Titel: Dr. Kemp's elektromagnetische Maschine.
Fundstelle: Band 125, Jahrgang 1852, Nr. LXXX., S. 327
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LXXX. Dr. Kemp's elektromagnetische Maschine. Aus dem Mechanic's Magazine, 1852, Nr. 481. Mit Abbildungen auf Tab. V. Kemp's elektromagnetische Maschine. Es ist bekannt, daß ein Elektromagnet ein ungeheures Gewicht zu tragen im Stande ist, und daß, wenn man die Anzahl der Windungen und die elektromotorische Kraft vergrößert und zugleich Sorge trägt, den durch die Drahtlänge veranlaßten Leitungswiderstand zu vermindern, eine außerordentliche Attractivkraft erzeugt werden kann, deren Maximum bis jetzt noch nicht erreicht worden ist. Eben so ist es Thatsache, daß wenn man den Contact zwischen dem Elektromagneten und dem von ihm angezogenen Körper unterbricht, die Attractivkraft mit der Entfernung sehr rasch abnimmt, und daß nur ein schmaler Zwischenraum gestattet werden kann, wenn man von dieser Kraft als Triebkraft Gebrauch machen will. Der Zweck der elektromagnetischen Maschine, deren Beschreibung hier folgt, ist, die größt mögliche auf ökonomische Weise zu erreichende Kraft mit Hülfe eines hydraulischen Apparates auf eine Maschine zu übertragen. Fig. 17 stellt ein System von Cylindern und Kolben dar, welche so angeordnet sind, daß wenn man irgend eine Kraft auf die Kolbenstange a wirken läßt, bei seinem Niedersteigen der Verbindungshebel b auch die Stange c veranlaßt sich in entgegengesetzter Richtung zu bewegen, wodurch alle über dem Kolben d und unter dem Kolben e befindliche Flüssigkeit durch die auf der Ventilplatte angeordneten Ventile in den Canal h gedrückt wird. Von da tritt die Flüssigkeit in den längeren Cylinder und treibt den Kolben i herab, welcher mittelst Lenkstange und Kurbel das Schwungrad in Umdrehung setzt, bis der Kolben i die tiefste Stelle seines Hubes erreicht. Die unter dem Kolben befindliche Flüssigkeit aber wird fortgetrieben, so daß der Kreislauf derselben vollständig ist, indem jeder Hub der Kolben d, e die Flüssigkeit veranlaßt vermittelst der in der Ventilplatte in geeigneter Weise angeordneten Ventile in die kürzeren Cylinder zu treten, während der untere Canal die Flüssigkeit beständig dem kleineren Cylinder zuführt, und der obere Canal zugleich den längeren Cylinder damit versieht. Die oberen Ventile verhüten die Rückkehr in entgegengesetzter Richtung. Sobald der Kolben i seinen tiefsten Punkt erreicht, bringt ein zwischen beiden Cylindersystemen angeordnetes Ventil in Folge eines mit der längeren Kolbenstange verbundenen Mechanismus den oberen Theil des längeren Cylinders mit dem unteren Wassercanal und den oberen Wassercanal mit dem Raum unter dem Kolben i in Verbindung, wodurch die Richtung des Hubes verändert wird. Hieraus erhellt, daß eine den Kolbenstangen der kürzeren Cylinder ertheilte Reihe von Impulsen dieselben abwechselnd hin- und hertreibt und die Arbeitskraft auf die Maschine mit einer Intensität und Geschwindigkeit überträgt, welche der Weite der Cylinder proportional ist. Als Triebkraft wird nun der Elektromagnetismus auf folgende Weise verwendet. Fig. 18 stellt die an die unteren Enden der Kolbenstangen a und c befestigten Armaturplatten im Durchschnitte dar. Diese Platten sind mit Löchern versehen, damit die Stangen der Armaturen 1, 2, 3 ... sich frei durch dieselben bewegen können. Das eine Ende dieser Stangen ist an die Armaturen befestigt, das andere ist mit einer Schraube versehen, auf welche eine Mutter geschraubt wird, um den Abstand der Armatur von dem Magneten zu reguliren. A und B sollen nun zwei magnetische ebene Flächen vorstellen, und zwar B in Thätigkeit. Nr. 1 wird von der magnetischen Ebene angezogen, berührt diese und bewegt sich in Folge der fortdauernden Thätigkeit von Nr. 2 zurück u.s.f.; dadurch wird die Armaturplatte d veranlaßt sich mit ihrer Stange durch einen Raum gleich der Summe der von allen der Reihe nach wirkenden Magneten zurückgelegten Distanzen zu bewegen. Der Batteriestrom wird nun auf die Fläche A übergeleitet, worauf die Magnete 3 und 4 auf ähnliche Weise wie 1 und 2 wirken. Auf diese Weise werden die Kolbenstangen a und c in eine rasch hin- und hergehende Bewegung gesetzt. b ist eine zwischen den Armaturplatten angeordnete Leitplatte, um sie in der gehörigen Lage zu erhalten. Die Uebertragung des galvanischen Stromes kann auf verschiedene Weise bewerkstelligt werden. Die hier dargestellte Methode ist der Einfachheit wegen gewählt. m, Fig. 17, sey der negative Draht der Magnete, welche auf die Armaturplatte der Kolbenstange c wirken, und n der negative Draht der auf die andere Platte wirkenden Magnete. An einer kleinen elfenbeinernen Säule, welche rücksichtlich der an der Kolbenstange c angebrachten Hervorragung o in geeigneter Lage angeordnet ist, befinden sich zwei viereckige Kupferdrähte p und q, welche mit den Leitungsdrähten m und n in Verbindung stehen. Der mit dem Platinpol der Batterie in Verbindung stehende Draht r wird mittelst einer amalgamirten Oberfläche mit dem kupfernen Schieber s in Verbindung gesetzt. Dieser Schieber steht vermittelst der Hervorragung o, je nach der Stellung der Kolbenstange c, abwechselnd mit p und q in Communication. Alle übrigen Leitungsdrähte sind an den Zinkpol der Batterie befestigt; und auf diese Weise wird die magnetische Fläche durch die Lage des Kolbens c bestimmt; befindet sich dieser am Boden des Cylinders, so sind die Magnete 3 und 4 in Thätigkeit, und umgekehrt. Fig. 19 ist eine Ansicht rechtwinkelig zu Fig. 17, welche die bei dem ursprünglichen Modell in Anwendung gebrachte Art der Parallelführung der Kolbenstange des längeren Cylinders und der Magnete zeigt. Eine nach diesem Princip construirte Maschine hat den Vortheil, das Maximum der magnetischen Kraft in Anwendung zu bringen, indem die gleiche elektromotorische Kraft und Anzahl von Spiralwindungen einen weit größeren Effect hervorbringt, als bei Professor Page's Maschine, bei welcher die elektromagnetische Kraft dadurch zur Wirkung kommt, daß sie einer weichen Eisenstange oder einem Stahlmagnet das Bestreben ertheilt sich in das magnetische Gleichgewicht zu stellen.

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