Titel: | Roberts' patentirte elektrische Lampe. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LXXVI., S. 338 |
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LXXVI.
Roberts' patentirte
elektrische Lampe.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1853, Nr.
1536.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Roberts' elektrische Lampe.
Die große Schwierigkeit, den Abstand zwischen den Elektroden zu reguliren, war
seither das Hinderniß, welches der allgemeineren Einführung der Beleuchtung durch
elektrisches Licht für öffentliche und häusliche Zwecke hauptsächlich entgegenstand.
Hr. Roberts hat sich um die
Anwendung der Elektricität bereits durch seine Construction einer ökonomischen
galvanischen SäulePolytechn. Journal Bd. CXXVIII S.
45. verdient gemacht; seine Verbesserung der elektrischen Lampe besteht in einer
sinnreichen Anordnung, wodurch er die oben bezeichnete Schwierigkeit zu heben
wußte.
Fig. 6 stellt
den Apparat in der Seitenansicht dar. A, A ist ein
Brett, an welches eine ungefähr 1 Zoll dicke und 18 Zoll hohe Messingsäule B befestigt ist. Diese Säule enthält an ihrem oberen
Ende einen ungefähr 8 Zoll langen Arm, und an diesen ist die ungefähr 6 Zoll lange
Stange D gelöthet, welche der Röhre E als Führung dient. Letztere hat ungefähr 3/8 Zoll
inneren Durchmesser, und ist etwa 12 Zoll lang; sie ist mit zwei Stiften x versehen, welche in Schlitzen o gleiten, und kann somit senkrecht auf- und niederbewegt werden.
Die Röhre steht vermittelst eines biegsamen Metallstreifens F mit der Säule B in leitender metallischer
Verbindung. Die Röhre E enthält eine 8 bis 12 Zoll lange
Kohle von solchem Durchmesser, daß diese frei in ihr auf und nieder gleiten kann.
Das sich federnde Mündungsstück S bildet ein Segment von
der Mündung der Röhre E und ist mit einer langen Feder
versehen, welche so weit von dem Ende der Röhre E
entfernt ist, daß sie durch die Hitze der glühenden Kohle nicht beschädigt werden
kann. Der Zweck dieses elastischen Theils besteht darin, gegen die Elektrode zu
drücken und eine metallische Verbindung zwischen ihr und der Röhre herzustellen, um
die Elektricität sicher nach der Elektrode zu leiten; zur noch wirksameren
Erreichung dieses Zwecks ist das Mündungsstück mit Platin bekleidet; dasselbe drückt
jedoch nicht so stark gegen die Elektrode, daß es das Durchgleiten des Graphits oder
der Kohle vermöge ihres eigenen Gewichtes, welches etwa durch eine Feder noch unterstützt
werden kann, verhindert. Die Elektrode würde demnach durch die Röhre E hindurchfallen, wenn sie nicht durch den Druck zweier
um die Scharniere G, G beweglichen Zangen F, F gehalten würde. Die Enden dieser Zangen treten
nämlich durch zwei Schlitze in die Röhre E und drücken
so fest gegen die Elektrode, daß diese nicht herabgleiten kann. Die Zangen werden
mittelst zweier Stangen h, h bewegt, welche sich bis an
das obere Ende der Röhre E erstrecken und dort durch ein
Gelenk mit dem Hebel L verbunden sind. Wenn daher das
andere Ende des Hebels niedergedrückt wird, so gehen die Stangen h, h in die Höhe und die Zangen ergreifen die in der
Röhre befindliche Kohlenelektrode. Der Hebel L steht an
seinem Ende Q durch ein Gelenk mit einer Stange N in Verbindung, welche sich nach einem Winkelhebel P hinaberstreckt. Der andere Arm dieses Winkelhebels ist
an den Anker K des hufeisenförmigen Elektromagneten M befestigt. Die Kupferdrahtwindungen des letzteren
bilden einen Theil der galvanischen Kette von dem einen Pol der Batterie zum andern.
Das eine Ende dieser Windungen ist an die Säule B
gelöthet, während das andere durch eine Klemmschraube mit dem positiven Pol einer
kräftigen galvanischen Batterie verbunden ist. Auf der Basis A, senkrecht unter der Röhre E, befindet sich
eine Hülse zur Aufnahme einer anderen Kohlenelektrode T.
Diese Hülse kann durch eine Klemmschraube mit einem von dem negativen Pol der
Batterie hergeleiteten Draht in metallische Verbindung gesetzt werden. Mittelst
dreier Schlitze und Schrauben läßt sich die Hülse und ihre Elektrode so reguliren,
daß die Spitzen beider Elektroden in genaue Berührung mit einander kommen.
Angenommen nun, die Lampe solle in Thätigkeit gesetzt werden, so schiebt man zunächst
die eine Graphitelektrode in die Hülse R, die andere in
die Röhre E, wobei die Zangen offen sind, weil das
Gewicht w den Hebel L
niederdrückt. Die Elektrode in E gleitet daher hinab,
bis ihre Spitze mit der Spitze der in der Hülse R
befindlichen Elektrode in Berührung kommt. Sobald nun die Lampe mit der Batterie in
Verbindung gesetzt wird, macht der dadurch eingeleitete galvanische Strom das Eisen
M zu einem kräftigen Magnet, welcher sofort den
Anker K anzieht.
In Folge der oben bezeichneten Verbindung mit dem Anker ergreifen die Zangen h, h die Elektrode, und halten sie fest, während die
fernere Bewegung des Hebels die Röhre E so lang in die
Höhe hebt, bis sie durch die Adjustirschraube Z
aufgehalten wird. Während dieses stattfindet, geht der galvanische Strom von dem Elektromagneten durch
die Säule B, das Band F und
das Metall der Röhre E nach der in ihr befindlichen
Elektrode. Diese Elektrode ist nun, wie erwähnt, durch den Hebel L um 1/32 Zoll gehoben worden und somit eben so weit von
der Elektrode in R entfernt. Die Elektricität geht daher
unter Entwickelung eines intensiven Lichtes von einer Kohlenspitze zur andern über;
von R begibt sie sich mittelst eines Drahtes zum andern
Ende der Batterie. Inzwischen werden die Kohlenspitzen nach und nach verbrannt, bis
ein Zeitpunkt eintritt, wo der Abstand zwischen beiden Spitzen für den Uebergang des
galvanischen Stromes zu groß wird. Der Strom ist alsdann unterbrochen, M ist kein Magnet mehr, der Anker ist frei, der Hebelarm
L wird durch das Gewicht w niedergedrückt und die Zangen öffnen sich, worauf die Elektrode in E herabsinken kann, bis sie mit der Elektrode in R wieder in Berührung kommt. In dem Momente wo das
letztere geschieht, ist die Kette wieder geschlossen, der galvanische Strom kommt in
Thätigkeit und eine brillante Lichtentwickelung findet statt, bis in Folge einer
zweiten Abnützung der Kohlenspitzen ein neuer Wechsel eintritt. Der nämliche Vorgang
wiederholt sich, bis die ganze Elektrode zerstört ist.