Titel: Anleitung zum Verzinken von Eisen.
Fundstelle: Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XLIX., S. 191
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XLIX. Anleitung zum Verzinken von Eisen. Aus dem Notizblatt des hannover'schen Architekten- und Ingenieur-Vereins, Bd. I S. 47. Anleitung zum Verzinken von Eisen. Bei den aufs neue in Angriff genommenen Eisenbahnbauten im Königreich Hannover wird eine größere Zahl von Constructionstheilen aus Eisen (Steinklammern, Telegraphenketten, Schrauben u.s.w.) mit einem Zinküberzug versehen werden, um dieselben auf eine Reihe von Jahren gegen Rost zu schützen. Bei den geringen Kosten, welche dieses Verzinken veranlaßt (der Quadratzoll Verzinkung kostet bei einiger Ausdehnung der Anwendung etwa 1/6 Pfennig), wird es für manche der Herren Fachgenossen nicht ohne Interesse seyn, das Verfahren dieser Verzinkung, wie solches nach einer Anweisung des Hrn. Inspectors Büttner aus Dresden bei den bezeichneten Bauten angewandt wird, in seinen Einzelnheiten kennen zu lernen. Das Verfahren selbst theilt sich in drei Operationen, und zwar: 1) das Reinigen des Eisens, 2) die kalte Verzinkung, und 3) die Eintauchung in geschmolzenes Zink. ad 1. Das Reinigen der zu verzinkenden Eisentheile geschieht auf folgende Weise: Man füllt ein offenes Holzgefäß von etwa 3 Fuß Durchmesser und 16 bis 18 Zoll Höhe mit reinem Wasser bis zu 3/4 der Höhe, und schüttet hierin 3/4 bis 1 Procent englische Schwefelsäure unter stetem Umrühren. In diese so verdünnte Säure legt man die von Rost oder Hammerschlag zu reinigenden Eisentheile so lange, bis sich an diesen eine reine Oberfläche zeigt oder mit Leichtigkeit durch Reiben mit einem Lappen und etwas nassem Sand herstellen läßt; je nachdem das Wasser mehr oder minder Schwefelsäure enthält, wird das Beizen sechs bis 24 Stunden währen, und kömmt es dabei natürlich auch auf die Beschaffenheit der Eisentheile an. Wenn das Eisen aus der Beize herausgenommen, spült man es zunächst in frischem Wasser ab, reibt wie oben angegeben die Oberfläche metallisch rein, und legt es dann in Wasser mit wenig gelöschtem Kalk angerührt bis zur zweiten Operation. Von Zeit zu Zeit ist dem Beizwasser etwas frische Schwefelsäure zuzugießen, und nach etwa 14tägigem täglichem Gebrauche wird dasselbe so mit Eisenvitriol geschwängert seyn, daß es frisch angesetzt werden muß. Man kann das benutzte Beizwasser fernerhin am besten dazu verwenden, den Geruch der Aborte zu vertreiben, indem man es in diese schüttet. ad 2. Nachdem die Eisentheile frei von Rost und Hammerschlag sind, ist zunächst eine schwache Verzinkung auf kaltem Wege nöthig, wozu man Zinkchlorid oder salzsaure Zinkauflösung bedarf. Um letzteres Material zu erhalten, nimmt man einen irdenen innen und außen verglasten Topf (kein Geschirr von Steingut, welches zerspringt), welcher etwa 8–10 Quartier Wasser fassen kann, und schüttet in diesen gewöhnliche, in dem Handel vorkommende Salzsäure, 3/4 voll; in diese Säure wird alsdann in kleinen Portionen metallisches Zink, Zinkblechschnitzel gethan, welches sich sofort unter Aufbrausen und Wärmeentwickelung auflöst. Ist die Säure gesättigt, so bleibt das Zink unaufgelöst zurück und kann man die Flüssigkeit (das Zinkchlorid) zu weiterem Gebrauch in demselben Topfe oder in Glasballons aufbewahren. Dem flüssigen Zinkchlorid ist dann etwa 1/30 Proc. seines Gewichts fein gestoßener Salmiak beizumischen. Um nun die kalte Verzinkung zu erzeugen, ist ein Kasten von Zinkblech erforderlich, der je nach der Größe der zu verzinkenden Gegenstände die entsprechenden Dimensionen haben muß, für Steinklammern etwa 1 Fuß breit 20 Zoll lang und 6 Zoll tief; hierin schüttet man das Zinkchlorid und legt in dieses die zu verzinkenden Eisentheile. Nach 1 1/2 bis 2 Minuten zeigen sich in der Flüssigkeit kleine aufsteigende Bläschen, welche sich als feiner Schaum auf der Oberfläche sammeln; dieß ist das Zeichen, daß der Verzinkungsproceß vor sich gegangen ist, und daß die Eisensachen herausgenommen werden können, was nun geschehen muß. Man legt die Stücke sodann auf ein Blech, daß sie abtröpfeln und fängt das herabfließende Zinkchlorid in dem Zinkkasten wieder auf. Durch diese Operation erhält das Eisen einen feinen Zinküberzug durch die Wirkung der Contactelektricität, welcher für die nächstfolgende Operation von Wichtigkeit ist. ad 3. Das auf diese Weise mit einem dünnen Zinküberzuge versehene Eisen wird, nachdem es abgetröpfelt ist, auf einer von unten erwärmten reinen Blechplatte hingelegt, bis es vollkommen trocken geworden, dann Stück vor Stück mit einer Zange angefaßt und in geschmolzenes Zink eingetaucht, darin ein Weilchen gehalten, bis es die Temperatur des Zinks angenommen, herausgehoben und abgeklopft, damit das überflüssige Zink abfalle, womit der Verzinkungsproceß beendet ist. Schließlich muß noch darauf aufmerksam gemacht werden, daß die in geschmolzenes Zink getauchten Gegenstände vollkommen getrocknet seyn müssen, weil sonst das flüssige Zink umherspritzt und der Arbeiter beschädigt werden kann. Ferner ist das Zink möglichst heiß zu halten, ohne aber rothglühend zu werden, es wird dann der Zinküberzug am gleichmäßigsten; ein rauher ungleicher Zinküberzug ist jedesmal die Folge, wenn das Zink zu kalt war. Wird das Zink zu heiß gemacht, so fängt es an zu brennen und geht verloren; durch Zudecken der Oberfläche mit Zinkasche ist ein etwa entstehender Brand schnell zu dämpfen. Vor dem Eintauchen von Gegenständen in das geschmolzene Zink ist die Oberfläche des letztern mit einem Blechlöffel zu reinigen, und der Schmutz, hauptsächlich Zinkasche, aufzubewahren. Dieser kann in Salzsäure aufgelöst werden und gibt das Zinkchlorid, welches zur Operation 2, oder zum Kyanisiren von Hölzern benutzt werden kann. Wenn die Oberfläche des geschmolzenen Zinks beim Eintauchen nicht reinlich gehalten wird, hat man zu erwarten daß die Verzinkung unvollständig ausfällt. Nach längerem Betriebe findet sich in dem Schmelzgefäße am Boden das Zink wie Sand, körnig; mehrt sich diese weniger flüssige Masse, so ist Alles aus dem Schmelzgefäße herauszunehmen und zu Auflösungen in Salzsäure zu verwenden, dagegen von Neuem Zink einzuschmelzen.