Titel: Dr. Kufahl's verbessertes Zündnadelgewehr und Zündnadelpistol.
Fundstelle: Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXXIV., S. 189
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XXXIV. Dr. Kufahl's verbessertes Zündnadelgewehr und Zündnadelpistol. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Aug. 1852, S. 105. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Kufahl's verbessertes Zündnadelgewehr und Zündnadelpistol. Die Verbesserungen, welche sich neuerdings Hr. Dr. Kufahl auf dem Continent und in England patentiren ließ, können bei gezogenen Büchsen, einfachen und doppelläufigen Gewehren, so wie bei Revolver-Pistolen in Anwendung gebracht werden. Ihr Zweck ist, den Mechanismus des Schlosses einfacher, dauerhafter und in der Handhabung sicherer zu machen, und die Gasentweichung an denjenigen Stellen des Gewehrs, welche die Ladung aufnehmen, so wie an der Stelle, wo die Nadel in das Innere tritt, gänzlich zu verhüten. Fig. 1 stellt einen Theil des Zündnadelgewehrs, nämlich die Partie des Schlosses in der Seitenansicht, Fig. 2 im Längendurchschnitte und zwar ungeladen mit abgespanntem Hahn dar. Man wird den Unterschied zwischen diesem Gewehr und dem preußischen Zündnabelgewehr, wie dieses im polytechn. Journal Bd. CXXIII S. 91 beschrieben wurde, sogleich erkennen. Man wird bemerken, daß nur die äußere Hülse A, welche an den Lauf B geschraubt ist, die Nadel C, die Nadelführung D und die Handhabe L beibehalten ist, Theile, welche alle preußischen Zündnadelgewehre gemein haben. Alle übrigen Theile sind entweder ganz weggelassen, oder dem Mechanismus des Schlosses gemäß abgeändert, welches eine flache Feder, anstatt der Spiralfeder enthält. Die Nadel wird in einen Nadelhälter F geschraubt, der an seinem vorderen Theil einen Kolben G enthält; dieser ist mit einem elastischen Stoffe gut geliedert und hinten mit einem Stifte H, einer Scheibe und einem Stifte I versehen. Zur Bewegung der Nadel dient der Nutzhebel J mit abgerundetem Ende, indem auf den Nutzkrapfen eine flache Feder K wirkt. Bei der in der Abbildung dargestellten Lage des Hebels, welche bei abgespanntem Hahn oder während der Explodirung der Ladung statt findet, ruht der Kopf des Hebels auf dem Theil H, wobei er den Nadelhälter und seinen Kolben gegen den hervorragenden Theil der Nadelführung drängt, und dadurch an dieser Stelle die Gasentweichung verhütet, welche sonst sehr schädlich wirkt, insbesondere bei starken Ladungen. Der Kopf des Hebels I ragt bei dieser Lage in die entsprechenden Schlitze der äußeren festen Röhre A und der inneren beweglichen Röhre M hinauf, und verhindert somit jede Drehung oder sonstige Bewegung der letzteren. Um nun die innere Röhre aus der äußeren theilweise herauszuziehen, muß der Theil N zuerst einem langen Schlitz an der linken Seite der äußeren Röhre gegenüber gebracht werden. Hieraus folgt, daß die Schwanzschraube nie, weder absichtlich noch zufällig, weder während des Feuerns noch zum Behuf des Ladens geöffnet werdernwerden kann, so lange die Nadel in das Innere des Gewehrs hineinragt, daß also vermöge dieser Einrichtung die Handhabung des Gewehrs eine vollkommen sichere ist. Um die Schwanzschraube zu öffnen, wenn das Gewehr durch die Oeffnung c geladen werden soll, muß der Hebel J zuerst halb gespannt (Hahn in Ruhe gebracht) werden. Während dieser Bewegung wirkt sein Kopf auf die Fläche der Stiftscheibe I des Nadelhälters und zieht die Nadel in die Nadelführung zurück. Bei dieser Lage befindet sich der Kopf des Hebels einem zu seiner Aufnahme bestimmten Querschlitz P an der linken Seite der inneren Röhre gegenüber. Es kann daher diese Röhre vermittelst ihrer Handhabe nach der linken Seite gedreht werden. Ist dieses geschehen, so steht die Schulter unter der Handhabe dem longitudinalen Schlitz links an der äußeren Röhre gegenüber, und die innere Röhre kann nun rückwärts geschoben werden, so daß sie die Ladeöffnung bloßlegt, während mittlerweile der Hebelkopf in einem zweiten Längenschlitz Q der inneren Röhre liegt. Es versteht sich, daß der Hebel J während des Ladens mit dem Nadelführer außer aller Verbindung ist, und dieses bildet in Betreff der Sicherheit den zweiten wesentlichen Punkt. Nach dem Laden muß die innere Röhre wieder vorwärts geschoben und ihre Schulter N mit der äußern Hülse fest verbunden werden, ehe der Hebel auf den Nadelhälter wirken kann. Ist dieses geschehen, so kann der Hebel ganz gespannt und das Gewehr vollends schießfertig gemacht werden. In dieser Lage verhindert wieder der Kopf des Hebels die Drehung der inneren Röhre und die Bloßlegung der Ladeöffnung. Es ist nun einleuchtend, daß dieses Gewehr in der Handhabung weit sicherer ist als jedes andere, indem es unmöglich ist, die Schwanzschraube zu öffnen, so lange der Aufziehhebel, die Hauptfeder und der Drücker auf die Nadel wirken können. Zur Erleichterung der Reinigung des Gewehrs sind sehr einfache Vorkehrungen getroffen, die den Zweck haben, die innere Röhre augenblicklich herausnehmen und ohne Umstände wieder einsetzen zu können. Nachdem man dieselbe in die zum Laden erforderliche Lage gebracht hat, spannt man den Hahn bis zu dem letzten Einschnitt, wobei der Kopf des Hebels J der inneren Röhre aus dem Weg kommt, und nimmt diese heraus. In der letzten Lage läßt man den Hahn, setzt dann die Röhre wieder ein, bringt sie in die zum Laden geeignete Lage, den Hahn in Ruhe, und schließt das Ladeloch. Um die Gasentweichung an der Fuge zwischen dem vorderen Theil der inneren Röhre und dem Lauf zu verhüten, wird eine dünne elastische Metallröhre in die Kammer der ersteren geschoben, welche in den Lauf passend durch die Explosion sich ausdehnt und einen gasdichten Schluß bewirkt, analog der Bramah'schen Kolbenliederung bei der hydraulischen Presse. Diese Röhren halten lange Zeit und können, wenn sie abgenutzt sind, leicht durch neue ersetzt werden. Außer der größeren Sicherheit, Einfachheit und Dauerhaftigkeit der einzelnen Theile, und der leichten Handhabung des Gewehrs, ist noch der vortheilhafte Umstand zu erwähnen, daß man aus der Lage des Spannhebels sogleich sich vergewissern kann, ob der Hahn abgespannt, in Ruhe oder gespannt ist. Bei allen andern Nadelgewehren kann man sich in dieser Hinsicht leicht täuschen. Die Manipulationen beim Feuerexerciren sind folgende 1) Hahn in Ruhe! 2) Oeffnet die Kammer! 3) Patrone in Lauf! 4) Schließt die Kammer! 5) Spannt den Hahn! 6) Legt an! Feuer! Soll nicht sogleich gefeuert werden, so bringt man den Hahn in Ruhe. Jedes der Tempo von 1 bis 5 erfordert eine Secunde Zeit, das sechste etwas mehr; doch können ohne Anstrengung in 1 Minute 6 Schüsse abgefeuert werden. Es ist endlich noch zu bemerken, daß Patronen für diese Gewehre nicht absolut nothwendig sind. Fig. 3 stellt die Verbesserung in Anwendung auf eine Zündnadelpistole von der Gattung der „Revolvers“ in der Seitenansicht, Fig. 4 im Längendurchschnitte dar. Die äußere Röhre der Hülse A ist zur Aufnahme der Handhabe B der inneren Röhre C an ihrem vordersten Theile oben mit einem Längen- und einem Querschlitz versehen. Der untere Theil der äußeren Röhre bildet eine rectanguläre Büchse zur Aufnahme des Hebels D, der Feder und derjenigen Theile, durch welche der Cylinder E mit seinen Ladungen in Rotation gesetzt wird. Das Pistol ist in der Abbildung ungeladen und der Hahn abgespannt dargestellt. Um zu laden, spannt man den Hebel halb, wodurch die Nadel aus der obersten Kammer des rotirenden Magazins zurückgezogen wird, dann dreht man den Knopf oder die Handhabe nach der linken Seite, wodurch der Kopf des Hebels von den Stiften des Nadelhälters frei wird. Man kann nun das Magazin aus freier Hand drehen, und die Kammern der Reihe nach laden, wobei man nicht vergessen darf, eine kleine Papierscheibe über das Loch, durch welches die Nadel eindringt, zu bringen. Ist dieses geschehen, so spannt man den Hahn oder Hebel D ganz ab, wodurch sich der Kopf desselben in dem linken Längenschlitz der inneren Röhre vorwärts bewegt und außer Verbindung mit dem Nadelhälter kommt. In diesem Zustande ist es unmöglich, daß die Pistole losgeht, und man kann sie mit der größten Sicherheit in der Tasche tragen. Zum Behuf des Abfeuerns ziehe man nun den Hebel D halb auf (Hahn in Ruhe) und bringe die Handhabe in die Lage rechts, wie sie die Abbildung darstellt. Dann spanne man den Hahn ganz, wodurch das cylindrische Magazin vermittelst eines kleinen Winkelhebels F und einer Verbindungsstange G sich um 1/6 dreht. Sofort können 6 Schüsse rasch hintereinander abgefeuert werden, indem man nach jedem Schuß den Hahn ganz spannt und abdrückt. Die Mittel zur Verhütung der Gasentweichung sind die nämlichen, wie die mit Bezug auf das Zündnadelgewehr beschriebenen. Um den vorderen Theil der Röhre an den Lauf zu bringen und, während die Explosion stattfindet, in fester Lage zu halten, bedient man sich des horizontalen Riegels H. Dieser ist an dem einen Ende stets mit dem rotirenden Cylinder, an dem andern mit dem Nußkropf D in Berührung. Während der Hahn in Ruhe oder ganz gespannt ist, zieht eine zwischen dem Cylinder und dem Lauf angebrachte Feder den Riegel mit dem Cylinder zurück, so daß die metallenen Röhren von einander getrennt sind. Beim Losdrücken aber drückt die Curve des Hebels D den Riegel und den Cylinder vorwärts, schiebt die Röhre gegen den Lauf und bewirkt einen festen Schluß, ehe die Nadel die Zündmasse erreichen und die Explosion bewirken kann. Der Rückstoß des Cylinders wird nicht durch die Hauptfeder, sondern durch die starke Achse des Hahns D, mit welcher sich der Riegel in gerader Linie befindet, aufgefangen.

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