Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 127, Jahrgang 1853, Nr. , S. 310
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Miscellen. Miscellen. Die Thurmuhren von J. Mannhardt in München. 1. Darstellung der noch bestehenden Mißstände an den älteren und neueren Thurmuhren; von J. Mannhardt, Stadtuhrmacher und Mechanikus in München. Es ist wohl nicht allgemein in Deutschland bekannt, daß ich mich nun schon seit 26 Jahren neben den mechanischen Arbeiten, auch mit Bau und Reparatur der verschiedensten Thurmuhren beschäftige, und solche theils nach einer neuen Bauart an und für sich vereinfächter Werke, theils nach verschiedenen Plänen von mir ausgeführt wurden. Man war bisher bei Anfertigung neuer wie bei der Reparatur älterer Thurmuhren immer vorzüglich darauf bedacht, dem Gehwerke ein sehr leichtes und womöglich gleichmäßiges Gewicht – was auch als erstes Haupterforderniß zu betrachten ist – zu verschaffen, und suchte dieses theils durch bessere Bearbeitung, theils durch geregeltere Aufstellung so viel als möglich zu erzielen. Da jedoch die schon bestehenden älteren wie neu erbauten Localitäten für die Aufstellung von Thurmuhren oft größtentheils von ungelegener Bauart sind, aber nicht wohl verändert werden können, so wird dadurch oft nicht nur eine ungünstige Aufstellung der Werke selbst herbeigeführt, sondern es werden aus diesem Umstande auch mitunter lange und schwerfällige Stangenleitungen, Hammerzüge und Winkelräderwerke nöthig. Da nun aber sämmtliche Stangenleitungen aus bloßem Rundeisen sind, und von vielen Lagern, worauf sie gehen, unterstützt, und oft eben der ungelegenen Bauart wegen in den verschiedensten Räumen herumgeführt werden müssen, so wird es wohl begreiflich, daß bei so vielen eisernen Zapfen durch den Temperaturwechsel eine ungleiche Reibung, und durch dieselbe eine störende Rückwirkung auf den Gang des Uhrwerkes entstehen muß. Da ferner diese Uhren wegen Verkürzung der Zeigerleitung in möglichster Höhe aufgestellt werden müssen, die Schallöffnungen der Thürme aber der möglich größten Ausbreitung des Geläutes halber einer entsprechenden Größe bedürfen, so ist die Uhr, je höher sie eben angebracht wird, auch um so mehr nicht bloß dem Einflusse der Witterung, dem durch Vögel, Fledermäuse und Ungeziefer aller Art verursachten Unrath, sondern auch in demselben Grade dem Verziehen und Vermorschen des Holzwerkes, dann dem durch das vermehrte Eindringen des Staubes entstehenden Harzigwerden der Schmiere u.s.w. ausgesetzt, woraus natürlich so mancher größere oder kleinere Uebelstand entstehen muß, je nachdem die Zeigerleitungen mehr oder weniger sind. Auf solche Weise herbeigeführte Störungen des Uhrwerkes machen oft die Herbeirufung eines Sachverständigen nothwendig, welchem mitunter an 10–30 fl. Reisevergütung bezahlt werden müssen, während die Abhülfe und Instruction für die Person, welche die Uhr bedient, kaum 30 kr. werth ist. – Je mehr Uhren gefertigt und aufgestellt wurden, desto fühlbarer mußten natürlich auch die eben angeführten Uebelstände werden, und ich bin überzeugt, daß jeder, der mehr oder minder mit Thurmuhren umgeht, oder solche in Behandlung hat, zugestehen wird, daß das Stehenbleiben derselben größtentheils entweder von dem Zeigergetriebwerk, oder von Schlagwerk-Auslösungen herrührt. Denn stehen bleiben kann außerdem ein Gehwerk, wenn alles recht gemacht ist, nur dann, wenn ihm von dem Zeigergetriebwerk oder von den Schlagwerkauslösungen das wirkende Gewicht genommen wird. Aus mehrjähriger Erfahrung hat sich daher ergeben, daß selbst dann, wenn auch eine Uhr in allen ihren Theilen richtig gemacht, mit aller Vorsicht aufgestellt ist, und vorschriftmäßig behandelt wird, dieselbe doch eben nur so lange ununterbrochen richtig gehen kann, bis die erwähnten Uebelstände, früher oder später, je nachdem sie eben vorhanden sind, störend auf den Gang einwirken. Uebrigens haben sich selbst bei den günstigsten Localitäten und Aufstellungen schon ähnliche Fälle ergeben, bei welchen weder das Werk noch der Uhrmacher oder der Aufsteller schuld waren. So ist erst kürzlich die Uhr der Münchener protestantischen Kirche stehen geblieben, welche doch von all' derlei Uhren, wo das Gehwerk die Zeiger treibt, eines der besten ist, indem man bei ihrer Bestellung es weder an dem Auftrage: eines der besten Werke herzustellen, noch an den Mitteln, diesen Auftrag auszuführen ermangeln ließ. An dem Werke selbst hat es auch nicht gelegen, das Stehenbleiben desselben erfolgte eben nur aus einem der oben angeführten Mißstände, an denen es überhaupt liegt, daß wir bis jetzt noch immer keine ganz verlässig gehenden Thurmuhren haben. Daß selbst die ältesten Thurmuhrenbauer dieselbe Erfahrung gemacht haben, geht daraus hervor, daß sie die Gehwerke mit den schwersten Kübeln voll Steinen behängt haben, denn um zwei bis drei Räder in dem Uhrwerke selbst umzutreiben, wodurch der Pendel bewegt wird, braucht man nur ein sehr kleines und gleiches Gewicht, was für einen richtigen Gang des Pendels eine Hauptsache ist, wogegen das überschwere und ungleich wirkende Gewicht die nachtheiligsten Folgen auf denselben ausübt; aus welchem Grunde eine Trennung der beiden Functionen, nämlich den Pendel zu bewegen und die Zeiger zu treiben, aus der Sache selbst hervorgeht. Hiezu fand sich endlich im Jahr 1842 die Gelegenheit, als für die Frauenthürme in München bei mir eine neue Uhr bestellt wurde, welche auf zwei Thürmen, auf 6 Zifferblättern von 22 Fuß Durchmesser, Stunden und Viertel zu zeigen hat, und zu welcher noch die 6 Zeigerwerke verwendet wurden, wie sie von der Uhr, die schon vor 300 Jahren gemacht wurde, noch vorhanden waren, mit der schwerfälligen Zeigerleitung, die im Freien von einem Thurme zum andern hinüberläuft. Es wird also einem Jeden einleuchtend seyn, daß gerade bei dieser Uhr die größten Reibungsdifferenzen stattfinden müssen. Bei Anfertigung dieses neuen Uhrwerkes wurden auch die angedeuteten Mißstände von mir näher ins Auge gefaßt, und dasselbe mit einem eigenen Zeigergetriebwerke und einem abgesonderten Geh werke ausgeführt, worauf erst weitere Beobachtungen über den ganz richtigen Gang verschiedener Thurmuhren angestellt werden konnten. Dieses Uhrwerk veranlaßte durch seinen richtigen Gang die Bestellung folgender Werke: 1) eine Uhr für den Stadtthurm in Winterthur in der Schweiz; 2) eine Normaluhr für den Bahnhof in Zürich; 3) eine dergleichen nach Nürnberg; 4) eine solche nach Augsburg, und 5) die für das Bahnhofgebäude in München. Die Frauenthurmuhr hat eine Zeigerleitung von 150 Fuß, die zu Winterthur von 90 Fuß, und die in Zürich zeigt an 3 Thürmen auf 6 Zifferblättern, und hat eine Stangenleitung von 130 Fuß; die Uhr vom Münchner Bahnhofgebäude zeigt auf 4 Zifferblättern und hat eine Zeigerleitung von 450 Fuß. Man hat sich aus mehrjähriger Erfahrung überzeugt, daß sich bei diesen Uhren mit abgesonderten Gehwerken weder durch die verschiedenartigen Witterungsverhältnisse, noch durch sonstige Uebelstände der Gang verändert hatte, während bei den so vielen anderen neueren wie älteren Uhren, bei welchen, wie gewöhnlich, das Gehwerk die Zeiger treibt, verschiedene Mißstände sich ergaben, deren Beseitigung zeitraubend und kostspielig war. Nach den verschieden angestellten Beobachtungen haben die angeführten zweierlei Uhrwerke gezeigt, daß, wenn das Gehwerk das kleinste und gleichbleibendste Gewicht, die wenigsten Zapfen und Reibungen besitzt, dem Stocken und Zähwerden des Oeles und dem Einwirken des Temperaturwechsels möglichst vorgebeugt ist, solches die besten und zuverlässigsten Uhren sind. Ein weiteres, ebenso wichtiges Erforderniß ist andererseits eine größere abgesonderte Kraft zur Betreibung der Zeigerleitungswerke und Schlagwerk-Auslösungen. Die an der Frauenthurmuhr zu München, wie an der zu Winterthur und den angeführten Bahnhofuhren – sämmtliche mit abgesonderten Gehwerken – gemachten günstigen Erfahrungen, die alle noch mit 3 Werken und Gewichten ausgeführt sind, veranlaßten mich weiters, auf Mittel zu denken, wie nach dieser Manier auch für die minder bemittelten Gemeinden Uhren um billigern Preis mit wenigen Werken und Gewichten herzustellen seyen. Im Jahre 1850 gelang es mir solche Uhren auszuführen, wovon eine der Industrie-Ausstellung zu Leipzig übersendet wurde, und ein sehr empfehlendes Gutachten über dieselbe erfolgte. Letztgenanntes Werk hat in dem Thurme des großartigen Rathhauses der Stadt Fürth seinen Aufstellungsplatz gefunden. Eine zweite eben solche Uhr befindet sich in der Peterskirche zu Würzburg. Die Uhr in Fürth hat 4 Zifferblätter von 11 Fuß Durchmesser; die Localitäten erforderten eine complicirte Zeigerleitung. Die Uhr in Würzburg ist beinahe zu ebener Erde aufgestellt, von wo aus die Zeigerstange durch 4 Winkelräderwerke über 135 Fuß weit in das hinterste und oberste Portal der Kirche geführt wird, wo sie Stunden und Viertel zeigt. Ferner schlägt diese Uhr auf zwei weit entfernten Thürmen, und zwar auf dem einen Stunden und Viertel, und auf dem andern die Stunden nach, wobei die größten und entferntesten Winkel und Drahtzüge vorkommen, was den Beweis liefert, daß diese Uhren bei den allerverschiedensten Gelegenheiten und Größen der Zifferblätter und Glocken mit Vortheil zu verwenden sind. 2. Ueber eine von J. Mannhardt neu construirte Thurmuhr. (Gutachten des Central-Verwaltungs-Ausschusses des polytechn. Vereins für das Königreich Bayern.) Unterm 7. April vorigen Jahres überreichte Hr. Mechanikus Mannhardt dem Central-Verwaltungs-Ausschusse des polytechnischen Vereines für das Königreich Bayern eine Beschreibung einer von ihm ganz neu construirten Thurmuhr nebst einer Darstellung des Standes sowohl der ältern, als der bisher bekannten Thurmuhren, zur näheren Prüfung und Beurtheilung. Hr. Mannhardt hatte zwar schon im Jahre 1850 eine solche neu construirte Uhr in der Industrie-Ausstellung zu Leipzig, für welche derselbe von der dortigen Prüfungskommission nicht nur ein sehr gediegenes Gutachten, sondern auch die goldene Medaille sich erworben hat. Während des kurzen Zeitraumes von damals bis jetzt hat Hr. Mannhardt diese dort neu construirte Uhr wieder bedeutend vereinfacht und vervollkommnet, so daß die Commission des polytechnischen Vereins, bestehend aus den Herren: Conservator etc. Dr. Schafhäutl, Opticus etc. Sigm. Merz, Hofuhrmacher Joseph Minutti, Uhrmacher Johann Carl Fischer, Franz Höß, königl. Hofbrunnenmeister, sich veranlaßt sah, dieses nach eigenthümlicher Construction erbaute mit den so erheblichen Vorzügen vor allen übrigen wo immer befindlichen Thurmuhren begabte Werk näher darzulegen. 1. Diese neue Uhr hat nur zwei Hauptwerke und zwei Gewichte zum Aufziehen, wovon das eine Werk die Viertel schlägt, die Zeiger treibt und das Gehwerk in jeder. Minute aufzieht; das andere Werk dagegen die Stunden, und, wenn es verlangt wird, nach einer Zwischenpause die Stunden nachschlägt. 2. Das Gehwerk, die Laufräder und Büchsen sind von Messing, die Zapfen und Getriebe von Stahl, und das ganze Werk dieser Uhr ist so angebracht, daß ohne Zerlegung des sehr compendiös zusammengebauten Gestelles alle Theile einzeln und bequem herauszunehmen sind. 3. Besitzt das Gehwerk nur ein kleines Steigrad mit zwei Zapfen zum Einölen, wodurch dem schwerfälligen Gang, dem Stocken des Oeles und dem Wechsel der Temperatur möglichst ausgewichen ist. 4. Wird das Gehwerk mit der kleinsten und gleichmäßigsten Kraft getrieben, weil die Feder in jeder Minute aufgezogen wird. 5. Bewegt sich der Pendel nur in zwei Federn, wodurch die Ankerwelle, Zapfen und alle übrigen reibenden und einzuölenden Theile gänzlich wegfallen. 6. Ist die Einrichtung so getroffen, daß, wo es besonders darauf ankommt, wie z.B. bei Stadt- und Bahnhof-Normaluhren, sich der Pendel und das Steigrad außer dem Kasten noch unter einem Glasverdecke bewegt, wodurch das Oel die längste Zeit rein und gleich bleibt. 7. Die Pendelstange ist von einem eigens hiezu präparirten Holze, welches sich in seiner Länge beständig gleich bleibt, was für den richtigen Pendelgang eine Hauptsache ist. 8. In den Schlagwerken sind die Laufwerke so eingerichtet, daß sich dieselben in ihren Functionen gleich bleiben, wodurch das Verstellen der Windfänge, das Schwerer- oder Geringermachen der Gewichte ganz wegfällt, was bei den übrigen Thurmuhren bisher stattfand und zum Theile noch stattfindet. 9. Die Schlagwerke besitzen eine ganz eigenthümliche Art Hammerzüge, bei welchen eine gleichmäßige Hebung der Hämmer erzielt und ein scharfer Abfall erzweckt wird. Dadurch fallen außerdem alle Rollen, Reife, Schrauben, Muttern und ein mühsames Ausputzen weg. 10. Bei den Laufwerken sind die runden Getriebstecken, welche sich so schnell ausreiben und die Radzähne angreifen, entfernt, dagegen aber die Verzahnungen so construirt und ausgeführt, wie es die Abwicklung des Eingriffes von selbst vorschreibt, wodurch ein sanfter Gang und die größte Dauer erzielt wird. 11. An dem Viertelschlagwerke, welches ohnehin einen geringeren Hammer zum Heben hat, ist das Treiben der Zeigerwerke und das minutenweise Aufziehen des Gehwerkes, wodurch ein drittes Laufwerk erspart wird, mitangebracht, und das Viertelschlagwerk löst sich bei jeder fünfzehnten Minute durch das Zeigergetrieb aus. 12. Die Anbringungsart dieser Uhren gestattet einen sehr kleinen festen Bau des Gestelles, wodurch es zulässig wird, dasselbe gleich von der Werkstätte aus in einem kleinen zerleg- und verschließbaren Kasten aufzustellen, womit selbes auch überall viel leichter placirt werden kann; es ist sohin der Zutritt des Aufziehers, die Beibringung von Staub und das Auftrocknen des Oeles möglichst vermieden, und es werden außerdem noch der Rost zur Aufstellung der Uhr und die oft so theuren, viel Raum einnehmenden und doch wenig Schluß haltenden Bretterverschläge in den Kirchtürmen erspart. Es ist sehr einleuchtend, daß auf diese Art ein großer Theil des Ausputzens und Einschmierens von selbst wegfällt und die möglichste Reinhaltung erzielt ist. 13. Der Bau derselben gestattet eine Vorrichtung anzuwenden, daß selbst von dem Unkundigsten ohne Fehlgriff die Anwellen und Büchsen abgenommen, die Zapfen und Löcher gereinigt werden können, was besonders für Plätze, wo keine Uhrmacher sind, wichtig ist. 14. Erlauben diese Uhren vermöge ihrer vergrößerten Kraft vom Viertelschlaggewichte zum Zeigertreiben und der verstärkten zum Stundenschlage, daß selbe möglichst unten aufgestellt werden dürfen. Dadurch wird nicht nur die Bedienung außerordentlich erleichtert, sondern es werden dieselben der Nähe wegen öfters besucht und deßhalb schon wird der Platz der Uhr reinlicher gehalten. Das Schwanken der Thürme durch Geläute und Stürme, der Zugang von Gewittern und aller Unrath, der durch die großen Oeffnungen von oben freien Zutritt hat, ist von unten vermieden, weßwegen die von Hrn. Mannhardt in der Darstellung bezeichneten Mängel, welche auf den Gang und die Dauerhaftigkeit der Werke störend einwirken, großentheils von selbst wegfallen. 15. Gehen und schlagen dieselben viel gleichmäßiger und man kann vermöge der größeren Kraft und dadurch ausgeglichenen Störung bei jeder Witterungszeit und anderen Zufällen auf einen gesicherten Fortgang rechnen. 16. Kann der Pendel bequem regulirt und können die Zeiger rück- und vorwärts gerichtet werden. 17. Nach der Anordnung der Werke, daß solche schon in einem Kasten aufgestellt sind, gestattet die nöthige Kraft zum Zeigertreiben, daß auf Plätzen, wo schon alte Uhren gestanden sind, die älteren Zeigerwerke, Hämmer und anderes, wenn sie einigermaßen noch brauchbar sind, mit weniger Reparatur zu verwenden sind, was die Kosten erleichtert. Deßhalb können diese Uhren auch von andern Uhrmachern, wenn sie schon mit Thurmuhren zu thun hatten, mittelst einer Anleitung aufgestellt werden, was die eigenen Reisekosten erspart. Oben geschilderte Uhren sind für alle Größen von Glocken und Zifferblättern geeignet. Hr. Mannhardt hat schon im Jahre 1850 ein Zeigerleitungswerk aus einem rohen Eisengestänge von 432 Schuh zur Probe in seinem Hause angerichtet, und dasselbe mit Vortheil getrieben, um sich zu überzeugen, daß diese Uhren für weit entfernte und etwas mehr Kraft erfordernde Zeigerwerke mit Vortheil zu verwenden sind. Diese Uhren sind endlich auch wegen ihres so kleinen Baues und geringen Gewichtes zur weitesten Versendung geeignet. Hr. Mannhardt hat somit nicht nur in allen Theilen ein ganz neues Werk hergestellt, sondern auch die in seiner Darstellung angeführten Mängel zu beseitigen gewußt, wodurch die Fabrication der Thurmuhren nebst deren Aufstellung auf einen völlig anderen Standpunkt versetzt ist, welcher alle denkbaren Vortheile in Erbauung, Aufstellung und Bedienung jener Uhren gewährt und wirklich nichts mehr zu wünschen übrig läßt. Man hat in den Ausstellungen sowohl in Leipzig als in London die Gelegenheit gehabt, sich von allen anderen Arten von großen Uhren zu überzeugen, daß weder eine so compendiöse Ausführung der Werke noch eine so schonende Aufstellung und Erleichterung der Bedienung angetroffen werden konnte. Sie haben weder einen so einfachen Gang, noch so zweckdienliche Hammerzüge, noch ein Gestell, das einen so kleinen Raum einnimmt, um an demselben die Lager und Büchsen bequem abnehmen und putzen zu können, ohne daß die Räder und Getriebe aus den Eingriffen kommen, und zugleich gestattet, dieselben wegen möglichster Reinhaltung und erleichterter Aufstellung in einem so kleinen verschließbaren Kasten anzubringen. Ebensowenig wird bei denselben das Viertelschlagwerk zum Zeigertreiben und Aufziehen des Gehwerks, durch welches ein drittes Laufwerk erspart wird, verwendet. Hr. Mannhardt hat nun über zweihundert neue Thurmuhren verfertigt und über fünfzig alte umgearbeitet, und wo es darauf ankam, auch Normaluhren, als auf der hiesigen Frauenkirche, zu Winterthur etc., und Bahnhofuhren hergestellt, die in ihren Functionen nichts zu wünschen übrig lassen. Denn wir haben schon seit zehn Jahren die Beweise an unserer Frauenkirchthurmuhr, daß dieselbe ununterbrochen so pünktlich fortgeht, daß sie der Stadtnormaluhr vorgezogen wird. Dieß veranlaßte Hrn. Mannhardt auf Mittel zu denken, wie dieser hohe Zweck mit wenigen Werken und Gewichten zu Stande gebracht werde, so daß auch minder bemittelte Gemeinden solche ausgezeichnete Uhrwerke um geringere Kosten erhalten können. Die Art, wie er solches erreicht hat, muß zu den sinnreichsten Erfindungen gerechnet werden. Hr. Mannhardt hat inzwischen für diese neueren Uhren eigenthümliche Maschinen und Vorrichtungen hergestellt, und ist dadurch in Stand gesetzt, nicht nur die besten und gediegensten Werke auszuführen, sondern auch dieselben um einen mäßigen, billigen Preis abgeben zu können, so daß wir also seine Thurmuhren in jeder Beziehung bestens empfehlen können. Er begann seine Thurmuhrverbesserung mit der Uhr zu Egern am Tegernsee im Jahre 1826, über welche der Central-Verwaltungs-Ausschuß des polytechnischen Vereins schon in seinem BlatteSiehe Kunst- und Gewerbeblatt, 1826, S. 529. ein umfassendes Gutachten abgegeben hat. Seit dieser Zeit war jede neue Thurmuhr, die er gebaut, ein neuer Schritt zu jenem bisher unerreichten Grade von Vollkommenheit, von der die gegenwärtige Thurmuhr das sprechendste Zeugniß gibt. Sie ist ein Triumph technischen Scharfsinnes und mechanischer Combinationsgabe, die uns eine zeitmessende Maschine von solcher Einfachheit und Zweckmäßigkeit geliefert haben, daß nicht abzusehen ist, was an ihr noch Wesentliches mit der Zeit geändert werden könnte. Schließlich ist noch zu bemerken, daß diese Vereinfachung und Vervollkommnung des Uhrenbaues theilweise ein Resultat jener allgemeinen Umschaffung im Maschinenbaue ist, welche Mannhardt durch Verbesserungen der Arbeite- und Werkzeugmaschinen im Verlaufe seiner langen Wirksamkeit hervorgerufen hat.Siehe Kunst- und Gewerbeblatt, 1850, S. 199. (Bayer. Kunst- und Gewerbeblatt, Maiheft 1852.) Privilegium: Seine Majestät der König von Bayern haben unterm 7. October v. Is. dem Mechanikus und Stadtuhrmacher Johann Mannhardt von München ein Gewerbprivilegium auf Ausführung seiner Erfindung, bestehend in eigenthümlich construirten Thurmuhren, welche mit nur zwei Werken und Gewichten alle Funktionen der früheren Uhren mit vier Werken verrichten, den einfachsten und möglichst gleichmäßigen Gang haben, wegen der vom Gehwerke abgesondert zu vergrößernden Kraft zum Zeigertreiben und Schlagen mit möglichster Benützung älterer Theile – statt oben – unten im Thurme aufgestellt werden können, größere Dauer und leichtere Bedienung erzielen lassen, und zugleich um den billigsten Preis hergestellt werden können, für den Zeitraum von fünf Jahren zu ertheilen geruht. (Regierungsbl. f. d. Königr. Bayern, Nr. 53, 30 October 1852.) Der Probehaspel für Seide von Hrn. Martin in Lyon. Der alte Probehaspel hat seine nicht unerheblichen Uebelstände. Es werden damit vier und mehr Fäden zu eben so vielen Probesträngchen zugleich abgehaspelt. Der nämliche Zähler dient für alle. Bricht nun einer der Fäden, so bemerkt man es entweder nicht sogleich, und wenn ja, so macht der Haspel leichtlich noch verschiedene Umdrehungen, bevor man anhält und anknüpfen kann. Dasselbe wiederholt sich öfter. Auf diese Weise wird der eine Faden kürzer, der andere länger. Wie sollen da die für jedes Strängchen erforderlichen 400 Umgänge genau herauskommen? Es kann nicht geläugnet werden, daß dergestalt mit dem bisherigen Instrumente bei der Titrirung der Seide manchmal bedeutende Unrichtigkeiten mit unterlaufen. Diesem Uebelstande wird abgeholfen durch den neuen Probehaspel des Hrn. Martin. Dieser Haspel ist so eingerichtet, daß jedes Strängchen für sich aufläuft und seinen besondern Zähler hat, sowie auch, daß das Aufwinden bei jedem Fadenbruche, sowie nach Vollendung der 400 Umgänge allsogleich stockt. Auf diese Weise wird das vorgeschriebene Längenmaaß des Fadens ungeschmälert erlangt. Es ist zu erwarten, daß dieses System vermöge seiner unbestreitbaren Nützlichkeit sich Eingang verschaffen werde. Wer Lyon besuchen sollte, kann im Geschäfte seines Erfinders selbst diesen neuen Probehaspel besichtigen. Für London, Turin, Mailand sind schon mehrere seiner Art bestellt. (Schweizerische Handels- und Gewerbe-Zeitung, 1853, Nr. 6.) Chemische Untersuchungen von A. Faißt. (Ausgeführt im chemischen Laboratorium der polytechnischen Schule in Stuttgart.) I. Bestimmung des Zucker-, Säure etc. Gehalts in einzelnen Früchten. 1) Heidelbeeren (frische). In 100 Theilen sind enthalten: Zucker 4,2 Proc. Säure 2,0   „ 2) Himbeeren (frische). In 100 Theilen sind enthalten: Zucker 5,2 Proc. Säure 1,5   „ 3) Kirschen (frische, von Schwarzenberg im Schwarzwald): a) schwarze Kirschen; Zucker 9,6 Proc. Säure 0,8   „ b) rothe Kirschen; Zucker 9,4   „ Säure 1,0   „ 4) Zwetschgen (frische von Stuttgart). In 100 Theilen sind enthalten: feste Bestandtheile 22 Proc. Wasser 78   „ 5) Getrocknete Zwetschgen von Hohenheim enthalten in 100 Theilen:     Zucker 30,59 Proc.     Wasser 27,17   „     Steine 14,73   „ von Feuerbach:     Zucker 31,12 Proc.     Wasser 20,77  „     Steine 16,33  „ von Fellbach: a) Zucker 32,52 Proc.     Wasser 25,00  „     Steine 18,50  „ b) Zucker 32,51  „     Wasser 28,81  „     Steine 17,02  „ c) Zucker 33,79  „     Wasser 30,33  „     Steine 16,71  „ Der Wassergehalt einer Probe französischer getrockneter Zwetschgen beträgt 25,4 Procent. II. Analyse zweier Proben Schmierseife. 1) Von Gruner in Calw. 100 Theile Seife enthalten: Fettsäuren   42,17 Proc. an Fettsäuren gebundenes und freies Kali     6,43   „ schwefelsaures Kali     4,32   „ Chlorkalium     1,27   „ Wasser, Glycerin etc.   45,81   „ –––––––– 100,00 2) Eine hier im Handel vorkommende Schmierseife (von Worms) enthält in 100 Theilen: Fettsäuren   38,50 Proc. an Fettsäuren gebundenes und freies Kali     7,26   „ schwefelsaures Kali     3,12   „ Chlorkalium     1,04   „ Wasser, Glycerin etc.   50,08   „ –––––––––– 100,00 III. Verhalten einzelner Metalle gegen verschiedenes Wasser. Die Wasser, deren Einwirkung auf Blei, Zink, Kupfer und Eisen beobachtet wurde, waren destillirtes Wasser, Wildbader Wasser und Stuttgarter Brunnenwasser. Besonders auffallend und interessant ist die Wirkung obiger Wasser unter gleichzeitiger Einwirkung der atmosphärischen Luft auf Blei und Zink. Das gewöhnliche Brunnenwasser sowie das Wildbader Wasser veränderten selbst nach Verlauf von mehreren Wochen das Blei nicht merkbar – es war keine nachweisbare Menge einer Bleiverbindung im Wasser weder aufgelöst, noch als Niederschlag enthalten; in reinem destillirtem Wasser, welches unter gleichzeitiger Einwirkung von Luft mit Blei in Berührung war, zeigte sich dagegen schon nach einer halben Stunde eine weiße Trübung in Folge der Bildung von kohlensaurem Bleioxyd, die Trübung vermehrte sich nach und nach und es entstand bald ein weißer krystallinischer Bodensatz in nicht unbedeutender Menge. Ein fast ganz entgegengesetztes Verhalten zeigte das Zink gegen obige verschiedene Wasser. In dem destillirten Wasser, welches drei Wochen lang mit Zink – unter Einwirkung der Atmosphäre – in Berührung war, konnte kein Zink in Auflösung nachgewiesen werden, auch blieb das Wasser während dieser Zeit vollkommen klar, während in gewöhnlichem Brunnenwasser, unter denselben Umständen, schon nach einigen Tagen eine Trübung entstand, und ein Zinkgehalt in diesem Wasser leicht nachgewiesen werden konnte. Ganz dasselbe Verhalten zeigte das Zink gegen Wildbader Wasser, nur mit dem Unterschiede, daß sich bei letzterem die Einwirkung noch schneller und stärker zu erkennen gab, als dieß bei gewöhnlichem Brunnenwasser der Fall war. In dem Verhalten des Eisens gegen die verschiedenen benannten Wasser war kein eigentlicher Unterschied zu bemerken, sofern das Eisen durch alle Wasser ziemlich gleich schnell und gleich stark alterirt wurde, und sich nach und nach ein reichlicher Bodensatz von Eisenrost bildete. Auch das Kupfer zeigt sich in seinem Verhalten gegen die verschiedenen genannten Wasser insofern gleich, als nach Verlauf von drei Wochen weder bei Anwendung des einen noch des andern in wässeriger Lösung Kupfer nachgewiesen werden konnte. IV. Analyse einer englischen Porzellan-Schreibtafel. Die in England ziemlich gebräuchlichen und von Davenport verfertigten Porzellanschreibtafeln zeichnen sich vor den Tafeln, welche früher in deutschen Porzellanfabriken gemacht wurden, dadurch aus, daß sie glätter sind, daher die Schriftzüge sich gut und vollständig fortwischen lassen; doch sind sie nicht so glatt, daß sich nicht gut darauf schreiben ließe. Die Tafeln, deren Karmarsch in seinem Ausstellungsbericht (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 76) erwähnt hat, bestehen aus einer Grundmasse mit einer dünnen Glasurschichte, ganz wie bei unserem gewöhnlichen Porzellan. Weder die Glasur noch die Grundmasse enthalten Blei oder Phosphorsäure, und es finden sich darin nur Spuren Kalk. Die ganze Masse enthielt, wie die Grundmasse ohne Glasur, Kieselsäure, Thonerde und Natron; die Glasur ist auch wie bei hartem Porzellan eine erdige. Die Grundmasse gab, nachdem die Glasur durch Abschleifen entfernt war, in 100 Theilen: Kieselerde 37,86 Proc. Thonerde 47,22   „ Natron 14,64   „ Spuren Kalk und Eisenoxyd. ––––––––– 99,72 Proc. Die Masse unterscheidet sich darnach wesentlich von hartem Porzellan in den Mengenverhältnissen, das Porzellan von Sevres z.B. enthält 59,6    Kieselerde, 35,0 Thonerde,   1,8 Kali,   2,4 Kalk. (Württemberg. Gewerbeblatt, 1853, Nr. 6 und 7.) Ueber Stickstoffeisen. Prof. H. L. Buff zieht aus seinen Versuchen das Resultat, daß der Stickstoffgehalt, welchen das Eisen beim Glühen in Ammoniakgas aufnimmt, von dem Kohlenstoffgehalt desselben abhängig ist. Eisendraht nahm bis gegen 6 Procent Stickstoff auf und verminderte dabei sein spec. Gewicht von 7,416 auf 7,145. – Eisenoxyd, durch Fällung bereitet, reducirte sich in einem Strom Ammoniakgas und enthielt dann 0,079 Proc. Stickstoff. Eben solches Eisenoxyd, in einem Strom Kohlenoxydgas geglüht, nahm 1,8 Proc. Kohlenstoff und dann in Ammoniakgas geglüht 1,159 Proc. Stickstoff auf, indem es seine tief schwarze Farbe mit einer grauweißen vertauschte. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXIII S. 375.) Verfahrungsarten zur Darstellung von Molybdänsäure aus Gelbbleierz. Elbers Verfahren. – Man digerirt 1 Theil des feingepulverten Erzes mit 1 1/4 Th. englischer Schwefelsäure auf dem Sandbade, bis eine davon genommene Probe beim Uebergießen mit Wasser einen vollkommen weißen Rückstand läßt. Die blaue breiartige Masse wird mit viel Wasser verdünnt und durch Decantation ausgewaschen. Das filtrirte Waschwasser wird mit Salpetersäure versetzt, eingedampft bis Schwefelsäure abraucht und der weiße Niederschlag, der dabei entsteht, mit Wasser übergossen und ausgewaschen, zuletzt mit salpetersäurehaltigem Wasser. Dabei erhielt Elbers 17,4 Proc. Molybdänsäure. Wird das gelbliche Waschwasser für sich weiter eingedampft und eben so behandelt, so erhält man aus ihm noch 6,8 Proc. Säure und aus dem letzten Wasser noch 4,9 Proc. Die so erhaltene Molybdänsäure ist frei von Phosphorsäure und das Gelbbleierz ist durch Schwefelsäure vollkommen zersetzt. Dieses wohlfeile Verfahren gibt eine größere Ausbeute als alle bisher vorgeschlagenen Methoden. Mahla's Verfahren. – Um aus dem Gelbbleierz von Garnisch (bayerisches Hochland), welches 5 bis 7 Procent Molybdänsäure enthält, das Molybdän auf vortheilhafte Weise abzuscheiden, vermischte er das fein gepulverte Mineral mit seinem gleichen Gewicht Kienruß und glühte das Gemenge in einer weiten Glasröhre, die mit einer tubulirten Vorlage in Verbindung stand, unter Darüberleiten eines Stromes trocknen Chlorgases. Das Glühen darf erst beginnen, wenn alle Luft aus dem Apparat vertrieben ist, sonst bildet sich das weiße Sublimat von molybdänsaurem Dreifachchlormolybdän, welches die Ableitungsröhre leicht verstopft. In der Vorlage verdichten sich graubraune Flocken von Molybdänchlorid, welches in Alkohol gelöst wird, um es von einer geringen Menge Chlorblei zu befreien. Die alkoholische Lösung, zur Trockne abgedampft und mit Salpetersäure behandelt, liefert eine reine Molybdänsäure. Die Ausbeute ist sehr reich, indem der Rückstand vom Glühen nur noch Spuren von Molybdän zeigt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXIII S. 215 und 320.) Mittel zur Erkennung der Reinheit des Bittermandelöls; von Redwood. Bekanntlich verfälscht man das Bittermandelöl häufig mit Alkohol, der, in einem gewissen Verhältniß zugesetzt, den Geruch des Oels nicht verändert. Man kann diese Verfälschung an der Veränderung der übrigen physikalischen Eigenschaften nicht mit Sicherheit erkennen; der Verfasser bemühte sich daher ein Mittel aufzufinden, das zur sicheren Nachweisung des Alkohols, also auch der Reinheit des Oels dienen könne. Nach den Versuchen des Verfassers ist hierzu concentrirte Salpetersäure das beste Mittel. Wird das Oel mit ungefähr dem Doppelten seines Volumens Salpetersäure von 1,42 specifischem Gewicht vermischt, so findet anfangs gar keine Reaction statt. Der größte Theil des Oels schwimmt auf der Säure, und ist es rein, so bemerkt man anfangs selbst keine Aenderung in der Farbe; nach drei oder vier Tagen jedoch bilden sich, durch Oxydation des Benzoylwasserstoffs, Krystalle von Benzoesäure, die sich bald so vermehren, daß das Ganze zu einer festen krystallisirten Masse erstarrt, die allmählich eine schön smaragdgrüne Färbung annimmt. Diese Reaction ist sehr charakteristisch. Enthält das Oel 8 bis 10 Procent Alkohol, so fängt die Salpetersäure schon nach wenigen Minuten an auf diesen zu reagiren, es erfolgt ein starkes Aufbrausen mit Entwickelung von salpetrig sauren Dämpfen. Bei Anwendung einer Säure von 1,5 specifischem Gewicht kann man eine sehr kleine Menge Alkohol erkennen. Reines Oel mit dieser Säure zu gleichem Volumen gemischt, gibt eine klare Flüssigkeit, aus der sich nichts abscheidet und die nur eine geringe Veränderung der Farbe erleidet; ein anderes Phänomen findet nicht statt. Die Anwesenheit von 2 bis 3 Procent Alkohol dagegen genügt, um salpetrigsaure Dämpfe zu geben. (Aus dem Journal de Pharmacie, durch Erdmann's Journ. für praktische Chemie Bd. LVII S. 190.) Ueber das Fett der Kartoffeln. Hierüber hat Eichhorn Untersuchungen angestellt (Poggendorff's Annalen Bd. LXXXVII S. 227), deren Resultat folgendes ist: 1. Die Quantität des in den Kartoffeln enthaltenen Fetts ist höchstens 0,1 Procent, davon in den Schalen mehr als in der innern Masse. 2. Das in den Schalen enthaltene Fett ist weich und besteht aus mehr flüssigem Fett, während dasjenige in der innern Schale mehr fest und im Saft gelöst ist. 3. Bei Luftzutritt oxydirt sich wahrscheinlich die im flüssigen Fett enthaltene Säure, welche der Oelsäure ähnlich ist. 4. Das Kartoffelfett besteht nur aus Säuren und scheint kein Glycerin zu enthalten. 5. Das Kartoffelfett enthält einen wachsähnlichen Stoff (Korkwachs), der in feinen Nadeln krystallisirt. Entgegnung auf „Einige Bemerkungen etc.“ des Prof. C. M. Bauernfeind in München. (Siehe polytechn. Journal, 2tes Januarheft 1853, S. 159.) Hr. Prof. Bauernfeind in München hat mit mehr Eifer als Ueberlegung sich zu einer gehässigen Polemik gegen mein Buch „Die Instrumente und Werkzeuge der Meßkunst etc.“ bewogen gefunden, auf welche ich ihm Folgendes zu erwidern mich veranlaßt sehe. Ich muß zuvörderst die Insinuation abweisen, als habe ich in irgend einer Weise ihm die Ehre seiner Erfindung oder die Autorschaft seines separat gedruckten Journalartikels beeinträchtigen oder gar zu seinem Nachtheile verwischen wollen. Jedermann wird sich davon leicht überzeugen. Wenn Hr. Prof. B. mir mit Grund etwas zur Last legen kann, so ist es der Umstand, daß ich seiner Erfindung durch den Umfang des darüber Angeführten eine größere Bedeutung beimaß, als sie verdient und ich aus irgend einem Grunde Ursache hatte, sowie daß ich die constructive Variation seines Instrumentchens anzuführen übersah. Das letztere Versehen wäre denn in wenig Worten zu beseitigen gewesen; Hr. Prof. B. widmet dem ein paar Spalten und mag dabei von anderen Motiven geleitet seyn. Ich finde dieß unzweideutig in der Art und Weise, wie er über den übrigen Theil meines Buches herfällt. Hr. Prof. B. behauptet u.a., „das Buch sey zum größten Theil Wort für Wort aus Büchern und Zeitschriften abgedruckt.“ Ich nenne diese Behauptung eine Unwahrheit, gleichviel ob sie aus Absicht oder Unkenntniß aufgestellt worden. Hr. Prof. B. führt für seine ganze Behauptung zwei s. g. Beweise an: eine Stelle seiner Broschüre, welche „ohne seinen Namen anzuführen“ aufgenommen sey. Hätte Hr. Prof. B. sehen wollen, so würde er gefunden haben, daß ich am Ende des §. 89 ausdrücklich auf diese Stelle (§. 68) verwiesen. Er führt ferner als Belegestück für seine Behauptung einen Aufsatz über den Reichenbach'schen Distanzenmesser an, bei dessen theilweiser Aufnahme allerdings der Name des Verfassers (Hr. Prof. Decher in Augsburg) nicht genannt ist. Wäre es dem Hrn. Prof. B. wirklich bloß um eine Kritik meines Buches und nicht um eine gehässige Anfeindung zu thun gewesen, so hätte er auch bei näherer Ansicht des Decher'schen Aufsatzes, den ich zum geringsten Theile benutzte, finden können, daß derselbe hauptsächlich einen Streit mit Dr. Romershausen behandelte, der für meine Schrift um so weniger von Interesse seyn konnte, als beide Theile eben in einer Sache kämpften, über welche mir noch immer das Urtheil von Schulz-Montanus als ein zutreffendes gilt. Es ist nicht meine Art, mich mit den Verdiensten Anderer zu schmücken, und ich habe früh im Leben Bescheidenheit gelernt; auch bin ich weit davon entfernt, meinem Buche nur einen Theil der Bedeutung beizulegen, die Hr. Prof. B. für sein Werkchen und sein Instrumentchen beansprucht. Indeß ist jenes von Sachverständigen als eine nützliche Arbeit anerkannt worden und hat eine erfreuliche Verbreitung gefunden. Wie sich bei einer derartigen Arbeit von selbst versteht, waren alle vorhandenen und zerstreuten Materialien dafür zu benutzen. Daß dieß nicht in dem Maaße und der Weise geschehen, wie Hr. Prof. B. behauptet, und daß eben diese seine Behauptung eine Unwahrheit ist, will ich ihm zeigen, indem ich ihn nur auf folgende von mir zuerst beschriebene Instrumente und Vorrichtungen verweise: die Oldendorff'sche Meßkette (§. 13), die Vorrichtung zum Einziehen der Mikrometerfäden (§. 32), die verbesserten Meßtischköpfe (§§. 103. 104. 115. 116), die Boussolen im §. 131, den Gruben-Boussolen-Theodolit (§. 145–148), die Theodoliten in den §§. 157 u. 158, die Gruben-Theodoliten (§§. 183–197), die Nivellir-Instrumente in den §§. 255–261 u. 266, den Architekten-Meßapparat (§. 275) u.s.w. Auch die beiden englischen Theodoliten (§. 171–175) und Gravatt's Libelle (§. 270. 271) sind meines Wissens bis jetzt in Deutschland unbekannt gewesen. – Wenn ich nun auch auf den Ruhm verzichten muß, ein Meßwerkzeug von ersetzbarem Werthe erfunden zu haben, so hege ich doch die Ueberzeugung, der Meßkunst einen größeren Dienst dadurch erwiesen zu haben, daß ich gute, verbesserte und vervollkommnete Instrumente beschrieben. Um deßwillen ist es mir denn auch völlig gleichgültig, ob Hr. Prof. Bauernfeind seine wenig würdige und leichtfertige, mit Unwahrheiten vermischte Polemik fortsetzt oder nicht; ich werde ihm nicht weiter als durch die möglichste Verbreitung dieser Entgegnung antworten. Dr. E. Schneitler in Berlin.