Titel: | Ueber die verschiedenen Formen der Davy'schen Sicherheitslampen und über ihren relativen Werth; von Hrn. Kenyon Blackwell. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LXXVIII., S. 343 |
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LXXVIII.
Ueber die verschiedenen Formen der Davy'schen Sicherheitslampen und
über ihren relativen Werth; von Hrn. Kenyon Blackwell.Der Verfasser war für 1849–50 Mitglied der brittischen Commission zur
Untersuchung der Bergwerke.
Aus dem Civil Engineering Architect's Journal, Juli 1853,
S. 263.
Blackwell, über den relativen Werth verschiedener
Sicherheitslampen.
Das Princip, auf welchem die von Sir H. Davy erfundene
Sicherheitslampe beruht, ist auch bei allen folgenden Verbesserungen der Lampe
beibehalten worden. In EnglandEnglaud wird sie fast immer noch in ihrer ursprünglichen Form angewendet, und die
Erfahrung vieler Jahre hat die Sicherheit bewiesen, die sie dem Bergmanne gewährt,
jedoch unter gewissen Bedingungen, welche von dem Erfinder selbst bezeichnet worden
sind. Die Lampe ist in dieser Form noch immer das beste Instrument, um das
Vorhandenseyn schlagender Wetter zu erproben. Der lange Cylinder von Drahtgaze
gestattet der die Lampe umgebenden Atmosphäre augenblicklich und ohne eine Bewegung
zu veranlassen, mit der Flamme in Berührung zu kommen. Auch bildet das Drahtgewebe
kein Hinderniß um die Entzündung schlagender Wetter sogleich und unmittelbar zu
beobachten, deren Flamme zuerst in kleiner Entfernung über der Spitze der
Lampenflamme erscheint und sich nach und nach mit letzterer vereinigt und sie
verlängert, wenn die Atmosphäre sich der Zusammensetzung der explodirenden Mischung
nähert.
Gegen die Davy'sche Lampe lassen sich nachstehende
Einwürfe machen: – Zuvörderst hat der Wetterzug einen zu starken Einfluß auf
die Flamme der Lampe, indem er den Gazecylinder leicht durchdringt; dann ist auch
das Licht, welches sie verbreitet, nicht so stark wie dasjenige einer Kerze, und
obgleich es zu den Arbeiten gerade hinreichend ist, so gab dieser Einwurf doch
Verlassung zu manchen Abänderungen der Lampe, bei denen jedoch immer das
Hauptprincip Davy's
beibehalten wurde. Es hat sich dabei herausgestellt, daß man allerdings ein starkes
Licht und vollständige Sicherheit nach diesem Princip erreichen kann, wenn die
gehörige Vorsicht angewendet wird; einige von den vorgeschlagenen Abänderungen der
Lampe sind jedoch gefährlich in ihrer Einrichtung, andere geben noch weniger Licht
als die gewöhnliche und einfache Davy'sche Lampe, und
noch andere sind zu schwer und zu theuer für den gewöhnlichen Gebrauch.
Die zweckmäßigsten Lampen sind die von Clanny, Müseler und
Eloin,Polytechn. Journal Bd. CXXIV S.
267. von denen die beiden letztern belgischen Ursprungs sind, und es werden
besonders die Müseler'schen Lampen in den tiefen und sehr
viel schlagende Wetter enthaltenden Gruben dieses Landes benutzt. Diese Lampen
gehören sämmtlich zu den sogenannten Glaslampen, d.h. zu solchen, in denen sich ein
kurzer Cylinder von dickem Glase befindet, welcher die Flamme umgibt und mit dem
Cylinder vom Drahtgaze oder von dünnem Blech, der sich über dem Glase befindet, das
Gehäuse bildet, welches die Flamme in der Lampe von der äußern explosiven Atmosphäre
trennt. Im Allgemeinen ist man der Meinung, daß diese Lampen nicht so sicher seyen,
wie die ursprünglichen Davy'schen, weil Glas zu ihrer
Construction verwendet wird; diese Annahme ist aber durchaus unrichtig, da diese
kurzen Glascylinder sehr fest sind, besonders wenn das Glas gut gekühlt ist und die
geeignete Glassorte dazu verwendet wird.
Außer dem Vortheil, daß die Glaslampen ein besseres Licht gewähren, sind sie auch
deßwegen sicherer als die gewöhnlichen Davy'schen, weil
die Luft oder Wetterströme nicht so darauf einwirken können, was bei einer
Vergleichung beider Lampenarten wohl zu berücksichtigen ist. Die Vortheile der
Glascylinder überwiegen daher deren Nachtheile offenbar; daß die Lampenstamme und
das entzündete Gas im Innern der Lampe gänzlich isolirt sind von der unmittelbaren
Einwirkung der Strömungen des Wetterzuges, in denen die Lampen bewegt werden müssen, ist eine sehr wichtige
Verbesserung.
Die einzigen Theile der Sicherheitslampe bei denen es nothwendig ist daß sie aus
Drahtgaze bestehen, sind diejenigen durch welche die Luft zur Unterhaltung der
Verbrennung ein- und austritt. Auf dem übrigen und größern Theil des
Lampencylinders kann aber die Drahtgaze sehr zweckmäßig durch ein anderes Material
ersetzt werden, welches einerseits die Flamme vollständiger isolirt, andererseits
wenigstens in der Umgebung der Flamme so durchsichtig ist daß das Licht frei
hindurchfallen kann. Diejenigen Theile dagegen, durch welche die äußern Wetter
ein- und die Verbrennungsproducte ausströmen, können doppelt und dreifach mit
Drahtgaze bedeckt werden; ein solcher doppelter Mantel verhindert das Anhängen des
Kohlenstaubes an dem innern Drahtgewebe und erhöht daher die Sicherheit der Lampe
sehr.
Das Princip der Argand'schen Solarlampe, wobei erwärmte
Luft auf einen flachen Docht einwirkt, kann sehr vortheilhaft auf die
Sicherheitslampe angewendet werden, um eine vollkommenere Verbrennung und ein
stärkeres Licht zu erzielen. Dieß geschah bei der von Eloin construirten Lampe.
In England ist besonders die Clanny'sche Lampe angewendet
worden, um die Davy'sche, wegen mangelhaften Lichts nicht
beliebte, zu ersetzen. Bei der Clanny'schen Lampe wird
die Luft, welche die Flamme speist, durch den Glascylinder unterbrochen, und geht
rings um die aufsteigende Luftsäule nieder, welche von der Flamme in der Mitte der
Lampe aufsteigt. Das Vorhandenseyn schlagender Wetter wird mittelst dieser Lampe
nicht so augenblicklich angegeben, wie durch die Davy'sche. Da die beiden Ströme den schlagenden Wettern die Erreichung der
Flamme erschweren, so verursachen sie daß deren Entzündung mit einer kleinen
Explosion stattfindet; dadurch wird aber die Bewegung der zwei Ströme in der Lampe
gestört und folglich ein Erlöschen der Flamme veranlaßt. Es entsteht nun die Frage,
ob die Nachtheile welche das Erlöschen des Lichts verursacht, durch die Verminderung
der Gefahr ausgeglichen werden, welche das Fortbrennen der Lampen in schlagenden
Wettern veranlassen kann.
Die Müseler'sche Lampe ist sehr allgemein in Belgien und
Frankreich und in vielen Steinkohlen-Revieren Deutschlands in Anwendung. Sie
ist eine Glaslampe und hat einige Aehnlichkeit mit der Clanny'schen. Der kurze Glascylinder, welcher die Flamme umgibt, ist durch
einen runden Rahmen von
schmalen Metallleisten, die auf der Kante stehen, geschützt. Ueber dem Niveau der
Flamme, welches mit der obern Ebene des kurzen Glascylinders gleich liegt, wie dieß
auch bei der Clanny'schen Lampe der Fall ist, ist ein
horizontales Stück Drahtgaze angebracht, welches in der Mitte und gerade über der
Flamme, eine kurze blecherne Esse enthält. Diese Esse trennt den niedergehenden von
dem aufsteigenden Strom. Die die Lampenflamme speisende Luft strömt von dem
senkrechten Gaze-Cylinder, welcher den obern Theil des Lampengehäuses bildet,
durch den horizontalen Gazescheider bis ins Innere der Lampe und zur Flamme. In
dieser Lampe erlöscht die Flamme, sobald sie sich in einer explodirenden Atmosphäre
befindet, gerade so wie in der Clanny'schen Lampe.
Ueberdieß ist die Müseler'sche Lampe ziemlich schwer, da
sie etwa 2 1/2 Pfund wiegt. Die Erfahrung mehrerer Jahre, seit ihrer allgemeinen
Einführung in Belgien, spricht sehr für ihre Sicherheit und für das gute Licht,
welches sie gewährt.
Die Eloin'sche Lampe läßt die Luft durch Oeffnungen
einströmen, welche in der äußern Wand einer kleinen, über dem Oelgefäß befindlichen
kreisförmigen Metallkammer angebracht sind, die im Innern mit einem genau passenden
Cylinder von Drahtgaze versehen ist; derselbe sollte aus doppelter Gaze bestehen.
Die senkrechten Seiten dieser Kammer stehen auf dem Oelgefäß, welches das Aeußere
der Lampe bildet, und zwar zwischen demselben und dem Glascylinder. Der letztere
erstreckt sich aufwärts bis zu der Basis der Esse von dünnem Blech, welche den obern
Theil der Lampe bildet. Der obere Theil der Kammer krümmt sich halbkugelförmig und
dehnt sich horizontal um den Docht aus, um die strahlende Wärme aufzunehmen und sie
der unter die Flamme tretenden Luft mitzutheilen. Da bei dieser Lampe die Esse aus
dünnem Blech statt aus Drahtgaze besteht, so ist die Flamme gänzlich gegen den
Wetterzug geschützt. Der äußere Mantel der Lampe besteht nur aus soviel Drahtgaze
als zum Durchströmen der die Lampe speisenden Luft erforderlich ist. Der obere Theil
der blechernen Esse dieser Lampe wäre am passendsten eine Kappe von Blech in Form
eines geschlossenen Cylinders, mit kleinen Oeffnungen zum Ausströmen der Luft und im
Innern mit doppeltem Futter von Drahtgaze von gleicher Form versehen. Das bei der
Construction dieser Lampe befolgte Princip, nämlich die möglichste Verminderung der
exponirten Drahtgaze-Oberfläche, ist ein sehr wichtiges, indem dadurch die
Möglichkeit von Explosionen viel mehr vermindert ist. Die Reparaturkosten dieser
Lampen sind auch weit geringer als die für Lampen der ältern Form. Diese Vortheile
sind mit denen eines hellen Lichts verbunden, welches eine Folge der vollkommenen Verbrennung
ist. Sie wiegen nicht viel mehr als die gewöhnlichen Davy'schen Lampen.
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Im XI. Bande der Annales des Travaux publique de Belgique
ist ein Aufsatz des Bergwerksingenieurs Bouhy
„über die Apparate zum Auslöschen der
Sicherheitslampen, wenn sie in schlagenden Wettern geöffnet
werden,“ mit Abbildungen dieser verschiedenen Vorrichtungen in
natürlicher Größe; durch die daselbst beschriebenen Vorrichtungen sollen die bei
unbefugtem Oeffnen der Lampen so oft veranlaßten Explosionen vermieden werden; die
Erfahrung hat jedoch gezeigt daß keine davon dem Zweck vollkommen entspricht, und
daß sie einer allgemeinen und bequemen Anwendung nicht fähig sind. Wir begnügen uns
daher einige Bemerkungen über die Benutzung der Sicherheitslampen in den belgischen
Steinkohlenbergwerken, als praktisch wichtig, aus jenem Aufsatz hier
mitzutheilen.
In den Gruben des Hennegau werden Davy'sche, in den andern
in den Provinzen Namur und Lüttich Müseler'sche und Boty'sche Lampen angewendet. Dieselben werden von einem
Fabrikanten angefertigt, der sie auch nebst den übrigen Grubenlampen reparirt; das
Drahtgewebe wird ihm von der Grube geliefert. Zur Aufbewahrung der Lampen dient ein
besonderer Raum, welcher ringsum mit Brettern versehen ist, an denen die Lampen an
Haken hängen. Jede Lampe ist mit einer Nummer versehen, die über dem Haken
angebracht ist. – In vielen Gruben benutzt ein und derselbe Bergmann nur
immer eine und dieselbe Lampe, wodurch die Grubenbeamten stets im Stande sind
denjenigen nachzuweisen, welcher eine Lampe beschädigt hat, und wenn die
Beschädigung durch Nachlässigkeiten entstand, so hat derselbe die Reparaturkosten zu
tragen.
Die benutzten Lampen werden von besondern Arbeitern oder Arbeiterinnen geputzt und
genau reparirt, so wie auch zum weitern Gebrauch wieder vorbereitet. Außerdem werden
sie wöchentlich von dem Fabrikanten revidirt und nöthigenfalls reparirt. –
Die Reinigung der Drahtgaze geschieht mittelst einer Bürste; wenn sich der in
derselben hängen gebliebene Staub und Ruß aber mit Oel vermischt und eine feste
Rinde gebildet hat, so muß man die Cylinder über einem Holzfeuer heiß machen, jedoch
nicht glühen und dann die Reinigung mit der Bürste vornehmen. Da dieses Verfahren
mit den Davy'schen Lampen häufig alle Tage vorgenommen
werden muß, so werden die Cylinder dadurch sehr bald untauglich. Ein Waschen in
Potasche- oder Sodalauge ist deßhalb unpraktisch, weil das Trocknen viel Zeit
erfordert.
Die Lampen, welche erst im Augenblick der Einfahrt an die Arbeiter vertheilt werden,
können nur durch Anwendung eines Schlüssels angezündet und verschlossen werden. Der
Verschluß geschieht mittelst eines Schraubenbolzens, welcher durch den ganzen
Oelbehälter, nahe an dessen Wand, geht, und unten auf einige Linien Höhe in einen
dreieckigen Angriff ausläuft. Dreht man diesen Bolzen um, so greift die Schraube am
Ende desselben in eine Oeffnung, die als Mutter wirkt, in dem obern Ring des
Oelbehälters, welcher auch die Armatur des Cylinders aufnimmt, und es ist auf diese
Weise dieser Ring oder Kranz mit dem Oelbehälter fest verbunden. Sie lassen sich
bloß durch das Losschrauben des Bolzens von einander trennen, welches aber nur
mittelst eines Schlüssels bewirkt werden kann, der eine gleiche Vertiefung wie der
Bolzen einen Angriff hat, so daß beide genau in einander passen.
Die angezündeten und verschlossenen Lampen werden von den Putzern, gewöhnlich in
Gegenwart des Steigers, den Bergleuten übergeben, und hin und wieder geschieht diese
Vertheilung von den Steigern selbst, die sich vorher von dem sichern Verschluß
überzeugt haben müssen. – Arbeiten nur zwei oder drei Bergleute, entfernt von
dem Schacht, und an einem isolirten Punkt, so erhält jeder zwei Lampen, damit sie
sich nicht ohne Licht befinden, wenn die eine erlöscht. Häufig werden auch einige
brennende Lampen in der Grube in Reserve gehalten. Zum Anzünden ist gewöhnlich in
der Grube ein von schlagenden Wettern gänzlich freier Ort bestimmt.
Der Bergmann muß, indem er seine Lampe über Tage vor der Einfahrt erhält, sich davon
überzeugen, daß sie mit dem Schlüssel verschlossen ist, denn wenn sie sich einmal in
seinen Händen befindet, so ist er für jede Unordnung, welche die Grubenbeamten
entdecken, verantwortlich, und verfällt in eine Geldstrafe von 3 bis 5 Franken; wenn
er jedoch dem Vertheiler beweisen kann, daß derselbe ihm die Lampe unverschlossen
übergeben hat, so trifft diesen ein Theil der Strafe.
Unter Tage dürfen die Lampen durchaus nicht geöffnet werden; wird ein Bergmann mit
einer offenen Lampe getroffen, so wird er auf Grund der bestehenden Gesetze
gerichtlich gestraft. Jeder Bergmann, der einen Schlüssel oder irgend ein anderes
Werkzeug zum Oeffnen der Lampe bei sich trägt, verfällt in eine Strafe von 5
Franken, oder wird entlassen.
Die während der Arbeit verlöschten Lampen werden entweder, um wieder angezündet zu
werden, zu Tage oder nach einem Ort in der Grube geschafft, wo sie von besonders
damit beauftragten Arbeitern geöffnet, gereinigt, vorgerichtet und wieder angezündet
werden. Alles dieß ist in dem belgischen Gesetz vom 1. März 1850 über Wetterführung,
Geleucht etc. vorgeschrieben.