Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Das Foucault'sche Pendel.
Das einfache Pendel, das bekanntlich auf einer Erfindung Galilei's beruht, ist ein idealer Begriff. In annähernder Genauigkeit wird
es dargestellt durch eine dichte Metallkugel, die am untern Ende eines von einem
festen Punkte herabhängenden Metallfadens angebracht ist. Wird die Kugel aus ihrer
ruhenden Stellung entfernt und dann frei der Einwirkung ihrer Schwere überlassen, so
geräth das Pendel in Schwingungen, und die Pendelkugel gestaltet sich dadurch zu
einem sich gleichsam frei im Luftraume bewegenden Körper. Das Wesen des Pendels ist
Jedermann mehr oder weniger bekannt, Jeder kann mit einer Schnur und einem
Bleikügelchen sich ein Pendel gestalten, und sieht auch täglich an der ersten besten
Wanduhr eine sehr gewöhnliche Anwendung desselben. Die hier zu besprechende
Anwendung des Pendels beruht auf einer vor kurzer Zeit gemachten Entdeckung des
franzöfischen Gelehrten Léon Foucault. Bevor dieselbe
aber in möglichster Gedrängtheit zergliedert wird, muß als eine unbestreitbare
Wahrheit vorausgeschickt werden, daß ein in Schwingung gesetztes Pendel unausgesetzt
in ein und derselben Schwingungslinie sich bewegt, ob auch selbst sein Aufhängepunkt
beliebig verrückt würde. Davon kann sich Jedermann durch die einfachste Probe
überzeugen. Der Satz steht fest: das Pendel bewegt sich, unverrückbaren
Naturgesetzen gemäß, genau in derselben Schwingungsfläche und kann ohne gewaltsame
äußere Einwirkung nicht rechts und nicht links von derselben abweichen. Hr. Foucault mußte also sehr bedeutend erstaunt seyn, als er
bei seinen Versuchen fand, daß dennoch allerdings eine stetige, regelmäßige
Abweichung stattfände. Denkt euch nun einmal so recht einfach und klar, ihr stehet
unbeweglich auf einem festen bestimmten Punkte einem solchen Pendel gegenüber
— oder setzt euch auf einen Stuhl davor; denkt euch auch dieses Pendel recht
groß, seine Schnur oder den Draht recht lang, seine Kugel recht schwer, 30 bis 40
Pfd. im Gewicht, wenn ihr wollt, und es sey oben an der Decke an einem möglichst
unbeweglichen Punkt befestigt. In Schwingung gesetzt, bewegt es sich in ganz gerader
Richtung jetzt von euch weg, jetzt zu euch hin. In kurzem wird es euch scheinen, das Pendel habe seine Richtung in etwas verändert. Es ist
richtig, ihr habt euch einen Punkt bemerkt, über den es bei seiner ersten Schwingung
wegstrich, und bald werdet ihr bei seinen weitern gleichmäßigen Schwingungen
bemerken, daß es von diesem Punkte abwich und sich immer mehr von euch weggegen die
linke Seite zu entfernt — gleichmäßig, stetig, in ganz regelmäßiger
Abweichung. Angenommen, ihr würdet etwa 10 Stunden lang auf eurem Sitze verharren,
so würdet ihr sehen, daß in dieser Zeit das Pendel bereits um einen Viertelskreis
(90°) von euch abwich. Wie es also beim Beginn seiner Bewegung eine gerade
Linie von euch weg beschrieb, so wird es alsdann eine Linie beschreiben, welche die
erstere in einem rechten Winkel durchschneidet. Es bewegt sich nun, von eurem
Standpunkte aus betrachtet, in einer Frontallinie, nicht mehr von euch weg rückwärts
und vorwärts, sondern jetzt links, jetzt rechts seitwärts.
Wie kann dieses seyn? Da wir oben gesehen haben, daß nach unabänderlichen
Naturgesetzen das Pendel in seinem Gange immer und immer dieselbe Schwingungslinie
verfolgen muß, so geht daraus klar hervor, daß es
eigentlich nicht das Pendel ist, das sich entfernt, sondern wer sich entfernt, das
seyd — ihr selbst, ihr mit eurem Sitz, mit dem
Boden unter euch, mit dem Gebäude, in dem ihr den Versuch macht, kurz, mit der ganzen Erde. Es ist die Drehung der Erde selbst,
die hier so recht deutlich ad oculos demonstrirt wird!
Wir wollen ferner annehmen, die Bewegung des Pendels werde durch von Zeit zu Zeit
erneuerten Anschwung fortgesetzt, so wird es auch mit seiner gleichmäßigen
Seitenabweichung fortfahren, und wie diese Seitenabweichung in den ersten 10 Stunden
einen Viertelskreis betrug, so wird sie in 20 Stunden einen halben, in 30 Stunden
einen dreiviertels Kreis (270°) betragen, und in etwa 40 Stunden wird es den
Punkt wieder erreicht haben, von dem es ausgegangen war, oder vielmehr: der Punkt, von dem
aus ihr das Phänomen beobachtet, wird seinen Kreislauf um das Pendel selbst
vollendet haben. Die Erde hat wieder eine Umdrehung vollbracht.
Diese Erscheinungen, wie sie hier beschrieben wurden, stellten sich denjenigen dar,
die im vergangenen Sommer im Pantheon zu Paris den von Hrn. Foucault selbst geleiteten Versuchen beiwohnten. Die von ihm bei diesen
Versuchen angewandte Metallkugel hat ein Gewicht von 56 Pfd., der Draht eine Länge
von 223 Fuß. Dieses war also die Distanz zwischen dem oben in der Kuppel des
Pantheons befindlichen Aufhängepunkte und der Pendelkugel. Der Berichterstatter
befand sich öfters unter den Zuschauern und gewiß alle fühlten sich jedesmal einem
Eindruck bangen Erstaunens hingegeben beim Anblick dieser neuen unvergleichlichen
Methode, die Drehung der Erde für unsere beschränkten menschlichen Sinne so
anschaulich, so handgreiflich zu machen. Man mußte sich sagen: das Einfache ist das
Große. Diese Erfindung ist als ein wirklicher Triumph des menschlichen Geistes zu
erachten.
Auffallend dürfte es Manchem erscheinen, daß das Pendel zu seinem scheinbaren
Kreisumlaufe mehr Zeit erfordert, als die eigentliche Umdrehungszeit der Erde
beträgt. Hierin ist die geographische Lage des Ortes maßgebend, an dem der Versuch
stattfindet. Angenommen, ein solcher könnte in der Gegend eines der Pole selbst
gemacht werden, so würde dort das Pendel mit der Erde selbst genau in 24 Stunden
seinen anscheinenden Kreislauf vollenden, wie der Zeiger einer Uhr. Von den Polen
gegen den Aequator zu vergrößert sich allmählich aus einfachen hier nicht näher zu
erläuternden Gründen diese Zeitfrist, bis unter dem Aequator selbst fast jede
Seitenabweichung aufhört. So wurden, wie auf manchem andern Punkte der Erde, diese
Versuche vor einiger Zeit zu Colombo auf der Insel Ceylon (ungefähr unter dem 7ten
Grade nördlicher Breite) vorgenommen, und es ergab sich dort eine Pendelabweichung
von nur 1° 53′ per Stunde. Hieraus
erhellt, daß das Pendel mit ziemlicher Genauigkeit auch zur Bestimmung der
geographischen Breite dienen kann. (Schweizerische Handels- und
Gewerbezeitung, 1852 Nr. 16.)
Neue Stimmvorrichtung an dem Fortepiano; von Hrn. Bessalié aus Breslau.
Die Abtheilung für musikalische Instrumente in der Londoner
Industrie-Ausstellung war ungeachtet ihres numerischen und
qualitativen Reichthums doch eigentlich arm an neuen Einrichtungen, die als gelungen
bezeichnet werden könnten. Denn Sachen der Art, wie das Fortepiano mit der Geige in
Amerika, oder das Fortepiano nach dem Princip des Ohres gebaut, gehören nur in die
Reihe von Versuchen. Dieß ist aber nicht der Fall mit der neuen Stimmvorrichtung,
welche der Instrumentenmacher Bessalié an dem von ihm
ausgestellt gewesenen Fortepiano angebracht hatte. Theilweis hat man diese
Vorrichtung zwar schon früher, indessen nicht mit dem gewünschten Erfolge versucht,
gerade der Erfolg ist es, welcher die Arbeit des Hrn. Bessalié vortheilhaft auszeichnet. Die Erfindung des Genannten verdient
daher die Anerkennung aller Kunstverständigen. Sie bezweckt eine leichtere,
sicherere Stimmung. Statt der gebräuchlichen Stimmwirbel befinden sich vorn an dem
ganz eisernen Stimmstock Schrauben, welche mittelst eines kleinen Stimmschlüssels
auf bequeme und sehr leichte Art durch zwei Finger in Bewegung gesetzt werden
können. Da die einmalige gänzliche Umdrehung einer solchen Stimmschraube den Ton
kaum so viel erhöht oder erniedrigt, als die Umdrehung des vierten Theils des
gewöhnlichen Stimmwirbels, so ist das Höher- oder Tieferwerden eines Tons ein
so allmähliches, daß das Ohr jeder Schwebung auf das Genaueste folgen kann. Die
Saite kann nun bequem auf den Punkt der schärfsten Reinheit gebracht werden, ohne
daß es des früheren, oft vergeblichen Hin- und Herdrehens bedarf, wie dieß
bei den Stimmwirbeln unvermeidlich ist. Der Besitzer eines solchen Flügelinstruments
kann sich dasselbe ohne Schwierigkeit bei nur einigermaßen vorhandenem musikalischen
Gehör selbst stimmen, da es weder der Kraft der Hand, noch der Fertigkeit bedarf,
welche die Stimmwirbel nothwendig erheischen. Da die Erfindung auch auf den Ton Einfluß hat, so
zeichnet sich das Instrument nach dem Urtheil competenter Sachverständiger, welche
die Instrumente jener Ausstellung näher zu prüfen Veranlassung hatten, durch
weichen, klaren und in allen Tonlagen gleichmäßigen Gesang ebenso, wie durch leichte
und präcise Spielart vortheilhaft aus. Es ist klar, daß auch die Dauerhaftigkeit des
Instruments durch die nunmehr mögliche zartere Behandlung wesentlich gewinnt. Der
Stimmer kann nie eine Saite abreißen, wenn er einigermaßen vorsichtig ist.
Ebenso kann die ganze Saitenlegung abgenommen und aufgelegt werden, ohne daß eine
Saite beschädigt zu werden braucht. Ungeachtet dieser besonderen Vorrichtung ist der
Preis des Instruments höchst mäßig; wir bezweifeln nicht, daß diese vorzüglichen
Leistungen des Hrn. Bessalié am gehörigen Orte ihre
vollkommene Würdigung gefunden haben werden. (Aus dem Morning
Chronicle, durch die Zeitschrift des niederösterr. Gew-Vereins,
1851, S. 366.)
Beseitigung des schädlichen Raumes bei der Luftpumpe.
Hr. G. Zwez, Hofmechanikus in Eisenach, theilt uns mit,
daß er die zu diesem Zweck von Hrn. Ed. Schöbl in Prag
angegebene Construction (polytechn. Journal Bd.
CXXIII S. 183) schon im Jahr 1835 für den
Prof. Dr. Senft in Eisenach
bei einer zweistieseligen Luftpumpe ausgeführt hat, welche jetzt im Besitz des
großh. s. Real-Gymnasiums daselbst ist, und seit dieser Zeit jene Einrichtung
bei sämmtlichen von ihm gebauten Luftpumpen angewandt hat. Die Redact.
Anwendung des Wasserdampfs zum Feuerlöschen in
Fabriken.
Nachdem Hr. Fourneyron wiederholt auf diesen wichtigen
Gegenstand aufwerksam gemacht hat (polytechn. Journal Bd. CXXIII S.
245), veröffentlicht Hr. Dujardin in Lille eine
neue Thatsache welche die Wirksamkeit des Wasserdampfs beim Feuerlöschen bestätigt.
Zu Douai brach unlängst in der Flachsspinnerei des Hrn. Mezieres Feuer aus,
und zwar im Local der Hechelmaschinen, welches augenblicklich beträchtliche
Fortschritte machte. Jemand schlug vor, in dieses Local allen Dampf des
Maschinenkessels zu leiten. Durch das Local ging zwar ein Dampfrohr, war aber darin
mit keinem Hahn versehen; man durchbieb es daher mit einem Beil, worauf der Dampf
rasch ausströmte und der Brand in einigen Minuten gelöscht war.(Moniteur industriel, 1852, Nr. 1645.)
Pesier's Natrometer,
welches im zweiten Januarheft (Bd. CXXIII S. 135) des polytechn. Journals beschrieben ist, liefert Hr. Wenzel
Batka in Prag mit allen nöthigen Geräthschaften zu 8
fl. Augsburger Court., wodurch also in Deutschland einem für viele Zweige der
Industrie so wichtigen Apparate die wünschenswerthe Verbreitung angebahnt ist.
Die Redact.
Ueber Beleuchtung mit Mineralöl.
Die neueste Verbesserung in der Lampenbeleuchtung ist die Einführung des Mineralöls,
welches von A. Wiesmann und Comp. in Beuel bei Bonn aus
dem Blätterschiefer dargestellt wird. Dieses bietet mehrere Vorzüge vor dem
sogenannten Camphin. Das Licht, welches dadurch erzeugt wird, hat die größtmögliche
Intensität und ist
vollkommen weiß. Es ist an kein Verharzen des Dochtes zu denken und das Oel
verändert sich durchaus nicht in Berührung mit der Luft, ausgenommen daß es, da es
ein flüchtiges Oel ist, sich durch Verdunstung vermindert. Wenn durch
Unvorsichtigkeit etwas verschüttet wird, so entstehen keine Fettflecken und die
Farben der Stoffe werden nicht dadurch verändert.
Die hierzu besonders eingerichteten Lampen werden von dem Hrn. Ans. Cohen in Köln geliefert. Das Licht ist billiger als jenes
mit Camphin erzeugte. Dieses neue Beleuchtungsmaterial verspricht eine sehr
willkommene Anwendung, da manche Uebelstände, welche bei der Gasbeleuchtung und mit
Kerzen vorkommen, hier nicht erscheinen, nur muß man, wie bei Einführung einer jeden
neuen Sache, sich zunächst mit der Behandlung der Lampen bekannt machen, was
übrigens gar keine Schwierigkeit hat. (Wochenblatt des Kölner Gewerbv. 1851, Nr.
12.)
Geschichtliches über die Stearinkerzenfabrication; von Hrn.
George F. Wilson.
Folgendes ist dem Vortrag entnommen, welchen der Verfasser, Dirigent von Price's Candle Company, Belmont works, am 5. Febr. d. J.
in der Society of arts hielt.
Die Theorie der Kerzenfabrication verdankt man dem französischen Chemiker Chevreul, welcher im J. 1811 seine Untersuchungen über
die Natur und Bestandtheile der Fette begann; er entdeckte daß das thierische Fett
ein Salz ist, welches aus einer festen Säure (Margarinsäure) und einer Basis
(Glycerin) besteht; im Jahr 1814 entdeckte er ferner eine flüssige Säure
(Oleinsäure) im Schweinefett, welche einen Hauptbestandtheil vieler Fette bildet. Er
setzte seine Untersuchungen mehrere Jahre fort und veröffentlichte sie im J. 1823 in
seinem bekannten Werke (Recherches chimiques sur les corps
gras d'origine animale, par M. E. Chevreul. A Paris, chez Levrault.).
Uulängst hat ihm die Société d'Encouragement für
dieselben einen Preis von 12,000 Franken zuerkannt.
Die erste erfolgreiche technische Anwendung von Chevreul's
wissenschaftlichen Entdeckungen machte de Milly in Paris,
welcher seine Fabrication im J. 1832 begann; er nannte seine Kerzen bougies de létoile, von der Barrière de l'étoile, in deren Nähe sich seine Fabrik befindet. De Milly wandte eine Abänderung von Chevreul's Verfahren an, um die fetten Säuren von dem Glycerin zu trennen,
womit sie verbunden sind; er kochte den Talg mit Kalkmilch, wobei die fetten Säuren
das Glycerin verlassen und sich mit dem Kalk verbinden; von letzterm werden sie
durch Schwefelsäure geschieden, worauf man die Oleinsäure von der Margarinsäure
durch bloßes Pressen trennt. Dieß ist das noch jetzt gebräuchliche Verfahren der
Verseifung durch Kalk.
Dieses Verfahren ist ziemlich kostspielig, weil die Margarinsäure zu ihrer Erzeugung
beinahe ihr 2½faches Gewicht Talg erfordert. Dieses Hinderniß besiegte die
Firma, deren Mitglied der Verfasser ist; sie erhielt im J. 1830 ein Patent, um das
Cocosnußöl in seinen festen und flüssigen Bestandtheil zu trennen. Die aus
Cocosnußöl dargestellten Kerzen hatten jedoch keinen großen Erfolg, weil sie geputzt
werden mußten; aber Hr. James Wilson, als er sich
bestrebte wohlfeile Kerzen für die Beleuchtung bei Gelegenheit der Vermählung der
Königin zu machen, entdeckte daß eine Mischung des Stearins aus Cocosnußöl mit
Stearinsäure (reiner Margarinsàure) Kerzen liefert, welche ein sehr schönes Licht
geben ohne geputzt werden zu müssen. Dieß sind die bekannten Compositionskerzen (composite candles).
Der nächste Schritt war die Reinigung der Fettsäuren durch Destillation; Hr. George
Gwynne kam in dieser Hinsicht zuerst auf die Idee,
sie in einem ähnlichen Vacuum-Apparat zu destilliren, wie man ihn in den
Zuckerraffinerien anwendet. Er führte nachher seine Idee mit Hrn. George Wilson und Hrn. Jones
praktisch aus, indem er die Fettsäuren in einer Atmosphäre von Wasserdampf
destillirte, wodurch man dieselben Resultate erhielt wie mit der Luftpumpe, aber
ohne die fast unübersteiglichen technischen Schwierigkeiten (dieser Apparat ist
beschrieben im polyt. Journal, 1846, Bd. C S. 472).
Unser jetziges Verfahren ist folgendes:
120 Ctr. unseres gegenwärtigen Rohmaterials, nämlich Palmöl, werden mit 6 3/7 Ctr. (also nahezu dem zwanzigsten Theil)
concentrirter Schwefelsäure einer Temperatur von 350° F. (141° R.)
ausgesetzt; hierbei wird das Glycerin zersetzt, es entbindet sich eine Menge
schwefligsaures Gas, und das Fett verwandelt sich in ein Gemisch von sehr dunkel
gefärbten Fettsäuren, welche einen hohen Schmelzpunkt
haben; letztere werden gewaschen, um sie von kohliger Substanz und anhängender
Schwefelsäure zu befreien, und dann in eine Destillirblase gebracht, aus welcher die
Luft mittelst Dampf ausgeschlossen wird. Wir erhitzen den anzuwendenden Dampf in
einem ähnlichen Röhrensystem, wie man es zum Erhitzen des Windes für die Hohöfen
anwendet; durch die Anwendung von erhitztem Dampf werden einerseits die Blasen
geschont und andererseits wird der gasförmige Verlust bei der Destillation so viel
als möglich vermindert.
Früher glaubte man, daß ein Zusatz von Arsenik nöthig sey, um vollkommene
Stearinkerzen zu erhalten, welchen man bald durch das kostspierige Wachs ersetzte.
Damals goß man nämlich das Kerzenmaterial von hoher Temperatur, ungefähr 92°
R., in kalte Formen, und da es eine lange Zeit zum Erstarren brauchte; so konnte
eine Krystallisation statt finden, welche die Oberfläche der Kerzen verunstaltete;
Arsenik und Wachs störten die Bildung der Krystalle und erzeugten dadurch eine
gleichförmige Oberfläche. Man überzeugte sich jedoch bald, daß die Anwendung des
Arseniks gefährliche Folgen hat, und machte die Entdeckung, daß wenn die
Stearinsäure nahezu bei der Temperatur ihres Erstarrungspunktes in die Formen
gegossen wird, sich keine vollkommenen Krystalle bilden können und man folglich
(ohne Anwendung von Arsenik) sehr schöne Kerzen erhält.
Price und Comp. verfertigten in ihrer großartigen Fabrik
zu Belmont sechs Sorten von Kerzen: 1) Belmont Wallrathkerzen (Belmont sperm) aus heiß gepreßter Palmitinsäure; 2)
Belmont Wachskerzen (Belmont wax): dasselbe Material,
aber (dem Vorurtheil der höheren Classen in England entsprechend) mit Gummigutt gelb
gefärbt; 3) beste Compositionskerzen (best composite),
aus demselben Material wie 1 und 2, aber mit Stearin aus Cocosnußöl gemischt;
endlich dreierlei Compositionskerzen von geringerer Qualität, (Chemical Gazette, 1852, Nr. 226.)
Erkennung baumwollener und leinener Fäden in
Wollenzeugen.
Folgende einfache Probe ist besonders in die Augen fallend für weiße Stoffe. Sie gründet sich darauf, daß eine Auflösung von Bleioxyd in
Kali oder Kalkwasser manche thierische Stoffe, wie Horn, Haare, Wolle, braun oder
schwarz färbt, was von dem Schwefelgehalte derselben herrührt, wodurch das Blei als
Schwefelblei sich auf dem Thierstoffe niederschlägt. Um die Untersuchung
anzustellen, braucht man das fragliche Zeug, z. B. Flanell u. s. w., nur kurze Zeit
in einer Schale mit einer Mischung von Bleiglätte (Bleioxyd), gelöschtem Kalk und
Wasser zu erwärmen, um zu sehen, ob es sich ganz oder theilweise braun oder schwarz
färbt. Erfolgt ersteres, so ist es unvermischte Wolle, erscheinen aber weiße Punkte
oder Fäden, so weisen diese auf Einmengung irgend einer Pflanzenfaser hin. Die
Vermischung erkennt man beim Auszupfen noch leichter, indem die braunen Wollfäden
leicht abreißen, die weißen Pflanzenfasern aber auch nach der Einwirkung des
Bleikalkes dem Zerreißen ziemlich Widerstand leisten. (Gewerbzeitung; Organ für die
Interessen des bayer. Gewerbest. 1852, S. 20.)
Ueber die Verbindungen der Baumvolle mit den Alkalien; von Dr. I. H. Gladstone
In einem Vortrag über diesen Gegenstand, welchen der Verfasser am 16. Febr. d. I in
der Chemical Society zu London hielt, beschrieb er
zuerst Mereer's Verfahren die Baumwollenstoffe dichter zu
machen (polytechn. Journal Bd. CXXIII S. 247). Wenn man Baumwollengarn oder
einen daraus gefertigten Zeug in der Kälte in starke Aetznatronlauge taucht, so
erfolgt eine gewisse Verbindung, welche durch reines Wasser wieder zerstört wird;
aber die so behandelte (mercérized) Baumwolle ist
permanent zusammengezogen, so daß sie außerordentlich fein aussieht, und nun fähig
die Farbstoffe leichter anzunehmen, daher die Farben auf ihr viel satter und
glänzender ausfallen als auf der Baumwolle in ihrem ursprünglichen Zustande. Der
Verfasser beschrieb dann die Versuche, wodurch es ihm gelang die Verbindung von
Baumwolle und Natron frei von anhängendem Alkali zu erhalten, wozu er starken,
bisweilen absoluten Alkohol benutzte. Er fand, daß sich mit der Pflanzenfaser ein
verschiedenes Verhältniß von Natron verbindet, je nach der Stärke der angewandten
Lauge, unter keinen Umständen aber mehr als 1 Atom, indem die
„natronisirte“ Baumwolle der Formel C24
H20
O20
Na O entspricht. Das Verhältniß des gebundenen Wassers
war sehr verschieden. Der Verfasser sprach seine Ueberzeugung dahin aus, daß kein
hinreichender Grund bestehe, die „mercerisirte“ Baumwolle als
chemisch verschieden von der ursprünglichen Pflanzenfaser zu betrachten. Sie hat
ganz dieselbe Zusammensetzung, und die Veränderung der Eigenschaften läßt sich durch
die Veränderung in ihrem physischen Zustand erklären. Wenn man die Baumwolle in
ihrem gewöhnlichen Zustande unter dem Mikroskop betrachtet, so erscheinen die Fasern
als platt gedrückte gedrehte Bänder; aber in dem Augenbick wo dieselben die
kaustische Lauge berührt, drehen sie sich auf, ziehen sich in der Länge zusammen und
schwellen auf, wobei sie eine gerundete feste Form annehmen; dieses kreisförmige
Ansehen behalten sie bei, nachdem das Natron durch Wasser entfernt worden ist. Dieß
erklärt nicht nur das Einschrumpfen, sondern auch die Eigenschaft solcher Baumwolle
eine größere Menge von Farbstoff zu absorbiren, indem die Substanz der Faser selbst
porös ist. Kali hat eine ähnliche Wirkung wie Natron, indem es eine Verbindung
bildet, welche der Formel C24
H20
O20, K O entspricht. (Chemical
Gazette, 1852 Nr. 226.
Appretur-Masse, um Küpen-Nessel zu stärken,
nachdem sie vollständig fertig gemacht worden sind.
Das durch die große Concurrenz hervorgerufene Bedürfniß, nach Anfertigung einer immer
billigeren Waare, hat, nachdem alle auf irgend mögliche Weise zu erzielenden
Ersparnisse hervorgesucht, oft zum Nachtheil des Färbers halb mit Gewalt eingeführt
waren, zu dem Mittel die Zuflucht genommen, eine ganz leichte Waare zu verarbeiten,
der man durch eine Appretur das Ansehen, den Griff, der schweren Waaren zu geben
sucht, um so gewissermaßen den Laien zu täuschen.
Einmal von irgend einer Seite eingeführt, muß sich nach und nach Jeder, der diese
Artikel arbeitet, dazu bequemen, es eben so zu machen, um weiter zu arbeiten.
Die Arten der Appretur sind hauptsächlich bei diesen Waaren zweierlei, entweder wird
dieselbe ganz und gar durch eine Appretur-Masse genommen, oder die Appretur
wird nur der linken, der unbedruckten Seite, mitgetheilt.
Das erstere Verfahren läßt sich leicht ausführen, man bedarf dazu keiner besonderen
Vorrichtungen, bei demselben leidet jedoch der Grund der Waare mehr oder weniger
durch das Aufliegen der Appretur-Masse.
Das zweite besteht in der Vorkehrung. die Appretur auf der linken Seite durch
einfaches Darüberwischen anzubringen, wodurch der Uebelstand eintritt, sofort
dieselbe erkennen zu können.
Gekochtes Stärkmehl, klarer Leim, auch Dextrin wurden bisher bei dem ersteren
angewendet, bei dem zweiten ebenfalls, jedoch im ganz dicken Zustande.
Die hier zu beschreibende Masse eignet sich besonders günstig zu dem ersteren
Verfahren, da sie der Farbe des Grundes nicht den geringsten Eintrag thut, sie
besteht in dem Schleim, welchen man aus dem billigen isländischen oder besser noch dem Caragheen-Moose leicht darstellt.
Man weicht zu dem Ende isländisches Moos mit kaltem Wasser, dem für das Pfund des
Mooses 1½ Loth Potasche zugesetzt werden, 24 Stunden lang ein, wobei man
dasselbe von Zeit zu Zeit durchknetet; nach Verlauf der Zeit gießt man die Masse auf
ein Sieb oder auf grobe Leinwand, um die braune Flüssigkeit die sich bildet,
ablaufen zu lassen, außerdem wäscht man dasselbe mehrmals mit reinem Wasser aus.
wodurch es ganz farblos wird. 1 Pfund von dem Moose läßt man dann ½ Stunde in
10 Pfund Wasser kochen und benutzt den erhaltenen ganz wasserklaren Schleim zur
Appretur.
Das Caragheen-Moos ist bedeutend vortheilhafter, da
es eine noch einmal so starke Verdickung als isländisches Moos gibt, auch vorher
nicht gereinigt zu werden braucht, wenigstens nicht mit Potasche. Man übergießt 8
Loth Caragheen mit 3 Quart heißem, nicht kochendem Wasser, und gießt den
entstehenden Schleim zur Entfernung des Rückstandes durch ein Tuch. (Deutsche
Muster-Zeitung, 1852, S. 4.)
Lederschmiere.
Dr. Weiß zu Gernsheim hat vor
einigen Jahren folgende Lederschmiere als vorzüglich brauchbar empfohlen: man nehme
2 Loth fein gepulvertes arabisches Gummi, 2 Loth geschabte Seife, 2 Loth weißes
Wachs, übergieße dieß zusammen mit ¼ Schoppen Regen- oder Flußwasser,
lasse es eine Zeitlang stehen, und dann koche man es bei gelindem Feuer unter
beständigem Umrühren so lange, bis alles aufgelöst ist. Dann füge man unter
beständigem Umrühren mit einem Holze nach und nach über dem Feuer ½ Schoppen
Leberthran und bis zur gehörigen Schwärze fein gestoßenes Beinschwarz oder Kienruß
hinzu, entferne es vom Feuer und rühre das Ganze bis zum Erkalten um. Man nimmt
davon etwas auf eine Bürste, schmiert das Lederzeug gut, aber nicht zu dick damit
ein, und bürstet es mit einer anderen Bürste, wie beim Wichsen, bis es seinen Glanz
bekommt. Dr. Weiß gebraucht
diese Lederschmiere schon seit vielen Jahren und hat gefunden, daß ihr andere
Schmieren bei weitem nachstehen. Das Leder bekömmt darnach nicht nur einen schönen
Glanz, sondern es wird auch weich und zart, weil, statt ihm die Fetttheile zu
entziehen, die entgangenen dadurch wieder gegeben werden, D. (Polytechn. Notizblatt, 1852 Nr. 9.)
Maschine zur Fabrication von Bonbons aus Glaszucker; von Oudard Sohn und Boucherot.
Die Herstellung der kleinen Zuckerwaaren, wie Gerstenzucker, Gummikugeln, kleine
Figuren u. s. w. erfolgte bisher mittelst zinnerner Formen, welche rücksichtlich der
ersteren Artikel den Gießformen für Flintenkugeln und für die letzteren Artikel den
Löffelformen fast gleich sind. Die Fabricationsmethode ist aufhältlich und
kostspielig, indem durch die Nähte oder Fugen der Formen viele Abfälle entstehen,
die nur zur Erzeugung geringerer Sorten verwendbar sind. Die neue von Oudard und Boucherot
vorgeschlagene Maschine läßt sich zur Fabrication einer Menge von Gegenständen
benutzen, ist aber hauptsächlich für Artikel aus sogenanntem Glaszucker anwendbar.
Die Bereitung desselben erfolgt auf folgende Weise: man dampft Zuckersyrup bis zu
einem solchen Grade ab, daß er beim Abkühlen erhärtet und so spröde wie Glas wird,
woher der Name. Eine derartige Substanz läßt sich natürlich leicht zur Herstellung
vieler verschiedener Formen verwenden. Die hierzu dienende Maschine besteht nun aus
zwei metallenen Walzen, auf deren Umfang Vertiefungen eingravirt sind, welche den
verlangten Artikeln entsprechen. Beide Walzen liegen übereinander und die zähe
Zuckermasse wird nahe vor der Berührungsstelle beider durch eine geneigte Tafel den
Walzen zugeführt. Bei dem nun folgenden Walzenproceß dringt die Zuckermasse in alle
Vertiefungen der Walzen ein und kommt sodann auf der andern Seite als eine Platte zum Vorschein,
welche sich leicht mittelst der Hand in die einzelnen Bonbons zerbrechen läßt. (Aus
Le Génie industr., durch das polyt. Centralblatt,
1852, S. 215.)
Suppen-Recepte.
In Folge der Nothstände, die sich in verschiedenen Gegenden, namentlich im Spessarte
und Kahlgrunde und in der Röhn aufgethan haben, hat das Haupthülfscomité zu Würzburg
nachstehende, in Frankfurter Armen-Anstalten eingeführte Suppen-Vorschriften mitgetheilt und empfiehlt
dieselben allen Geistlichen und Beamten, allen Gemeindebehörden und Privaten, die
bei der Errichtung und dem Betriebe von Suppen-Anstalten direct oder indirect
betheiligt seyn könnten, zur wohlwollenden Benützung.
Auf je 100 Portionen Suppe:
1) 16 Pfund Griesmehl, 1¼. Pfd. Salz, 8 Pfd. Fleisch; Gewürzel.
2) 15 Pfd. Gerste, 1¼. Pfd. Salz, 2 Pfd. Mehl, 8 Pfd. Fleisch; Gewürzel.
3) 13 Pfd. Reis, 1¼ Salz, 2 Pfd. Mehl, 8 Pfd. Fleisch; Gewürzel.
4) 95 Wasserwecke, 1¼ Pfd. Salz, 8 Pfd. Fleisch; Gewürzel.
5) 2½ Sechter1000 bayr. Metzen = 5092,62 Sechter. Linsen, ½.
geschnittene Zwiebeln, 1¼ Pfd. Salz, 2½ Pfd. Mehl, 2 Pfd. Fett;
Gewürzel.
6) ½ Malter1000 bayr. Metzen = 264,81 Malter. Kartoffeln, 1½ Pfd.
Salz, 2½ Pfd. Mehl, 2 Pfd. Fett, ½ Pfd. geschnittene Zwiebeln, 20
weiße, 20 gelbe Rüben, ½ Löffel voll Pfeffer; Gewürzel.
Als Fett dient zur Hälfte Schweineschmalz, zur Hälfte Nierenfett. Das Fleisch bleibt
in kleine Stückchen zerschnitten in der Suppe, so daß zu jeder Portion etwa ein
Stückchen hinausgeschöpft wird.
Die voranstehenden Vorschriften liefern sicher ganz schmackhafte und nährstoffreiche
Suppen und verdienen die allgemeinste Beachtung und Aneignung von Seite derer, die
dazu nach eigenem oder fremdem Antriebe berufen sind, die Entbehrungen der Armuth
und der Noth zu lindern und in ihren Wirkungen zu lähmen. (Würzburger gemeinnützige
Wochenschrift, 1852 Nr. 11.)
Stallthüren-Verschluß.
Die platten Riegel an den Stallthüren haben bei uns
insgesammt den Fehler, daß sie auf der Thüre hart anliegend, schwer von der Stelle
zu bringen sind, und, wenn locker befestigt, daß die Thüren nicht dicht schließen.
Dazu kommt bei waagrecht liegenden Riegeln, daß sie sich
durch fortgesetztes Rütteln an der Thür allmählich von der Stelle rückeu und die
Thür sich dann öffnet. Diese Mißstände find bei rund
gefeilten, spitz zulaufenden, in ebenfalls rund gefeilten
Ringen (die an der innern Seite der Thür festgeschraubt werden) und in schiefer
Richtung (mit der Spitze nach unten geneigt) liegenden Riegeln nicht möglich. Riegel
dieser Art findet man in England, Holland u. a. O. (Zeitschrift für den
landwirthschaftl. Verein des Großherzogthums Hessen.)