Titel: Befestigung der Schienen. – Streben von Lemoine.
Fundstelle: Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XLII., S. 177
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XLII. Befestigung der Schienen. – Streben von Lemoine. Aus dem Moniteur industriel, 1853, Nr. 1783. Lemoine's Befestigung der Schienen. Bekanntlich ist es sehr schwierig, die Schienen an den Wechseln, d.h. wo zwei zusammentreffen, so zu befestigen, daß sie stabil bleiben und nicht Stöße beim Uebergange der Wagen veranlassen, kurz daß die verschiedenen Schienen eine einzige Linie bilden. Man hat zu dem Ende sehr viele Vorrichtungen versucht, von denen aber noch keine einzige gelungen ist oder die Aufgabe zweckmäßig gelöst hat. Hier soll jedoch eine neue beschrieben werden, die von Hrn. Lemoine herrührt, und weit besser ist als die bis jetzt angewendeten, und deren unbestreitbare Vorzüge gewiß die Aufmerksamkeit der Ingenieure und Eisenbahn-Verwaltungen auf sich ziehen werden. Hr. Lemoine ging davon aus, eine große Festigkeit und Unverrückbarkeit zu erhalten, ohne an den Schienen oder an den Stühlen etwas zu ändern; dieß ist ihm gelungen. Jetzt bringt man zwischen die Schienen und die Stühle, um jene in diesen zu befestigen, hölzerne Keile. Hr. Lemoine legt in denselben Raum, da wo zwei Schienen zusammenstoßen, eine Strebe, d.h. ein Stück Gußeisen, von etwa 12 Zoll Länge, welches eine solche Gestalt hat, daß es mit den beiden zu vereinigenden Schienen ein Ganzes bildet. Das Ganze ist sehr fest durch einen Schließkeil verbunden, der in einen Schlitz eingeschoben wird, welcher zwischen der Strebe und dem Stuhl vorhanden ist; er wird so fest eingetrieben, daß er nur mittelst des Hammers gelöst werden kann. Die Vortheile dieser Vorrichtung sind einleuchtend; nicht an einem einzigen Punkt, sondern auf eine Länge von einem Fuß sind beide Schienen so miteinander verbunden, daß sie nur eine einzige bilden. Es ist unmöglich daß die eine ohne die andere ihren Kopf hebt. Das Gewicht der Locomotive, der zu überwindende Widerstand, belastet nicht einen schwachen Punkt, sondern der Wechsel zweier Schienen ist eben so fest, als irgend ein anderer. Daraus folgt nicht allein eine bedeutende Verminderung der Stöße, nicht bloß eine unerwartete Gleichförmigkeit in der Bewegung, sondern auch eine wesentliche Ersparung an Unterhaltungskosten der Bahn und besonders des rollenden Materials. Die Ausgaben für die neue Einrichtung sind gering. Jede Strebe von Gußeisen, 16 bis 17 Pfund schwer, kostet etwa 11 Sgr.; ein schmiedeiserner Schließkeil etwa 2 Sgr., d.h. in Summa auf eine Meile, wenn man die Patentabgaben unberücksichtigt läßt, etwa 420 Thlr. (628 Franken per Kilometer). Man kann die Vorrichtung auch modificiren, ohne von dem Systeme selbst abzugehen; man kann die Strebe von Schmiedeisen machen, man kann gußeiserne Platten mit zwei Stühlen nehmen, um Brüche zu ersetzen. Jetzt wollen wir aber bei dem einfachsten und allgemeinsten Fall stehen bleiben. Wenn man nun neben diese im Verhältniß geringe Ausgabe, die Ersparung an Arbeitslohn für die Unterhaltung der Bahn, die Ersparung bei dem rollenden Material, bei der Triebkraft, stellt, so wird man finden, daß man größere Verbesserungen für geringere Kosten nicht zu erreichen vermag. – Besonders bedeutend wird aber die Ersparung noch dadurch, daß man Brüche vermeidet. Es bleibt nun noch zu untersuchen übrig, ob die Erfahrung das Gesagte bestätigt. Auf den belgischen Bahnen hat die neue Schienenverbindung sehr gute Resultate gegeben. Ein Bericht der Ingenieure der Staatsbahnen an den Minister der öffentlichen Arbeiten enthält Nachstehendes: „Wir finden daß die Anwendung der Keile mit Bolzen bei den bereits vorhandenen Bahnoberbauen, bei 5,10 Meter langen Schienen, eine eben so schwierige als kostbare Arbeit seyn würde, und daß dagegen in diesem Fall die Streben oder Keile des Hrn. Lemoine den doppelten Vortheil gewähren, bei schon vorhandenen Oberbauen mit der größten Leichtigkeit angewendet zu werden, wovon wir uns bei einer Bahnabtheilung überzeugt haben. Da die Keile von Lemoine, ohne irgend eine Benachtheiligung in der Tragfähigkeit der Schienen, als eine wesentliche Verbesserung unserer Bahnen zu betrachten sind, so machen wir den Vorschlag, diejenigen Theile unserer Bahnlinien, welche Schienen von 34 Kil. enthalten, mit Lemoine'schen Keilen zu befestigen.“ Diesem Urtheile competenter Fachmänner dürfte nichts weiter hinzuzusetzen seyn, denn nur einer zweckmäßigen und nützlichen Vorrichtung kann eine solche Zustimmung ertheilt werden. Henry.