Titel: | Neuer Trocken-Cylinder, von den HHrn. Chapelle und Comp. zu Paris. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. XLV., S. 203 |
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XLV.
Neuer Trocken-Cylinder, von den HHrn.
Chapelle und Comp. zu
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1853, S.
14.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Chapelle's Trocken-Cylinder.
Bekanntlich werden die bis jetzt sowohl in der Papierfabrication als auch beim
Zeugdruck oder in anderen Industriezweigen angewendeten Trockencylinder im
Allgemeinen mit Dämpfen erhitzt. In der Praxis hat dieses Verfahren große
Nachtheile, einerseits wegen des damit verbundenen bedeutenden
Brennmaterialverbrauchs, und andererseits wegen der fast fortwährenden Entweichung
von Dampf.
Die HHrn. Chapelle und Comp., welche die ganze Wichtigkeit der
Trocken-Apparate erkannten, suchten diese Nachtheile durch ein anderes System
zu vermeiden, wobei der Brennmaterialverbrauch bedeutend vermindert wird, und
welches so einfach ist, daß es überall, sowohl bei der Papierfabrication, als auch
beim Zeugdruck etc. angewendet werden kann.
Von dem Grundsatz ausgehend, daß es in ökonomischer Hinsicht in einem solchen Falle
am zweckmäßigsten ist, den Apparat unmittelbar zu feuern, haben die Erfinder ihren
Trocken-Cylinder so eingerichtet, daß er in seinem Innern von der einen Seite
her die sich durch die Verbrennung auf einem benachbarten Herde entwickelnde Flamme
nebst Rauch aufnimmt, und von der andern Seite her geringe Wassermengen, die sich
auf ihrem Wege im Innern des Cylinders erhitzen und ihm eine überall gleichförmige
Temperatur mittheilen.
Der Rauch und die Gase, welche aus dem Ofen ausströmen, durch den Cylinder gehen und
an dessen anderm Ende wieder ausströmen, werden durch einen Canal in einen zweiten
Cylinder geführt, den sie ebenfalls mittelst Wasserstrahlen erwärmen, welche man in
diesen gleichfalls in geeigneter Menge gelangen läßt.
Aus dem zweiten Cylinder kann man die Wärme auf dieselbe Art in einen dritten, und
wenn es erforderlich ist, auch in einen vierten gelangen lassen. Man begreift, daß
die Wärme dieser verschiedenen Cylinder von dem ersten bis zum letzten nach und nach
abnehmen muß.
Bei einer Papiermaschine muß man diese Cylinder parallel neben einander und so
anbringen, daß der zu trocknende Papierbogen zuvörderst zu dem letzten, d.h. zu dem am
wenigsten heißen Cylinder gelangt, und nach und nach bis zu dem ersten, welcher
direct von dem Ofen gefeuert wird.
Fig. 26 ist
ein senkrechter Durchschnitt des Apparats nach der Achse des
Trocken-Cylinders.
Dieser Cylinder A besteht aus Gußeisen und ist an beiden
Enden mit den Deckeln B verschlossen, welche aus einem
Stück mit den hohlen Zapfen bestehen, welche von den Lagern C aufgenommen werden. Ueber den einen Zapfen greift möglichst dicht das
Röhrenstück D, welches über einer gußeisernen Glocke E angebracht ist, die ihrerseits als Herd der
Verbrennung oder als Ofen dient. Unten ist die offene Glocke mit einem Rost F versehen, auf den man das Brennmaterial durch die Thür
G wirft.
An dem obern Theil des Röhrenstücks D sind zwei Klappen
oder Ventile H und H'
angebracht, um die Verbindung des Ofens mit dem Innern des Cylinders A oder mit der Esse I zu
unterbrechen. Soll demnach der Apparat in Betrieb gesetzt werden, so öffnet man das
Ventil H, damit die Flamme und der Rauch, die sich aus
der Glocke entwickeln, gänzlich in den Cylinder gelangen, und man verschließt
zugleich das Ventil H', damit die brennbaren Gase nicht
in die Esse gelangen.
Das Ende des zweiten Zapfens wird ebenso von einem Röhrenstück K aufgenommen, welches mit einem Ventil J
versehen ist, durch welches das Ausströmen der heißen Gase, um sie mittelst der
Leitung L einem zweiten Cylinder zuzuführen, regulirt
wird.
Im Innern der Röhre K und des Zapfens ist eine kleine
Röhre M angebracht, welche dazu dient, geringe
Wassermengen in das Innere des Cylinders zu führen. Diese kommen entweder aus einem
über dem Apparat angebrachten Behälter, oder sie werden mittelst einer Röhre N herbeigeleitet, welche mit einem gemeinschaftlichen
Wasserbehälter für alle Cylinder in Verbindung steht.
Mittelst eines Hahnes, oder einer Schraube mit conischer Spitze O, die durch den mit Gewinde versehenen Muff von Rothguß
P geht, welcher Hahn die Röhre M mit der Röhre N verbindet,
kann man die kleine Oeffnung genau reguliren, durch die das Wasser in den Cylinder
gelangt, auch nach Erforderniß diese Oeffnung vollständig verschließen.
Man begreift, daß durch diese Einrichtung alles einströmende Wasser, dessen Menge,
wie bemerkt, jedesmal nur gering ist, sich über die ganze innere Oberfläche des
Cylinders während seiner Umdrehung verbreitet, und daß es fortwährend durch die
heißen Gase erhitzt wird, welche von der entgegengesetzten Seite her einströmen,
sich mit dem Wasser vermischen und die Temperatur immer höher steigern. Auf diese
Weise wird der Cylinder in allen seinen Theilen gleichförmig erwärmt und trocknet
folglich Papier, Zeuge und andere Substanzen, die man mit seiner äußern Oberfläche
in Berührung bringt, vollkommen gleichartig und regelmäßig.
Das Wasser läßt man, so oft man es für nöthig erachtet, mittelst der kleinen Röhre
R ablaufen, welche am untern Theile des Cylinders an
der entgegengesetzten Seite von derjenigen durch welche es eingeströmt ist,
angebracht ist. Diese Röhre ist mit einem Hahn versehen, den man mit der Hand, oder
auch bei jeder Umdrehung des Cylinders mittelst eines Knaggens oder einer schiefen
Ebene, die zu dem Ende angebracht sind, öffnen kann. Das Wasser läuft in einen
gußeisernen Trog Q ab, der zugleich als Schwelle für die
Zapfenlager des Cylinders dient.
Die mehr oder weniger schnelle rotirende Bewegung wird dem Cylinder, wie gewöhnlich,
entweder durch eine Triebrolle, oder durch ein Zahnrad S
ertheilt, welche auf der Verlängerung des einen Zapfens angebracht sind.
Da diese Zapfen durch die hinzuströmenden heißen Gase erhitzt werden, so kühlt man
sie mittelst eines Wasserstrahles nebst gehörigem Schmieren mit Oel oder Fett
ab.
Wenn man es vorzieht, anstatt die Erhitzung durch die aus dem Ofen ausströmende
Flamme und Gase direct zu bewirken, den Apparat mittelst erhitzter Luft, die von
Außen kommt, zu wärmen, so braucht man nur einen Ofen vorzurichten, der ebenfalls
aus der Glocke E und aus mehreren Röhren D besteht, in welchen man die Flamme und den Rauch
circuliren läßt, ehe sie in die Esse gelangen. Indem nun die atmosphärische Luft
über die äußere Oberfläche dieser Röhren wegströmt, welche selbst von einem Mantel
umschlossen sind, erreicht sie eine hohe Temperatur, begibt sich in das Innere des
Trocken-Cylinders und wirkt dort mit Hülfe des Wasserstrahls auf die oben
beschriebene Weise.