Titel: | Ueber verbesserte Kautschuk-Federn für Locomotiven und Eisenbahnwagen; von W. C. Craig zu Newport. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LV., S. 264 |
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LV.
Ueber verbesserte Kautschuk-Federn für
Locomotiven und Eisenbahnwagen; von W.
C. Craig zu Newport.
Der Gesellschaft der Maschinenbauer in
Birmingham vorgetragen.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Juli 1853,
S. 268.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Craig, über verbesserte Kautschukfedern für Locomotiven und
Eisenbahnwagen.
Diese Kautschukfedern sind nach Angabe des Hrn. Coleman construirt worden. Fig. 17 ist die erste
Form ihrer Anwendung bei Locomotiv-Tragfedern. Sie besteht aus einem Cylinder
von präparirtem Kautschuk A, 9 Zoll lang und 9 Zoll im
Durchmesser, mit einem 1 3/4 Zoll weiten Loch in der Mitte, durch welches der
Federbolzen geht. Er wird von einer schmiedeisernen Platte getragen, die 1 1/8 Zoll
dick ist und auf einem Vorsprunge des Federbolzens ruht; auf dem Cylinder liegt eine
schmiedeiserne Platte und eine Querstange, durch welche die Federglieder gehen,
welche unten an der äußern Seite des Wagengestelles befestigt und oben durch Mutter
und Gegenmutter gesichert sind. Gegen eine zu bedeutende Seitenausdehnung ist der
Kautschuk-Cylinder mittelst zwei 3/4 Zoll starker runden Reife gesichert, und
gegen innere Reibung an dem Federbolzen durch eine spiralförmig um denselben
gewundene Feder von starkem Draht, oder besser von einem flachen Eisenstabe. Um die
Nachtheile zu vermeiden, welche der Uebergang über unebene Theile der Bahn hat,
indem dadurch bisweilen eine hüpfende Bewegung der Locomotive in Folge zu großer
Elasticität der Federn entsteht, hat man es für zweckmäßig gefunden, zwischen der
Bodenplatte und dem obern Theil des Gestelles oder Rahmens einen andern, kleinern
Cylinder von Kautschuk B anzubringen, wodurch das
Zurückprallen der Feder und jede Mittheilung ihrer Bewegung an den Rahmen verhindert
wird. Dieß hatte die verlangte Wirkung, denn die Bewegung der Locomotive war nun,
ungeachtet aller Unebenheiten der Bahn, eine sehr gleichförmige und stetige.
Bei Locomotiven mit innerem Rahmen, oder bei solchen wo der erforderliche Raum für
die Federn nicht vorhanden ist, wendet man zwei oder auch drei Cylinder an. Benutzt
man dieselben Federn bei Tendern, so hat der Kautschuk-Cylinder 6 1/2 Zoll im
Durchmesser, er ist 7 Zoll hoch und die Oeffnung in der Mitte 1 3/4 Zoll weit; er
drückt gegen eine gußeiserne Unterlage, die an den Rahmen des Tenders befestigt ist,
während der Federbolzen unten in einen Zapfen ausläuft, der in einer Pfanne am obern
Theile der Achsbüchse befindlich ist.
Fig. 18 zeigt
eine ähnliche Einrichtung an den Waggons. An den Personenwagen sind zwei solcher
Federn paarweis angebracht, um eine größere Elasticität zu erlangen, ohne die
Entfernung zwischen dem Mittelpunkt der Achse und der Sohlstange zu vergrößern; die
Achsbüchse ist in Beziehung auf die Erfordernisse des doppelten
Kautschuk-Cylinders abgeändert.
Fig. 19 zeigt
die verbesserte Form der sogenannten hydro-pneumatischen Tragfedern für
Locomotiven. Der Zweck dieser Form ist, dieselbe Elasticität mit einer geringern
Quantität Kautschuk zu erlangen. Der Kautschukcylinder A,
A hat nur dünne Wände und in dem innern Raum befindet sich Wasser B, welches mittelst seines hydrostatischen Drucks den
Druck der Belastung gleichmäßig über alle Theile der innern Oberfläche vertheilt,
wodurch man eine weit größere Trachtoberfläche erhält, als wenn der Druck auf die
Enden beschränkt wäre.
Die Flüssigkeit darf den innern, von dem Kautschuk-Cylinder umschlossenen Raum
nicht gänzlich ausfüllen, wenigstens nicht gleich anfänglich, sondern erst dann,
wenn die Feder die höchste Belastung hat. Die Luft, welche vorher den Raum einnahm,
der nicht mit Wasser angefüllt war, zog sich in den zu diesem Zweck in dem obern
Theil des gußeisernen Deckels angebrachten Raum C
zurück, und da sie sich dann in einem sehr verdichteten Zustande befindet, so übt
sie eine sehr bedeutende Elasticität aus und hilft der Feder ihr Gleichgewicht
wieder zu erlangen. Um ein Entweichen des Wassers und der Luft zu verhindern, treten
die beiden Enden des Kautschuk-Cylinders in Falze in dem Boden- und
Deckelstück der Tragfeder; dadurch wird ein ganz wasserdichter Verschluß
veranlaßt.
Im London Journal of arts, Juli 1853, S. 41 wird aus
derselben Vorlesung des Hrn. Craig „über die
Kautschuk-Federn“
noch Folgendes mitgetheilt:
Zur Erläuterung der Schwierigkeiten, welche mit diesen Federn überwunden wurden, muß
man die Beschaffenheit der Bahnen, welche die genügenden Resultate lieferten,
berücksichtigen, sowie die Ursachen, welche zuerst zur Ersehung der Trag- und
Bufferfedern von Stahl durch solche von Kautschuk Veranlassung gaben.
Die Eisenbahnen in den westlichen Thälern von Monmouthshire in Wales (bei denen Hr.
Craig
Locomotiven-Aufseher ist) bestehen aus 25 engl. Meilen Bahn mit platten
Schienen mit Rändern (tramway im Englischen), wozu noch
ihre Verzweigungen kommen, und werden mit schweren gekuppelten Locomotiven nach den
neuesten Constructionen befahren. Diese platten Schienen liegen mittelst Stühlen auf
Querschwellen, welche 3 Fuß von einander entfernt und an den Wechseln mit
zwischenliegenden Schwellen versehen sind. Obgleich nun diese Schienen schwer sind,
d.h. ein Gewicht von 73 Pfd. per Yard (3 engl. Fuß)
haben, so haben sie doch einen nur schwachen Querschnitt und es findet daher eine
bedeutende Durchbiegung, eine Tendenz sich an den Wechseln zu erheben und die
Schwellen los zu machen, statt. Dieß hat zur Folge, daß eine bei weitem größere
Kraft zur Ueberwindung einer Reihe von steigenden und abfallenden Rampen
erforderlich ist, als es auf den gewöhnlichen Bahnen mit Kantenschienen der Fall
wäre. Auch wird dadurch eine wellenförmige Bewegung der Locomotive veranlaßt, welche
sehr destructiv auf die Stahlfedern einwirkte, die bis neuerlich bei den Locomotiven
und Wagen auf diesen Bahnen gebräuchlich waren. Die Curven haben ebenfalls geringe
Halbmesser (einige unter 100 Fuß und die meisten nicht über 400 Fuß), wodurch
ebenfalls Räder, Buffer und andere Theile der Maschinen und Wagen angegriffen
werden. Die Steigungen sind sehr bedeutend (einige betragen 1 zu 54), wodurch die
Kurbeln und Kuppelstangen weit mehr leiden, als es auf gewöhnlichen Bahnen der Fall
ist.
Auf solchen Bahnen ist daher der Gebrauch von Stahlfedern mit vielen und sehr
bedeutenden Nachtheilen verbunden. Zu den unaufhörlichen Reparaturen, welche die
Federn selbst erfordern, kommt noch, daß die Bahn durch die ungleiche Wirkung der
Federn und die heftigen Stöße welche sie veranlassen, besonders sobald sie sich
– wie es häufig geschah – im schlechten Zustande befanden, sehr leidet
und die Reparaturkosten daher sehr bedeutend waren. Man kann sich einen Begriff
davon machen, wenn man die Thatsache festhält, daß die Radkränze nach zwei Monaten
so abgerieben waren, daß ihr Umfang einem unregelmäßigen Polygon glich.
Die Radkränze der Locomotiven, welche auf Bahnen mit glatten Schienen fahren, sind an
der Oberfläche, welche der Abreibung ausgesetzt ist, verstahlt. Die Ausgaben für
Stahlfedern, einschließlich deren Reparaturen, betrugen in sechs Monaten für 15
Locomotiven 251 Pfd. St. 9 3/4 Shilling.
Unter diesen Umständen wurde es für nothwendig erachtet die Anwendung von
Kautschukfedern zu versuchen, und diese Versuche lieferten einen über alle Erwartung
günstigen Erfolg.
Die Kautschukfedern, wie sie oben mit Hülfe von Fig. 17 und 18 beschrieben
sind, wurden bei mehreren Personenwagen der Monmouthshire-Bahn angewendet und
die sogenannten hydro-pneumatischen Federn, Fig. 19, an einigen
Waggons und Locomotiven derselben Bahn.
An einigen neuen Locomotiven werden die Kautschukfedern jetzt unter der Sohlplatte in
einem vertieften Theil des Rahmens angebracht, unmittelbar über den Achsenführern,
wodurch eine große Steifigkeit und Festigkeit des ganzen Rahmens bezweckt wird. Die
innere Einrichtung der Feder ist ganz dieselbe wie die der oben beschriebenen
hydro-pneumatischen, aber der Federkolben ist mit der Achsbüchse aus einem
Stück gegossen; auf diese Weise wird der Federbolzen entbehrlich und daher bleiben
auch die Aufhängestangen, Schraubenmuttern und Schraubenbolzen gänzlich weg, wodurch
das Gesammtgewicht der Feder sehr vermindert wird.
Bei der Construction von Buffern wird die Elasticität eines Kautschukcylinders mit
derjenigen einer Säule eingeschlossener Luft verbunden. Eine Flüssigkeit kann in
diesem Falle nicht angewendet werden, denn die Elasticität eines Buffers muß
empfindlicher seyn, als dieß bei Wasser der Fall ist. Mehrere Bolzen, die mit dem
äußern schmiedeisernen Cylinder verbunden sind, erhalten den
Kautschuk-Cylinder in seiner Lage und gehen durch Hülsen, um den
erforderlichen Spielraum zu veranlassen. Wenn die Buffer nicht besonders stark zu
seyn brauchen, kann das äußere schmiedeiserne Gehäuse durch ein solches von Gußeisen
ersetzt werden.
Federn für die Bufferplatte einer Locomotive und für gewöhnliche Wagen werden nach
demselben Princip construirt und haben nur eine abweichende Form.
Die aus der Benutzung der beschriebenen Kautschukfedern
hervorgehenden Vortheile sind folgende:
1) Verminderung des tobten Gewichts. – Dieser Vortheil ist bedeutender, als es
den Anschein hat, da nicht allein das Gewicht der Federn selbst vermindert wird,
sondern die Gewichtsverminderung sich im großem oder geringern Grade auch auf andere
Theile der Locomotiven und Wagen erstreckt, weil diese Federn viel sanftere
Bewegungen veranlassen.
Dieß ist besonders bei gußeisernen Theilen zu berücksichtigen, welche weit weniger
durch das zu tragende Gewicht, als durch Schwankungen und Stöße zerbrechen, die bei
Anwendung der Kautschukfedern fast ganz wegfallen. Die Bewegungen werden daher
gleichförmig und stetig, und dieß ist besonders bei den Locomotiven in Beziehung auf
die Bahn und sämmtliche Theile der Maschine selbst von wesentlichstem Vortheil.
Daher können auch die arbeitenden Maschinentheile ohne Nachtheil schwächer und
leichter gemacht werden. Die Gewichtsverminderung der Federn ist übrigens bedeutend,
so daß man den Wagen eine größere Ladung geben kann. Nachstehende Tabelle zeigt, daß
die Gewichts-Verminderung sowohl bei Locomotiven als Wagen 3 1/2 bis 5 Cntr.
beträgt.
Vergleichende Gewichte der Kautschuk- und
Stahlfedern.
Gewicht der Federn.
Kautschuk- federn.
Stahl-federn.
Gewichts-verminderung.
Locomotiven-Tragfedern.
Cntr.
Cntr.
Cntr.
Kautschuk, 1 1/4 Cntr.Eisenwerk, 3
Cntr.
4 1/4
Die
ausgewechselten Stahlfedern
8 1/2
4
1/4
Hydropneumatische
Locomotivenfedern.
Kautschuk, 1 Cntr.Eisenwerk, 6
Cntr.
7
Die
ausgewechselten Stahlfedern
8 1/2
1
1/2
Tender-Trag- und Zugfedern.
Kautschuk, 3/4 Cntr.Eisenwerk, 2
Cntr.
2 3/4
Die
ausgewechselten Stahlfedern
11
8
1/4
Personenwagen-Trag-, Zug-
undBufferfedern
4 1/2
Die
ausgewechselten Stahlfedern
9 3/4
5
1/4
Frachtwagen-Trag-, Zug-
undBufferfedern
3 1/2
Die
ausgewechselten Stahlfedern
8 3/4
5
1/4
2) Stetigkeit der Bewegung. – Wir haben schon oben von derselben gesprochen;
sie ist bei den Kautschukfedern so groß, daß ein jeder, der sich von ihren
Leistungen auf den unregelmäßigen Bahnen, wo sie benutzt werden, überzeugt hat,
darüber erstaunte.
3) Dauerhaftigkeit. – Obgleich seit der Anwendung der Kautschukfedern noch
nicht so viel Zeit verlaufen ist, daß der absolute Beweis ihrer Dauerhaftigkeit
geliefert wäre, so läßt sich dieselbe doch daraus folgern, daß die vielen
Kautschukcylinder, welche einer Untersuchung unterworfen wurden, nachdem sie vier
bis sechs Monate sowohl bei Locomotiven, als auch bei Personen- und
Frachtwagen benutzt worden waren, nicht die geringste Veränderung zeigten, weder
eine Verminderung der Länge, noch eine Vergrößerung des Durchmessers.
4) Ersparung an Reparaturkosten. – Wegen ihrer einfachen Construction können
diese Federn nicht leicht beschädigt werden, daher die Reparaturkosten unbedeutend
sind. Oben wurde bemerkt, daß die Reparaturkosten der Stahlfedern von 15 Locomotiven
innerhalb sechs Monaten 251 Pfd. Sterl. 9 3/4 Shill. betrugen, hingegen für die
Reparatur der Kautschukfedern von 14 Locomotiven innerhalb der letzten sechs Monate
nur 1 Pfd. Sterl. und 18 Shill. verausgabt wurden. Die Ersparung an Reparaturkosten
beschränkt sich aber nicht auf die Federn allein, sondern betrifft die ganze
Locomotive, sowie auch Personen- und Frachtwagen und selbst die Bahn. Man hat
gefunden daß bei Anwendung der Kautschukfedern weniger Stühle zerbrochen und weniger
platte Schienen gebogen wurden, auch zum Schmieren der Zapfenlager weniger Oel
erforderlich war. Bekanntlich wird durch die Stöße auf die Achsen die Textur des
fadigen Eisens in eine krystallinische verwandelt, so daß oft plötzlich Brüche
entstehen, die schon bedeutende Unfälle auf den Eisenbahnen veranlaßt haben. Da nun
diese Stöße bei Anwendung von Kautschukfedern vermieden werden, so wird höchst
wahrscheinlich die Dauer der so kostbaren Achsen eine bei weitem längere seyn, zumal
sie sich bei Kautschukfedern auch bei weitem weniger erhitzen.
5) Kosten. – Die Kosten einer gut construirten Kautschukfeder übersteigen
diejenigen einer Stahlfeder von gleicher Stärke nicht; dagegen sind Federn nach dem
hydro-pneumatischen Princip bedeutend wohlfeiler, durchschnittlich um 20
Procent.
Die vorhergehenden Bemerkungen beziehen sich hauptsächlich auf Tragfedern, gelten
aber auch für Buffer- und Zugfedern von Kautschuk.
Die pneumatischen Buffer sind auf der
Monmouthshire-Bahn besonders strengen Proben unterzogen worden, da wenige
Bahnen in Großbritannien
so nachtheilige Umstände darbieten. Fast alle übrigen Arten von Buffern waren ohne
guten Erfolg versucht worden und man wendete bereits in vielen Fällen massive
Holzklötze statt derselben an. Mit den pneumatischen Buffern hat man dagegen sehr
gute Resultate erlangt und sie verloren ihre Elasticität niemals. In der
nachstehenden Tabelle ist die Biegung der verschiedenen Buffer- und
Feder-Arten unter verschiedenen Belastungen zusammengestellt.
Tabelle über die Abweichung oder Biegung
von Federn.
Belastung.
EinfacheLocomotiven-
Feder.
DreifacheLocomotiven-
Feder.
HydropneumatischeLocomotiven-Feder.
Waggon-Feder.
Buffer-Feder.
Zug-Feder.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
1/2 Tonne
5/6
1/4
5/8
7/8
3/16
1
1ste Tonne
1/2
1/2
7/8
1 1/4
3/4
1
1/2
2te „
3/8
1/2
1/4
5/8
3/8
1
3te „
3/8
3/8
1/8
1/2
3/16
5/8
4te „
3/8
1/4
1/16
–
1/8
–
5te „
3/8
1/4
1/16
–
3/16
–
6te „
3/8
–
–
–
3/16
–
Vor Anwendung der Kautschuk-Zug-Federn bei den Locomotiven und Tendern
zerrissen die Kuppelungen sowie auch die Enden der Gestelle häufig, während seit
Benutzung derselben solche Unfälle nicht mehr vorkommen. Die Vortheile dieser Federn
sind der Art, daß ihre Einführung allgemein zu werden verspricht, und man wird dann
eben so selten einen Wagen ohne Zugfedern finden, als man jetzt häufig solche ohne
dieselben antrifft.
Beim Betriebe auf 15,000 engl. Meilen Bahnlänge haben sich die Reparaturkosten der
Locomotiven mit Kautschukfedern bei zwei Classen von Maschinen von 5 3/4 auf 3 3/4
Pence per Meile und von 7 auf 3 1/4 Pence
vermindert.
Nach dem Vortrag dieser Abhandlung in der Geschellschaft der Maschinenbauer zeigte
Hr. Craig Exemplare der
beschriebenen Kautschukfedern vor, sowie Cylinder von Kautschuk, die aus
verschiedenen Federn von
Locomotiven und Wagen der Monmouthshire-Eisenbahn genommen worden waren. (Ein
Cylinder hatte 8850 engl. Meilen in der Tragfeder einer Locomotive gemacht; ein
anderer 14,060 engl. Meilen in einem Personenwagen als Tragfeder, und ein
Locomotiv-Buffer war sechs Monate ununterbrochen im Gebrauch gewesen. Alle
diese zeigten sich unbeschädigt und durch den Druck unverändert.) Hr. H. Wright bemerkte, daß er diese
Kautschukfedern auf der Monmouthshire-Bahn in Thätigkeit gesehen habe, und
daß sie sehr genügend wirkten. Es sey diese Eisenbahn eine ganz eigenthümliche,
vielleicht die schlechteste im ganzen Königreich, und sie habe wegen ihrer großen
Unebenheiten eine ganz besonders nachtheilige Einwirkung auf die Federn, da der
Oberbau nicht wie gewöhnlich, aus Kantenschienen, sondern aus platten Schienen, nach
dem alten System, bestehe und sehr scharfe Curven habe.
Hr. W. A. Adams bemerkte, daß
er ebenfalls die Kautschukfedern auf der Monmouthshire-Linie beobachtet habe.
Stahlfedern in Ordnung zu erhalten, sey wegen der heftigen Stöße ganz unmöglich
gewesen, und es sey der Ersatz derselben durch Kautschukfedern eine sehr wichtige
Verbesserung. Hinsichtlich der Kautschukfedern komme bei den Locomotiven noch ein
besonderer Umstand in Betracht, der sehr zu ihren Gunsten spreche, nämlich daß wegen
des sehr beschränkten Raums aus Stahlplatten bestehende Federn nicht so zweckmäßig
angebracht werden können, daß sie eine gehörige Leistung darbieten. Daher seyen die
gewöhnlich bei Locomotiven angewendeten Stahlfedern so kurz und steif, daß ihre
Elasticität durchaus nicht hinreiche um den heftigen Stößen einer unebenen Bahn zu
widerstehen. Bei den Tragfedern der Wagen sey der Fall ein ganz anderer; man wende
lange und dünne Stahlplatten an, deren elastische Wirkung eine sehr leichte sey; es
würden daher in diesem Falle die Vortheile der Anwendung von Kautschuk- statt
Stahlfedern geringer seyn. Auch müsse berücksichtigt werden, daß bei Anwendung von
Kautschukfedern nur vier Tragpunkte vorhanden seyen, statt der acht bei den
Stahlfedern, daß also bei jenen weit stärkere Rahmenstücke angewendet werden
müssen.
Hr. Allan sagte, er habe einige
Versuche mit diesen Kautschuk-Tragfedern bei Locomotiven angestellt; er finde
zwar daß sie sehr gut wirken, allein sie seyen zu elastisch und veranlassen eine
hüpfende Bewegung; jedoch seyen die von ihm benutzten Federn von der erst
beschriebenen Art gewesen, ohne Vorkehrung um das Zurückspringen der Feder zu
verhindern.
Hr. Craig bemerkt darauf, daß
das getadelte Zurückspringen gänzlich gehoben sey durch den geringen Widerstand,
welchen die später eingeführte kleine zweite Feder leiste; daß man aber jetzt gefunden
habe, der Einwurf sey durch die Anwendung von Wasser in der neuen zusammengesetzten
Feder gänzlich beseitigt.
Hr. Clift fragte, ob sich
irgend ein Unterschied in der Wirksamkeit des Kautschuks im Winter und im Sommer
gezeigt habe; ob bei heißer Witterung mehr Schwingungen stattfänden als bei kalter;
ob endlich der Kautschuk durch die Hitze des Kessels oder der Feuerkammer der
Maschine leide?
Hr. Craig erwiederte, daß der
Kautschuk von der Temperatur nicht afficirt werde, und daß der letzte strenge Winter
durchaus keinen Einfluß gezeigt habe. Bei zwei Locomotiven sey ein Paar
Kautschukfedern der sehr bedeutenden Wärme von beiläufig 116° C. (92°
R.) ausgesetzt gewesen, indem sie ganz nahe an der Feuerkammer angebracht waren,
allein es habe sich keine bemerkbare Wirkung gezeigt. Das zu den Federn verwendete
Material sey Moulton's
präparirter Kautschuk.
Der Vorsitzende fragte, welchen Druck die in Gebrauch befindlichen Kautschukfedern
auszuhalten gehabt hätten?
Hr. Craig erwiederte, daß der
senkrechte Druck auf das Ende des Kautschuk-Cylinders bei den
Locomotiven-Tragfedern ungefähr 1 1/2 Ctr. per
Quadratzoll betrage; ein Cylinder von 9 Zoll Durchmesser mit einer 1 3/4 Zoll weiten
Oeffnung in der Mitte habe nämlich ein Gewicht von 4 1/2 Tonnen zu tragen. Bei den
hydro-pneumatischen Federn betrage der Druck auf den Kautschuk ungefähr 2
Ctr. per Quadratzoll; er beabsichtige den Druck des
Wassers demnächst mit einem Bourdon'schen Druckmesser
genau zu prüfen.
Der Vorsitzende warf die Frage auf, welches die relativen Kosten der
Kautschuk- und Stahlfedern seyen?
Hr. Craig erwiederte, daß die
Kosten für die Kautschukfedern in keinem Falle diejenigen für die Stahlfedern
übersteigen; Wagenfedern kosten etwa 3 Pfd. Sterl. 18 Shill. per Satz; Locomotivfedern seyen aber beträchtlich wohlfeiler als die
stählernen, da der Stahl ein unverhältnißmäßig größeres Gewicht in den gewöhnlichen
Federn habe. Durch Anwendung von Wasser bei den verbesserten Federn sey die Menge
des Kautschuks für gleiche Belastung von 20 auf 12 Pfd. bei jeder Feder vermindert,
wodurch, wenn man das Pfd. zu 2 Shill. berechne, eine bedeutende Ersparung erzielt
werde. Dazu dürfte noch eine nicht unbedeutende Ersparung an Schmiermaterial
kommen.