Titel: | Ueber die Ernährung der jungen Lachse und Forellen in den Fischteichen; von Hrn. Coste. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XXXV., S. 150 |
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XXXV.
Ueber die Ernährung der jungen Lachse und
Forellen in den Fischteichen; von Hrn. Coste.
Aus den Comptes rendus, April 1853, Nr
15.
Coste, über die Ernährung der jungen Lachse und Forellen in den
Fischteichen.
Obgleich der Apparat zum Auskriechen der Fische, welchen ich seit mehreren Jahren in
meinem Laboratorium anwendeBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CXXV
S. 310. hinsichtlich des guten Erfolgs keinem Zweifel Raum gibt, so schienen doch
einige Mitglieder der Akademie nicht zu glauben, daß es gelingen werde die Myriaden
der in die Teiche eingesetzten jungen Fischchen zu Setzlingen heranzuziehen,
namentlich die fleischfressenden Species, welche, wie der Lachs, sich von lebender
Beute ernähren, weil es schwierig seyn dürfte denselben die gehörige Menge Thierchen
zu reichen, welche klein genug sind, um von ihnen verschlungen werden zu können.
Um von den jungen, erst ausgekrochenen, fleischfressenden Fischchen Setzlinge zu
erhalten, sind also zwei Hindernisse zu überwinden: 1) sie von dem, was sie nach
ihrem Instincte vorziehen, abzubringen, indem man ihnen eine andere Nahrung gibt,
als sie in ihrem freien Zustand wählen; 2) ihnen diese Lebensweise in Teichen
aufzuerlegen, wo sie in einem gewissermaßen zahmen Zustand leben.
Diese doppelte Aufgabe ist gegenwärtig vollkommen gelöst. Junge Lachse und Forellen,
welche im College de France ausgekrochen sind, leben jetzt daselbst von todter
Beute, die man der Kleinheit der damit zu ernährenden Thierchen entsprechend, fein
zertheilt.
Zweitausend frisch ausgekrochene Lachse wurden nämlich in einen schmalen Canal von
gebrannter Erde eingesetzt, welcher 55 Centimeter lang, 15 Centimeter breit und 8
Centimeter tief ist und dessen Strömung durch einen einfachen Wasserstrahl von der
Dicke eines Strohhalms unterhalten wurde. Sie wachsen darin sichtbar heran und
gedeihen in der gleichen
Zeit besser als die im wilden Instand lebenden. Die ihnen gegebene Nahrung besteht
aus einem Gemengsel von gekochtem, in Fäserchen zertheiltem Muskelfleisch, welches
sie mit größerer Begierde und mit besserm Erfolge verzehren als das in neuerer Zeit
vorgeschlagene geronnene Blut. Interessanter noch, als die Art der Nahrung, ist die
Möglichkeit, solche in einem so beschränkten Raum einer ungeheuren Anzahl von
Individuen geben zu können.
Die nun anzustellenden Versuche mit andern Nahrungsmitteln, z.B. weißem Fischfleisch,
werde ich seiner Zeit mittheilen, nebst den Resultaten über die Acclimatisirung der
Lachse in vollkommen stehenden Wässern.
(Hr. Coste zeigte der Akademie
einen in einem künstlichen, 2 Meter langen und 50 Centimeter breiten Bach gezogenen
halbjährigen Lachs vor, welcher merklich größer ist als jene gleichen Alters, die in
den schottischen Bächen gefangen werden.)