Titel: | Darstellung des Uranoxyds für technische Zwecke. Nach C. Giseke. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. LXXXI., S. 355 |
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LXXXI.
Darstellung des Uranoxyds für technische Zwecke.
Nach C.
Giseke.
Aus dem Archiv der Pharmacie, Bd. LXIX S.
150.
Giseke's Darstellung des Uranoxyds für technische
Zwecke.
Bei der Bereitung des Uranoxyds im Kleinen benutzt man meist die Löslichkeit
desselben in kohlensaurem Ammoniak. Für Darstellung im Großen bedient man sich
vortheilhafter des kohlensauren Natrons. 100 Pfd. gepulverte Pechblende werden in
einem bleiernen Kessel mit 50 Pfd. Schwefelsäure und etwas Wasser zu einem dünnen
Brei angerührt. Dieser Mischung wird Salpetersäure zugefügt bis zur vollständigen
Oxydation. Es werden hierzu 12 bis 14 Pfd. Salpetersäure von 1,4 specifischem Gewicht erfordert. Die Masse erhitzt
sich sehr stark und wird beim Erkalten fest. Man stößt sie aus dem Kessel und
erhitzt sie in eisernen Schalen unter stetem Umrühren, bis sich Dämpfe von
Schwefelsäure reichlich entwickeln. Die noch heiße, vollkommen trockene Masse wird
in die hinreichende Menge von Wasser gegeben, worin sie sich löst unter
Zurücklassung von Kieselsäure, basisch schwefelsaurem Eisenoxyd und unlöslichen
schwefelsauren Oxyden. Die durch Decantiren gereinigte Lauge gießt man in eine auf
60° C. erwärmte Lösung von 1 Theil Soda in 10 Theilen Wasser, auf die Weise,
daß man die schwefelsaure Flüssigkeit unter fortwährendem Umrühren in einem dünnen
Strahle der Sodalösung zufügt, bis diese nur noch schwach alkalisch reagirt. Das
Uranoxyd löst sich mit großer Leichtigkeit in der entstandenen Lösung von
doppelt-kohlensaurem Natron. Ein Aequivalent schwefelsaures Uranoxyd
erfordert zwei Aequivalente kohlensaures Natron zur vollständigen Lösung. Man
filtrirt die alkalische Uranoxydlösung und kocht sie im kupfernen oder eisernen
Kessel auf. Hierdurch scheiden sich die in doppelt-kohlensaurem Natron
löslichen Oxyde, kohlensaurer Kalk, Magnesia und Kupferoxyd, als krystallinische
Pulver aus und werden durch Filtriren getrennt. Sollte sich Uranoxyd mit
ausscheiden, so hindert man dieses durch einen Zusatz von etwas kohlensaurem Natron.
Eine Lösung von kohlensaurem Uranoxydnatron, die etwas freies, kohlensaures Natron
enthält, kann Stunden lang gekocht werden, ohne daß sich Uranoxyd ausscheidet. Man
gewinnt jetzt das Uranoxyd, indem man der kochenden alkalischen Lösung verdünnte
Schwefelsäure oder Salzsäure zusetzt, bis zur schwachsauren Reaction und bis sich
das Uranoxyd vollständig als gelber, schwerer Niederschlag ausgeschieden hat.
Das auf diese Weise erhaltene Präparat ist ein sehr reines Uranoxydnatron (im
gewöhnlichen Leben und in der Technik schlechthin Uranoxyd genannt). Will man Uranoxydkali haben, so löst man jenes in
Salzsäure auf und fällt mit Aetzkalilösung, oder man wendet sogleich statt der Soda
Potaschelösung an. Preis und Gehalt der Pechblende und Potasche müssen hier das
Vortheilhaftere an die Hand geben.