Titel: Ueber das Entfärbungsvermögen der Kohle und einiger anderer Körper; von E. Filhol.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. CVI., S. 450
Download: XML
CVI. Ueber das Entfärbungsvermögen der Kohle und einiger anderer Körper; von E. Filhol. Aus den Comptes rendus, Februar 1852, Nr. 7. Filhol, über das Entfärbungsvermögen der Kohle etc. Man nimmt allgemein an, daß die Kohle der einzige einfache Körper ist, welcher die Eigenschaft besitzt, die in einer Flüssigkeit ausgelösten Farbstoffe zu absorbiren; übrigens geht aus den Untersuchungen von Bussy und Payen hervor, daß die Entfärbung durch Kohle eine rein physische Erscheinung ist. Mehrere zusammengesetzte Körper (Thonerde, auf nassem Wege bereitetes Schwefelblei, Bleioxydhydrat) besitzen ebenfalls die Eigenschaft die Flüssigkeiten zu entfärben; aber die meisten Chemiker betrachten die Wirkung der Oxyde auf die Farbstoffe bei der Bereitung der Lacke als eine chemische Wirkung, verschieden von derjenigen der Kohle. Bei den Untersuchungen, welche ich der (franz.) Akademie der Wissenschaften eingereicht habe, war mein Zweck zu beweisen: 1) daß die Kohle nicht der einzige einfache Körper ist, welcher die Eigenschaft besitzt, die Flüssigkeiten zu entfärben: Schwefel, metallischer Arsenik, durch Reduction des Eisenoxyds mit Wasserstoffgas gewonnenes metallisches Eisen, wirken auffallend entfärbend; 2) daß die Anzahl der zusammengesetzten Körper welche ein Entfärbungsvermögen besitzen, viel größer ist als man glaubt, und baß diese Eigenschaft viel mehr von dem Zertheilungszustand dieser Körper, als von ihren chemischen Eigenschaften abzuhängen scheint; 3) daß ein Körper, welcher sich einen Farbstoff leicht aneignet, sehr wenig Neigung haben kann sich eines andern zu bemächtigen; so entfärbt der phosphorsaure Kalk der Knochen (künstlich bereitet) kaum das indigschwefelsaure Natron, während er auf die Lackmustinctur kräftiger wirkt als die Thierkohle; 4) daß die Entfärbung in den meisten Fällen eine rein physische Erscheinung ist; so wird derselbe Farbstoff durch Metalloide, Metalle, Säuren, Basen, Salze, organische Substanzen absorbirt; übrigens kann man durch Anwendung geeigneter Auflösungsmittel leicht die unveränderte Farbe dem Körper entziehen, welcher sie absorbirt hatte. Ohne Zweifel werden diese praktischen Daten bei der chemischen Analyse und in der Industrie nützliche Anwendungen finden. Ich stelle im Folgenden die Resultate meiner Versuche zusammen; meine Beobachtungen wurden mit dem Colorimeter von Collardeau gemacht. Entfärbungsvermögen: dasjenige der mit Salzsäure gereinigten Thierkohle gleich 100 gesetzt. Lackmustinetur. Indigschwefelsaursaures Natron. Kohle 100 100 reines Eisenoxydhydrat 128,90   1,97 Thonerde 116   9,91 phosphorsaurer Kalk 109   1,97 Eisen, durch Wasserstoff reducirt  95,33 100 Schwefel, gefällter  26,67   0 Braunstein  88,90  13,80 Indigo  80  13,50 Zinkoxyd  80   6,55 Zinnoxyd  70,40   0 Antimonsäure  66,66   1,97 chromsaures Bleioxyd   70,40   2,92 Bleiglätte   66,66   3,85 natürliches Schwefelantimon  59,25   0 schwefelsaures Bleioxyd  50  13,80 Kupferoxyd  26,67   0 Calomel  22,22   0 schwefelsaurer Baryt, künstlicher  50   0 Schwefelblei, künstliches 130 16,67