Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. , S. 394 |
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Miscellen.
Miscellen.
Große Wasserhaltungs-Dampfmaschine auf der Kupfergrube
Alferd and Sons zu Camborne in Cornwall.
Diese Maschine arbeitet mit 300 Pferdekräften und mit 40 bis 50 Pfd. Dampfpressung;
der Dampfcylinder hat 90 Zoll Durchmesser; der Balancier hat auf der Kraft-
oder Cylinderseite eine Länge von 18 Fuß, auf der Last- oder Schachtseite
16'4'' und wiegt im Ganzen etwa 600 Ctr., die Hubhöhe beträgt 11 resp. 10 Fuß. Die
Tiefe des Schachtes ist 1020 Fuß. Wie bei allen Maschinen in Cornwall, wird das
Wasser durch das Uebergewicht des mit Gegen-Balancier versehenen
Dampfpumpen-Gestänges in die Höhe gedrückt, während die Dampfkraft zum Heben
des Gestänges benutzt wird. Die Flamme wird bei den Kesseln von dem Mittelrohr aus,
erst nach unten und dann zu beiden Seiten, nach der Esse hingeführt. Die Esse ist 75
Fuß hoch, aus Porphyrgestein ausgeführt. Bei der Vorzüglichkeit der Kohlen, welche
auch bei schwachem Luftzug vollkommen verbrennen, findet man in Cornwall selten
höhere Essen. Die Kosten dieser Dampfmaschine mit Einschluß der Kessel sollen sich
auf 4000 Pfd. Sterl. belaufen. Hr. Groose, der Erbauer dieser Maschine, rechnet auf eine Leistung von
mindestens 100 Millionen Fußpfund Wasser mit 1 Bushel Kohlen – eine Leistung,
welche bei den in den letzten 10–15 Jahren erbauten
Cornwalliser-Dampfmaschinen ganz gewöhnlich ist.
Es liegt dieß, außer der guten Construction der Cornwalliser Maschinen selbst,
hauptsächlich:
1) in der Anwendung einer sehr starken Expansion bei hohem Hube, und daher in der
vollkommenen Benutzung der Dampfkraft;
2) in der sehr guten Umhüllung der Dampfleitungsröhren, sowie des Dampfcylinders;
3) in der Größe und Kraft der Maschinen, im Vergleich mit dem Effect, den sie zu
leisten haben, welches zur Folge hat, daß sie nur eine sehr geringe Anzahl von Hüben
in der Minute zu machen brauchen, wodurch eine vollkommenere Condensation
hergestellt wird, und wodurch sich, als zweite Folge, eine sehr große
Feuerberührungsfläche bei den Dampfkesseln herausstellt;
4) in der ausgezeichneten Güte der Kohlen, welche bei dem weiten Transport von
Süd-Wales nur in der besten Qualität bezogen werden, und darin, daß diese
Kohlen zu ihrer vollständigen Verbrennung keines starken Luftzuges bedürfen, und die
Flamme daher mehr Hitze an die Kesselwände absetzt. Dazu kommt noch, daß die
Maschinenwärter für jede Kohlenersparniß belohnt werden, was eine sehr gute
Bewartung der Maschine zur Folge hat. (Aus den Reisebemerkungen der HHrn. Eck und Chuchul durch England und Schottland, in Karstens Archiv Bd. XXV, S. 547.)
Notiz über das Dampfschiff „Le Chamois“;
von Hrn. Nillus in
Havre.
Hr. Nillus theilt folgende
Erfahrungsresultate über das genannte Dampfschiff mit, welches eine Kraft von 50
Pferden hat.
Der Dampfverbrauch in der Minute
beträgt
35 Kubikmeter.
Der Steinkohlenverbrauch in der
Stunde
300 Kilogr.
Der Steinkohlenverbrauch in der Stunde per
Quadratmeter Rostoberfläche
75 Kilogr.
Ganze Heizoberfläche
80 Quadratmet.
Steinkohlenverbrauch per Quadratmeter Heizfläche
37,5 Kilogr.
Dampfverbrauch in der Stunde
1787 Kubikmeter.
Dampfverbrauch per Quadratmeter Heizfläche
22,34
Kubikmeter.
Kraft, welche die Indicator-Curven
bei einem mittlernDruck von 1,55 Kilogr. auf den Quadratmeter
angeben
200 Pferde.
50 Minuten sind erforderlich, um mit einem Verbrauch von 260 Kilogr. Steinkohlen
Dampf zu erzeugen, der einen Druck von 2 1/2 Atmosphären am Manometer zeigt.
Diese Resultate zeigen, zu welchem hohen Grad der Vollkommenheit man jetzt beim Bau
der Schiffs-Dampfmaschinen gelangt ist. (Génie
industriel, Juli 1853, S. 13.)
Die Eisenbahnbrücke über die Rhone zwischen Beaucaire und
Tarascon.
Dieses schöne Werk, welches die Gesellschaft der Marseille-Avignon Eisenbahn
zur Herstellung der sehr wichtigen Verbindung mit den Bahnen des
Gard-Departements zwischen Beaucaire und Tarascon über die Rhone erbauen
ließ, wurde am 17 Jul. vor. J. den Proben unterworfen und kurz hernach dem Verkehre
übergeben. Diese Brücke oder dieser Viaduct überschreitet die Rhone auf sieben
halbkreisförmigen gußeisernen Bogen, jeder von sechzig
Metern (200 Fuß) Spannung, welche Bogen auf colossalen steinernen Pfeilern
von 73 Fuß Höhe und 30 Fuß Dicke ruhen. Solcher Pfeiler sind sechs. Jeder einzelne
Bogen, oder jedes einzelne Brückengewölbe wird gebildet durch acht eiserne
Bogenrippen von 1 M. 70 C. Höhe, die unter sich je um 1,27 M. abstehen. Eine solche
Rippe ist wieder aus einer Anzahl aufs genaueste gearbeiteter, untereinander fest
verbolzter und verschraubter Theile zusammengesetzt. Diese Bogenrippen sind sodann
auf das sorgfältigste durch Quer- und Zwischenglieder unter sich verbunden,
so daß das Ganze ein mächtiges, äußerst compactes Gewölbe bildet, wo wie in einem
Steingewölbe jeder einzelne Theil gleichsam solidarisch für die Haltbarkeit des
Ganzen haftet. Solcher Gewölbe hat die Brücke, wie schon erwähnt, sieben. Ueber sie
hinweg geht die über 9 Meter breite Fahrbahn, gebildet durch ein auf den eisernen
Bogen ruhendes, durch eine dichte Blechdecke geschütztes Holzwerk, auf diesem die 2
1/2 Fuß hohe Kies- und Erdbedeckung, in welche die Schwellen der beiden über
die Brücke führenden Eisenbahngeleise eingelegt sind. Die ganze Arbeit dieser
Gewölbe ist eine musterhafte zu nennen. Unter den Proben, denen sie unterworfen
wurden, bestand die eine darin, daß zwei Züge, jeder von fünf gekuppelten
Locomotiven gebildet, gleichzeitig im Frontmarsche über die Brücke sausten, und es
wurde dabei in keinem ihrer Theile eine bedeutendere Erschütterung wahrgenommen als
dieß auf ganz steinernen Brücken beim Befahren mit gewöhnlichen Trains der Fall ist.
Die zur Construction der Gewölbe verwendeten Gußstücke wurden sämmtlich von einer
der ausgezeichneten Gießereien von Fourchambault im Nievre-Departement
geliefert.
Es mögen noch einige Details über die für die Festigkeit der Brücke nicht minder
wichtigen Pfeiler folgen. Sie sind aus Mauerwerk errichtet. Die
Haupt-Dimensionen wurden bereits angegeben. Ihr von zwei Reihen fester Pfähle
umgebenes Fundament besteht aus gehauenen Felsblöcken, von denen jeder ein Gewicht
von mindestens 120
Centnern hat, mit einer Unterlage von Beton. Die Umpfählung wird durch eine rings
mittelst roher Felsstücke angelegte Böschung noch besonders beschirmt. Diese
Fundamentirung ist bei allen Pfeilern vortrefflich gelungen. Zu ihrer Herstellung,
Einrammen der Pfähle, Reinigung und Auspumpen der sogenannten Wasserstuben, Bewegung
der Steinmassen wurden mächtige Dampfmaschinen angewandt. Jedweder Pfeiler
erforderte 1750 Kubik-Meter behauener Steine, Granit und Kalkstein, und 1400
Kubik-Meter Mauerwerk von Bruchsteinen. Die eigentliche Ueberbrückung
beigerechnet, drückt ein solcher Pfeiler mit einem Gewichte von 11,000 Tonnen auf
seine Basis. Die Kosten nur eines dieser Pfeiler beliefen sich im Durchschnitte auf
350,000 Fr.; die Kosten des ganzen Baues aber werden auf fast 6 Millionen Franken
berechnet; von dieser großen Summe fallen jedoch mehr als 300,000 Fr. auf Unkosten
die dem Bau nicht direct zu gute kamen, sondern durch Ereignisse höherer Gewalt, wie
Anwachsen des Flusses, Eisgang u.s.w. veranlaßt wurden. Die Anlage dieser
prachtvollen Brücke, die sowohl durch die Kühnheit ihrer Wölbungen, wie durch die
berechnete und gelungene Anwendung des Eisens in den Annalen des Brücken- und
des Eisenbahnbaues Epoche zu machen bestimmt seyn möchte, wurde geleitet durch die
Staats-Ingenieure Talabot und Desplaces. Ihr Bau begann im Jahr 1845 und wurde erst
1852 beendet; doch fand während länger als einem Jahre (1848/1849) eine völlige
Unterbrechung der Arbeiten statt.
Won der Höhe dieser Eisenbahnbrücke erschließt sich den Blicken des Reisenden eine
wundervolle Aussicht. Rechts und links die Schlösser von Beaucaire und Tarascon, zu
ihren Füßen die beiden gleichgenannten Städte, das stolze Gebäude der Brücke selbst
unter sich, läßt er den Blick über den mächtigen Strom, über die gedehnten schönen
Gefilde da der Provence, dort des Languedoc schweifen, und sofort dringt das Auge
bis zu den Gipfeln da der Seealpen, dort der Cevennen, die nach Ost und West in
weiter Ferne den blauen Horizont begränzen. (Schweizerische Handels- und
Gewerbe-Zeitung, 1853, Nr. 7.)
Ueber die Ausziehtische auf der Londoner Ausstellung von
1851.
Sieht man von Styl und Ausführung ab und faßt bloß vom mechanischen Standpunkte die
Construction ins Auge, so haben wir vornehmlich zwei Systeme von Ausziehtischen (expanding
tables) zu erwähnen, wobei die Vorrichtungen zur Vergrößerung des
Tischblattes oder zur Befestigung der Theile unter manchen Gesichtspunkten
zweckmäßig erschienen. Bei dem runden Speisetische von Johnstone und Jeanes in London bestand das
Tischblatt in seiner normalen Form aus 8 Sectoren, welche sich in unten angebrachten
hölzernen Coulissen in radialer Richtung ausziehen lassen. Dieses Ausziehen aller 8
Sectoren geschieht gleichzeitig durch eine kleine Drehung des Tischblattes auf dem
Untergestelle. Jeder Sector ist nämlich mittelst eines Zapfens an einem eisernen
Stabe befestigt, dessen anderes Ende in schiefer Richtung nach der Peripherie des
feststehenden Tischfußes reicht und dort, etwa 1 Fuß von der Spitze des Sectors
entfernt, gleichfalls mittelst eines Zapfens festsitzt. Wird nun das ganze
Tischblatt in der Richtung nach letzterem Befestigungspunkte hin gedreht, so müssen
sich, indem die eisernen Stäbe aus der schiefen Stellung sich der radialen nähern,
die einzelnen Sectoren von ihrem gemeinsamen Mittelpunkte entfernen, indem sie sich
in radialer Richtung in den Coulissen schieben. Einlagen, auf die verschiedenen
Durchmesser berechnet, welche man der Tafel geben will, und auf den Kanten mit
entsprechenden Zapfen und Zapfenlöchern zur Verbindung mit den Sectoren versehen,
werden alsdann zwischen die Sectoren gelegt, und eine kleine Drehung des Tisches in
umgekehrter Richtung, wodurch sich die keilförmigen Sectoren wieder dem Mittelpunkte
nähern, bewirkt zuletzt einen sehr festen und soliden Schluß aller Theile. Auf alle
Fälle dürfte dieses Princip dem Vergrößern der Tische durch Theile von
concentrischen Ringen vorzuziehen seyn, wie dieß z.B. bei den Tischen von J. Calder in Bath (durch Auflegen der Theile auf Auszüge)
geschah. Johnstone und Jeanes
erhielten wegen der beschriebenen Tischconstruction die Preismedaille.
Ferner hatte S. Hawkins in London ein neues System zum
Vergrößern runder und rechtwinkliger Tische in Modellen zur Anschauung gebracht. Bei
runden Tischen geschieht hier die Vergrößerung durch Umlegen concentrischer Stücke,
deren Auflager und Befestigung durch vier radiale Zugstangen gebildet werden, die
nach der Mitte zu in Zahnstangen auslaufen und in ein gemeinschaftliches, im Centrum
des Tisches befindliches Zahnrädchen eingreifen, dessen Drehung demnach alle
Zugstangen anzieht oder herausschiebt. Die concentrischen Stücke werden so
aufgelegt, daß sie gerade über einer Zugstange zusammenstoßen. Jedes Stück hat auf
der unteren Seite einen Stift, der in einen keilförmigen Einschnitt der Zugstange
paßt. Sind demnach alle Stücke (die man für verschiedene Durchmesser vorräthig hält)
eingelegt, so dreht man das Zahnrad in der Mitte rückwärts, wodurch sich alle Theile
nicht bloß fest gegen das mittlere Tischblatt andrücken, sondern auch (durch jene
Einschnitte und Stifte) in den Fugen unter einander dicht zusammengepreßt werden. In
Bezug auf diesen festen Schluß bietet die Hawkins'sche
Construction jedenfalls einen großen Vortheil vor ähnlichen Methoden, z.B. vor der
erwähnten von Calder. Die Drehung des mittleren Zahnrades
wird von einer der Zugstangen aus bewirkt, worin eine Schraube eingeschaltet ist;
eine kleine Kurbel, die man nach dem Gebrauche abzieht, bewegt diese Schraube.
Empfehlenswerther noch ist die Hawkins'sche Methode,
winkelrechte Tische zu verlängern. Die Vorrichtung zum Ausziehen selbst ist, was die
Leitungen anbetrifft, nicht wesentlich verschieden von gewöhnlichen Ausziehtischen,
und der Unterschied besteht nur in der Methode des Ausziehens. Es geschieht dieß
nämlich durch ein System von Schrauben, die der Länge nach unter dem Tischblatte
liegen. In der Mitte liegt eine lange Schraubenmutter, zur Hälfte links, zur Hälfte
rechts geschnitten. Die nach beiden Seiten in dieselben eintretenden Schraubenbolzen
dienen ihrerseits wieder als Muttern für zwei Schrauben, die bis ans Ende des
Tischblattes reichen. Dreht man nun die eine derselbe mittelst einer Kurbel, so
schraubt sie sich (falls der Tisch ausgezogen war und zusammengeschoben werden soll)
zuerst in die folgende Schraube hinein, nimmt diese alsdann mit herum und schraubt
sie in die in der Mitte liegende Mutter ein. Diese ist selbst in zwei Lagern
drehbar; sobald also die Schrauben von der einen Seite ganz eingezogen sind, beginnt
auch sie die Drehungen und zieht die auf der anderen Seite liegenden links
geschnittenen Schrauben ein, deren äußere natürlicherweise am Rande des Tisches
befestigt ist. Will man den Tisch vergrößern, so dreht man nur in entgegengesetzter
Richtung. Auf diese Art kann eine Person mit Leichtigkeit
die Dimensionen des schwersten Tisches verändern, was sonst durch Ziehen und Zerren
von beiden Seiten geschehen mußte, und wenn die Schieber in den Leitungen fest
gingen, mit großer Anstrengung verknüpft war. Ueberdieß stellen die Schrauben stets
einen festen Schluß her, indem man sie, nachdem die Einlagen zwischengelegt sind, in
umgekehrter Richtung dreht und somit die beiden Theile des Tisches und die Einlagen
zusammenpreßt. (Amtl. Bericht der Londoner Industrie-Ausstellung. 3ter Th. S.
402.)
Ueber die Fabrication von Schnupftabaksdosen in Schottland,
von Prof. Dr. A. W. Hofmann
in London.
Die bekannten schottischen, aus Holz geschnittenen Schnupftabaksdosen sind
ursprünglich von einem Fabrikanten Stiven in dem Dorfe
Lawrencekirk verfertigt worden, dessen Sohn und Nachfolger in der Londoner
Ausstellung vertreten war. Die Kunst scheint sich jedoch schnell über andere Theile
Schottlands verbreitet zu haben, und nach einem vor uns liegenden BerichteThe new statistical account of Scotland, Vol.
XI, p. 144. finden wir im Jahre 1845 in der Stadt Mauchline eine ziemlich beträchtliche
Fabrik hölzerner Schnupftabaksdosen und ähnlicher Artikel, welche nicht weniger als
60 Arbeiter beschäftigte. Im Augenblicke wird dieselbe Fabrication von mehreren
Anstalten daselbst betrieben. Nach den Einsendungen der beiden Orte zur Weltausstellung zu
urtheilen, scheint in der That Mauchline gegenwärtig der Hauptsitz dieser Industrie
zu seyn. Dieselbe ist, wie bereits bemerkt, schon längst nicht mehr auf die
Verfertigung von Schnupftabaksdosen beschränkt, sondern hat allmählich eine Reihe
von anderen verwandten Gegenständen in ihren Kreis gezogen. Fast alle Aussteller
schottischer Schnupftabaksdosen hatten nebenbei Decken für Bücher und Portefeuilles,
Papiermesser, Bücherzeichen, Kästchen für Karten und Spielmarken, Brillengehäuse,
Nadeletuis, Zwirnrollen, Häkel- und Strickkästchen, überhaupt
Arbeitskästchen, Etuis für Rasirmesser und Streichriemen, Toiletten, Theekästchen,
Leuchter u.s.w. eingesendet, welche sämmtlich nach Art der wohlbekannten Dosen
fabricirt und ornamentirt sind. Um einen Begriff von den en
gros-Preisen dieser Artikel zu geben, führen wir nur die folgenden
an: Cigarrendosen 42 Shill. das Dutzend, Schnupftabaksdosen von 22–168 Shill.
das Dutzend, Papiermesser je nach der Größe von 10–17 Shill., Strickkästchen
5 Shill. das Dutzend.
Die schottische Schnupftabaksdose, welche ihres fein gearbeiteten Scharniers und
genau schließenden Deckels halber mit Recht berühmt ist, wird in der Regel aus dem
festen Holze der Sykamore geschnitzt. Das Aushöhlen der Dose geschieht einfach
dadurch, daß man in den BlockAus einem Holzblocke, der etwa 25 Shill. kostet, lassen sich Dosen im Werthe
von 3000 Pfd. Sterl. schneiden., dem man mit der Säge bereits annähernd die gewünschte Form gegeben hat,
mittelst eines in der Drehbank laufenden Bohrers dicht neben einander eine Reihe von
Löchern von der Tiefe der Höhlung einsenkt. Die dünnen Holzwände, welche die
einzelnen Löcher trennen, werden alsdann herausgebrochen und die so erhaltene rohe
Höhle mit dem Meißel nachgearbeitet. Alsdann kommt das Scharnier an die Reihe,
dessen in einander greifende Theile bekanntlich theilweise aus dem Deckel, und
theilweise aus dem unteren Theile der Dose geschnitten werden. In der sorgfältigen
Ausführung dieses Scharniers und dem genauen Aufpassen des Deckels besteht die
Hauptstärke der schottischen Dosenschneider. Nachdem diese Theile vollendet sind,
wird die Dose von außen und innen mit Feilen bearbeitet und endlich mit Glaspapier
geglättet. Sie erhält alsdann innen eine Bekleidung von starker Zinnfolie und außen
mehrfache Farbenüberzüge, in der Weise jedoch, daß jeder Ueberzug, ehe ein neuer
aufgetragen wird, sorgfältig mit feinem Glaspapier geglättet wird. Die Dose ist
jetzt so weit fertig, um die eigenthümliche Ornamentirung zu erhalten, welche diese
Artikel auszeichnet und welche theilweise aus freier Hand, theilweise mittelst
mechanischer Vorrichtungen aufgetragen wird. Diese Ornamentirung besteht fast nur
aus den verschiedenen Mustern der den schottischen Clans eigenthümlichen Tartans,
deren Linien, wenn die Dose ebene oder leicht gekrümmte Flächen hat, mittelst einer
Art Liniirmaschine gezogen werden. Für cylindrische Flächen bediente man sich früher
einer Art Guillochirmaschine; allein man findet es jetzt vortheilhafter, das Muster
zuerst auf Papier zu zeichnen und alsdann nach der gewöhnlichen Methode auf das Holz
überzutragen. Ein anderer Styl von Ornamenten, der sogenannte
schottisch-russische (Scoto-Russian), hat
neuerdings vielfach Eingang gefunden. Er imitirt bis zu einem gewissen Grade die
schönen emaillirten (Niello-Dosen) Silberdosen (Tuladosen), welche in so
ausgezeichneter Güte in Rußland verfertigt werden. Dosen, welche in diesem Style
decorirt werden sollen, erhalten zuerst einen äußeren Ueberzug von starker
Zinnfolie, welche alsdann mehrmals vollständig übermalt wird. In diesem Farbengrunde
werden nunmehr entweder aus freier Hand, oder mittelst der Liniirmaschine, Muster
verschiedener Art eingezeichnet. Das Instrument, welches die Zeichnung hervorbringt,
entfernt den Farbenüberzug und legt die leicht geritzte Folie bloß, welche unter
einem starken Firnißüberzuge ihren Glanz behält und den Effect von eingelegtem
Silber hervorbringt. (Amtlicher Bericht über die Londoner
Industrie-Ausstellung, 3ter Theil, S. 586.)
Gefäße zur Aufbewahrung der Flußsäure; von G. Städeler.
Der häufigeren Anwendung der Flußsäure bei der Analyse der Silicate und Borate stand
bisher der Umstand hindernd entgegen, daß zu ihrer Aufbewahrung sehr kostbare Gefäße
erforderlich waren; man pflegte deßhalb die Säure für den jedesmaligen Gebrauch in
kleiner Menge darzustellen, was mit einem verhältnißmäßig großen Aufwand von Zeit
und Mühe verbunden waren.
Ich habe beobachtet, daß Gutta-percha und vulcanisirter Kautschuk der
Einwirkung der Flußsäure sehr gut widerstehen; diese Stoffe bieten deßhalb ein
geeignetes Material dar zur Anfertigung von Gefäßen, die zur Aufbewahrung der Säure
dienen sollen.
Seit länger als einem halben Jahr benutzte ich für diesen Zweck eine
Gutta-percha-Flasche, die ich von Hrn. Martin Wallach in Kassel erhalten habe. Sie hat
die Form eines länglichen Medicinglases, und kann durch einen Pfropfen von
Gutta-percha verschlossen werden. Die darin aufbewahrte Säure war so
concentrirt, daß sie bei gewöhnlicher Temperatur Dämpfe ausstieß; dessenungeachtet
bemerkt man an der Flasche keine weitere Veränderung, als daß die innere Wand
derselben etwas heller gefärbt ist als die äußere. Die Säure selbst zeigte sich bis
auf den letzten Tropfen vollkommen klar und farblos.
Die Flußsäure könnte deßhalb sehr gut in Fabriken angefertigt und in
Gutta-percha-Flaschen versandt werden.
Zur Darstellung der Säure benutze ich einen Kolben von Blei, der die Form eines
Digerirglases hat, dessen Hals abgesprengt ist. Er hat etwa 5'' inneren Durchmesser,
und die Weite des sehr kurzen Halses beträgt gegen 1 3/4''. In die ausgedrehte
Mündung wird ein gut schließendes weites Bleirohr von 4'' Länge gesteckt, dessen
oberes Ende etwas zusammengezogen ist, damit es durch einen gewöhnlichen
Flaschenkork, der ein zweischenkliches dünnes Bleirohr trägt, verschlossen werden
kann. Der längere Schenkel dieses Rohrs ist 6'' lang; man verbindet ihn mit einer
dickwandigen Röhre von vulcanisirtem Kautschuk von beliebiger Länge, die in die zur
Aufbewahrung der Flußsäure bestimmte Gutta-percha-Flasche mündet.
Wegen der leichten Absorption des Fluorwasserstoffgases und der damit verbundenen
Gefahr des Zurücksteigens läßt man die Kautschukröhre während der Darstellung der
Säure das vorgelegte Wasser nicht berühren, und trägt für eine gute Abkühlung
Sorge.
Der Apparat ist bei den angegebenen Dimensionen leicht zu reinigen, und die
Verlängerung des Kolbens durch ein weites Bleirohr macht das Ueberspritzen von Gyps
und Schwefelsäure unmöglich. (Annalen der Chemie und Pharmacie, August 1853, S.
137.)
Ueber die scheinbare Flüchtigkeit der Phosphorsäure beim
Verdampfen in saurer Lösung; von R. Fresenius.
In Silliman's
Journal, Maiheft 1851 (polytechn. Journal Bd. CXXII S. 434), hat J. B. Bunce Versuche mitgetheilt, welche beweisen sollen, daß
sich Phosphorsäure verflüchtigt, wenn man ein phosphorsaures Salz, z.B. gewöhnliches
phosphorsaures Natron, mit Salzsäure oder Salpetersäure verdampft. Die Versuche
gaben das befremdende Resultat, daß diese scheinbare Verflüchtigung der
Phosphorsäure höchst bedeutend ist. Bunce zog aus denselben den Schluß, daß bei allen Analysen, bei denen
Phosphorsäure und Kieselsäure in saurer Lösung sich befinden, eine beträchtliche
Verflüchtigung der Phosphorsäure stattfinden müsse, wenn man die Flüssigkeit zur
Abscheidung der Kieselsäure nach üblicher Art zur Trockne verdampft, und daß in
Folge dessen wohl ein großer Theil der früher ausgeführten Aschenanalysen als
werthlos zu betrachten sey.
Diese Folgerungen veranlaßten Hrn. Professor R. Fresenius eine gründliche Prüfung der
Thatsachen vorzunehmen, auf welche sich jene stützen. Er hat die Versuche, welche er
zur Entscheidung der Frage anstellte, in den Annalen der Chemie und Pharmacie von
Liebig, Wöhler und Kopp,
Maiheft 1853, S. 216–222 veröffentlicht; sie beweisen, daß der Verlust,
welchen Hr. Bunce hatte, keineswegs in einer Verflüchtigung der Phosphorsäure begründet
ist; man kann sich denselben nur so erklären, daß die von Bunce angewendeten Mittel, das pyrophosphorsaure Salz in
dreibasisches zu verwandeln, ihren Zweck nicht erreichten.
Darstellung von Ferrocyanwasserstoffsäure.
Wenn man eine kalt gesättigte Lösung von Blutlaugensalz mit ihrem Volum rauchender
Salzsäure in kleinen Portionen vermischt, so entsteht, wenn die Salzsäure ganz
eisenfrei ist, ein schneeweißer, kalifreier Niederschlag von reiner
Ferrocyanwasserstoffsäure. Man kann sie beinahe ohne allen Verlust mit Salzsäure
auswaschen. Auf einem Ziegelstein getrocknet, löst sie sich leicht und vollständig
in Alkohol und kann daraus durch Ueberschichtung mit Aether und Stehenlassen in
schönen salzsäurefreien Krystallen erhalten werden. J. Liebig. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli 1853, S. 127.)
Pyrogallussäure im Holzessig.
Professor Pettenkofer hat die
Beobachtung gemacht, daß der etwas eisenhaltige Holzessig aus dem
Condensationsapparate der Holzleuchtgasanstalten an der Luft eine grüne Farbe
annimmt, die durch Zusatz eines Eisenoxydsalzes noch erhöht wird. Gießt man von
diesem eisenhaltigen Holzessig einige Tropfen in 1 oder 2 Quart kalkhaltigen
Brunnenwassers (es muß so viel kohlensauren Kalk enthalten, daß die freie Säure
neutralisirt wird), so färbt sich nach einigen Minuten die Flüssigkeit blau, welche
Farbe sich auf Zusatz von Ammoniak in violettroth umwandelt. Der mit etwas
Eisenoxydsalz versetzte Holzessig gibt mit Ammoniak eine tiefviolettrothe
Flüssigkeit. Die Substanz, welcher diese Farbenreactionen angehören, ist in
neutralen Lösungen durch essigsaures Blei fällbar. Hr. August Pauli, Assistent bei Prof. Pettenkofer, hat aus dessen
Veranlassung und unter dessen Leitung eine Untersuchung unternommen, und es ist ihm
gelungen, den fraglichen Körper zu isoliren. Derselbe ist weiß, krystallisirt in
feinen Nadeln, ist sehr leicht löslich in Wasser, Weingeist und Aether, reagirt sehr
schwach sauer, reducirt bei gewöhnlicher Temperatur mit größter Leichtigkeit
Silbersalze; auf dem Platinbleche erhitzt schmilzt er, verbreitet unter theilweiser
Sublimation den Geruch nach frisch sublimirter Pyrogallussäure und gesteht beim
Abkühlen wieder zu einer krystallinisch strahligen Masse; er verbrennt mit stark
leuchtender Flamme und bietet auch im Uebrigen alle Reactionen der Pyrogallussäure
dar. Hr. Pauli wird die
Darstellung und Analyse dieses merkwürdigen Bestandtheiles des Holzessigs in Bälde
in diesen Annalen veröffentlichen. Bei der großen Bedeutung der Pyrogallussäure für
die Photographie ist diese neue Quelle dafür (roher Holzessig enthält etwa 2 pCt.
davon) von größtem Interesse. Aus der näheren Untersuchung wird sich auch ergeben,
daß der Gehalt des Holzessigs an Pyrogallussäure die Ursache ist, warum bisher in
der Färberei die Beize mit holzessigsaurem Eisen nicht durch gewöhnliches
essigsaures Eisen ersetzt werden konnte. J. Liebig.
(Annalen der Chemie und Pharmacie, August 1853, S. 256.)
Scheidung des Nickels vom Kobalt.
Wenn man das Gemenge der beiden Oxyde in Blausäure und Kali löst, die Lösung im
Wasserbade in einer offenen Porzellanschale eine halbe Stunde lang erhitzt, oder
noch besser in einem Kolben diese Zeit hindurch im Sieden erhält, so geht das Kobalt
in Kobaltidcyankalium, das Nickel in Nickelcyanürkalium über, welchem letztern durch
Quecksilberoxyd alles Cyan entzogen und in Folge davon das Nickel als Nickeloxyd
gefällt wird, während die Kobaltverbindung durch Quecksilberoxyd keine Veränderung erleidet. Man
erreicht denselben Zweck, wenn man zu dem Zeitpunkte, wo man das geschlämmte
Quecksilberoxyd eintragen würde, statt dessen die erkaltete Lösung der beiden
gemengten Cyanverbindungen mit Chlor übersättigt und den sich bildenden Niederschlag
von Nickelcyanür durch Zusatz von Aetznatron oder Kali stets wieder in Auflösung
bringt. Das Chlor hat auf die Kobaltidcyanverbindung keine Wirkung, während die
Nickelverbindung zersetzt und alles Nickel zuletzt als schwarzes Hyperoxyd gefällt
wird.
Eine Lösung von Kobaltoxyd in Cyankalium bleibt mit Alkali versetzt und mit Chlor
übersättigt klar; der kleinste Nickelgehalt macht eine tintenschwarze Flüssigkeit
entstehen.
Diese Operation darf nicht in der Wärme vorgenommen werden, indem sonst Kobaltoxyd
(Co₂ O₃) mit dem Nickel gefällt wird, und es muß darauf gesehen
werden, daß beim Einleiten des Chlors zuletzt die Flüssigkeit stark alkalisch ist.
Das gefällte Nickelhyperoxyd ist ganz frei von Kobalt. J. Liebig. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli 1853, S. 128.)
Eigenthümliches Verhalten von Kieselgallerte gegen
Kupferlösung.
Eine sehr chlorsilberhaltige Kieselgallerte wurde auf einem mit Baumwolle verstopften
Trichter mit kupferoxydhaltigem Ammoniak übergossen. Das Ammoniak lief wasserhell ab
und enthielt nur Spuren von Silber, aber kein Kupfer, während die
Kieselgallerteknollen theilweise intensiv blau gefärbt waren. Wasser und Ammoniak
nahmen natürlich kein Kupferoxyd daraus auf, verdünnte Salzsäure aber löste das
Kupferoxyd sogleich.
Albert Ungerer, Chemiker in
Pforzheim.
Verfahren zum Umpflanzen älterer Bäume.
Ein erfahrener Baumzüchter versetzt mit Glück ältere Bäume auf folgende Weise: Ein
Jahr vor der Verpflanzung wird der zu versetzende Baum auf 2 Fuß Entfernung so weit
ringsum aufgehauen, daß mittelst einer Säge die stärksten Wurzeln abgesägt werden
können. Das Absägen geschieht, damit die Natur während des Sommers junge Saugwurzeln
erzeugen und der Baum beim Versetzen leichter herausgenommen werden kann. Das
Setzloch erhält dann wenigstens 4 Fuß im Quadrat und wird 12 bis 15 Zoll tiefer
gemacht, als der Baum in der Erde zu stehen hat. Dasselbe wird nun ganz mit Wasser
gefüllt; dann wird schaufelweise so lange lockere Erde hineingeworfen und mit einer
Stange umgerührt, bis das Loch sich mit Erde zu der Höhe vollfüllt, auf welche der
Baum gesetzt werden soll. Ist der Baum an seinem Platze, so fährt man mit
Wassereingießen, Erde-Zuwerfen und Umrühren fort, bis das Pflanzloch
vollkommen vollgefüllt ist. Durch dieses Verfahren werden die feinsten Erdtheilchen,
welche vom Wasser schwebend erhalten wurden, während die gröbern sich zu Boden
senkten, den Wurzeln und Fasern, an denen sie sich freiwillig ablagern, zugeführt,
und das Begießen, durch welches die Wurzeln gewaschen und von den feinen zum
Anwachsen und zur Vermittelung der ersten Nahrung nöthigsten Erdtheilchen entblößt
werden, wird überflüssig. – Auf diese Weise können selbst grünende Bäume mit
Erfolg versetzt werden. Geschieht die Versetzung der Bäume kurz vor dem Winter, so
ist eine Bedeckung der feuchten Erde mit Mist sehr anzurathen. (Gumprecht's neue landwirthschaftl.
Zeitung, 1853, S. 158.)