Titel: | Verfahrungsarten zur Darstellung verschiedener Maler- und Anstreichfarben; von Leclaire und Barruel. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXXXVI., S. 354 |
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LXXXVI.
Verfahrungsarten zur Darstellung verschiedener
Maler- und Anstreichfarben; von Leclaire und Barruel.
Aus dem Technologiste, durch das polytechn.
Centralblatt, 1853, Lief. 11.
Leclaire's Verfahrungsarten zur Darstellung verschiedener
Maler- und Anstreichfarben.
Unter den Maler- und Anstreichfarben, welche gegenwärtig angewendet werden,
sind mehrere, welche sowohl nur eine geringe Haltbarkeit haben, indem die damit
hervorgebrachten Farben unter dem Einfluß von Schwefelwasserstoff oder anderen
Agentien allmählich sich verändern und schmutzig werden, als auch zu den giftigen
Stoffen gehören, deren Anwendung für Diejenigen, welche sie ausführen, selbst bei
aller Vorsicht, für die Dauer nicht ohne Nachtheil für die Gesundheit ist. Es sind
dieß namentlich das Bleiweiß, das Chromgelb, die Mennige und
die grünen Kupferfarben. Die Verfasser bringen deßhalb statt dieser Farben
andere in Vorschlag, welche dieselben zu ersetzen geeignet sind, ohne die erwähnten
Uebelstände mit sich zu führen. Das Bleiweiß kann durch Zinkweiß, das Chromgelb
durch chromsaures Zinkoxyd oder chromsauren Baryt, die Mennige durch Antimonorange
ersetzt werden. Durch Mischung dieser Farben unter sich oder mit den bisherigen
unschädlichen Farben kann man alle gewünschten Nüancen erhalten. Die grünen
Kupferfarben kann man durch Mischungen von chromsaurem Zinkoxyd oder chromsaurem
Baryt mit einem blauen Farbstoffe darstellen. Den Verfassern sind folgende
Verfahrungsarten zur Bereitung der von ihnen vorgeschlagenen Farbstoffe für
Frankreich patentirt worden.
Chromsaures Zinkoxyd. Das chromsaure Zinkoxyd bereiten
die Verfasser nach folgendem Verfahren: Aus dem zweifach-chromsauren Kali des
Handels wird zunächst, durch Zusatz von Soda (kohlensaurem Natron), eine Lösung
hergestellt, welche neutrales chromsaures Kali und neutrales chromsaures Natron
enthält. Es geschieht dieß, weil das neutrale chromsaure Kali zu theuer, das
zweifach-chromsaure Kali aber ohne weiteren Zusatz nicht anwendbar ist, da es
das schwefelsaure Zinkoxyd nicht niederschlägt.Man vergl. Elsner's
Bemerkungen über Zinkgelb, im polytechn. Journal Bd. CXV S. 75. Man nimmt 100 Kilogr. zweifach-chromsaures Kali, pulverisirt es,
bringt es in glasirte Steinzeuggefäße, und löst es darin in der Wärme, die den
Gefäßen mittelst eines Sandbades mitgetheilt wird, in Fluß- oder Regenwasser
auf. Ist die Auflösung bewirkt, so fügt man ihr, portionenweise und unter Umrühren,
95 Kilogr. krystallisirte Soda hinzu, um die Flüssigkeit zu erhalten, welche zum
Fällen des Zinksalzes benutzt wird. Als letzteres wendet man schwefelsaures Zinkoxyd
an, reinigt es aber zunächst von dem darin enthaltenen Eisen. Man löst zu diesem
Zweck schwefelsaures Zinkoxyd, wie es im Handel vorkommt, in Steinzeuggefäßen in
seinem dreifachen Gewichte warmen Wassers auf, und leitet in diese Lösung, die dabei
warm erhalten wird, Chlorgas, um das in der Salzsolution vorhandene Eisenoxydul in
Eisenoxyd zu verwandeln. Dabei scheidet sich gewöhnlich etwas basisch schwefelsaures
Eisenoxyd als bräunlicher Niederschlag ab. Wenn dieß erfolgt und das Chlor im
Ueberschuß vorhanden ist, fügt man der Lösung etwa 5 Procent vom Gewichte des
angewendeten Zinksalzes Zinkoxyd zu und kocht sie damit, wobei das in der Lösung
vorhandene Eisenoxyd sich niederschlägt, indem das Zinkoxyd statt dessen sich
auflöst. Auch Kupferoxyd, wenn es zugegen ist, wird hierbei niedergeschlagen. Man
filtrirt eine Probe der Flüssigkeit ab und untersucht sie mit einer Auflösung von
Blutlaugensalz; der durch dieselbe hervorgebrachte Niederschlag muß eine rein weiße,
nicht eine bläuliche oder röthliche Farbe haben. Wenn man sich so überzeugt hat, daß
kein Eisen oder Kupfer mehr in der Lösung vorhanden sind, filtrirt man die ganze
Flüssigkeit in Fässer, die in verschiedenen Höhen mit Hähnen versehen sind, und
vermischt sie hier mit einer angemessenen Quantität Ammoniak, oder besser
kohlensaurem Natron, bis ein Niederschlag von Zinkoxyd oder kohlensaurem Zinkoxyd
zu entstehen anfängt. Dieß ist nothwendig, um schön
gelbes und gehörig pulveriges chromsaures Zinkoxyd zu erhalten und von diesem und
dem chromsauren Kali so wenig als möglich in Lösung zu lassen.
Zur Zersetzung der oben erwähnten Lösung von chromsaurem Kali und chromsaurem Natron,
die aus 100 Kilogr. zweifach-chromsauren Kalis bereitet wurde, schienen 184,5
Kilogr. schwefelsaures Zinkoxyd die angemessenste Quantität zu seyn. Die Menge des
zuzusetzenden Ammoniaks oder kohlensauren Natrons haben die Verfasser nicht näher
bestimmt; sie setzen von demselben so lange hinzu, bis ein Niederschlag von
Zinkoxydhydrat oder kohlensaurem Zinkoxyd zu entstehen beginnt.
Wenn die beiden Lösungen gehörig vorbereitet sind, gießt man zu der Lösung des
Zinksalzes die Lösung des chromsauren Kalis und Natrons, indem man die Flüssigkeit
mit einem hölzernen Rührer umrührt. Den entstehenden Niederschlag läßt man sich
absetzen und decantirt die überstehende Flüssigkeit, die ziemlich stark gefärbt ist.
Diese Flüssigkeit wird auf ungefähr 1/3 verdunstet und dann mit 35,35 Kilogr.
krystallisirter Soda gesättigt. Dadurch wird eine neue Quantität chromsaures
Zinkoxyd niedergeschlagen, welches dem zuerst niedergeschlagenen ähnlich ist. Die
von diesem zweiten Niederschlage abgezogene, immer noch gelbe Flüssigkeit wird in
nachher anzugebender Weise benutzt. Das chromsaure Zinkoxyd wird in den
Präcipitirtonnen zwei- bis dreimal mit Regen- oder Flußwasser durch
Umrühren und Decantiren ausgewaschen. Die dabei erhaltenen Waschwässer vereinigt man
mit der so eben erwähnten Flüssigkeit. Nach dem Abzapfen des letzten Waschwassers
wird das breiförmige chromsaure Zinkoxyd auf Tücher gebracht, die auf hölzernen
Rahmen ausgespannt sind, und auf denselben noch zwei- bis dreimal
ausgewaschen. Man läßt es dann auf den Tüchern austrocknen, bis es einen steifen
Teig bildet, formt denselben zu größeren oder kleineren Kuchen, und trocknet diese
in einer Trockenstube.
Die von dem zweiten Niederschlage des chromsauren Zinkoxyds abgesonderte, mit den
ersten Waschwassern vermischte Flüssigkeit benutzt man in folgender Weise: Man
erhitzt sie und leitet dann Schwefelwasserstoffgas hinein. Dadurch bildet sich ein
Niederschlag, der aus Chromoxydhydrat, Zinkoxyd (?) und Schwefelzink besteht. Dieser
Niederschlag liefert, nachdem er von der Flüssigkeit abgesondert, gewaschen und
geglüht worden ist, eine sehr haltbare grüne Malerfarbe. Man kann auch, um dieses
Product zu erhalten, die Flüssigkeit zur Trockne abdampfen, den Rückstand zerreiben,
mit 18 Procent Schwefelblumen vermischen, und die Mischung dann calciniren, bis sie
keine Schwefeldämpfe mehr von sich gibt, worauf man sie, noch warm, in Wasser
bringt, und, nachdem dieses die löslichen Stoffe aufgelöst hat, das grüne Pulver
abfiltrirt.
Chromsaurer Baryt. Auch der chromsaure Baryt ist zur
Anwendung als gelbe Malerfarbe geeignet. Man bereitet ihn durch Fällen einer Lösung
von eisenfreiem Chlorbaryum mit einer Lösung des neutralen Doppelsalzes von
chromsaurem Kali und chromsaurem Natron. Auf 100 Theile Chlorbaryum sind 82 bis 84 Theile dieses
Doppelsalzes anzuwenden.
Man könnte statt des aus neutralem chromsaurem Kali und Natron bestehenden Salzes zur
Bereitung dieser Chrompräparate neutrales chromsaures Natron anwenden, wenn dieses
durch Schmelzen des Chromeisensteins mit Chilisalpeter im Großen dargestellt
würde.
Antimonorange. Als orangerothe Malerfarbe empfehlen die
Verfasser das auf nassem Wege dargestellte Schwefelantimon (welches aus zwei Atom.
Antimon und drei Atom. Schwefel besteht), zu dessen Bereitung sie folgendes
Verfahren vorschlagen: Man behandelt in Steinzeuggefäßen in der Wärme 1 Theil
natürliches schwarzes Schwefelantimon (Grauspießglanzerz), welches möglichst frei
von Blei ist, mit käuflicher aber möglichst bleifreier Salzsäure. Man setzt diese
Behandlung fort, bis das rohe Schwefelantimon sich gelöst hat, wozu 5 bis 6 Theile
Salzsäure nöthig sind. Das bei der Auflösung sich entwickelnde
Schwefelwasserstoffgas leitet man das erstemal in Kalkmilch, um sich seiner zu
entledigen. Ist die Auflösung des rohen Schwefelantimons erfolgt, so decantirt man
die Flüssigkeit und setzt ihr so lange Wasser oder, wenn dadurch eine Ausscheidung
von Antimonoxydchlorid (sogenanntes Algarothpulver) erfolgen sollte, Salzsäure zu,
bis sie, je nach der Nüance welche man erzeugen will, am Aräometer 13 bis 17°
zeigt. In diese Flüssigkeit leitet man nun das Schwefelwasserstoffgas, welches bei
dem Auflösen einer folgenden Portion Schwefelantimon sich entwickelt. Man verbindet
dabei am besten mehrere Gefäße nach Art von Woulf'schen
Flaschen mit einander und leitet das zuletzt noch unabsorbirt entweichende Gas in
Kalkmilch, damit die Arbeiter dadurch nicht belästigt werden.
Den durch das Schwefelwasserstoffgas hervorgebrachten orangerothen Niederschlag läßt
man sich absetzen, decantirt die Flüssigkeit, wäscht den Niederschlag aus, und
trocknet ihn bei einer Wärme, die 40 bis 50° C. nicht übersteigt, da er sonst
seine Farbe verändern und schwarz werden würde. Die so dargestellte Farbe ist unter
dem Einflusse der Feuchtigkeit und des Lichts ganz unveränderlich (dürfte aber der
verändernden Einwirkung alkalischer Stoffe nicht widerstehen).
Mittelst eines Zusatzes zu ihrem ersten Patent haben Leclaire und Barruel noch die folgenden
Verfahrungsarten zur Bereitung von Farben sich patentiren lassen.
Um ein basisches chromsaures Zinkoxyd zu bereiten, löst
man 100 Kilogr. zweifach-chromsaures Kali in der Wärme in 400 Kilogr. Wasser auf, setzt zu der
Flüssigkeit 50 Kilogr. Zinkweiß, läßt die Mischung kochen, zapft sie in ein
Abkühlungsgefäß ab, und läßt den Niederschlag hier sich absetzen, den man dann
sammelt, wäscht und trocknet.
Citrongelb. Die von dem so eben erwähnten Niederschlage
decantirte, mit den Waschwässern desselben vereinigte Flüssigkeit wird bis auf 2/3
abgedampft. Man fügt ihr dann, im Verhältniß zu der Nüance, die man hervorbringen
will, eine Lösung von schwefelsaurem Zinkoxyd oder einem andern Zinksalze hinzu, und
sammelt, wäscht und trocknet den entstandenen Niederschlag.
Blasses Gelb. Um die angewendeten Materialien möglichst
vollständig auszunutzen, bringt man die von dem letzterwähnten Niederschlage
decantirte Flüssigkeit, so wie das erste Waschwasser desselben wieder in einen
Kessel, fügt schwefelsaures Zinkoxyd hinzu, welches aus 15 Kilogr. Zinkoxyd und 7
Kilogr. Schwefelsäure des Handels bereitet wurde, läßt das Ganze kochen, und sammelt
wieder den Niederschlag.
Zinkgrün.Man vergl. Elsner's
Bemerkungen über Zinkgrün, im polytechn. Journal Bd. CXV S. 76. Man nimmt circa 245 Kilogr. Zinkoxyd, rührt es mit möglichst wenig Wasser
an, und gießt zu dieser Mischung eine warme Lösung von 49 Kilogr. trocknen und
reinen schwefelsauren Kobaltoxyds. Man rührt dieses Gemisch gut um, läßt es trocken
werden und calcinirt es dann ungefähr drei Stunden lang in Muffeln bei Heller
Rothglühhitze. Nachdem es etwas erkaltet ist, wirft man es in Wasser und wäscht und
trocknet dann den dabei ungelöst bleibenden Antheil. Statt des schwefelsauren
Kobaltoxyds kann man hierbei auch ein anderes Kobaltsalz anwenden.