Titel: Ueber einen von Hrn. Pauwels construirten Apparat um den Druck des Leuchtgases im Innern der Nebenröhren zu reguliren; Bericht von Hrn. Combes.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. LXXVIII., S. 335
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LXXVIII. Ueber einen von Hrn. Pauwels construirten Apparat um den Druck des Leuchtgases im Innern der Nebenröhren zu reguliren; Bericht von Hrn. Combes. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Januar und März 1852. Mit einer Abbildung auf Tab. VI. Combes, über einen Apparat um den Druck des Leuchtgases zu reguliren. Das Leuchtgas wird aus den großen Gasometern welche während des Tags mit ihm gefüllt worden sind, an alle Stellen des Gebiets welches die Gasanstalt versieht, durch Röhren geleitet, welche aus Gußeisen oder mit Erdharz überzogenem Eisenblech, bisweilen auch aus Thon bestehen und in geringer Tiefe unter dem Straßenpflaster eingegraben sind; mit diesen Hauptröhren ist eine Menge kleiner Nebenröhren verbunden, welche sich wieder in andere kleinere Röhren verzweigen, deren jede an einem der zu speisenden Brenner ausmündet. Das Gas strömt dem Brenner mit einer Geschwindigkeit zu, welche durch den Ueberschuß der Spannkraft des Gases in der Leitung, über den Druck der umgebenden Atmosphäre bestimmt wird. Wenn der gewöhnliche Manometer einen Ueberschuß von Spannkraft anzeigt, welcher einer Wassersäule von 12 bis 15 Millimet. Höhe entspricht, so kann man einer guten Speisung der Brenner versichert seyn. Jeder größere Ueberschuß verursacht einen größeren Gasverlust, einerseits durch die zufälligen Fugen welche bei den zahlreichen Verbindungen der Haupt- und Zweigröhren unvermeidlich sind, und andererseits durch die Brenner denen das Gas zu reichlich zuströmt. Man kann allerdings das Ausströmen durch die Brenner mäßigen, indem man den besondern Hahn, welcher sich vor jedem derselben befindet, theilweise schließt; aber man vernachlässigt dieß meistentheils und es kann schon deßwegen nicht immer geschehen, weil der Druck in den Leitungen häufig wechselt; in Folge hiervon verbrennt das Gas oft unvollkommen und mit Rauch. Der Gasverlust ist manchmal ungeheuer groß; es ist nicht sehr selten, daß er über 25 Procent der Gesammtproduction einer Anstalt steigt welche ein sehr ausgedehntes Gebiet versieht. Bei den günstigsten Umständen beträgt er nicht unter 10 Proc.; er ist daher in gewissen Fällen eine schwere Last für die Gasgesellschaften, aber auch für die Gesundheit nachtheilig. Die Ursachen welche den Druck des Gases über den streng nothwendigen in den verschiedenen Theilen ausgedehnter Leitungen steigern, sind verschiedenartige; die wichtigste ist der Widerstand in Folge der Reibung welcher das Gas auf seinem Wege durch die Leitungen ausgesetzt ist. Wegen dieses Widerstandes kann eine Flüssigkeit oder eine Luftart in einem horizontalen Rohr nicht circuliren, ohne daß der Druck im Sinne der stattfindenden Circulation beständig abnimmt. Damit das aus den Gasbehältern der Anstalt zu sendende Gas zu den äußersten Leitungen (welche oft 2 oder 3 Kilometer entfernt sind) mit dem Druck gelangt welcher zur guten Speisung der Brenner streng nothwendig ist und z. B. 10 Millimeter Wasser betragen kann, muß man folglich in den Gasometern einen desto größeren Druck unterhalten, je zahlreicher die Leitungsröhren sind, je kleiner ihr Durchmesser und je beträchtlicher der Gasverbrauch in einer gegebenen Zeit ist. Die meisten Gasanstalten in Paris müssen zu der Zeit wo sämmtliche Brenner angezündet sind, in den Gasometern einen Druck unterhalten welcher 80 bis 100 Millimeter Wassersäule über denjenigen der umgebenden Atmosphäre beträgt. Dieser Druck sinkt um 1 bis 2 Centimeter (10 bis 20 Millimeter) beim Eintritt des Gases in die Leitungen; er beträgt folglich 60 bis 80 Millimeter Wasser am Anfang der Hauptröhre und derjenigen Nebenröhren welche sich zunächst der Anstalt befinden, und nimmt allmählich in den einen wie in den andern ab, in dem Maaße als sie sich von der Anstalt entfernen. Der Reibungswiderstand wächst mit der Geschwindigkeit des sich bewegenden Gases, und zwar ziemlich im Verhältniß des Quadrats dieser Geschwindigkeit; wenn man daher eine große Anzahl von Brennern, welche durch ein Röhrensystem gespeist werden, zugleich auslöscht, so wird man sehen, daß der Druck in allen Leitungen zugleich zunimmt, obgleich er in den Gasometern constant bleibt. Die Zunahme des Drucks wird in den entferntesten Leitungen größer seyn als in denjenigen welche den Gasometern näher sind. Die erwähnte Wirkung zeigt sich allemal beim Auslöschen der Privatbrenner, welches um zehn Uhr, um eilf Uhr und um Mitternacht stattfindet. Man verhütet einen zu starken Druck, indem man entweder den Gasometern einen Theil ihres Gegengewichts abnimmt, oder bloß theilweise die Register schließt, welche an den Röhren für die Gasnahme angebracht sind, die sich vor den Hauptröhren befinden. Eine zweite Ursache der Veränderungen in dem Druck welcher den Ausfluß des Gases in die Leitungen eines Vertheilungssystems bewirkt, ist die Leichtigkeit des Gases. Sein specifisches Gewicht im Vergleich mit der atmosphärischen Luft (diese als 1 angenommen) ist beiläufig 0,55, d. h. wenn ein Kubikmeter atmosphärischer Luft 1,20 Kilogr. wiegt, so wird ein Kubikmeter Gas bei demselben Druck und gleicher Temperatur nur 660 Gramme wiegen. Mittelst dieser Daten, welche man für die Stadt Paris als hinreichend genaue Mittel betrachten kann, findet man, daß eine senkrechte Luftsäule von 1 Meter Höhe durch ihr Gewicht auf ihre Basis einen Druck ausübt welcher einer Wassersäule von 1,2 Millimeter Höhe entspricht, und daß eine Säule Leuchtgas von 1 Meter Höhe durch ihr Gewicht auf ihre Basis einen Druck ausübt welcher einer Wassersäule von 0,66 Millimeter entspricht. Daraus geht hervor, daß wenn man eine Gasleitung an der Rampe eines Hügels hinaufführt, welche Brenner in verschiedenem Niveau speist, der Druck-Ueberschuß, welcher das Ausströmen durch die Brenner bewirkt, mit der verticalen Entfernung der Brenner vom unteren Ende der Leitung immer zunehmen wird; diese Zunahme muß per Meter Elevation einer Wassersäule von 1,20–0,66 = 0,54 Millimeter Höhe entsprechen. Wenn man also mit einem Gasometer ein System aufsteigender Leitungen speisen will, und wenn man am niedrigsten Punkt, nahe am Gasometer, einen Druck-Ueberschuß von 10 Millimeter Wasser hat, der zu einer guten Speisung der Brenner in dieser Gegend hinreicht, so wird man für die Brenner welche 10 Meter höher angebracht sind, einen Druck-Ueberschuß von 15,4 Millimeter haben; für diejenigen welche 20 Meter höher angebracht sind, einen Ueberschuß von 20,8 Millimeter etc., jedoch abgesehen von dem Reibungs-Widerstand, welcher diese Differenzen vermindern wird. Wenn sich der Gasometer hingegen auf dem höchsten Punkt des zu speisenden Umfangs befindet, so wird der am Anfang der Leitungen stattfindende Ueberschuß des Gasdrucks über die umgebenden Atmosphäre, sich in dem Maaße constant vermindern als man zu einem tieferen Niveau herabsteigt, sowohl wegen des Reibungs-Widerstands als wegen der specifischen Leichtigkeit des Leuchtgases. Man muß also im letztern Fall im Gasometer einen starken Druck unterhalten, um versichert zu seyn daß die Zweigbrenner auf den niedrigsten Punkten des Netzes gut gespeist werden. Der Druck-Ueberschuß welcher am Anfang der Leitungen und auf allen hohen Punkten des zu bedienenden Gebiets besteht, wird einen beträchtlichen Gasverlust veranlassen. So ist die Pariser Gesellschaft, welche ihre Gasanstalt an der barrière d'Italie errichtete und ein außerordentlich ausgedehntes Gebiet zu versehen hat — wozu die place du Panthéon, die Quais in der Nähe des hôtel de ville und der Faubourg Saint-Antoine gehören — genöthigt den Druck ihrer Gasometer bis über 9 Centimeter Wasser zu steigern. Man begreift nun, daß sie im Vergleich mit anderen Beleuchtungs-Gesellschaften der Stadt Paris vor einigen Jahren einen ungeheuren Gasverlust erlitt, obgleich sie ihre Leitungen und die Speisungsröhren der Brenner mit gleicher Sorgfalt gelegt hatte. Dieser mißlichen Sachlage wollte Hr. Pauwels mittelst des Apparats abhelfen, den er gazo-compensateur nennt, und welcher zum Zweck hat, den Ueberschuß des Gasdrucks über den Druck der umgebenden Atmosphäre in einer Leitung oder einem Theil derselben zu beschränken, wie immer der Druck im Gasometer beschaffen seyn mag, oder in derjenigen Leitung welche sich vor der mit dem Gas-Compensator versehenen befindet und letztere speist. Dieser Apparat (Fig. 1), welchen sich Hr. Pauwels mit den neuesten Verbesserungen am 19. Juni 1849 patentiren ließ, besteht in einer gußeisernen Kammer von cylindrischer Form, welche oben durch einen aufgeschraubten Deckel verschlossen ist. Zwei Tubulaturen, welche in gleicher Höhe liegen und meistens an den entgegengesetzten Enden desselben Durchmessers sich befinden, verbinden die Kammer mit den zwei Theilen der Leitung, zwischen welche sie eingeschaltet ist. Das aus der vor der Kammer befindlichen Leitung ankommende Gas gelangt durch die erste Tubulatur in die Kammer und aus der Kammer durch die entgegengesetzte Tubulatur in die folgende Leitung. Auf dem Wege durch die Admissions-Tubulatur wird sein Zufluß durch den inneren Mechanismus regulirt, welchen wir jetzt beschreiben wollen. Der untere Theil der Kammer bildet einen cylindrischen Wasserbehälter unter den Gasleitungen; der Spiegel seines Wassers wird natürlich durch den unteren Theil der zwei Tubulaturen regulirt, weil der Ueberfluß des Wassers durch die eine oder andere derselben in eine der Leitungen ablauft, welche der Gas-Compensator mit einander verbindet. In das Wasser des Behälters taucht eine Glocke von Eisenblech, ähnlich einem kleinen Gasometer; diese Glocke ist durch ein biegsames Stahlband mit dem einen Arm eines Balancier verbunden, welcher sich in einen kreisförmigen Sector endigt und dessen Achse durch ein eisernes Querstück im oberen Theil der Kammer getragen wird. Am andern Arm des Balancier, welcher sich ebenfalls in einen kreisförmigen Sector endigt, ist auf dieselbe Art ein Gegengewicht aufgehängt, welches der Glocke das Gleichgewicht hält. Je nach dem Druck auf welchen man das Gas reduciren will, vergrößert oder vermindert man dieses Gegengewicht, welches also der Regulator des Apparats ist. An demselben Arm des Balancier ist das Ende einer Stange befestigt, welche durch ihr anderes Ende auf einen Hebel wirkt, der auf der Achse eines sich drehenden Ventils befestigt ist, welches sich in der Tubulatur befindet, durch die das Gas in die Kammer zugelassen wird. Die Anordnung ist so getroffen, daß wenn der untere Rand der Glocke auf dem Boden des Wasserbehälters ruht, das Ventil die Tubulatur vollständig schließt und das ankommende Gas absperrt; aber in dem Maaße als die Glocke steigt, dreht sich das Ventil und öffnet einen immer größeren Canal für den Zutritt des Gases. Da die Kammer geschlossen ist, so leuchtet ein, daß der obere Boden der Glocke von oben nach unten gedrückt wirb durch das Gas, welches den obern Theil des Kastens füllt und von da durch die stets freibleibende Auslaß-Tubulatur in die folgende Leitung übergeht. Unten wird dieser Boden der Glocke von unten nach oben getrieben durch den Druck einer Luftschicht, welche den Raum über dem Wasser des Behälters einnimmt; dieser Raum nun communicirt in der Regel mit der umgebenden Atmosphäre durch ein kleines Rohr, welches in der Achse des Apparats und der Glocke vertical bis über den Wasserspiegel aufsteigt, durch den Boden des Behälters geht und äußerlich in einen kleinen unter diesem Boden angebrachten Kasten ausmündet. An diesem Kasten sind angebracht: 1) ein horizontales Rohr (unter dem Boden des Wasserbehälters), welches mit einem Hahn versehen ist, welchen man von außen öffnen oder schließen kann, nämlich mittelst eines Schlüssels mit langem Griffe, den man durch ein kleines cylindrisches verticales Loch einführt, welches in dem Erdboden angebracht ist, unter dem sich der Apparat befindet; dieses Rohr wird gewöhnlich offen gehalten; 2) eine Tubulatur, auf die ein kleines Rohr gesteckt wird, das unter dem Boden bis zu den Häusern an der Straße fortlauft, dann vertical an einer Mauer aufsteigt, wie die Röhren welche die Brenner speisen, und im oberen Theil des geschlossenen Schenkels eines gewöhnlichen an dieser Mauer angebrachten Wasser-Manometers ausmündet. In die Wand des kleinen Rohrs sind mehrere Löcher gebohrt, welche man mit Schrauben schließen kann, und die, wenn sie offen sind, was gewöhnlich der Fall ist, der atmosphärischen Luft freien Zutritt verschaffen. Außerdem ist es mit einem Hahn versehen, welcher nach Belieben die Communication des Rohrs — und folglich des Raums zwischen dem Wasserspiegel im Behälter und dem oberen Boden der Glocke — mit dem erwähnten Manometer zu öffnen oder zu unterbrechen gestattet. Da so der Boden der Glocke einerseits von oben nach unten gedrückt wird durch das Gas, womit der obere Theil der Kammer gefüllt ist, und andererseits von unten nach oben getrieben wird durch den Druck einer Luftschicht welche mit der umgebenden Atmosphäre in Verbindung und im Gleichgewicht ist, so braucht man, um den Ueberschuß des Gasdrucks über den Druck der Atmosphäre, z. B. auf 15 Millimeter Wasser, zu beschränken, nur das Gegengewicht so zu reguliren, daß eine Wasserschicht von 15 Millimeter Dicke, auf den oberen Boden der Glocke gelegt, mittelst des Balancier das Gleichgewicht zwischen der Glocke, deren Wände in das Wasser tauchen, und dem Gegengewicht herstellt. Denn dann wird der ganze Druck des Gases in der Kammer, welcher (bei dem Druck der Atmosphäre) über 15 Millimeter Wasser hinaus vorhanden ist, das Einsinken der Glocke und das allmähliche Schließen der Admissions-Tubulatur durch das sich drehende Ventil bewirken, bis der Druck des Gases auf die gewünschte Gränze gesunken ist, nämlich in Folge des Verbrauchs der Brenner, welche durch die hinter dem Apparat befindliche Leitung gespeist werden und der theilweisen Verschließung der Admissions-Tubulatur. Nachdem ich nun die Principien auseinandergesetzt habe, worauf der Gas-Compensator beruht, muß ich noch einige besondere Anordnungen beschreiben und eine wesentliche Verbesserung welche die Erfahrung an die Hand gab. Der obere Theil der Kammer bekommt über den Tubulaturen einen größeren Durchmesser, damit das Gas noch durch den Apparat ziehen kann wenn die Glocke gehoben ist. An der Tubulatur für das Zulassen des Gases vor dem Regulirventil ist ein kleines Rohr angebracht, und ein ähnliches Rohr am Anfang der Auslaß-Tubulatur. Diese zwei Röhren machen denselben Weg wie das Rohr welches von dem kleinen Kasten unter dem Boden des Wasserbehälters kommt, sie ziehen mit ihm längs einer Mauer hinauf und communiciren mit dem geschlossenen Schenkel des erwähnten Wassermanometers. Jede dieser zwei Röhren ist mit einem Hahn versehen. Indem man sie nach einander öffnet und die Oeffnungen schließt welche die atmosphärische Luft in das Rohr dringen lassen, das von dem unter dem Boden des Wasserbehälters angebrachten Kasten kommt, kann man ermitteln welcher Druck gleichzeitig vor dem Gas-Compensator, nach dem Gas-Compensator und im Innern der Glocke stattfindet, wenn letztere nicht frei mit der Atmosphäre communicirt. Dieß ist wirklich bei folgenden Umständen der Fall: Man bemerkt z. B. daß das Gegenwicht des Apparats schlecht regulirt ist, daß es das Gas unter einem zu schwachen Druck anlangen läßt, was anzeigt daß dieses Gegengewicht nicht stark genug ist. Wenn man nun den Gas-Compensator nicht sogleich öffnen will oder kann, um das Gegengewicht zu vergrößern, so erreicht man denselben Zweck, wenn man in eine der Oeffnungen, welche in der Wand des unter der Glocke ausmündenden Rohrs angebracht sind, mittelst eines Blasebalgs Luft einblast, und hernach die Communicationen dieses Rohrs mit der Atmosphäre vollständig schließt. Der Manometer zeigt den inneren Druck-Ueberschuß an, welchen man auf diese Art hervorgebracht hat. Sollte das Gas hingegen mit einem zu starken Druck anlangen, was anzeigen würde daß das Gegengewicht zu groß ist, so könnte man dieser Sachlage dadurch abhelfen, daß man die Luft unter der Glocke mittelst einer kleinen Saugpumpe verdünnt. In dem einen und andern Fall müßte man vorher den Hahn der zweiten Leitung geschlossen haben, welche von dem unter dem Boden des Wasserbehälters angebrachten Kasten ausgeht. Die so eben angegebenen Verfahrungsarten sind jedoch bloß Hülfsmittel, womit man sich bisweilen zeitweise begnügen kann. Die Erfahrung hat gezeigt, daß es gut ist, wenn das Gegengewicht des Apparats sich nicht gleich bleibt, sondern immer größer wird in dem Maaße als es herabsteigt, also die Glocke hebt und die Zulassungs-Oeffnung des Gases vergrößert. Um diese Aufgabe zu lösen, befestigte Pauwels auf der Achse des Balancier zwischen der Glocke und dem Gegengewicht eine Eisenstange, welche vertical ist wenn sich der untere Rand der Glocke auf den Boden des Wasserbehälters stützt und das Ventil die Zulassungs-Tubulatur vollständig verschließt. Eine mehr oder weniger schwere Masse, deren Schwerpunkt in der Achse dieser Stange liegt, ist längs dieser letzteren beweglich und kann darauf in beliebiger Entfernung von der Achse des Balancier befestigt werden. Sobald sich der Balancier neigt und das Eintrittsventil öffnet, wirkt diese Masse durch ihr Gewicht, um die Glocke zu heben, am Ende eines Hebelarms, welcher in dem Maaße größer wird als das Ventil sich mehr öffnet. Um die Nützlichkeit dieser Anordnung zu begreifen, muß man wissen, daß die Anzahl der Brenner welche eine Leitung speist, von zehn Uhr bis Mitternacht sich ändert, indem während dieses Zeitraums nach und nach alle Privatbrenner ausgelöscht werden. Je größer nun die Anzahl von Brennern ist, welche die mit dem Gas-Compensator verbundene Leitung speist, desto mehr muß der Druck in der Kammer verstärkt werden, um eine gute Beleuchtung der Zweigbrenner am entferntesten Ende dieser Leitung zu sichern. Man müßte also das Gegengewicht — welches die Glocke zu heben und das Einlaßventil des Gases zu öffnen strebt — vermindern wenn man eine gewisse Anzahl von Brennern auslöscht, um gleichzeitig den Druck so weit zu reduciren daß er für die Anzahl der Brenner welche angezündet bleiben, noch hinreichend ist. Dieser Zweck wird auf die einfachste Weise durch die erwähnte Masse erreicht, welche auf einer mit dem Balancier verbundenen Stange so befestigt ist, daß der Hebelarm, an dessen Ende sie durch ihr Gewicht wirkt, in dem Maaße kleiner wird als das Einlaßventil den Canal des ankommenden Gases verengt. Mittelst einer gewissen Anzahl von Gas-Compensatoren kann man den Druck in den zahlreichen Leitungen, welche von einer Gasanstalt gespeist werden, auf den streng nothwendigen beschränken. Man theilt hierzu die Leitungen in mehrere Gruppen ein, deren jede das Gas von einer mehreren Gruppen gemeinschaftlichen Hauptleitung durch einen gehörig regulirten Gas-Compensator erhält. In den Hauptleitungen und in den Gasometern der Anstalt muß man immer einen sehr beträchtlichen und nach den Umständen verschiedenen Druck-Ueberschuß unterhalten; die Hauptleitungen müssen zur Vermeidung von Gasverlust mit ganz besonderer Sorgfalt gelegt und unterhalten werden; namentlich darf man Röhren welche die Brenner speisen, nicht direct auf die Hauptröhren verzweigen. Die Regeln wornach in jedem Falle die Eintheilung in Gruppen und die Vertheilung der Gas-Comvensatoren in einem bestimmten Gebiet zu geschehen hat, ergeben sich leicht aus den von mir erörterten Principien. Durch die Anwendung der Gas-Compensatoren hat die Pariser Gesellschaft den früheren Gasverlust beträchtlich vermindert. Diese Apparate nutzen sich wenig ab und erfordern fast keine Reparaturen. Das Condensationswasser welches in die Leitungen fließt und bekanntlich von Zeit zu Zeit mittelst einer Pumpe ausgezogen werden muß, erhält die Wasserbehälter der Gas-Compensatoren immer gefüllt. Erklärung der Abbildung. Fig. 1 ist ein senkrechter Durchschnitt des Gas-Compensators. A gußeiserne Kammer von cylindrischer Form, mit einem gewölbten Deckel welchen man aufschraubt. C, D Tubulaturen in gleichem Niveau gelegt; sie verbinden die Kammer mit den zwei Theilen der Leitung zwischen welche sie eingeschaltet ist. Das Gas wird in die Kammer durch die Tubulatur C zugelassen, und geht aus der Kammer in die folgende Leitung durch die Tubulatur D über. E cylindrisches Wassergefäß, welches den unteren Theil der Kammer bildet; es bleibt mit Wasser gefüllt. F Glocke von Eisenblech welche in das Wasser dieses Behälters taucht; sie ist durch ein biegsames Stahlband G an dem einen Arm des Balancier H aufgehängt, welcher in einem Sector I endigt. Die Achse dieses Balancier wird durch ein gußeisernes Querstück J getragen. K Sector, der am andern Arm des Balancier befestigt und an welchem ein Gegengewicht L, aufgehängt ist, das der Glocke das Gleichgewicht hält. M Stange an demselben Arm des Balancier; sie wirkt durch ihr anderes Ende auf einen Hebel N, der auf der Achse eines sich drehenden Ventils O befestigt ist, welches sich in der Tubulatur C befindet. Dieses Ventil, welches rechteckig ist, nimmt einen ebenfalls rechteckigen Raum ein; es schließt die Tubulatur C vollständig, wenn die Glocke F auf dem Boden des Wasserbehälters aufruht, und öffnet in dem Maaße, als die Glocke steigt, einen immer größeren Canal für die Zulassung des Gases. Q Masse von Gußeisen, welche auf einer mit der Achse des Balancier H verbundenen Stange t befestigt ist; die Stange t ist vertical wenn die Glocke F auf dem Voden des Wasserbehälters ruht, und neigt sich in dem Maaße als die Glocke steigt, so daß das Gewicht der Masse Q am Ende eines immer größeren Hebelarms in demselben Sinne wirkt wie das am Sector K aufgehängte Gegengewicht L. Die Masse Q ist auf die Stange t geschraubt, und kann in mehr oder weniger großer Entfernung von der Achse des Balancier befestigt werden. P Raum im Innern der Glocke F über dem Wasser, welcher mit Luft gefüllt ist; er communicirt mit der Atmosphäre durch ein Rohr R welches vertical in der Achse des Apparats und der Glocke bis über den Wasserspiegel aufsteigt. Dieses Rohr geht durch den Boden des Wasserbehälters und mündet äußerlich in einem unter diesem Boden angebrachten kleinen Kasten S aus. An letzterm sind angebracht: 1) ein horizontales mit einem Hahn versehenes Rohr; 2) eine Tubulatur die mit einem kleinen Rohr versehen ist, welches sich unter dem Boden verlängert und vertical an der Mauer eines Hauses aufsteigt; die Wand dieses Rohrs ist mit einem oder mehreren Löchern durchbohrt welche der Luft freien Zutritt gestatten. Letztere Anordnung konnte in der Figur nicht abgebildet werden.

Tafeln

Tafel Tab. VI
Tab. VI