Titel: Zweckmäßige und billige Batterie zum Entzünden von Minen; vom Telegraphen-Ingenieur Frischen in Hannover.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XI., S. 46
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XI. Zweckmäßige und billige Batterie zum Entzünden von Minen; vom Telegraphen-Ingenieur Frischen in Hannover. Aus dem Notizblatt des hannover'schen Architekten- und Ingenieur-Vereines, Bd. II S. 156. Mit einer Abbildung. Frischen's Batterie zum Entzünden von Minen. Beim Entzünden von Minen mittelst Elektricität wurden zur Erzeugung eines starken elektrischen Stromes bis dahin in der Regel Grove'sche Platin-Batterien angewandt (vergl. meine Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 279), welche nicht allein sehr theuer sind, sondern auch eine besonders sorgfältige und vorsichtige Behandlung erfordern, weil das kostspielige Platin nur in dünnen Blättchen angewandt wird und so leicht dem Zerbrechen ausgesetzt ist. In neuerer Zeit wurde dazu die in Folgendem beschriebene Batterie mit Vortheil angewandt, in welcher das theure Platin durch das billige Gußeisen ersetzt ist. Die Batterie ist aus einer Anzahl von Elementen zusammengesetzt, deren jedes aus folgenden Theilen besteht. In ein entsprechend großes etwa 8 Zoll hohes Trinkglas wird eine Mischung von 1 Theil englischer Schwefelsäure und 6 Theilen Wasser so weit eingegossen, daß das Glas fast ganz gefüllt wird, wenn man die übrigen Theile des Elementes in dasselbe eingesetzt. – Diese bestehen zunächst aus einem oben und unten offenen Zinkcylinder von 8 Zoll Höhe, 3 1/4 Zoll innerm Durchmesser und von 1/8 bis 1/4 Zoll Wandstärke, an welchen oben ein Kupferstreifen zur Verbindung mit dem nächsten Elemente genietet und gelöthet ist. – In diesen Zinkcylinder setzt man einen gewöhnlichen Thoncylinder von 3 Zoll äußerem Durchmesser mit Boden und füllt ihn so weit mit concentrirter Salpetersäure, daß dieselbe, wenn ein Eisenkreuz hineingestellt wird, den Thoncylinder noch nicht ganz ausfüllt. Textabbildung Bd. 128, S. 47 Textabbildung Bd. 128, S. 47 Dieses Kreuz aus Gußeisen von der nebenstehenden Form hat eine gleiche Höhe wie der Thoncylinder, eine Wandstärke von 1/8 bis 3/16 Zoll, und sind die Flügel so breit, daß das Kreuz willig in die Thoncylinder paßt. Oben trägt das Kreuz einen verlängerten angegossenen Ansatz von circa 2 Zoll Länge, auf welchen eine Schraubenklammer festgelöthet ist, in die bei der Zusammensetzung der Batterie der Kupferstreifen des nächsten Elementes festgeklammert wird. Von der Beschaffenheit der Thoncylinder hängt die Wirkung der Batterie besonders ab und haben Versuche ergeben, daß die Thoncylinder aus verschiedenen Fabriken bei gleicher Größe und unter sonst gleichen Umständen in ihrem Effecte von 350 bis 900 differiren können. Ein guter Thoncylinder muß kochend heißes Wasser, womit man denselben anfüllt, in einigen Secunden durchschwitzen lassen, und zwar so stark, daß dasselbe an den Außenwänden herabfließt. Schwitzt das Wasser so wenig durch, daß es auf der Außenfläche des Cylinders verdunstet, so ist der Thoncylinder nicht porös genug. Die Zinkcylinder können aus starkem Zinkblech von 1/8 bis 1/4 Zoll Dicke zusammengebogen und, wie bereits erwähnt, mit einem angenieteten und angelötheten Kupferstreifen versehen seyn; besser ist es jedoch, die Zinkcylinder in einer gußeisernen Form aus altem Zink mit einer etwas stärkeren Wand zu gießen, und die vorher verzinkten Kupferstreifen gleich an einer etwas verstärkten Stelle darin festzugießen. Diese Zinkcylinder der einen oder anderen Art werden sodann zur Erreichung einer besseren Wirkung amalgamirt. Wie oben bemerkt, wird in den Thoncylinder concentrirte Salpetersäure eingegossen, an deren Stelle man jedoch, da dieselbe sehr theuer ist, zur Erreichung desselben Effectes eine Mischung von schwächerer Salpetersäure (von 36 Grad Baumé) mit 1/3 Raumtheil englischer Schwefelsäure anwenden kann. Von diesen Säuren im concentrirten Zustande wird das Gußeisen des Kreuzes nicht angegriffen, während schwächere Säuren das Eisen bedeutend angreifen. – Da nun beim häufigen Gebrauche die Säuren schwächer werden, so müssen dieselben von Zeit zu Zeit durch einen Zusatz von concentrirter Salpetersäure verstärkt und sodann erneuert werden. Ebenso ist auch die verdünnte Schwefelsäure im Glase von Zeit zu Zeit zu verstärken und zu erneuern. Um mit der Batterie immer das Maximum der Stromstärke zu erlangen, muß man die Thoncylinder nach dem Gebrauche in Wasser auslaugen und trocknen. Beabsichtigt man die Batterie in wenigen Tagen wieder zu gebrauchen, so genügt es, die Thoncylinder in Wasser auszuspülen und dieselben zum Trocknen auf den Kopf zu stellen. Die Eisenkreuze und Zinkcylinder werden nach dem Gebrauche gut mit Wasser abgespült und der Rost an ersteren vor dem Gebrauche mit Sand und Hede abgerieben. Die Zinkcylinder müssen, wenn dieselben längere Zeit nicht benutzt sind, vor dem Gebrauche neu amalgamirt werden. Beim Ansetzen der Batterie gießt man zuerst die Salpetersäure in die Thoncylinder und darauf, wenn diese durchzudringen beginnt, die verdünnte Schwefelsäure in das äußere Glas. – Die Zinkcylinder und Eisenkreuze setzt man erst kurz vor dem Gebrauche in die Säuren und verbindet dieselben zu der Batterie, während es keinen Nachtheil hat, die Säuren schon früher in die Gefäße einzugießen. Eine auf diese Weise zusammengesetzte Eisen-Zink-Batterie wirkt nur um ein wenig schwächer als eine Platin-Zink-Batterie, und zwar nach den angestellten Versuchen nahezu wie 9 : 10, so daß man also mit 10 bis 11 Eisen-Zink-Elementen eine gleiche Wirkung wie mit 9 Platin-Zink-Elementen erzielen kann. Bei dem erheblich billigeren Preis der Eisen-Zink-Elemente ist daher eine solche Batterie jedenfalls vorzuziehen und zwar um so mehr, als die Herstellung und Handhabung derselben sehr einfach und leicht ist.