ventil die Tubulatur vollständig schließt und
das ankommende Gas absperrt; aber in dem Maaße als die Glocke steigt, dreht sich das
Ventil und öffnet einen immer größeren Canal für den Zutritt des Gases. Da die
Kammer geschlossen ist, so leuchtet ein, daß der obere Boden der Glocke von oben
nach unten gedrückt wirb durch das Gas, welches den obern Theil des Kastens füllt
und von da durch die stets freibleibende Auslaß-Tubulatur in die folgende
Leitung übergeht. Unten wird dieser Boden der Glocke von unten nach oben getrieben
durch den Druck einer Luftschicht, welche den Raum über dem Wasser des Behälters
einnimmt; dieser Raum nun communicirt in der Regel mit der umgebenden Atmosphäre durch ein
kleines Rohr, welches in der Achse des Apparats und der Glocke vertical bis über den
Wasserspiegel aufsteigt, durch den Boden des Behälters geht und äußerlich in einen
kleinen unter diesem Boden angebrachten Kasten ausmündet. An diesem Kasten sind
angebracht: 1) ein horizontales Rohr (unter dem Boden des Wasserbehälters), welches
mit einem Hahn versehen ist, welchen man von außen öffnen oder schließen kann,
nämlich mittelst eines Schlüssels mit langem Griffe, den man durch ein kleines
cylindrisches verticales Loch einführt, welches in dem Erdboden angebracht ist,
unter dem sich der Apparat befindet; dieses Rohr wird gewöhnlich offen gehalten; 2)
eine Tubulatur, auf die ein kleines Rohr gesteckt wird, das unter dem Boden bis zu
den Häusern an der Straße fortlauft, dann vertical an einer Mauer aufsteigt, wie die
Röhren welche die Brenner speisen, und im oberen Theil des geschlossenen Schenkels
eines gewöhnlichen an dieser Mauer angebrachten Wasser-Manometers ausmündet.
In die Wand des kleinen Rohrs sind mehrere Löcher gebohrt, welche man mit Schrauben
schließen kann, und die, wenn sie offen sind, was gewöhnlich der Fall ist, der
atmosphärischen Luft freien Zutritt verschaffen. Außerdem ist es mit einem Hahn
versehen, welcher nach Belieben die Communication des Rohrs — und folglich
des Raums zwischen dem Wasserspiegel im Behälter und dem oberen Boden der Glocke
— mit dem erwähnten Manometer zu öffnen oder zu unterbrechen gestattet. Da so
der Boden der Glocke einerseits von oben nach unten gedrückt wird durch das Gas,
womit der obere Theil der Kammer gefüllt ist, und andererseits von unten nach oben
getrieben wird durch den Druck einer Luftschicht welche mit der umgebenden
Atmosphäre in Verbindung und im Gleichgewicht ist, so braucht man, um den Ueberschuß
des Gasdrucks über den Druck der Atmosphäre, z. B. auf 15 Millimeter Wasser, zu
beschränken, nur das Gegengewicht so zu reguliren, daß eine Wasserschicht von 15
Millimeter Dicke, auf den oberen Boden der Glocke gelegt, mittelst des Balancier das
Gleichgewicht zwischen der Glocke, deren Wände in das Wasser tauchen, und dem
Gegengewicht herstellt. Denn dann wird der ganze Druck des Gases in der Kammer,
welcher (bei dem Druck der Atmosphäre) über 15 Millimeter Wasser hinaus vorhanden
ist, das Einsinken der Glocke und das allmähliche Schließen der
Admissions-Tubulatur durch das sich drehende Ventil bewirken, bis der Druck
des Gases auf die gewünschte Gränze gesunken ist, nämlich in Folge des Verbrauchs
der Brenner, welche durch die hinter dem Apparat befindliche Leitung gespeist werden
und der theilweisen Verschließung der Admissions-Tubulatur.
Nachdem ich nun die Principien auseinandergesetzt habe, worauf der
Gas-Compensator beruht, muß ich noch einige besondere Anordnungen beschreiben
und eine wesentliche Verbesserung welche die Erfahrung an die Hand gab.
Der obere Theil der Kammer bekommt über den Tubulaturen einen größeren Durchmesser,
damit das Gas noch durch den Apparat ziehen kann wenn die Glocke gehoben ist.
An der Tubulatur für das Zulassen des Gases vor dem Regulirventil ist ein kleines
Rohr angebracht, und ein ähnliches Rohr am Anfang der Auslaß-Tubulatur. Diese
zwei Röhren machen denselben Weg wie das Rohr welches von dem kleinen Kasten unter
dem Boden des Wasserbehälters kommt, sie ziehen mit ihm längs einer Mauer hinauf und
communiciren mit dem geschlossenen Schenkel des erwähnten Wassermanometers. Jede
dieser zwei Röhren ist mit einem Hahn versehen. Indem man sie nach einander öffnet
und die Oeffnungen schließt welche die atmosphärische Luft in das Rohr dringen
lassen, das von dem unter dem Boden des Wasserbehälters angebrachten Kasten kommt,
kann man ermitteln welcher Druck gleichzeitig vor dem Gas-Compensator, nach
dem Gas-Compensator und im Innern der Glocke stattfindet, wenn letztere nicht
frei mit der Atmosphäre communicirt. Dieß ist wirklich bei folgenden Umständen der
Fall: Man bemerkt z. B. daß das Gegenwicht des Apparats schlecht regulirt ist, daß
es das Gas unter einem zu schwachen Druck anlangen läßt, was anzeigt daß dieses
Gegengewicht nicht stark genug ist. Wenn man nun den Gas-Compensator nicht
sogleich öffnen will oder kann, um das Gegengewicht zu vergrößern, so erreicht man
denselben Zweck, wenn man in eine der Oeffnungen, welche in der Wand des unter der
Glocke ausmündenden Rohrs angebracht sind, mittelst eines Blasebalgs Luft einblast,
und hernach die Communicationen dieses Rohrs mit der Atmosphäre vollständig
schließt. Der Manometer zeigt den inneren Druck-Ueberschuß an, welchen man
auf diese Art hervorgebracht hat. Sollte das Gas hingegen mit einem zu starken Druck
anlangen, was anzeigen würde daß das Gegengewicht zu groß ist, so könnte man dieser
Sachlage dadurch abhelfen, daß man die Luft unter der Glocke mittelst einer kleinen
Saugpumpe verdünnt. In dem einen und andern Fall müßte man vorher den Hahn der
zweiten Leitung geschlossen haben, welche von dem unter dem Boden des
Wasserbehälters angebrachten Kasten ausgeht. Die so eben angegebenen
Verfahrungsarten sind jedoch bloß Hülfsmittel, womit man sich bisweilen zeitweise
begnügen kann.
Die Erfahrung hat gezeigt, daß es gut ist, wenn das Gegengewicht des Apparats sich
nicht gleich bleibt, sondern immer größer wird in dem Maaße als es herabsteigt, also
die Glocke hebt und die Zulassungs-Oeffnung des Gases vergrößert. Um diese
Aufgabe zu lösen, befestigte Pauwels auf der Achse des
Balancier zwischen der Glocke und dem Gegengewicht eine Eisenstange, welche vertical
ist wenn sich der untere Rand der Glocke auf den Boden des Wasserbehälters stützt
und das Ventil die Zulassungs-Tubulatur vollständig verschließt. Eine mehr
oder weniger schwere Masse, deren Schwerpunkt in der Achse dieser Stange liegt, ist
längs dieser letzteren beweglich und kann darauf in beliebiger Entfernung von der
Achse des Balancier befestigt werden. Sobald sich der Balancier neigt und das
Eintrittsventil öffnet, wirkt diese Masse durch ihr Gewicht, um die Glocke zu heben,
am Ende eines Hebelarms, welcher in dem Maaße größer wird als das Ventil sich mehr
öffnet. Um die Nützlichkeit dieser Anordnung zu begreifen, muß man wissen, daß die
Anzahl der Brenner welche eine Leitung speist, von zehn Uhr bis Mitternacht sich
ändert, indem während dieses Zeitraums nach und nach alle Privatbrenner ausgelöscht
werden. Je größer nun die Anzahl von Brennern ist, welche die mit dem
Gas-Compensator verbundene Leitung speist, desto mehr muß der Druck in der
Kammer verstärkt werden, um eine gute Beleuchtung der Zweigbrenner am entferntesten
Ende dieser Leitung zu sichern. Man müßte also das Gegengewicht — welches die
Glocke zu heben und das Einlaßventil des Gases zu öffnen strebt — vermindern
wenn man eine gewisse Anzahl von Brennern auslöscht, um gleichzeitig den Druck so
weit zu reduciren daß er für die Anzahl der Brenner welche angezündet bleiben, noch
hinreichend ist. Dieser Zweck wird auf die einfachste Weise durch die erwähnte Masse
erreicht, welche auf einer mit dem Balancier verbundenen Stange so befestigt ist,
daß der Hebelarm, an dessen Ende sie durch ihr Gewicht wirkt, in dem Maaße kleiner
wird als das Einlaßventil den Canal des ankommenden Gases verengt.
Mittelst einer gewissen Anzahl von Gas-Compensatoren kann man den Druck in den
zahlreichen Leitungen, welche von einer Gasanstalt gespeist werden, auf den streng
nothwendigen beschränken. Man theilt hierzu die Leitungen in mehrere Gruppen ein,
deren jede das Gas von einer mehreren Gruppen gemeinschaftlichen Hauptleitung durch einen gehörig regulirten
Gas-Compensator erhält. In den Hauptleitungen und
in den Gasometern der Anstalt muß man immer einen sehr beträchtlichen und nach den
Umständen verschiedenen Druck-Ueberschuß unterhalten; die Hauptleitungen
müssen zur Vermeidung von Gasverlust mit ganz besonderer Sorgfalt gelegt und unterhalten
werden; namentlich darf man Röhren welche die Brenner speisen, nicht direct auf die
Hauptröhren verzweigen. Die Regeln wornach in jedem Falle die Eintheilung in Gruppen
und die Vertheilung der Gas-Comvensatoren in einem bestimmten Gebiet zu
geschehen hat, ergeben sich leicht aus den von mir erörterten Principien.
Durch die Anwendung der Gas-Compensatoren hat die Pariser Gesellschaft den
früheren Gasverlust beträchtlich vermindert. Diese Apparate nutzen sich wenig ab und
erfordern fast keine Reparaturen. Das Condensationswasser welches in die Leitungen
fließt und bekanntlich von Zeit zu Zeit mittelst einer Pumpe ausgezogen werden muß,
erhält die Wasserbehälter der Gas-Compensatoren immer gefüllt.
Erklärung der Abbildung.
Fig. 1 ist ein
senkrechter Durchschnitt des Gas-Compensators.
A gußeiserne Kammer von cylindrischer Form, mit einem
gewölbten Deckel welchen man aufschraubt. C, D
Tubulaturen in gleichem Niveau gelegt; sie verbinden die Kammer mit den zwei Theilen
der Leitung zwischen welche sie eingeschaltet ist. Das Gas wird in die Kammer durch
die Tubulatur C zugelassen, und geht aus der Kammer in
die folgende Leitung durch die Tubulatur D über.
E cylindrisches Wassergefäß, welches den unteren Theil
der Kammer bildet; es bleibt mit Wasser gefüllt.
F Glocke von Eisenblech welche in das Wasser dieses
Behälters taucht; sie ist durch ein biegsames Stahlband G an dem einen Arm des Balancier H aufgehängt,
welcher in einem Sector I endigt. Die Achse dieses
Balancier wird durch ein gußeisernes Querstück J
getragen.
K Sector, der am andern Arm des Balancier befestigt und
an welchem ein Gegengewicht L, aufgehängt ist, das der
Glocke das Gleichgewicht hält.
M Stange an demselben Arm des Balancier; sie wirkt durch
ihr anderes Ende auf einen Hebel N, der auf der Achse
eines sich drehenden Ventils O befestigt ist, welches
sich in der Tubulatur C befindet. Dieses Ventil, welches
rechteckig ist, nimmt einen ebenfalls rechteckigen Raum ein; es schließt die
Tubulatur C vollständig, wenn die Glocke F auf dem Boden des Wasserbehälters aufruht, und öffnet
in dem Maaße, als die
Glocke steigt, einen immer größeren Canal für die Zulassung des Gases.
Q Masse von Gußeisen, welche auf einer mit der Achse des
Balancier H verbundenen Stange t befestigt ist; die Stange t ist vertical
wenn die Glocke F auf dem Voden des Wasserbehälters
ruht, und neigt sich in dem Maaße als die Glocke steigt, so daß das Gewicht der
Masse Q am Ende eines immer größeren Hebelarms in
demselben Sinne wirkt wie das am Sector K aufgehängte
Gegengewicht L. Die Masse Q
ist auf die Stange t geschraubt, und kann in mehr oder
weniger großer Entfernung von der Achse des Balancier befestigt werden.
P Raum im Innern der Glocke F
über dem Wasser, welcher mit Luft gefüllt ist; er communicirt mit der Atmosphäre
durch ein Rohr R welches vertical in der Achse des
Apparats und der Glocke bis über den Wasserspiegel aufsteigt. Dieses Rohr geht durch
den Boden des Wasserbehälters und mündet äußerlich in einem unter diesem Boden
angebrachten kleinen Kasten S aus. An letzterm sind
angebracht: 1) ein horizontales mit einem Hahn versehenes Rohr; 2) eine Tubulatur
die mit einem kleinen Rohr versehen ist, welches sich unter dem Boden verlängert und
vertical an der Mauer eines Hauses aufsteigt; die Wand dieses Rohrs ist mit einem
oder mehreren Löchern durchbohrt welche der Luft freien Zutritt gestatten. Letztere
Anordnung konnte in der Figur nicht abgebildet werden.