Titel: | Ueber Untersuchung der fetten Oele mit Schwefelsäure; von Professor H. Fehling. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XI., S. 53 |
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XI.
Ueber Untersuchung der fetten Oele mit
Schwefelsäure; von Professor H.
Fehling.
Aus dem Gewerbeblatt für Württemberg, 1853, Nr.
26.
Fehling, über Untersuchung der fetten Oele mit
Schwefelsäure.
Maumené hat in den Berichten der Pariser Akademie (polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 204) Versuche mitgetheilt über
das Verhalten verschiedener fetter Oele gegen concentrirte Schwefelsäure. Es zeigte
sich bei seinen Versuchen, daß die einzelnen Oele, mit Schwefelsäure gemischt, sich
erhitzen, daß die Wärmeentwickelung bei demselben Oel unter denselben Umständen
constant, dieselbe für verschiedene Oele aber verschieden ist, und daß besonders die
trocknenden Oele hiebei sich stärker erhitzen als die nicht trocknenden. Bei der
Wichtigkeit für die Technik, mit Sicherheit entscheiden zu können, ob ein Oel rein
oder gemischt ist, und bei der geringen Zuverlässigkeit, welche die bis jetzt
vorgeschlagenen Mittel bieten, erschien es von Interesse, den Gegenstand genauer zu
untersuchen, und ich habe deßhalb Hrn. Faißt und Hrn. Knauß veranlaßt, diese
Versuche in der von Maumené angegebenen Weise mit reinen Oelen sowie
Mengungen verschiedener Oele zu wiederholen.
Hiebei haben sich im Ganzen die Angaben von Maumené bestätigt; nur zeigte
sich, daß man gleiche Resultate nur unter ganz gleichen Umständen erhält; daß der
Grad der Temperaturerhöhung wesentlich bedingt ist von der Schnelligkeit des Mengens
von Oel und Säure, von der Stärke und der Menge der Säure, von der Temperatur der
Flüssigkeiten vor dem Versuch, von den Quantitäten, welche man zu einem Versuch
anwendet, von der Größe und Stärke des Glases. Verschiedenheiten dieser Umstände
können leicht Differenzen von 6 Celsius'schen Graden und mehr bedingen; man muß
daher in den genannten Beziehungen die äußeren Umstände des Versuchs immer
gleichartig zu erhalten suchen. Selbst bei der größten Sorgfalt werden dennoch
mehrere Versuche leicht Differenzen von 1–2 Grad geben; man muß daher etwa
4–6 Versuche machen und das Mittel aus diesen Zahlen als das richtige
Resultat nehmen.
Zu den Versuchen mit den meisten Oelen wurde reines Schwefelsäurehydrat genommen,
welches erhalten wurde durch Erhitzen von gewöhnlicher englischer Schwefelsäure in
einer Retorte und Abdestilliren eines Theils derselben, bis der Rückstand als höchst
concentrirte Säure angenommen werden konnte.
Nur für Leinöl ließ sich die Säure nicht brauchen, da die Temperatur des Gemenges um
mehr als 100° C. zunahm und da in Folge nicht zu vermeidender Zersetzung, die
von starker Entwickelung von schwefliger Säure begleitet war, die Temperaturzunahme
sehr verschieden war, so daß sich Differenzen von 10 bis 15° C. zeigten.
Dieser Uebelstand ließ sich auch nicht bei Anwendung einer geringeren Menge von
Schwefelsäure vermeiden, sondern nur durch Anwendung schwächerer Säure. Für Leinöl
wurde daher Schwefelsäure genommen, welche genau 90 Proc.
Einfach-Schwefelsäurehydrat enthielt.
Zu jedem einzelnen Versuch wurden nur 15 Grm. fettes Oel genommen; 50 Grm. zu nehmen,
wie Maumené vorschreibt, ist wohl zweckmäßiger, indem die
Temperaturdifferenzen etwas geringer ausfallen mögen; bei häufiger Wiederholung
desselben Versuchs ist aber der Verbrauch an Oel nicht unbedeutend, was bei den
selbst dargestellten Oelen in Betracht kam.
Die in Untersuchung gezogenen Oele sind: Olivenöl, Lecceröl, Rüböl, Mandelöl, Mohnöl
und Leinöl. Das Olivenöl war aus einer hiesigen Handlung, das Mohnöl war unter
Aufsicht aus frischem Mohnsamen bereitet; das Leinöl, Rüböl und Mandelöl waren aus
frischen Samen in einer hiesigen Apotheke dargestellt; das Lecceröl ist, so wie es
hier in den Handel kommt, ein Olivenöl mit Zusatz von wenig Terpenthinöl in
veränderlicher Menge, daher auch wohl nicht immer die gleichen Zahlen erhalten
werden.
Bei jedem Versuch wurde das Oel und Schwefelsäure von der Temperatur des Zimmers
genommen; das Oel wurde in einem kleinen Becherglase abgewogen und sogleich das
Schwefelsäurehydrat aus einer Bürette tropfenweise hinzugewogen, die Masse mit dem
Thermometer schnell umgerührt und die Temperatur beobachtet. Es wurden möglichst
gleichartige Bechergläser zu diesen Versuchen verwendet.
Versuche von A. Faißt und C. Knauß.
Olivenöl.
15 Grm. Oel wurden mit 5 Grm. Einfach-Schwefelsäurehydrat gemengt; die
Temperatur stieg von 16° auf 53–55°, um 37° bis
39° C., im Mittel von sechs Versuchen um 38° C.
Lecceröl.
15 Grm. Oel wurden mit 5 Grm. Einfach-Schwefelsäurehydrat gemengt; die
Temperatur stieg von 13,5° auf 53–54°, um
39,5–40,5° C., im Mittel von vier Versuchen um 40° C.
Mandelöl.
15 Grm. Oel wurden mit 5 Grm. Einfach-Schwefelsäurehydrat gemengt; die
Temperatur stieg von 12,5° auf 51,5–53,5°, um
39–41°, im Mitte! von sechs Versuchen um 40° C.
Rüböl.
15 Grm. Oel wurden mit 5 Grm. Einfach-Schwefelsäurehydrat gemengt; die
Temperatur stieg von 14° auf 68–70°, um 54–56°,
im Mittel von sechs Versuchen um 55° C.
Mohnöl.
15 Grm. Oel wurden mit 5 Grm. Einfach-Schwefelsäurehydrat gemengt; die
Temperatur stieg von 17,5° auf 86,5–88,5°, um
69–71°, im Mittel von sechs Versuchen um 70°.
Leinöl.
15 Grm. Oel wurden mit 7 1/2 Grm. 90procentiger Schwefelsäure gemengt; die Temperatur
stieg von 16° auf 90–92°, um 74–76°, im Mittel
von sechs Versuchen um 75°.
Rüböl.
15 Grm. Oel wurden mit 7 1/2 Grm. 90procentiger Schwefelsäure gemengt; die Temperatur
stieg von 17°auf 53,5–55°, um 36,5–38°, im Mittel
von vier Versuchen um 37,5°.
Lecceröl.
15 Grm. Oel wurden mit 7 1/2 Grm. 90procentiger Schwefelsäure gemengt.; die
Temperatur stieg von 12° auf 41–42,5°, um
29–30,5°, im Mittel von vier Versuchen um 30°.
Die einzelnen reinen Oele gaben also folgende Resultate:
Olivenöl
mit
reinem Schwefelsäurehydrat
38°
Temperaturerhöhung
Lecceröl
„
„
„
40°
„
Mandelöl
„
„
„
40°
„
Rüböl
„
„
„
55°
„
Mohnöl
„
„
„
70°
„
Lecceröl
mit
90procentiger
Schwefelsäure
30°
„
Rüböl
„
„
„
37,5°
„
Leinöl
„
„
„
75°
„
Es erschien nun aber namentlich von Wichtigkeit, mit Gemengen verschiedener Oele
dieselben Versuche anzustellen, da namentlich Olivenöl (als Speiseöl) oft mit dem
wohlfeileren Mohnöl verfälscht wird; besonders häufig kommen Gemenge von Leinöl mit
nicht trocknenden Oelen, Lecceröl oder Rüböl, vor.
Gemenge von Olivenöl und Mohnöl.
15 Grm. gemengtes Oel (10 Proc. Mohnöl haltend) gaben mit reiner Schwefelsäure eine
Temperaturerhöhung von 40–42°. Die Temperatur stieg von 14,5°
auf 54,5–56,5°. Im Mittel von fünf Versuchen um 41,2°.
15 Grm. Oel (20 Proc. Mohnöl haltend) gaben mit Schwefelsäure eine Temperaturerhöhung
von 43–45°. Die Temperatur stieg von 16° auf
59–61°, im Mittel von sechs Versuchen um 44°.
15 Grm. Oel (50 Proc. Mohnöl haltend) gaben eine Temperaturerhöhung von
53–54,5°. Die Temperatur stieg von 16° auf
69–70,5°, im Mittel von vier Versuchen um 54°.
15 Grm. Oel (80 Proc. Mohnöl haltend) gaben eine Temperaturerhöhung von
63–65°. Die Temperatur stieg von 16° auf 79–81°,
im Mittel von fünf Versuchen um 64°.
Es geht aus diesen Zahlen hervor, daß die Temperaturzunahme regelmäßig steigt, wie
der Gehalt an Mohnöl zunimmt; die Differenzen, welche sich zeigen gegen das
berechnete Mittel, sind nicht größer, als sie bei einzelnen Versuchen sich zeigen;
man kann daher, von den genau bestimmten Temperaturerhöhungen für reines Olivenöl
und reines Mohnöl ausgehend, folgende Tabelle berechnen:
Bei 15 Grm. reinem Olivenöl mit 5 Grm. Schwefelsäure
steigt die Temperatur um 38°.
Bei 15 Grm. unreinem Olivenöl
5
Proc.
Mohnöl
haltend,
steigt
die
Temperatur
um
39,6°
10
„
„
„
„
„
„
41,2°
15
„
„
„
„
„
„
42,8°
20
„
„
„
„
„
„
44,4°
25
„
„
„
„
„
„
46°
30
„
„
„
„
„
„
47,6°
35
„
„
„
„
„
„
49,2°
40
„
„
„
„
„
„
50,8°
45
„
„
„
„
„
„
52,4°
50
„
„
„
„
„
„
54°
Bei 15 Grm. unreinem Olivenöl
55
Proc.
Mohnöl
haltend,
steigt
die
Temperatur
um
55,6°
60
„
„
„
„
„
„
57,2°
65
„
„
„
„
„
„
58,8°
70
„
„
„
„
„
„
60,4°
75
„
„
„
„
„
„
62°
80
„
„
„
„
„
„
63,6°
85
„
„
„
„
„
„
65,2°
90
„
„
„
„
„
„
66,8°
95
„
„
„
„
„
„
68,4°
Bei 15 Grm. reinem Mohnöl mit 5 Grm. Schwefelsäure steigt
die Temperatur um 70°.
Gemenge von Leinöl und Rüböl.
Bei 15 Grm. reinem Leinöl mit 7,5 Gr. 90procentiger Schwefelsäure steigt die
Temperatur um 75°.
15 Grm. unreines Leinöl (5 Proc. Rüböl haltend) mit 7,5 Grm. 90procentiger
Schwefelsäure gaben eine Temperaturerhöhung von 71,5–74,0°. Die
Temperatur stieg von 14,5° auf 86–88,5°, im Mittel von fünf
Versuchen um 73,0°.
15 Grm. unreines Leinöl (10 Proc. Rüböl haltend) gaben mit 7,5 Grm. 90procentiger
Schwefelsäure eine Temperaturerhöhung von 69–71°. Die Temperatur stieg
von 14° auf 83–85°, im Mittel von vier Versuchen um
70,5°.
15 Grm. unreines Leinöl (15 Proc. Rüböl haltend) gaben eine Temperaturerhöhung von
66,5–69°. Die Temperatur stieg von 15° auf
81,5–84,0°, im Mittel von fünf Versuchen um 68,5°.
15 Grm. unreines Leinöl (20 Proc. Rüböl haltend) gaben eine Temperaturerhöhung von
66–68°. Die Temperatur stieg von 13° auf 79–81°,
im Mittel von sechs Versuchen um 66,7°.
Diese Zahlen zeigen wieder, daß die Temperaturzunahme regelmäßig abnimmt, wie der
Gehalt des Leinöls an Rüböl zunimmt. Aus den genau bestimmten Temperaturerhöhungen
für Leinöl und Rüböl berechnet sich folgende Tabelle:
Reines Leinöl mit 90procentiger
Schwefelsäuregibt eine Temperaturzunahme um
75°
Unreines Leinöl
( 5
Proc.
Rüböl
haltend)
gibt
Temperaturerhöhung
73,1°
„
(10
„
„
„ )
„
„
71,2°
„
(15
„
„
„ )
„
„
69,4°
Unreines Leinöl
(20
Proc.
Rüböl
haltend)
gibt
Temperaturerhöhung
67,5°
„
(25
„
„
„ )
„
„
65,6°
„
(30
„
„
„ )
„
„
63,7°
Gemenge von Leinöl und Lecceröl.
15 Grm. unreines Leinöl (5 Proc. Lecceröl haltend) gaben mit 7,5 Grm. 90procentiger
Schwefelsäure eine Temperaturzunahme von 72–74°. Die Temperatur stieg
von 16° auf 88–90°, im Mittel von vier Versuchen um
73,0°.
15 Grm. unreines Leinöl (10 Proc. Lecceröl Haltend) gaben eine Temperaturzunahme von
70–72°. Die Temperatur stieg von 16° auf 86–88°,
im Mittel von drei Versuchen um 71°.
15 Grm. unreines Leinöl (20 Proc. Lecceröl haltend) gaben eine Temperaturerhöhung von
66–67,5°. Die Temperatur stieg von 16° auf
82–83,5°, im Mittel von vier Versuchen um 66,5°.
Diese Zahlen stimmen wieder mit den berechneten überein:
Reines Leinöl mit 90procentiger
Schwefelsäuregibt eine Temperaturzunahme um
75°
Unreines Leinöl
( 5
Proc.
Lecceröl
haltend)
gibt
Temperaturerhöhung
72,75°
„
(10
„
„
„ )
„
„
70,5°
„
(15
„
„
„ )
„
„
68,3°
„
(20
„
„
„ )
„
„
66,0°