Titel: | Ueber Salmiakfabrication mittelst der ammoniakalischen Flüssigkeit der Steinkohlengas-Anstalten. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LXXXIII., S. 361 |
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LXXXIII.
Ueber Salmiakfabrication mittelst der
ammoniakalischen Flüssigkeit der Steinkohlengas-Anstalten.
Ueber Salmiakfabrication mittelst der ammoniakalischer
Flüssigkeit.
Die Mülhauser Industrie-Gesellschaft hatte als Preis silberne Medaillen für
die Einführung eines neuen Industriezweigs im Departement des Oberrheins
ausgeschrieben. Ein solcher Preis wurde den HHrn. Moehrlin und Stoll zuerkannt, welche mittelst der
ammoniakalischen Flüssigkeit der Steinkohlengas-Anstalt in Mülhausen Salmiak
fabriciren.
Nach dem Bericht des Ausschusses für Chemie bestand die größte Schwierigkeit, welche
diese Fabrikanten zu besiegen hatten, darin, die ammoniakalische Flüssigkeit von den
darin enthaltenen öligen oder theerigen Substanzen zu befreien. Dieß gelang endlich
vollkommen auf folgende Weise:
Die ammoniakalische Flüssigkeit wird mit einer gewissen Menge gebrannten und
gelöschten Kalks vermischt und dann in einem mittelst Dampf erhitzten Kessel von
Eisenblech destillirt. Die flüchtigen Theile des Gemisches ziehen durch ein
Schlangenrohr, worin sich der größte Theil des Theers verdichtet, während das
Ammoniak seinen Weg fortsetzt und durch einen Woolf'schen Apparat streicht, worin es
die fremdartigen Substanzen fast gänzlich absetzt, worauf es sich in einem letzten,
mit kaltem Wasser umgebenen Gefäß verdichtet. Dieses flüssige Ammoniak wird zur
Vorsicht ein zweites Mal destillirt. Das so gereinigte Ammoniak, welches nur noch
unmerkliche Spuren von Theer enthält, dient zur Bereitung des Salmiaks, indem man es
mit käuflicher Salzsäure in schwachem Ueberschuß sättigt.
Die salzige Auflösung wird über freiem Feuer in einem bleiernen Kessel abgedampft,
und in dem Maaße als sich das Salz niederschlägt, zieht man es mit einem hölzernen
Rechen heraus; man läßt es abtropfen, worauf es in eine Ziegelform gebracht und
darin mittelst einer Schraubenpresse stark zusammengedrückt wird. Diese
Salmiakziegel werden auf Trockengestelle in einer kleinen Kammer gebracht, die durch
einen Theil der vom Abdampfkessel abziehenden Wärme geheizt wird.
Solcher Salmiak ist für die Anwendung in den Fabriken, sowie zum Verzinnen rein
genug, da er nur Spuren von schwefelsaurem Ammoniak nebst 4 bis 10 Procent Wasser
enthält. DurchDnrch Sublimation liefert er ein ganz weißes und reines Product. (Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1853, Nr. 120.)