Titel: | Bericht einer Commission der französischen Akademie der Wissenschaften über Guérin-Mèneville's Versuche, Seide |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XVII., S. 72 |
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XVII.
Bericht einer CommissionDie Commission bestand aus den HHrn. Payen, Serres, Isidore Geoffroy, Saint-Hilaire und
Dumeril. der französischen Akademie der Wissenschaften über Guérin-Mèneville's Versuche,
Seide
Aus den Comptes rendus, April 1853, Nr.
17.
Ueber Guérin Versuche Seide mit chinesischen Seidenwürmern
zu erzeugen.
Ueber den Erfolg seiner Reise in das südliche Frankreich und in Italien hat Hr. Guérin schon Mittheilungen gemacht (polytechn.
Journal Bd. CXXVIII S. 451). Die Commission,
welche sich darüber schon einmal günstig ausgesprochen hat, liefert heute auf
Verlangen einen zweiten Bericht über diese Arbeit.
Wir überzeugten uns von der großen Sorgfalt, mit welcher Hr. Guérin, unter Mitwirkung des Hrn. Eug. Robert, in der Versuchs-Anstalt zu Sainte-Tulle sich der
Zucht gewisser chinesischen Seidenwürmer mit gelben Cocons und von besonderer
Auswahl widmete. Vorzüglich wurde dabei die Temperatur und die Lüftung hinsichtlich
des Einflusses des Lichts und des hygrometrischen Zustandes beachtet, um so viel als
möglich die Umstände, unter welchen sie in ihrem Vaterlande heranwachsen,
herzustellen. Die Nahrung bestand aus Blättern, welche nacheinander von jenen
Maulbeerbäumen genommen wurden, die am kräftigsten heranwuchsen. Die kränkelnden
Individuen wurden fleißig abgesondert.
Von den uns vorgelegten Mustern wurden zwei, nachdem sie abgewogen waren,
abgehaspelt, um die Länge der Fäden zu ermitteln und kleine Strähne zu erhalten,
deren Abwägung ergab, daß die Cocons der Seidenwürmer der Provence von geringerm
Werthe sind, als die zu Sainte-Tulle, aus den vom Ministerium vertheilten
chinesischen Eiern gezogenen.
Von der Provencer Race wiegt ein von seiner Puppe befreiter Cocon im Ganzen 0,33;
nämlich an ächter Seide 0,18, an Strusenseide 0,15. Von der chinesischen Race wog
der Cocon 0,40, die ächte Seide 0,30 und die Strusenseide 0,9; nach den freilich nur
annähernd angestellten Versuchen kann man folglich annehmen, daß, um 1/2 Kilogr.
chinesische Seide zu erhalten, höchstens 5 Kilogr. Cocons erforderlich sind, während
es sich im J. 1851 herausstellte, daß bei der in der Provence gewöhnlich gezogenen
Race, um 1 Kilogr. Seide zu erhalten, 13 und manchmal 14,47 Kil. Cocons erforderlich
waren.
Die Resultate mit den chinesischen Seidenwürmern scheinen mithin darzuthun, daß eine
große Verbesserung unserer Race und damit große Vortheile erzielt werden könnten,
namentlich wenn man berücksichtigt, daß in den meisten unserer Anstalten dieselbe
zeugende Reihe hinfälliger Individuen sich fortpflanzt und folglich die Race immer
mehr verdorben wird. Die Sorgfalt, welche diese schlechtere Race erheischt, ist aber
nicht geringer, als die für die neue Race erforderliche.