| Titel: | Leicht ausführbare Methode zur Untersuchung der Butter; von Dr. L. v. Babo zu Freiburg. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XC., S. 375 | 
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                        XC.
                        Leicht ausführbare Methode zur Untersuchung der
                           Butter; von Dr. L. v. Babo
                           zu Freiburg.
                        Babo's Methode zur Untersuchung der Butter.
                        
                     
                        
                           Je mehr sich mit dem steigenden Preise der Butter die Verfälschungen häufen, um so
                              wichtiger wird es, einfache Mittel zu besitzen, durch welche es möglich wird, solche
                              Verfälschungen nachzuweisen und den wahren Werth der Waare zu bestimmen. Schon
                              längere Zeit ist an verschiedenen Orten ein Verfahren eingeführt, durch das man im
                              Stande ist, den Werth der Butter annähernd zu erkennen. Es besteht in Schmelzung
                              derselben in einer graduirten Röhre, wobei sich die Unreinigkeiten theils als Schaum
                              obenauf, theils als schwerere Schichte unter der Butter ansammeln. Diese Methode hat
                              zwei Uebelstände: einestheils erfordert die Ausführung längere Zeit, die Abscheidung
                              der Unreinigkeiten erfolgt öfters erst nach mehreren Stunden; anderntheils ist diese
                              nicht immer vollständig, die Butter klärt sich nicht, und das Ablesen der Höhe der
                              verschiedenen Schichten wird fast unmöglich.
                           Im Laufe des vorigen Winters wurde der Verfasser von der Polizeibehörde in Freiburg
                              mehrmals aufgefordert, derartige Untersuchungen vorzunehmen. Die bei dieser
                              Gelegenheit angestellten Versuche führten zu einer Methode, welche erlaubt, in
                              kürzester Zeit den Werth der Butter mit hinreichender Genauigkeit zu bestimmen, um
                              daraus den Schluß ziehen zu können, ob dieselbe marktfähig sey, d.h. ob ihr Gehalt
                              an Fett mit dem
                              mittleren Gehalte einer guten Butter hinreichend übereinstimme, oder ob dieselbe
                              durch absichtliche Verfälschungen oder unvollkommene Darstellungen einen so niederen
                              Fettgehalt besitze, daß der Käufer, durch das Ansehen derselben verführt, beim
                              Ankauf Schaden nehme.
                           Zu der Ausführung der Operation sind einige Instrumente nöthig, deren Beschreibung
                              zunächst hier folgt:
                           1) Zum Abmessen der Butter dient eine an beiden Seiten offene, gleich weite Glasröhre
                              von 2 1/2 Zoll Länge und 2 Linien Weite. Diese ist an beiden Enden abgeschliffen und
                              zwar an einem conisch, am anderen aber flach. In dieselbe paßt ein an einem
                              Eisendrahte durch Einstechen und Umbinden befestigter, die Röhre fast luftdicht
                              schließender Kork, welcher mit Leichtigkeit in derselben verschoben werden kann.
                              Beim Gebrauche wird der Stöpsel an das flach geschliffene Ende der Röhre
                              zurückgezogen und diese durch Einstechen in einen Butterballen mit Butter gefüllt,
                              wobei zu vermeiden ist, daß sich zwischen die Buttertheile Luft hineinziehe. An der
                              Röhre ist eine Marke angebracht, welche als Maaß für die zur Probe zu verwendende
                              Quantität Butter dient.
                           2) Eine graduirte Röhre, am einen Ende luftdicht geschlossen, am anderen
                              abgeschliffen, gleich weit, 5 1/2 Zoll lang, 2 1/2 Linien weit, ist am unteren Ende
                              in 10 gleich große Theile getheilt, und zwar so, daß diese 10 Theile genau dem
                              Volumen der das Buttermaaß bis zur Marke anfüllenden Butter entsprechen. Um dieses
                              Volumen zu finden, füllt man das Maaß, dessen Stöpsel auf die Marke eingestellt ist,
                              mit Wasser, gießt dieses in die zu graduirende Röhre aus, wartet ungefähr 1/2
                              Minute, bis sich alles Wasser gesammelt hat, und bezeichnet das Niveau desselben
                              durch einen Feilstrich, wobei man den Stand des Wassers nach dem tiefsten Punkte
                              desselben in der Mitte der Röhre abliest. Der unter dieser Marke befindliche Raum
                              wird in 10 Theile getheilt und letztere mittelst einer scharfen Feile bezeichnet. 3
                              1/2 Zoll über der Graduirung wird noch eine andere Marke eingefeilt, deren Zweck
                              später deutlich wird.
                           3) Die graduirte Röhre paßt in eine Röhre aus Blech, welche unten geschlossen, einen
                              halben Zoll kürzer als die Glasröhe und gerade so weit ist, daß sich diese
                              hineinschieben läßt. An dem oberen Theile derselben ist ein beweglicher Drahtbügel
                              durch zwei Oehre so befestigt, daß man die Glasröhre mit Leichtigkeit ein-
                              und ausschieden kann, während derselbe, wenn die Röhre an ihm hängt, eine senkrechte
                              Stellung derselben zuläßt. Diese Röhre ist durch eine starke Schnur von 5–6
                              Fuß Länge an das obere Ende einer 7–8 Fuß langen geraden Stange von 3/4 Zoll
                              Dicke vermittelst einer kleinen aufgesteckten Rolle so befestigt, daß sie sich mit
                              Leichtigkeit im
                              Kreise herumschwingen läßt, ohne sich um die Stange zu wickeln. Das untere Ende der
                              Stange ist zugespitzt.
                           Um die Butter mittelst dieser Instrumente zu prüfen, füllt man, wie bereits bemerkt,
                              durch Einstechen das Maaß etwas über die Marke. Es gelingt dieses besonders bei
                              dünnen Butterstücken, ohne daß man Luft hineinbringt, dadurch, daß man die Röhre in
                              die auf dem Teller befindliche Butter senkrecht einsticht, bis der Rand der
                              Glasröhre den Teller berührt. Nun schiebt man durch den Stöpsel, nachdem man die
                              Röhre zurückgezogen hat, die Butter etwas über den Rand der Röhre vor und sticht auf
                              gleiche Weise ein zweites Stück der Butter heraus, und wiederholt diese Operation,
                              bis die Röhre hinlänglich angefüllt ist. Dann schließt man die Mündung mit dem
                              Finger, drückt mit dem Korke gegen die Butter, so daß sie sich vollständig
                              vereinigt, entfernt den Finger, schiebt den Kork genau auf die Marke und streicht
                              das vorstehende Ende der Butter ab. Man setzt das Buttermaaß auf den offenen Rand
                              der graduirten Röhre, schiebt die Butter durch den Stöpsel in diese, und streicht
                              dasjenige, was noch am Stöpsel hängen geblieben ist, am Rand der Röhre genau ab.
                              Diese wird nun bis zur Marke mit reinem wasserfreiem Aether gefülltDiesen stellt man sich dar, indem man in 6 Unzen reinen käuflichen Aethers 1
                                    Unze trockne, frisch ausgeglühte Potasche wirft, umschüttelt und den nach
                                    einiger Zeit geklärten Aether in ein reines trocknes Glas abgießt, in
                                    welchem er sorgfältig verstopft aufbewahrt wird. und durch Schütteln die Butter in diesem gelöst, während das offene Ende der
                              Röhre durch Aufdrücken des Fingers luftdicht verschlossen bleibt. Es löst sich in
                              Zeit von einer halben Minute alles Fett im Aether, während die Unreinigkeiten,
                              Buttermilch, Wasser, sonstige Zusätze in diesen als trübe Flocken oder Tropfen
                              herumschwimmen. Stellt man die Röhre ruhig hin, so setzen sich alle diese
                              Uneinigkeiten nach ungefähr 24 Stunden vollkommen zu Boden und bilden eine Schicht,
                              deren Dicke an der Theilung abgelesen werden kann. Jeder Grad entspricht, wie man
                              sich durch auf anderem Wege angestellte Versuche überzeugt, ziemlich genau 10 Proc.
                              der Verunreinigungen, seyen nun diese Wasser ober andere Substanzen. Da man noch
                              ganz gut halbe Grade ablesen kann, so läßt sich also der Buttergehalt auf diese
                              Weise bis zu 5 Proc., ja noch genauer, bestimmen.
                           Mittlere Buttersorten setzen eine Schicht von 2 Graden ab; sie enthalten demnach 80
                              Proc. Butter und 20 Proc. Verunreinigungen; bei schlechten Sorten, welche noch als
                              verkäuflich angenommen wurden, durfte die Schicht nicht mehr als 2 1/2 Grad (75
                              Proc. Butter, 25 Proc. Verunreinigungen) betragen; dagegen wurden auch solche untersucht, bei denen
                              die Verunreinigung bis zu 3 und 3 1/2 Grad (70–75 Proc. Butter, 30–35
                              Proc. Verunreinigungen) stiegen, ja eine Sorte zeigte sogar 4 Grad, also nur 60
                              Proc. Butter an.
                           Um das längere Stehenlassen zu umgehen, welches die Anwendung dieser Probe besonders
                              für den polizeilichen Gebrauch sehr beschränken, wo nicht unausführbar machen würde,
                              bedient man sich mit dem besten Erfolge der Anwendung der Centrifugalkraft. Da die
                              Abscheidung der Verunreinigungen auf der Verschiedenheit des specifischen Gewichts
                              der ätherischen Butterauflösung und der Verunreinigungen beruht, diese
                              Verschiedenheit aber durch Anwendung der Centrifugalkraft leicht um das Zehnfache
                              vergrößert werden kann, so läßt sich hierdurch die Abscheidung in kürzester Frist
                              ebenso vollständig bewerkstelligen, als durch längeres Hinstellen.
                           Zu diesem Ende schließt man die Röhre durch einen Kork und bringt dieselbe in die
                              oben beschriebene Blechbüchse. Man geht an einen freien Platz, stellt die Spitze der
                              Stange etwas in den Boden und schwingt die Stange so, daß die Blechbüchse einen
                              horizontalen Kreis um die Stange beschreibt. Man beschleunigt die Bewegung der Art,
                              daß die Umdrehung in einer halben Secunde, d.h. so schnell als möglich,
                              bewerkstelligt ist. Nach etwa 60–80 Umdrehungen läßt man die Büchse
                              allmählich zur Ruhe kommen, zieht die Glasröhre heraus und liest das erhaltene
                              Resultat ab. Man wiederholt nun diese Operation nochmals, und beobachtet, ob die
                              beiden Resultate übereinstimmen. Sollte dieß nicht der Fall seyn (was übrigens sehr
                              selten vorkommen dürfte), so wiederholt man die Rotation nochmals. Die erhaltenen
                              Resultate werden nun sicher übereinstimmen, und sobald dieß der Fall ist, kann man
                              überzeugt seyn, daß die Abscheidung vollständig erfolgt ist, und das Resultat als
                              genau ansehen. Man gießt den Aether ab und unterwirft den Rückstand, wenn nöthig,
                              noch anderen chemischen Prüfungen, z.B. auf Stärkemehl u.s.w., welche hier
                              übergangen werden können.
                           Schließlich wird noch bemerkt, daß das ganze Verfahren sich in der Praxis viel
                              einfacher und leichter gestaltet, als dieß der Beschreibung nach scheinen dürfte,
                              indem bei einiger Uebung die ganze Prüfung in 3 bis höchstens 5 Minuten ausgeführt
                              werden kann. (Landwirthsch. Correspondenzblatt.)