Titel: | Versuche über die Umwandlung der Kohle in Diamant auf elektrischem Wege; von Hrn. Ch. Despretz, Mitglied der franz. Akademie der Wissenschaften. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. C., S. 445 |
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C.
Versuche über die Umwandlung der Kohle in Diamant
auf elektrischem Wege; von Hrn. Ch.
Despretz, Mitglied der franz. Akademie der
Wissenschaften.
Aus den Comptes rendus, Septbr. 1853, Nr.
10.
Despretz, Versuche über die Umwandlung der Kohle in
Diamant.
Die Versuche welche ich vor einigen Jahren der Akademie über die Schmelzung und
Verflüchtigung der Körper, insbesondere der reinen Zuckerkohle mittheilte,Polytechn. Journal Bd. CXVIII S.
121. ergaben daß man weder durch Schmelzung noch durch rasche Verflüchtigung der
Kohle hoffen darf diesen Körper krystallisirt zu erhalten.
Ich habe damals bewiesen, daß die geschmolzene reine Kohle, sowie der geschmolzene
Diamant, bloß amorpher Graphit sind; daß die rasch verflüchtigte Kohle sich an den
Wänden eines Glasballons lediglich als ein schwarzer Staub ohne krystallinisches
Ansehen verdichtet.
Man erhält durch das Feuer der Volta'schen Säule viele Körper krystallisirt.
Wahrscheinlich gelänge dieß auch hinsichtlich der Kohle, wenn man Tiegel besitzen
würde, welche strengflüssiger als diese Substanz sind. Ich mußte daher andere
Verfahrungsarten einschlagen. Das Verfahren welches mir am besten gelang, beruht auf
der langsamen Verflüchtigung der Kohle im Inductionsstrom.
Ich nahm einen kleinen Glasballon mit zwei Tubulaturen, welcher wie das sogenannte
elektrische Ei vorgerichtet war; an dem untern Stängchen brachte ich einen Cylinder
von reiner Kohle an, welcher einige Centimeter lang und einen Centimeter dick war;
an dem obern Stängchen befestigte ich ein Dutzend Platindrähte, stellte das Vacuum
im Ballon her, und ließ dann den Inductionsstrom des Apparats welchen Hr. Ruhmkorff (in Paris) construirt, von
der Kohle zu den fünf bis sechs Centimeter davon entfernten Platindrähten
übergehen.
Der Lichtbogen war röthlich auf Seite der Kohle, in geringer Entfernung vom Platin;
der Theil welcher das Ende der Platindrähte einhüllte, war violettblau.
Der Apparat wurde stets in dieser Anordnung erhalten.
Ich habe den Bündel der Platindrähte oben angebracht, um nicht befürchten zu müssen,
daß sich kleine Kohlensplitter mit den sich allenfalls bildenden Krystallen
vermengen.
Die Batterie bestand aus vier Daniell'schen Elementen, zu
je zweien verbunden.
Der Versuch dauerte über einen Monat ohne Unterbrechung fort, wobei nur die zum
frischen Laden der Batterie verwendete Zeit abzurechnen ist. Es setzte sich eine
schwache schwarze Schicht von Kohle auf den Drähten ab. Diese Schicht zeigt, mit der
Loupe betrachtet, nichts Auffallendes. Unter dem Mikroskop bietet sie aber, bei etwa
dreißigfacher Vergrößerung, Interessantes dar.
Ich sah auf diesen Drähten, und besonders an den Enden, von einander getrennte
Theile, welche mir Oktaeder zu seyn schienen. Ich sah auch auf der schwarzen Schicht
und nicht an den Enden, kleine weiße Oktaeder, auf eine Spitze gestellt.
Ich untersuchte diese Drähte wiederholt und sah immer dieselben Sachen.
Ein geschickter und geübter Krystallograph, Hr. Delafosse, erkannte ebenfalls die schwarzen an
den Enden abgestumpften Oktaeder und die kleinen weißen, auf einer Spitze stehenden
Oktaeder, ohne daß ich ihm vorher meine Beobachtungen mitgetheilt hatte.
Ich ersetzte die Drähte durch ein polirtes Platinblech von 1 1/2 Centimeter
Durchmesser; obgleich dieser Versuch fast sechs Wochen lang im Gang erhalten wurde,
so hatten sich doch keine Krystalle aus dem Blech abgesetzt. Das Platinblech war auf
der Hälfte seiner Oberfläche mit fast kreisförmigen Curven überzogen, deren
Halbmesser größer als derjenige der Platte war; jede dieser Schichten war mit einer
der Farben der dünnen Plättchen bemalt. Man sah hie und da kleine weißlichgraue
Flecken, welche durch momentane Adhärenz isolirter Ablagerungen hervorgebracht zu
seyn schienen.
Bei einem andern Versuch befestigte ich am positiven Pol einer schwachen Daniell'schen Batterie einen Cylinder reiner Kohle, und
am negativen Pol einen Platindraht, und tauchte die zwei Pole in schwach
angesäuertes Wasser. Dieser Versuch dauerte über zwei Monate; der Draht des
negativen Pols überzog sich mit einer schwachen Schicht.
Hr. Gaudin überzeugte sich in
meiner Gegenwart, daß die kleine Menge von Substanz womit einer der zwölf
Platindrähte überzogen war, mit ein wenig Oel vermischt, hinreicht um mehrere Rubine
in kurzer Zeit zu schleifen.
Mit dem auf nassem Wege erhaltenen schwarzen Pulver gelang dieß nur in viel längerer
Zeit, obgleich es in größerer Menge angewandt wurde.
Bekanntlich ist das Diamantpulver der einzige Körper welcher die Eigenschaft besitzt
die Rubine zu schleifen; Hr. Gaudin erklärte sich auch sogleich dahin, daß die eine wie die
andere Substanz Diamantpulver sey.
Das Ergebniß meiner Versuche ist also: 1) daß bei der langsamen Verflüchtigung der
reinen Zuckerkohle in dem Inductionsstrom oktaedrische Krystalle entstehen; 2) daß
der nasse Weg bis jetzt nur ein nicht krystallisirtes schwarzes Pulver lieferte; 3)
daß das eine wie das andere Product die Eigenschaft besitzt die Rubine zu schleifen,
eine Eigenschaft welche nur dem Diamantpulver angehört.