Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. , S. 233 |
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Miscellen.
Miscellen.
Busse's selbstwirkender
Oelapparat für Eisenbahnwagen.
In einem Circularschreiben vom 10. April d. J. theilt der Bevollmächtige der
Leipzig-Dresdener Eisenbahngesellschaft, Hr. F. Busse, im Wesentlichen Nachstehendes mit.
„Seit der ersten durch mich veranlaßten Anwendung von Oel zur
Schmierung der Eisenbahnwagen, wovon ich unterm 1. und 10. Dec. 1844 schon den
damals bestehenden Eisenbahn-Verwaltungen Mittheilung machte (vgl. polyt.
Journal Bd. XCV S. 163), sind nun acht
Jahre verflossen, und ungeachtet zahlloser Widersprüche gegen die Anwendung von
Oel überhaupt, wie gegen die verschiedenen von mir zu dem Zweck construirten
Apparate – (welche demungeachtet in vielfach veränderter Form nun doch
auf fast allen Bahnen in Anwendung gekommen) – haben meine schon damals
aufgestellten Angaben über die bedeutenden Vortheile meiner Methode im
Allgemeinen sich in jeder Beziehung bestätigt, und es ist jetzt nur noch ein
Theil der Eisenbahnwagen mit der sonst über alles gerühmten und doch so
mangelhaften Palmöl-Schmierung in Gebrauch, wogegen die Oelschmierung
jetzt wohl auf allen Bahnen eingeführt wird.
Es wird den geehrten Verwaltungen nicht unlieb seyn, jetzt von mir Mittheilung
über die Construction meines neuesten, gegenwärtig hier angewendeten Apparats zu
erhalten, welcher besonders geeignet ist für die weiten Reisen, welche die Wagen
durch die jetzigen Eisenbahnverbände zu machen haben, der wegen seiner
außerordentlichen Einfachheit wohl von keinem folgenden mehr übertroffen werden
dürfte und durch welchen nicht nur die Menge des Schmier-Materials auf
ein kaum glaublich erscheinendes Minimum gebracht ist, sondern zugleich auch
andere Vortheile erlangt werden, die mit Recht als höchst
werthvoll auch für die Sicherheit des Eisenbahnbetriebes und der
Fuhrwerke bezeichnet werden dürfen.
Dieser Apparat, welcher leicht und mit sehr geringen Kosten an jedem
Eisenbahnfuhrwerk anzubringen ist, gewährt u.a. den wichtigen Vortheil, daß die
damit versehenen Wagen mit vollkommenster Sicherheit
1000 und mehr Meilen durchlaufen, ohne daß solche einer
Aufsicht oder Ergänzung des Schmiermaterials bedürfen. Ich habe z.B.
dergleichen Wagen 3000 bis 4000 Meilen laufen lassen, ohne daß es nöthig
geworden wäre die verschlossenen Schmierbüchsen zu öffnen, um eine Ergänzung des
Oels vorzunehmen; dabei ist der eigentliche Verbrauch an Oel fast Null.
Dieser Apparat ist sicher und dauerhaft, während alle bisher angewendeten mit
Dochten, Federn, Balanciers, Filzwulsten mit Federn, Blechschwimmern etc. häufig
durch mancherlei nicht vorauszusehende Einwirkungen zerstört werden, und die
Achsen heiß, oft glühend werden lassen.
Die mit diesem meinem Apparat zu erlangenden Vortheile sind hauptsächlich:
1) Sicherung gegen das Warmlaufen der Achsen und die daraus
entstehenden, oft sehr bedeutenden Beschädigungen und sonstigen
Uebelstände.
2) Wegfall der Schmierung auf den Stationen, was oft
bedeutenden Zeitverlust verursacht, besonders wenn Achsen warmlaufen.
3) Leichter Gang der Wagen, folglich sehr erhebliche
Ersparniß an Zugkraft, durch die vollkommene und immer gleichmäßige
Schmierung.
4) Ersparniß an Schmiermaterial. Ein hier gemachter
praktischer Versuch ergab, daß ein Wagen mit zwei Achsen, dessen vier
Büchsen mit je 1/2 Pfd. Oel versorgt wurden, über 3000 geographische Meilen
zurücklegte, ohne das Oel zu consumiren“.
Nach der diesem Circulär beigeschlossenen Zeichnung und Beschreibung besteht der
fragliche Oelapparat aus einem unterhalb des Achsenhalses angebrachten Gefäße mit
Oel, in welchem ein Cylinder von leichtem in Leim getränktem Holze schwimmt, der
durch seine Schwimmkraft von unten auf gegen die Achse gedrückt, von derselben
gleichzeitig mit ihrer eigenen Drehung umgewälzt wird, und so den Achsenhals immerfort und so lange
mit Oel versorgt, als das Oel in dem Gefäß hoch genug steht, um den schwimmenden
Holzcylinder bis an den Achsenhals zu heben. Der Holzcylinder muß so groß genommen
werden, als nur irgend Raum dazu vorhanden ist. Je größer der Durchmesser des
Cylinders ist, je besser wirkt er. Hat man Platz genug, um ihn eben so dick als die
Achse oder noch dicker anzuwenden, so ist die Wirkung um so sicherer und von
längerer Ausdauer. Die früher angewendeten hohlen Blechcylinder erfüllten den Zweck
nur unvollkommen, hauptsächlich auch weil dieselben zu klein waren und schon bei
einer geringen Abnahme des Oels die Achse nicht mehr berührten.
Die Anbringung des Oelapparats ist sehr leicht. Das Oelgefäß wird als Vertiefung in
dem untern Theil der Achsenbüchse angebracht und bekommt eine von außen zugängliche
Eingußröhre, durch welche das Oel bis zu dem nöthigen Niveau zugeführt werden kann.
Diese Eingußröhre zeigt zugleich, ob das Gefäß gehörig mit Oel versorgt ist. Das
überflüssige Oel fällt vom Achsenhals wieder in das Oelgefäß zurück und wird von dem
Holzcylinder immer wieder emporgehoben.
Es wird angerathen, die erste Schmierung der Eisenbahnwagen von oben her durch die
bisher gebräuchliche Oeffnung einfließen zu lassen, bis die neuen Pfannen sich erst
gehörig glatt gelaufen haben. Dann ist eine Schmierung von oben nicht mehr
erforderlich. Die obere Oeffnung in der Pfanne muß stets mit einem Tuch- oder
Filzlappen gedeckt seyn, damit kein Sand oder sonstige Unreinigkeiten einfallen
können.
Das Oel vermischt Herr Busse
mit dem vierten oder dritten Theil wohlfeilen ätherischen Oels, z.B. Theeröl,
Steinöl, Terpenthinöl etc. und erlangt dadurch den Vortheil, daß das Oel stets ganz
dünnflüssig erhalten wird, besser schmiert, den Schlamm zu Boden fallen läßt und nicht einfriert. Das bei gelegentlicher Reinigung der
Pfannen sich vorfindende unreine und schlammig gewordene Oel bringt man in ein
Gefäß, bringt zu diesem Oelschlamm einen entsprechenden Ueberschuß von ätherischem
Oel, rührt dieß gut um, läßt es setzen und gießt das dünne Product ab. Auf diese
Weise gewinnt man aus dem zu Boden gefallenen Schlamm fast alles Oel wieder, was man
zur Versetzung von frischem Oel zu weiterem Gebrauch verwenden kann.
Für die Anwendung seines Apparats bedingt sich Hr. Busse von den Eisenbahnverwaltungen ein Honorar
von 1/3 Thlr. oder 30 kr. für jedes Rad, welches mit seinem Apparat oder einer
wesentlichen Nachbildung desselben und seiner Oelmischung versehen wird. Die
Einrichtung des Apparats könne übrigens mit weniger als einem Thaler für jede
Achsenbüchse hergestellt werden.
Ericsson's Erklärung über das
calorische Schiff.
Capitän Ericsson schrieb an die Redaction einer
New-Yorker Zeitung einen Brief als Antwort auf die Anfrage: in welchem
Zustand gegenwärtig das calorische Schiff sey, welche Ausbesserungen oder Zusätze an
der Maschinerie desselben gemacht würden und wann dasselbe wieder in See zu stechen
bereit seyn dürfte.
Ericsson sagt:
„Es freut mich, Ihnen versichern zu können, daß kein Grund besteht, die
erfolgreiche Realisierung meiner wichtigen Unternehmung zu bezweifeln; die
einzige Schwierigkeit welche sich bei der Maschinerie des calorischen Schiffes
zeigte, ist, daß die Cylinderböden oder Heizer zu elastisch und nachgiebig sind,
um luftdicht bleiben zu können, so daß man den vollen Druck nicht unterhalten
konnte. Bei der Rückkehr des Schiffs vom Süden, vor zwei Monaten, hielt ich es
für rathsam, diese Heizer, welche von Kesselblech gemacht sind, durch andere von
Gußeisen zu ersetzen, indem letzteres Material sie von jeder gewünschten Dicke
herzustellen gestattet. Da sich jedoch nur Eine Gießerei herbeilassen wollte,
den Guß derselben zu unternehmen, was sechs bis acht Monate Zeit erfordert
hätte, so entschloß ich mich zu einem andern Plan, wobei ich sicher eine größere
Kraft und Geschwindigkeit erzielen werde. Die dazu erforderlichen Abänderungen
der Maschinerie veranlassen aber eine sehr bedeutende Arbeit, und meine Freunde
müssen sich daher eine kleine Geduldprobe gefallen lassen. Ich will hiebei
erinnern, daß der Kiel des calorischen Schiffs erst vor dreizehn Monaten gelegt
wurde, und daß Dampfschiffe von gleicher Größe gewöhnlich achtzehn Monate zur
Vollendung erfordern. Da die Abänderung einer patentirten Maschine vor ihrer
vollständigen Ausführung nicht Gegenstand öffentlicher Discussion seyn kann, so
werden Sie es natürlich finden, daß ich über das was gegenwärtig an der
Maschinerie des calorischen Schiffs geschieht, nichts mittheile. Sobald die
Arbeit fertig ist, werden die Eigenthümer dieses Schiffs die Redactionen der
New-Yorker Zeitungen einladen, sich von dem Resultat des zweiten Stadiums
in der Entwicklung des großen Motors zu überzeugen.“ (Mechanics' Magazine vom 11. Juni 1853.)
Ein russisches Sculptur-Werkzeug.
Hätte man ein Werkzeug, welches die Arbeit des Meißels und der Feile auf mechanische
Weise andauernd, unaufhaltsam verrichtete, dabei aber nicht unbeweglich und in
seinen Wirkungen so beschränkt wie der Drehstuhl wäre, sondern nach dem Belieben des
Arbeiters oder des Künstlers, ohne Verrückung des zu bearbeitenden Körpers, und an
jedem von dessen Theilen, oben, unten, in der Mitte in Anwendung gebracht werden
könnte – so wäre dieß gewiß ein höchst sinnreiches Instrument zu nennen, ein
Mittelding zwischen Werkzeug und Werkzeugmaschine. Es gewährte die leichte
Handhabung des erstern, unter Benützung einer mechanischen Kraft wie bei der
Werkzeugmaschine. Ein solches Instrument existirt, und es ist zu verwundern, daß
demselben nicht schon größere Beachtung zu Theil wurde. So einfach es an sich selbst
ist, so kann es doch als neues Zeugniß gelten von dem Scharfsinne, den in solchen
Dingen der Russe an den Tag legt. Es ist nämlich eine russische Erfindung. Man
findet dieses Werkzeug, oder Instrument, besonders in den Steinschleifereien am Ufer
des Iset im Ural im Gebrauche. Man stelle sich eine etwa 3 Fuß lange, 1 Zoll dicke,
abgedrehte eiserne Achse vor, an deren einem Ende eine kleine Fräse aufgeschraubt
ist. Jeder weiß, was eine Fräse ist – eine stählerne, auf der Peripherie
gezahnte Scheibe, im kürzesten Ausdrucke eine runde Feile oder Säge. Die erwähnte
Achse nun ruht auf zwei genau umschließenden Zapfenlagern in einer Kapsel von
Kupferblech, doch so, daß das mit der Fräse versehene Ende um etwa einen Fuß frei
aus der Kapsel hervorragt. Diese selbst ist rund, an den Enden eng zulaufend, so daß
sie an diesen Stellen mit der Hand umfaßt werden kann; gegen die Mitte wölbt sie
sich bauchig. Man begreift, daß wenn obige Achse eine anhaltende rasche Drehung
erhielte, jeder Arbeiter, versehen mit diesem leicht zu manipulirenden Apparate,
mittelst der rotirenden Fräse, gleich wie mit der Feile und Meißel, auf den zu
bearbeitenden Gegenstand, sey er von Stein oder Metall, wirken könnte. Diese
Bewegung wird auf sehr einfache Weise hervorgebracht. Die erwähnte metallene Kapsel
hat in ihrer Mitte zwei Oeffnungen. Durch dieselben, und die inwendige zu diesem
Ende mit einigen festen hölzernen Rollen versehene Achse umschlingend, zieht sich
eine Schnur ohne Ende, welche von einer in geeigneter Entfernung befindlichen, durch
Wasser- oder andere Kraft in Bewegung gesetzten Welle herkömmt und zu
derselben zurückkehrt. Wie am Spinnstuhl von dem Spindeltambour aus eine Saite oder
Schnur der Spindel die rascheste Drehung mittheilt, so auch hier. Nur muß hier die
Möglichkeit noch gegeben seyn, daß der Arbeiter mit seinem Werkzeuge die Stellung
verändern, dasselbe nähern, entfernen, drehen, kurz in den verschiedensten
Richtungen anwenden, möglichste Beweglichkeit gewinnen kann. Wer nur etwas Einsicht
in diese Dinge hat, begreift, daß dieses möglich, indem die Schnur ohne Ende durch
eine oder mehrere mit Gewichten verbundene bewegliche Rollen, über welche sie zu
laufen hat, zwar in steter Spannung erhalten wird, doch so, daß sie einem durch den
Arbeiter auf sie ausgeübten Drucke nachgeben, sich somit, in ununterbrochener
Fortdauer der Bewegung, verlängern oder verkürzen kann.
Wir haben nun, wie man sieht, ein recht eigenthümliches sinnreiches Werkzeug, eine
tragbare, durch mechanische Kraft rotirende Achse, an deren Kopf eine feilende,
meißelnde Scheibe in beliebigen Dimensionen. Der Mensch kann damit gleich wie mit einem Bossirholze an
dem zu behandelnden Körper herumarbeiten. Das Instrument läßt, immer in dem Bereiche
der bewegenden Schnur, die verschiedensten Orts- und Lagenveränderungen zu.
Wie gesagt, und wie man auch in „Ermann's Reise um die Erde“
bestätigt findet, wird dieses Werkzeug in den Steinschleifereien im Ural häufig
angewendet. Dort werden solche großartige Säulen, Capitäle und Vasen aus den
härtesten Gesteinen verfertigt – man denke nur an die prachtvollen zu London
ausgestellt gewesenen Malachit-Vasen – wie sie an künstlicher
Vollendung kaum von antiken Bildwerken übertroffen werden. Reliefs von mannichfach
gestalteten Umrissen, Henkel, feines Laubwerk an kolossalen Vasen, Hohlkehlen an
Säulen und Capitälen werden mit dem beschriebenen Werkzeug ausgearbeitet.
(Schweizerische Handels- und Gewerbezeitung 1853, Nr. 16.)
Neue Beobachtungen über das elektrische Licht.
Wenn man in einem durch die Luftpumpe mehr und mehr seiner Luft beraubten Raume den
elektrischen Funken hervorlockt, so sieht man, daß der Funke in dem Maaße als die
Luft verdünnt wird, seine Lichtstärke verliert, sich vergrößert und allmählich die
Gestalt einer Garbe und eine bläuliche verschwimmende Färbung annimmt. Diese
bläuliche matte Lichtgestalt reicht von der einen leitenden Fassung des Glasgefäßes
bis zur andern und kann auf eine recht bedeutende Ausdehnung gebracht werden.
Gewöhnlich wird der Versuch in einem eiförmigen Glase, dem sogenannten elektrischen
Ei, angestellt. Die Elektricität muß von starker Spannung seyn, wenn der Funke den
Zwischenraum zwischen den beiden in der gläsernen Hülle befindlichen Leitern
durchbrechen soll, daher schien bisher nur die sogenannte Reibungselektricität, wie
man solche mittelst der gewöhnlichen Scheiben-Elektrisirmaschinen erzeugt,
für diesen Versuch geeignet. Vor einigen Monaten aber ist es Herrn Ruhmkorff in Paris, der bekannt ist
als ein geschickter Anfertiger physikalischer Instrumente, gelungen, einen Apparat
zu Stande zu bringen, der durch ein einziges Volta'sches
Plattenpaar eine Reihenfolge magnetelektrischer Funken hervorbringt, welche einen so
hohen Grad von Spannung haben, daß sie, wie der Funke der gewöhnlichen
Elektrisirmaschine, einen bedeutenden Zwischenraum zwischen den Leitern
überspringen. Im elektrischen Ei bringt dieser Apparat Wirkungen hervor, welche die
der Elektrisirmaschine in Beziehung auf die Schnelligkeit, mit der die elektrischen
Entladungen auf einander folgen, bedeutend übertreffen. Die elektrischen Funken
folgen so rasch auf einander, daß das Auge den Eindruck eines ununterbrochenen
Lichtstromes hat, und die Lichterscheinung dauert so lange, daß man sie ganze
Stunden mit Muße betrachten kann. Ruhmkorff hat die
Beobachtung gemacht, daß in einem so viel wie möglich vollkommen leeren Raume die
Elektricität, die in dauernden Strömen kreist, zwei Arten von Licht erzeugt, die an
Farbe, Gestalt und Stellung verschieden sind; das eine Licht ist bläulich und umgibt
regelmäßig die die negative Elektrode bildende Metallkugel; das andere Licht ist
roth, geht von der als positive Elektrode dienenden Kugel aus, zieht sich nach der
negativen Elektrode hin und hat die Gestalt einer über der Achse des Recipienten
gewölbten Spindel.
Der Professor der Physik am Collège St. Louis, Hr.
Quet, hat genauere
Beobachtungen über dieses doppelte Licht angestellt und dabei die Entdeckung einer
merkwürdigen Eigenschaft an diesem Lichte gemacht. Unter gewissen, leicht
herzustellenden Umständen theilt sich die zwischen den beiden Enden der metallischen
Leiter erscheinende Lichtmasse in viele parallele Schichten,
die durch dunkle Lagen von einander getrennt sind. Man kann das Phänomen
als eine Lichtsäule bezeichnen, welche aus Schichten gebildet ist, die eine
senkrechte Richtung gegen die Achse der einander gegenüberstehenden Elektroden
haben. Um dieser Erscheinung ihre vollkommene Deutlichkeit zu geben, muß man die
Versuche, wie es in der Physik heißt, in specifisch leeren Räumen anstellen, d.h. in
solchen Räumen, die, bevor ihnen durch die Luftpumpe die Luft möglichst entzogen
wurde, mit Dämpfen von Terpenthinöl, Steinöl, Alkohol, Schwefelkohlenstoff u. vgl.
erfüllt waren. Von dem Gase oder Dampfe, welche durch die Luftpumpe aus einem Raume
ausgeschöpft werden, bleibt immer noch ein Theil zurück, und dieser Theil, wie gering er auch sey,
bewirkt die mehr oder minder deutliche Schichtung des elektrischen Lichts in
parallelen Lagen.
Das durch den Ruhmkorff'schen Apparat erzeugte elektrische
Licht erscheint nun, wie oben bemerkt, ununterbrochen fortdauernd; eigentlich
besteht es in einer Reihe von elektrischen Entladungen, die äußerst schnell auf
einander folgen. Man kann mittelst einer Vorrichtung die Aufeinanderfolge dieser
Entladungen oder magnetelektrischen Funken beliebig regeln und jeden Funkenwechsel
einzeln hervortreten lassen. Einem jeden Funkenwechsel entspricht eine
Lichterscheinung; und wenn man die Entladungen so aufeinander folgen läßt, daß man
sie deutlich von einander unterscheiden kann, so fließen auch die Lichterscheinungen
nicht mehr in einander über, sondern das Auge unterscheidet deutlich die abwechselnd
auf einander folgenden dunkeln und lichten Schichten. Herr Quet gibt in seinem Bericht über diesen
Gegenstand noch viele andere Einzelnheiten über die Verschiedenheit der
Erscheinungen je nach der Beschaffenheit der Gase oder Dämpfe, mit denen der
luftverdünnte Raum in jenem sogenannten elektrischen Ei erfüllt gewesen, und je nach
der Entfernung der beiden Elektroden im Innern des Recipienten; und auch über das
Leitungsvermögen dieser verdünnten Mittel, in denen der elektrische Durchgang eine
merkwürdige Periodicität anzunehmen scheint. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1853, Nro.
17.)
Die Jobard'sche Lampe für Oel und
Gas.
Hr. Jobard hat nach
mehrjährigen Bemühungen die Construction einer Lampe zuwege gebracht, welche
insofern auf einem neuen Principe beruht, als bei der Verbrennung des Oeles in
derselben das Volum der Flamme an die Stelle ihrer Intensität tritt. Volum und
Intensität sind nicht, wie man bisher glaubte, hinsichtlich des Lichts äquivalent,
ebenso wenig als bezüglich des Wärmestoffs eine lebhafte Verbrennung bei starkem Zug
unter einem Dampfkessel das Aequivalent einer langsamen Verbrennung bei mäßigem Zug
ist (bei Vergleichung dieser letztern, in Cornwallis gebräuchlichen Heizung mit der
gewöhnlichen, fand Hr. Combes
eine bedeutende Ersparung an Steinkohlen). Dem entsprechend ließ Hr. Jobard bei der Lampe den
Glascylinder und den künstlichen Zug weg, um das Oel in der heißen Luft bei
möglichst geringem Zug zu verbrennen. Die neue Lampe beweist, daß die gewöhnliche
Meinung, das entwickelte Licht sey stets proportional dem verzehrten Oel, durchaus
falsch ist; es ist auch schon bekannt, daß man mit derselben Menge Leuchtgas durch
bloßes Vermindern des innern Luftzugs fast die doppelte Lichtmenge erhalten kann.
Die Jobard'sche Lampe, deren Beschreibung unser Original
noch nicht gibt, ist frei von aller Mechanik, fließt nicht ab, hält gleiches Niveau,
hat eine stetige, weiße, rauchlose Flamme, ist gegen Wind, Regen und Schwankungen
unempfindlich, dem Auge wohlthätig und kostet nicht viel. Sie verzehrt,
vorgenommenen Prüfungen zufolge, mit dem großen Licht stündlich 7,01 Gramme Oel, mit
dem kleinen 1,125 Gramme, soll übrigens nicht die Salonlampe verdrängen, sondern ist
eigentlich eine Nachtlampe, die aber den Dienst des Kerzenlichts, der Studirlampe,
der Laterne etc. sehr gut verrichtet. Sie wird Omnibus-Lampe benannt. (Moniteur
industriel, 1853, Nr. 1734.)
Der Director des Industrie-Museums in Brüssel, Hr. Jobard, hat die französische Akademie der
Wissenschaften ersucht, eine Commission zu ernennen, um eine von ihm gemachte
Entdeckung zu constatiren, deren Möglichkeit man längst voraussah. Es handelte sich
darum, das Leuchtgas zu verbrennen, ohne die Flamme
abzukühlen, folglich ohne sie zu verkleinern; anstatt die mit dem Wasserstoff in
Berührung zu bringende Sauerstoffmenge soviel als möglich zu vergrößern, wie man es
bisher that, befolgte Hr. Jobard das entgegengesetzte Verfahren. Er bemühte sich seit mehreren
Jahren den Luftzug zu vermindern und der Flamme nur das Minimum der zu ihrer
Verbrennung nothwendigen Luft zu liefern. Auf diese Weise gelang es ihm, mehr Flamme
und weniger Wärme zu erhalten; der Kohlenstoff wird langsamer und vollständiger, mit
einer Ersparniß von 50 bis 56 und sogar 65 Litern Gas per Stunde und per Normal-Brenner
verzehrt. – Dieselben Principien wendet Hr. Jobard auf die Verbrennung des Oels mit einem
noch größern
ökonomischen Erfolg an, da seine Lampe nur sieben Gramme Oel in der Stunde verzehrt.
– Die Akademie hat die HHrn. v.
Seguier und Payen mit der Prüfung dieser Sache beauftragt. (Cosmos, revue encyclopédique, Juli 1853.)
Sogenannte galvanische Politur für Eisen- und
Stahlwaaren.
Ich empfing von der Direction des polytechnischen Vereins zu Würzburg die galvanische
Politur aus der chemischen Fabrik von Ferd. Krimmelbein
und Bredt in Barmen zur Untersuchung; sie befand sich in
einem versiegelten Fläschchen, das etwa sieben Quentchen enthielt. Es ist eine
schwach nach Aether, aber besonders nach Mastix riechende Flüssigkeit von
gelbbrauner Farbe. Das specifische Gewicht derselben ist 0,850. Der Geschmack ist
süßlich, auf der Zunge Harz zurücklassend. Nachdem ein Theil der Flüssigkeit der
Destillation unterworfen worden, blieb ein brauner fester harziger Rückstand, wovon
sich 18 Grane auf 100 Grane Flüssigkeit berechneten. Das Destillat selbst hatte ein
specifisches Gewicht von 0,830. Der harzige Rückstand ergab sich nach der weiteren
Untersuchung aus Mastix und Colophonium bestehend, denen bei der Auflösung etwas
Zimmtrinde und Curcuma der Farbe und des Geruches wegen zugesetzt ist.
Daß Eisen- und Stahlwaaren durch Fette, Oele, Firnisse, durch Auflösungen von
Harzen in Weingeist, in Aether oder in Terpenthinöl u.a. vor Rosten (Oxydation) auf
einige Zeit geschützt werden, ist eine allgemein zu bekannte Sache, als daß man dieser Auflösung von Harzen einen besonderen Vorzug
zuerkennen dürfte. Aus welchem Grunde die Erfinder dieser Politur das Prädicat einer
„galvanischen“ gaben, ist nicht schwer zu bestimmen, wenn
man die Art und Weise kennt, mit welcher man Geheimmitteln Eingang verschafft. Das
Fläschchen kostet 35 kr., und ist trotz des zur Zeit hohen Preises des Mastix um die
Hälfte zu theuer. F. Huberti. (Würzburger gemeinnützige
Wochenschrift, 1853, Nr. 29.)
Lackfirniß auf Stahl und Eisen gegen den Rost; von Hrn.
A. Wolf in
Montabaur.
Mit einer Mischung von 5 Theilen Leinölfirniß und 4 Theilen Terpenthinöl bestreiche
man die Eisen- oder Stahlgeräthe, z.B. Flintenläufe, chirurgische und
physikalische Instrumente etc. möglichst gleichförmig und lasse sie, gegen Staub
gesichert, trocknen. Die so angestrichenen Geräthe behalten ihren Metallglanz, ohne
zu rosten. (Mittheilungen des nassauischen Gewerbevereins, 1853, S. 50.)
Reinigung der Gypsfiguren; von Demselben.
Man nehme Helles, reines Kalkwasser, lasse etwas hellen Pergamentleim darin zergehen,
binde alsdann die Gypsfigur an einen Faden und hange sie in dieses Leimkalkwasser,
bis sie recht angezogen hat, ziehe sie heraus und lasse sie trocknen. Hierauf nehme
man Wasser, in welchem etwas Alaun aufgelöst worden und bestreiche die Figur damit
und sie wird ganz weiß werden.
(A. a. O.)
Reinigung der Kupfer-, Messing-, Zinn-,
Eisen- und Silbergefäße; von Dr. E. Erlenmeyer.
Kupferne und messingene Gefäße ohne einen Zinnüberzug erlangen eine vollständig
blanke Oberfläche, wenn man diese, nach gehöriger Abwaschung mit Lauge oder mit
heißem Wasser und Sägmehl, mit einem Putzzeug aus Weizenkleie, Wasser und Vitriolöl
oder mit gepulvertem rohen Weinstein und Wasser putzt, um Kupferoxyd und Grünspan
durch Auflösen zu entfernen. In dem angeführten Gemenge wirkt das Vitriolöl selbst
nicht unmittelbar, sondern nur auf die Kleie, welche sehr viel phosphorsaure Salze
enthält, in der Art, daß die Phosphorsäure frei wird. Die freie Phosphorsäure löst
das Kupferoxyd leicht auf und greift das Kupfer weit weniger an, wie die
Schwefelsäure, woher es kommt, daß nach dem Scheuern mit Putzzeug, welches gerade
mit der hinreichenden Menge von Schwefelsäure versetzt wurde, das Kupfer niemals
anläuft, was immer geschieht, wenn zuviel Schwefelsäure vorhanden war. Der Weinstein
löst ebenfalls das Kupferoxyd leicht auf und greift das Kupfer selbst nicht an, wenn
er mit Wasser gehörig weggespült wird. Wo es sich um die Wegschaffung von ganzen
Decken von Kupferoxyd handelt, da wendet man der Billigkeit halber Salzsäure an.
Das Reinigen des Zinns wird in den Haushaltungen ganz richtig durch kalische Laugen
bewirkt; da diese das oberflächlich aufsitzende, den metallischen Glanz trübende
Zinn- und Bleioxyd leicht auflösen, davon abgesehen, daß dieses
Reinigungsmittel auch anderen Schmutz entfernt.
Gefäße von Eisen, welche beim Gebrauch mit Fett in Berührung kommen, das eine gegen
das Rosten schützende Decke erzeugt, werden am besten nach jedesmaligem Gebrauch nur
mit heißem Wasser und einem Stück Zeug ausgewaschen, mit kaltem Wasser nachgespült
und zum nächsten Gebrauch bei Seite gestellt.
Bestreicht man eine blanke Eisenfläche mit irgend einem Fett, so wird sie vor Rost
geschützt seyn, so lange als jenes eine ununterbrochene Decke bildet, mithin die
abgenutzten Stellen immer wieder von neuem überkleidet werden. Versäumt man diese
Vorsicht, so hilft das gepriesenste Mittel nichts. Gegenstände anderer Art, für
deren Gebrauch ein Anstrich von Firniß oder Theer nicht hinderlich ist, halten sich
ebenfalls unter solcher Decke ganz gut.
Hat sich aber auf einem eisernen Gegenstand Rost erzeugt, so müssen zu dessen
Wegschaffung Schritte gethan werden.
Obgleich uns mancherlei chemische Mittel zur Entfernung des Rostes zu Gebote stehen,
so ist es doch nicht gerathen, dergleichen anzuwenden, weil alle Flüssigkeiten,
welche den Rost lösen, auch das Eisen selbst stark angreifen, und es dadurch wenn
nicht mit größter Sorgfalt durch Wasser nachgereinigt wird, ganz besonders geneigt
wird, von neuem zu rosten. Sowohl Salzsäure als auch Schwefelsäure lösen den Rost
auf, und wenn sie angewendet werden sollen, so müssen sie stets mit Wasser verdünnt,
und darauf die Gefäße mit etwas Asche oder zerfallenem Kalk nachgescheuert werden,
um die Einwirkung dieser Säuren auf das Eisen zu verhindern. Am geeignetsten ist
Schmirgel und Oel bei feineren Gegenständen, oder Sand und Wasser bei weniger
feinen. Trockenes Reiben mit Bimsstein, oder Sandstein oder Rostpapier (Papier mit
Bimssteinsand überkleidet) ist ebenfalls anwendbar.
Silberne Gerätschaften werden fast überall mit Kreide oder Trippel oder Hirschhorn
und Branntwein gereinigt, was auch ganz zweckdienlich ist, wenn die genannten
Substanzen aufs feinste geschlemmt sind und keine sandigen Theile enthalten. Als
ganz vortheilhaft läßt sich auch an der Luft zerfallener vorher gebrannter Kalk oder
gesiebte Holzasche empfehlen. Alle diese Stoffe sind nur mechanische Putzmittel.
Will man chemische benutzen, so sind die bei dem Kupfer angeführten auch hier
geeignet; denn das Silber ist auf seiner Oberfläche immer mit Kupferoxyd, was sich
aus dem mit dem Silber legirten Kupfer gebildet hat, bedeckt.
(A. a. O.)
Fabrication künstlicher Elfenbein-Furnüre; von J. Munk.
Künstliche Elfenbein-Furnüre (die Elfenbein- und Knochen-Furnüre
für eingelegte Arbeit vertretende gefärbte und ungefärbte Platten) werden fabricirt
aus Geis- oder Schafknochen und aus Fahl- und Wildlederabfall.
Die Knochen werden mit Chlorkalk 10–14 Tage gebeizt, dann in reinem Wasser
ausgewaschen und getrocknet. Ist dieses geschehen, so kommen sowohl die Knochen als
der Fahl- und Wildlederabfall in einen Kessel und werden mit Dampf aufgelöst,
so daß eine flüssige Masse gebildet wird. In diese Masse kommt auf 10 Pfd. ein
Viertel Pfund Alaun und zwar über dem Feuer, damit sich der Alaun mit der Masse
vereinigt; sodann werden die schaumigen Theile, welche sich oben ansetzen,
abgeschöpft, bis die Masse ganz hell und rein ist. Wenn alles dieses geschehen, so
werden der Masse, so lange sie noch lauwarm ist, die beliebigen Farben beigemischt,
hiernach wird dieselbe durch ein reines Leinwandtuch geseiht und in die dazu
erforderliche Form gegossen, in welcher sie stehen bleibt, bis sie gehörig erkaltet
ist, so daß die gegossene Masse aus eine mit Leinwand überzogene Rahme gelegt werden
kann, auf welcher sie in der Luft getrocknet wird.
Ist nun die Masse ganz trocken, so wird sie in reinem kaltem Alaunwasser 8–10
Stunden lang gebeizt, bis sie ihre gehörige Härte erhalten hat. Zu dieser Beize
braucht man auf 1 Pfund Furnüre 1/2 Pfund Alaun.
Wird das Furnür aus der Beize genommen, so muß es mit frischem reinem Wasser
abgewaschen und nochmals auf besagter Rahme getrocknet werden, alsdann ist das
künstliche Elfenbein-Furnür fertig. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1853,
Nr. 18.)
Sogenanntes Radirgummi und künstlicher Bimsstein.
In der Sitzung des Mainzer Gewerbvereins vom 21. April machte der Vorsitzende, Hr. C.
Deninger, die Mittheilung,
daß ihm durch einen Bekannten ein Stückchen sogenanntes Radirgummi zugestellt worden
sey, welches – einen Quadratzoll groß – 15 Kreuzer koste und den Zweck
habe, an der Stelle des allgemein gebräuchlichen Radirmessers Tintenflecke,
verschriebene Stellen u.s.w. aus Schriften zu entfernen. Dieses Gummi habe den
bemerkten Zweck vollkommen, jedoch aber langsam erfüllt, so daß es geraumer Zeit
bedürfe, bis die zu entfernenden Stellen vollständig verschwunden seyen.
Wende man an der Stelle dieses Gummis aber künstlichen
Bimsstein an, dann werde derselbe Zweck leichter, in viel kürzerer Zeit und
auf eine beinahe Nichts kostende Weise erreicht; nur müsse man sich bei Anwendung
dieses Bimssteins einer weichen Unterlage bedienen. Derselbe sey das Product einiger
chemischen Fabriken und zuerst in unserer Gegend durch die Gebrüder Hartmuth in Wien bekannt geworden,
welche Muster davon zu der im Jahr 1842 in Mainz stattgefundenen
Industrieausstellung eingesandt hatten. Seitdem sey derselbe beinahe in allen
Materialhandlungen, unter andern bei Gebrüder Haenlein in Frankfurt a. M. zu 10 bis 12 Kreuzer
per Pfund zu haben. (Gewerbebl. für das Großh.
Hessen, 1853, S. 136.)