Titel: Neue Fabrication der Ziegel und Thonwaaren.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. CVIII., S. 436
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CVIII. Neue Fabrication der Ziegel und Thonwaaren. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1853, S. 214. Neue Fabrication der Ziegel und Thonwaaren. Was man mit so viel Erfolg mit dem Graphit gethan hat, versuchte man auch mit dem Thon; man fabricirt jetzt in England Töpferwaaren nach einem analogen Verfahren. Nachdem der trockene Thon gepulvert worden ist, formt man ihn ohne ihn zu befeuchten; man unterwirft ihn dann einem beträchtlichen Druck, in der Art daß die Luft entweichen kann, und erhält so die rohe Töpferwaare, welche wie gewöhnlich gebrannt wird. Durch dieses Verfahren vermeidet man den Zeitverlust und die Formveränderungen, womit das Trocknen bei der gewöhnlichen Fabrication verbunden ist. Hr. Minton, welcher einer der größten Porzellanfabriken in England vorsteht, hat eine Maschine erfunden, womit man Ziegel aus trockenem Thon ohne Unterbrechung fabriciren kann. Der Druck wird dem Thonpulver stufenweise ertheilt, wobei die Luft vollständig genug ausgetrieben wird, daß man die Vereinigung durch Contact zur Fabrication der gemeinen Thonwaaren, wie Mauer- und Dachziegel, benutzen kann. Diese Maschine (aus dem London Journal of arts in diesem Bande des polytechnischen Journals S. 123 mitgetheilt) verrichtet auch das Füllen der Formen mit gepulvertem Thon und das Wegschaffen der gepreßten Mauer- und Dachziegel. Hr. Elliot fabricirt in Northamptonshire Ziegel aus Hohofenschlacken, indem er die flüssigen Schlacken unmittelbar in die gewünschte Gestalt formt; er verwandelt so ein Product, welches bisher unbenutzt blieb und dessen Anhäufung in der Nähe der Hohöfen oft sehr störend war, mit geringen Kosten in brauchbare Ziegel. Wir möchten jedoch bezweifeln, daß sich mit diesen Ziegeln wegen ihrer glasigen Beschaffenheit hinreichend feste Mauern aufführen lassen.Man hat schon längst auf böhmischen und sächsischen Hütten Schlackenziegel darzustellen versucht; dieselben waren zwar leicht, jedoch spröde. Hr. Adcock verwendet zu demselben Zweck gewisse Naturproducte; er schmilzt den Trapp, Basalt und die anderen bittererdehaltigen Gebirgsarten in Tiegeln oder in Flammöfen; die geschmolzene Masse läßt er in Formen aus abgedrehtem und polirtem Gußeisen laufen, welches er mit ein wenig Graphit überzieht, um das Anhaften zu vermeiden. Die Form muß zum Rothglühen erhitzt seyn und lange Zeit heiß erhalten werden; nach der verschiedenen Dauer des Erkaltens bekommen auch die Producte ein anderes Ansehen. Wenn die Masse wohl flüssig erhalten wurde und langsam erkaltete, so bekommt man einen wirklichen Stein, der alle Eigenschaften des natürlichen Gesteins besitzt. War hingegen die Hitze geringer und die Abkühlung rascher, so bekommt die Masse ein etwas marmorartiges Ansehen; bei einem noch rascheren Abkühlen wird die Masse glasig und durchscheinend, selbst bei ziemlicher Dicke.