| Titel: | Ueber weißes Zapfenlagermetall; von Karl Karmarsch. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. VI., S. 39 | 
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                        VI.
                        Ueber weißes Zapfenlagermetall; von Karl Karmarsch.
                        Aus den Mittheilungen des hannover'schen
                                 Gewerbe-Vereins, 1853, Heft 3.
                        Karmarsch, über weißes Zapfenlagermetall.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich werden in neuerer Zeit sehr häufig die Zapfenlagerfutter bei Maschinen
                              aller Art aus leichtflüssigen und dabei ziemlich harten Metallmischungen
                              hergestellt, welche den Vortheil gewähren, daß man sie direct über den (gleichsam
                              als Kern der Gußform benutzten) Wellzapfen selbst gießen kann, wodurch das Ausbohren
                              oder Ausdrehen der Lager erspart wird. Wo kein großer Druck auf den Zapfen lastet,
                              ist eine Mischung von 17 Theilen Blei und 3 Theilen Antimon (Regulus Antimonii), welche zugleich sehr wohlfeil zu stehen kommt, recht
                              brauchbar. Härtere und einem größeren Drucke widerstehende Zusammensetzungen gewinnt
                              man aus Blei, Zinn und Antimon, oder aus Zinn und Antimon ohne Bleizusatz. Für sehr
                              schwere Maschinen und beträchtliche Umdrehungsgeschwindigkeit der Zapfen empfiehlt
                              sich aber vorzugsweise eine Legirung aus Zinn, Antimon und Kupfer, welche selbst bei
                              den Achsenlagern der Locomotiven durchaus bewährt gefunden ist.
                           Was mir über die Mischungsverhältnisse derartiger Metallcompositionen bekannt
                              geworden ist, will ich hier zusammenstellen, um von Neuem auf den so wichtigen
                              Gegenstand aufmerksam zu machen.
                           1) Mischungen aus Zinn und Antimon. Es werden 3 –
                              auch wohl mehr, bis zu 5 oder 6 – Theile Zinn auf 1 Theil Antimon
                              vorgeschrieben. Man schmelzt zuerst das Antimon mit einem dem seinigen gleichen
                              Gewichte Zinn, gießt diese Mischung in das übrige, schon für sich flüssig gemachte
                              Zinn, und rührt das Ganze sorgfältig um; auf diese Weise wird eine genauere und
                              gleichmäßigere Verbindung der beiden Metalle erreicht, als durch das unmittelbare
                              Zusammenschmelzen des Antimons mit der ganzen großen Menge Zinn.
                           
                           2) Mischungen aus Zinn, Blei und Antimon. Man schmelzt 29
                              Theile Zinn mit 32 Theilen Antimon zusammen, und fügt 80 bis 180 Theile (vorläufig
                              geschmolzenes) Blei hinzu, je nachdem eine härtere oder weichere Composition
                              verlangt wird.
                           3) Mischungen aus Zinn, Antimon und Kupfer. Hierzu habe
                              ich folgende Vorschriften aufgefunden, welche ich nach steigender Menge des Antimons
                              und des Kupfers ordne, weil sie in eben diesem Verhältnisse härter sich
                              darstellen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 130, S. 40
                              nach Procenten; Zinn; Antimon;
                                 Kupfer; Th. Zinn; Th. Antimon; Th. Kupfer, oder;  Mit 8 Th. Kupfer
                                 würde die Zusammensetzung seyn; Mit 9 Th. Kupfer aber; 58 bis 80 Th. Zinn, 16
                                 Th. Antimon, 8 Th. Kupfer; Dieß gibt bei 80 Th. Zinn; und bei 3 Th. Zinn, 4 Th.
                                 Antimon, 2 Th. Kupfer, oder
                              
                           Eine Probe englischen Lagerfutter-Metalls (aus der Maschinenfabrik von Maudslay Sons and Field,
                              Westminster Road, Lambeth, London) hat Hr. Professor Listing in Göttingen im Jahre 1851 mitgebracht und mir übergeben; bei der
                              chemischen Analyse, welche Hr. Dr. Heeren auf mein Ersuchen im Laboratorium der polytechnischen Schule
                              vornehmen ließ, fanden sich in 100 Theilen dieses Metalls
                           71,10 Zinn,
                             6,85 Antimon,
                           22,05 Kupfer,
                           was beinahe genau mit dem einfachen Verhältnisse von 1 Theil
                              Antimon und 3 Theilen Kupfer auf 10 Theile Zinn übereinstimmt, da hiernach vorhanden
                              seyn würden:
                           71,42 Zinn,
                             7,14 Antimon,
                           21,44 Kupfer.
                           Von allen oben aufgeführten Zusammensetzungen unterscheidet sich diese wesentlich
                              dadurch, daß die Menge des Kupfers (welches zwar den Preis erhöht, aber zur
                              Vermehrung der Härte und Zähigkeit ungemein beiträgt) nicht nur sehr groß, sondern
                              namentlich größer als jene des Antimons ist.
                           
                           Die dreifache Legirung aus Zinn, Antimon und Kupfer wird jedenfalls auf solche Weise
                              bereitet, daß man zuerst das Kupfer in Fluß bringt, dann das Antimon, hierauf ein
                              Drittel oder ein Viertel des Zinns hinzufügt, und schließlich – nach sehr
                              sorgfältigem Durchrühren – den Rest des Zinns dazugibt. Nur etwa zur
                              Darstellung des oben mit f bezeichneten Gemisches würde
                              man alles Zinn auf einmal zusehen, da dessen Betrag gegen die andern beiden Metalle
                              zu gering ist, um es zu theilen.