Titel: Ueber die Löslichkeit des Quarzes in Zuckerwasser; von A. Petzholdt.
Fundstelle: Band 130, Jahrgang 1853, Nr. CIII., S. 419
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CIII. Ueber die Löslichkeit des Quarzes in Zuckerwasser; von A. Petzholdt. Aus dem Journal für praktische Chemie, 1853, Nr. 22. Petzholdt, über die Löslichkeit des Quarzes in Zuckerwasser. Unter dem Titel: „Ueber die Zusammensetzung der löslichen Bestandtheile, welche das Wasser der Ackererde entzieht“ haben die HHrn. F. Verdeil und Risler im Agriculteur-praticien, Novbr. 1852, S. 37 (polytechn. Journal Bd. CXXVII S. 388) eine Abhandlung veröffentlicht, in welcher manches sehr Befremdende enthalten ist. Ohne mich jetzt auf eine weitere Kritik des ganzen Inhaltes dieser Abhandlung einzulassen, beschränke ich mich in diesem Augenblick nur auf den einen von den genannten Herren beregten Umstand daß sich Kieselerde in Zuckerwasser lösen solle. Es heißt nämlich mit Rücksicht auf die organische Substanz, welche im Bodenextract im Mittel zu 50 Procent (?) enthalten gewesen seyn soll, daß das Studium dieser organischen Substanz ergeben habe, daß es ein Körper sey, der alle Eigenschaften eines neutralen Körpers organischen Ursprungs besitze, ähnlich dem Zucker, Dextrin, Mannit u.s.w. Dieser organischen Substanz wird die Fähigkeit zugeschrieben, Kieselerde, kohlensauren Kalk, Eisenoxyd u.s.w. in destillirtem Wasser löslich zu machen, und endlich werden zur Bestätigung dieser Behauptung Versuche mit Zucker angestellt. Es heißt in dieser Beziehung wörtlich: „Wir zerrieben in einer Reibschale Quarz mit ein wenig Wasser, welches mit Zucker (Trauben- oder Rohrzucker) gesättigt war, und fanden, als wir das Zuckerwasser nach dem Filtriren abdampften und den Rückstand glühten, daß sich eine beträchtliche Menge Kieselerde aufgelöst habe. Ebenso löste es kohlensauren und phosphorsauren Kalk. Dextrin verhielt sich wie der Zucker. Verdeil wird der Akademie der Wissenschaften über die Löslichkeit der verschiedenen Mineralstoffe in Wasser, welches mit neutralen organischen Substanzen in verschiedenen Graden gesättigt ist, eine Tabelle vorlegen u.s.w.“ Ich werde jedoch im Nachstehenden zeigen, daß bei der, seitens der genannten Herren behaupteten Löslichmachung der Kieselerde durch Zuckerwasser (denn nur darauf werde ich mich jetzt einlassen) ein Irrthum obgewaltet haben muß, da aus meinen Versuchen nichts hervorgeht, was diese Behauptung unterstützt. Es wurde eine concentrirte Lösung von feinster Raffinade (Rohrzucker) in destillirtem Wasser dargestellt; 50 Kubikcentimeter dieser Lösung hinterließen nach dem Eindampfen, Verkohlen und Verbrennen 0,009 Gram. Asche. 1. Versuch. Bergkrystall (Kieselerde, welche höchst geringe Spuren von Eisenoxyd enthielt) wurde nach dem Glühen und Einwerfen in Wasser behufs leichterer Pulverung im Achatmörser zum feinsten Pulver zerrieben und hierauf mit 47 Kubikcentimeter des ebenerwähnten Zuckerwassers auf einem doppelten Filter (um das mechanische Durchgehen des Pulvers durch das Papier zu verhüten) übergossen und mit destillirtem Wasser ausgewaschen. Das Filtrat abgedampft, verkohlt und verbrannt hinterließ 0,008 Gram. Asche; der auf dem Filter gebliebene Quarz betrug 2,600 Gram. 2,600 Gram. Quarz, also genau dieselbe Menge, war zu diesem Versuche verwendet worden; jene 0,008 Gram. Asche rühren offenbar von den gebrauchten 47 Kubikcentimeter Zuckerlösung her. Dieser Versuch zeigt also, daß Kieselerde in der Gestalt geglühten, gepulverten Quarzes von Zuckerwasser nicht gelöst wird. 2. Versuch. 2,250 Quarz, wie im ersten Versuch vorbereitet, wurden mit 50 Kubikcentimeter Zuckerlösung übergössen u.s.w. Nach dem Aussüßen ergab die Untersuchung, daß 2,249 Quarz zurückgeblieben waren; also auch hier keine Lösung, da das fehlende Milligramm als Untersuchungsfehler angesehen werden muß. 3. Versuch. 2,07 geglühte Kieselerde (aus Kieselerdehydrat dargestellt) wurden mit 43 Kubikcentimeter Zuckerlösung übergossen; das Filtrat wie bei Versuch Nro. 1 behandelt, hinterließ 0,008 Asche; demnach kann auch hier von keiner Lösung der Kieselerde die Rede seyn. 4. Versuch. 1,646 Quarz wurden in bekannter Weise in die unlösliche Modification von Kieselerdehydrat umgewandelt und in diesem Zustande mit 49 Kubikcentimeter Zuckerlösung übergossen u.s.w. Das Filtrat gab 0,008 Asche, und das auf dem Filter zurückgebliebene Kieselerdehydrat lieferte nach dem Glühen 1,647 Kieselerde. Zuckerwasser blieb also auch in diesem Falle ohne Wirkung.