Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 130, Jahrgang 1853, Nr. , S. 233
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Miscellen. Miscellen. Die Messerwaaren- und Scheren-Fabrication in Sheffield und Solingen, von Hrn. Director Karmarsch. In England ist der Hauptsitz der Fabrication der Messerschmiedwaaren zu Sheffield, und gegen den Umfang des dortigen Geschäfts ist das was London und einige andere Orte leisten, quantitativ von keiner Bedeutung; ja es wird versichert daß Londoner Messerfabricanten etc., wenn sie große Bestellungen empfangen, diese nicht durch ihre eigenen Werkstätten ausführen, sondern in Sheffield arbeiten lassen. In Sheffield selbst findet wieder ein ähnliches Verhältniß insofern statt, als von der ansehnlichen Zahl kleiner Fabricanten viele im Auftrage größerer Häuser beschäftigt sind, mit deren Firma sie die von ihnen verfertigten und abgelieferten Waaren stempeln. Man kann sich einen Begriff von der außerordentlichen Bedeutung der Messer- und Scherenfabrication in genannter Stadt machen, wenn man hört daß dort allein jährlich 140,000 bis 150,000 Pfund Elfenbein zu Messer- und Gabelheften verarbeitet werden, ungefähr 700 Arbeiter mit dem Schmieden der Tafelmesserklingen, 900 mit Schleifen derselben und 1300 mit Anfertigen und Aufsetzen der Hefte beschäftigt sind; ferner auf Federmesser und Taschenmesser jährlich für nahe 100,000 Pfd. St. Materialien von mehr als 3000 Personen (250 bis 300 Schmiede, 500 Schleifer, 2500 Männer und Knaben an der Werkbank) verarbeitet werden, 160 Arbeiter allein in dem Schmieden von Rasirmessern (zwei an jedem Amboß), 900 männliche und 200 weibliche Personen aber bei der Scherenfabrication thätig sind. Die Federmesser-Fabrication soll, merkwürdiger Weise, seit Einführung der Stahlschreibfedern nur sehr wenig zurückgekommen seyn. Einen ähnlichen Haupt- und Centralpunkt für die Messer- und Schneidewaarenfabrication, wie Sheffield für Großbritannien ist, bietet der deutsche Zollverein auf einem Bezirke der westlichen preußischen Provinzen dar. Hier tritt vor allem das seit langer Zeit weit und breit berühmte Solingen hervor, dessen solider Ruf durch eine großartige Vereinigung von Kräften und musterhafte intelligente Betriebsamkeit aufrecht erhalten und fortwährend gehoben wird, so daß die Solinger Artikel einen fast über die ganze Welt ausgedehnten Absatz finden. Dieser wird ebenso durch die mäßigen und zum Theil sehr niedrigen Preise, wie durch die damit verbundene treffliche Qualität der Waaren in dem Maße befördert, daß nicht unbedeutende Beziehungen selbst durch englische Exporthäuser von hier gemacht werden. In Solingen nebst seiner nächsten Umgebung (Wald, Gräfrath etc.) werden sämmtliche Gattungen der Messerschmiedwaaren angefertigt. Eigentliche Fabriken in welchen das Fabricat von Anfang bis zu Ende fertig gemacht wird, und wie solche in Sheffield zu finden sind, bestehen hier aber nicht. Die Arbeiter besorgen das Nöthige in ihrer Behausung. Doch findet, wie in England, eine vollständige Theilung der Arbeit statt. Der Schmied, der Feiler, der Schleifer etc. befassen sich nur mit dem was zu ihrem Fache gehört. Die Rohmaterialien werden vom Fabrikanten dem Arbeiter geliefert. Die zu beschaffende Waare geht nun durch die verschiedenen nöthigen Hände; dem Fabrikanten wird von dem einen Arbeiter geliefert, was der andere wieder abholt, bis zuletzt die einzelnen Theile fertig sind, zusammengesetzt werden und so das vollständige Fabricat zur Vollendung kommt. Die Unternehmer bemühen sich auf eine löbliche Weise neue Einrichtungen, wo sie nöthig oder nützlich sind, ins Leben zu rufen: so sind in letzterer Zeit Dampfschleifereien in der Solinger Gegend mehrfach angelegt worden. Einer der Hauptartikel, welcher im Zollvereine (Solingen) erheblich billiger als in England (Sheffield) angefertigt wird, sind Scheren. Nur die allerordinärsten halbrohen Gußscheren, wovon in Sheffield das Gros auf 4 Shilling (das Stück also auf 1 kr.) zu stehen kommt, können in Solingen nicht so billig geliefert werden. Alle anderen Scheren, sowohl geschmiedete als gegossene, werden am letzteren Orte zu bedeutend niedrigeren Preisen hergestellt. Je feiner die Scheren sind, desto größer wird progressiv die betreffende Preisdifferenz, welche in den feinsten Gattungen bis auf die Hälfte und darüber steigt. In diesem Artikel sind aber auch die Engländer auf allen auswärtigen Hauptmärkten von den Deutschen vollständig verdrängt worden; und abgesehen davon, daß von englischen Exporthäusern viele deutsche Scheren versandt werden, finden auch nicht unbedeutende Beziehungen für den einheimischen Bedarf in England selbst statt. Die so erhebliche Preisdifferenz zwischen englischen und deutschen Scheren hat, wie ausdrücklich bemerkt werden muß, ihren Grund nicht in einer geringern Güte oder Vollendung der letzteren, sondern das Solinger Fabricat wird auch in der höchsten Vollkommenheit geliefert. Bei den geringeren und mittleren Gattungen der Tafel-, Taschen- und Federmesser, so wie bei den in verschiedenen überseeischen Ländern gangbaren Messern (u.a. sogenannten Küchen-, Boslemer-, Louisen-Messern etc.) findet gleichfalls eine Preisdifferenz zu Gunsten des Zollvereins statt, so daß auch in diesen Artikeln für den Export von englischen Häusern erhebliche Beziehungen aus dem Zollverein gemacht werden. Die nach der Westküste von Afrika, nach Westindien, Mittel- und Südamerika in großen Partien begehrten sogenannten Hauer, Sackhauer oder Plantagenhauer (matchets) – große säbelartige Messer zum Abhauen des Zuckerrohrs etc. – werden in den verschiedenen Gattungen bei gleicher Qualität durchschnittlich vom Zollverein erheblich billiger als in England angefertigt, so daß auch hievon englische Exporthäuser aus Deutschland Beziehungen machen; es gehen dieser Messer jährlich vielleicht 4–5000 Kisten à 10 Dutzend von Solingen über See. (Amtl. Bericht über die Lond. Ausstellung, IIIter Thl., S. 4.) Schmirgelfeilen zum Gebrauch auf Glas und Metall; von Karl Karmarsch. Es ist ein schon länger bekanntes Verfahren, künstliche Schleifsteine auf die Weise herzustellen daß man in geschmolzenen Schellack so viel Schmirgelpulver oder scharfkörnigen Quarzsand einrührt, als er ertragen kann, um dann noch in Formen gegossen zu werden. Runde Schleifsteine (Drehsteine) von dieser Art gewähren den Vortheil daß sie beim Schleifen einen schweren Staub geben, welcher niederfällt und sich nicht so in der Werkstätte verbreitet, wie jener vom Trockenschleifen auf natürlichen Sandsteinen. Zur Darstellung großer Drehsteine ist empfohlen worden eine eiserne Trommel nur etwa 1 Zoll dick mit der Schellackmasse zu umkleiden, indessen scheint man sich doch fast ausschließlich auf kleine, gänzlich aus dieser Masse gebildete Steine beschränkt zu haben. Gegenwärtig findet die Composition von Schmirgel und Schellack eine ausgedehntere Anwendung dadurch daß man daraus nicht nur kleine runde Schleifsteine oder Schleifscheiben, sondern auch gerade feilenähnliche Werkzeuge verschiedener Art herstellt, welche auf Glas, Messing, Eisen, Stahl (weich und gehärtet) mit bestem Erfolge gebraucht werden können. Die Handlung von Heinrich Spann in Hamburg (große Michaelisstraße Nr. 17) hält Vorrath von diesen ungemein nützlichen Geräthen und verkauft selbe unter dem Namen Mineralfeilen zu ziemlich billigen Preisen. Da ich ein derartiges Sortiment angeschafft und hierdurch den Artikel näher kennen gelernt habe, so halte ich es im Interesse unserer Glas- wie Metallarbeiter angemessen, auf denselben ernstlich aufmerksam zu machen. Man kann diese Werkzeuge trocken und naß, in manchen Fällen auch mit Oel anwenden; sie ersetzen bei Metallarbeit die gewöhnlichen Schmirgelhölzer und Schmirgelscheiben, ja selbst die feinsten stählernen Feilen; auf Glas wirken sie nicht minder gut und schnell, so daß man mit ihnen beliebig Flächen mattfeilen, Ränder und Ecken abnehmen, Löcher ausbilden, Einschnitte machen kann etc. Was das Material dieser Feilen und Scheiben betrifft, so besteht es – wie schon erwähnt – aus einer Zusammensetzung von Schmirgelpulver und Schellack. Dieß läßt schon eine oberflächliche Untersuchung leicht erkennen; denn nicht nur entspricht die dunkel bräunlichgraue Farbe, die Härte und Festigkeit der Masse jener Voraussetzung, sondern auch das Erweichen derselben in einer Lichtflamme und der dabei entschieden hervortretende Schellackgeruch bestätigen dieselbe vollkommen. Als ich ein Stück der Masse zu Pulver gestoßen mit Weingeist auskochte, blieben von 100 Theilen 74 1/2 Theile trockenes reines Schmirgelpulver zurück und der Weingeist hinterließ beim Eindunsten ein braunes Harz, welches alle Eigenschaften des Schellacks zeigte. Dieses Resultat wurde durch einen Gegenversuch controlirt, indem ich 3 Theile Schmirgel und 1 Theil feingepulverten Schellack innig vermengte, dann vorsichtig erhitzte, durchknetete und so eine breiartige, leicht in Formen zu pressende Composition erhielt, welche nach dem Erkalten hart und fest war und, gleich der aus Hamburg bezogenen, Stahl und Glas sehr gut angriff, Das Verhältniß von 3 Theilen Schmirgel gegen 1 Theil Schellack wird wahrscheinlich nicht durchgehends streng beizubehalten seyn; denn da der Schellack keine weitere Bestimmung hat, als die Schmirgelkörner haltbar zusammen zu kitten, jeder Ueberfluß desselben eher schädlich als nützlich ist, so wird man zu grobem Schmirgel etwas weniger Schellack bedürfen als zu feinem. Sehr fein darf übrigens der Schmirgel überhaupt nicht seyn; es kommt dagegen auf ein möglichst gleiches Korn desselben wesentlich an. In der That bestand mein Rückstand von der untersuchten Probe aus Körnchen von sehr nahe gleicher Größe, welchen nur eine geringe Menge feinen Staubes beigemengt war. (Mitth. des hannov. Gewerbevereins, 1853, S. 140.) Ueber die Nähmaschine von Singer, welche in Hannover ausgestellt war, bringt die Nummer 3033 der Weserzeitung folgendes Urtheil von Hrn. Karl Karmarsch. „Nachdem eine geraume Zeit von Nähmaschinen nichts zu hören gewesen war, erschien Judkins aus New-York im Jahre 1851 auf der Londoner Industrieausstellung mit einer von ihm construirten derartigen Maschine, welche dem Grundgedanken nach offenbar als Vorbild für die gegenwärtig so viel besprochene Singer'sche Nähmaschine gedient hat. Singer (ebenfalls in New-York) bildet nämlich die Naht auf dieselbe Weist wie Judkins, d.h. aus zwei Fäden, von welchen der eine mittelst der Nadel in Schleifenform durch den Zeug gestochen, der andere von einer kleinen Schütze (einer Art Weberschiffchen) durch jene Schleife hindurchgezogen wird. Aber die Schütze ist bei Singer's Maschine auf andere, bessere Weise angebracht und zur Wirkung vorgerichtet, sowie überhaupt der Mechanismus beträchtlich abweicht. So wie die Maschine vor uns steht, ist sie ein höchst compendiöses Werk von überraschend präciser mechanischer Wirksamkeit. Sie erzeugt Nähte nach geraden und krummen Linien mit ausnehmender Regelmäßigkeit und erstaunlicher Schnelligkeit, kann auf Leinwand, Tuch, Leder etc. gebraucht werden und scheint einer Störung ihres Ganges nicht leicht unterworfen zu seyn. Gegen die Sauberkeit und Haltbarkeit ihrer Arbeit kann der strengste Kritiker vom Fach gewiß nichts einwenden, und es ist leicht zu glauben daß die einfache Bedienung der Maschine in 6 Stunden erlernt werden könne. Die beiden gleichmäßig angespannten Fäden, durch deren Verschlingung die Naht entsteht, sind von sehr beträchtlicher Länge auf Spulen vorräthig, so daß ein Anhalten behufs ihrer Erneuerung selten eintritt. Die Nadel kann bis zu 300 Stiche in einer Minute machen; ich habe sie mit Geschwindigkeit arbeiten sehen, wobei schätzungsweise – genaues Zählen während der Arbeit ist unmöglich – 150–250 Stiche auf die Minute kamen. Stiche mittlerer Feinheit (womit Tuch in meiner Gegenwart zusammengenäht wurde) wurden 12 bis 13 auf einen Zoll Länge (300 auf Ellenlänge) gemacht; eine Naht von 1 Elle Länge erfordert also wenig über eine Minute zu ihrer Darstellung. Bei einem etwaigen Wettnähen dürfte sich wohl ergeben daß die Maschine wenigstens eben so viel leistet, als 4–5 geübte Handarbeiter, und daß sie dabei besser näht als viele unter diesen zu thun gewohnt seyn werden.“ Die Anwendung der Gutta-percha als Kolbenliederung; von C. A. Beuthner in Oberhohndorf bei Zwickau. Durch die günstigen Resultate, welche bei der probeweisen Verwendung der Gutta-percha zu Pumpenkolbenliederungen in Freiberg und dem Plauen'schen Grunde, und später im Zwickauer Kohlenreviere sich herausstellten, wurde der Verfasser veranlaßt, auch bei der Wasserhaltung der Oberhohndorfer Steinkohlengruben derartige Versuche anzustellen. Das dabei erlangte Resultat war ein sehr günstiges. „Im Jahr 1851,“ sagt der Verfasser, „hatte ich, ungerechnet der Ventile, bloß zur Liederung der Kolben für 17, bald 32 8zöllige gangbare Kolben, je nachdem es der Wasserzugang gebot, 132 Pfd. gutes Sohlleder im Werthe von circa 60 Thlr. verbraucht. Im Jahr 1852 hingegen, wo ich ein volles Jahr der Gutta-percha-Liederung mich bediente, wurden bei gleichem Gange des Kunstgezeuges bloß 15 Pfd. zum Werthe von 12 Thlr. von Gutta-percha consumirt, und demnach verhältnißmäßig zum Jahr 1851 48 Thlr. Gewinn gemacht. Und dieses Ergebniß steht übrigens gar nicht vereinzelt da; die Bockwaer Wasserhaltung und andere Wasserhaltungsmaschinen im hiesigen Reviere sahen ihre Versuche von demselben Gewinne gekrönt. Kaufe ich für die Folge, wie ich beabsichtige, wenn die noch lagernde Gutta-percha verbraucht seyn wird, dieses Product in seinem rohen Zustande pro Pfund zu 12 Ngr. ein, also noch unter dem Lederpreise, so werden sich obige 12 Thlr. noch um die Hälfte reduciren, ein Verhältniß der Gutta-percha zum Leder wie 1 : 10. Und dabei sind die Grubenwasser von der Beschaffenheit, daß sie vorzüglich auf das Eisen sehr nachtheilig wirken. Schraubengewinde z.B. in der Grube, wie über Tage an der Dampfmaschine, auf die der Dampf unmittelbaren Einfluß übt, z. E. im Dampfkolben u.s.w., sind fort und fort einer Auswechselung unterworfen. Aber nicht nur, daß diese Liederung allen Anforderungen genügend entspricht, sie verlangt auch weit weniger Beaufsichtigung und Wartung des Kunstgezeuges, indem ein solcher Kolben ungleich länger geht, als ein dergleichen mit Leder.“ Hieran knüpft der Verfasser folgende durch seine eigenen Versuche gewonnenen praktischen Erfahrungen über die Anwendung der Gutta-percha zu Kolbenliederungen: „Den Riemen um die Kolbenhölzer gebe man die gewöhnliche Breite zwischen 3 und 4 Zoll, aber durchaus keinen sogenannten Sturz, indem derselbe bei der gummiartigen Gutta-percha einen unruhigen Gang verursacht und sogar das Wasser über Satzstöcke hinausspringen macht. Es ist daher den Kolbenhölzern der größtmögliche Durchmesser zu geben. Hat ein Kolben die gehörige Stärke nicht, so geht er anfangs auch ruhig, wird aber unruhig und nicht so viel Wasser heben, sobald die Liederung sich etwas abgeführt hat. In solchem Falle nehme man den Kolben heraus und mache in die Peripherie des Kolbenschweifes von oben bis aufs Kolbenholz nieder drei Einschnitte, nur darf ein solches Einschneiden nicht radial erfolgen, indem ein solcher Schnitt die Wasser durchlassen würde, sondern es muß jeder Theil den anderen gehörig decken. Durch diesen kleinen Kunstgriff von wenigen Minuten Arbeit erlangt der Kolben hinreichende Elasticität und ist so vermögend, wiederum mit voller Kraft heben zu können. Ebenso bedingt die Erhaltung der Elasticität die Stärke der Gutta-percha-Riemen von 3/16 Zoll, also ungefähr gutem Sohlleder gleich, nicht zu überschreiten. Hat sich nach längerer Zeit ein kleiner Vorrath alter Abfälle gehäuft, so werden dieselben, vom Schmutze gereinigt, in kochendes Wasser gebracht, zu einem Teige wohl durcheinander geknetet und in diesem weichen Zustande auf einer bereit liegenden Schablone mittelst einer Walze zu Riemen gewalzt. Hierbei werden stets fünf bis sechs alte wiederum vier neue Riemen liefern, indem sich der Kolben nicht mehr als ungefähr 1/3 abgenutzt hat. Auf gleiche Art verarbeitet man die rohe Gutta-percha, nachdem man sie vorher mehrmals durcheinander geknetet hat. Bedient man sich der bereits gewalzten Gutta-percha, so schneide man, um weniger Abfall zu erhalten, die Riemen in gerader Länge und biege sie alsdann in heißem Wasser erwärmt nach der Schablone. Eine solche Anfertigung der Riemen geht so geschwind von Statten, daß man in kurzer Zeit sich auf eine lange Zeit hinaus mit vorräthigen Riemen versehen kann; nur wähle man hierzu möglichst, wegen seiner Wärme, den Sommer, indem im Winter die zu bearbeitende Masse zu schnell erkaltet und erhärtet. Die Riemen werden wie das Leder stumpf zusammengestoßen auf die Kolbenhölzer aufgenagelt und beide Enden, an dem Ofen erweicht, wasserdicht verbunden.“ (Sachs. Bergwerkszeitung.) Die Leistungen der Engländer in der neueren Zeit hinsichtlich der Mikroskope. Auf der Londoner Ausstellung befanden sich Mikroskope von Pritchard, Smith und Beck, Roß, Varley und Sohn, Brüdern Chadburn, Abraham und Comp., Pillisher, Field und Sohn, welche zum Theil zu den vorzüglichsten Künstlern dieses Fachs gehören, unter deren eifrigen Bemühungen dieses für die heutige Beobachtungsmethode in den Naturwissenschaften so wichtig gewordene Instrument zu einer früher ungeahnten Vollkommenheit gediehen ist. Nach genaueren Wahrnehmungen, die ich in Cambridge zu machen Gelegenheit gefunden, sind es vorzüglich die Arbeiten von Andrew Roß und von Smith und Beck in London, von welchen das Gesagte in vollem Maße gilt, und ihre Mikroskope verdienen meiner Ansicht nach vor denen der vorzüglichsten auswärtigen Künstler, wie Schieck in Berlin, Plößl in Wien, Robert in Greifswalde, Chevalier, Oberhäuser und Nachet in Paris, ein Vorzug. Es ist bei ihnen nicht nur der eigentlich optische Theil, sondern auch der mechanische wesentlich vervollkommnet. Die mehrfachen, zu einem Objectivsystem verbundenen Doppellinsen sind mit größeren Oeffnungswinkeln versehen und mit Correctionsbewegungen zur feinsten Compensation der durch die Deckplatte erzeugten Aberration. Die durch sogenannte Condenser erzielte Beleuchtung gestattet enorme Vergrößerungen, die bei Roß'schen Mikroskopen bis auf 5000 gehen, ohne wie bisher meist schon bei 800 und 1000 ins unerklecklich Finstere zu gehen. Die Zubchörapparate zum Polarisiren des Lichts, zum graphischen Aufnehmen, zum Messen von Dimensionen und Winkeln u.s.w. sind nicht minder vollkommen. Man darf diesen Zweig der physikalischen Wissenschaft als den Glanzpunkt des englischen Theils der zur 10ten Classe gehörigen Gegenstände der Ausstellung bezeichnen. Linsen für einfache Mikroskope waren geliefert von Sharpe aus Sheffield in Focalweiten von 1/2, bis 1/100 Zoll. – E. u. W. Jackson hatten mikroskopische Hülfsartikel aus Glas, Smith und Beck außerdem ein ganzes, sehr elegant und höchst praktisch eingerichtetes mikroskopisches Cabinet nebst Drehtisch für mikroskopische Beobachtungen zur Ausstellung gegeben. Noch muß ein neuer Versuch der Verbesserung der Oculare sowohl für Mikroskope als für Fernröhre erwähnt werden. Reade aus Aylesbury hatte ein sogenanntes positives Ocular ausgestellt, bestehend aus zwei ungleichseitigen biconvexen Crownglaslinsen, zwischen welchen der Raum durch eine dicke (cylindrische) Flintlinse auf bekannte Weise mit den ersteren durch Canadabalsam zusammengekittet, ausgefüllt ist, nach Analogie der früher mehr als jetzt üblich gewesenen dreifachen Objective von Achromaten. Verbesserungen dieser Art sind in der That das neueste Bedürfniß geworden, nachdem der Objectivtheil des Mikroskops fast auf der Gränze des Erreichbaren angelangt zu sehn scheint. Das orthoskopische Ocular von Kellner in Wetzlar hat dargethan daß hier noch wesentliche Verbesserungen möglich sind. Aus dem „Bericht über eine wissenschaftliche Reise nach England im Herbst 1851, in Folge Auftrags des k. Universitäts-Curatoriums, von Prof. Dr. Listing zu Göttingen,“ in den Mittheil. des hannoverschen Gewerbevereins, 1853, Heft 1.) Anwendung der Ausgleichungsrechnung auf Maaßvergleichung. Paucker (Petersb. akadem. Bull. Bd. X S. 209) hat sehr ausführliche Ausgleichungsrechnungen zur Bestimmung des Verhältnisses der verschiedenen angenommenen Normalmaaße vorgenommen. Er geht davon aus, daß eine zuverlässige Fixirung der französischen Normalmaaßstäbe gar nicht existire und der mittlere Yard der messingenen Maaßröhre der astronomischen Gesellschaft zu London das einzige fest bestimmte wissenschaftliche Maaß sey. Er nennt diesen den astronomischen Yard, den 36sten Theil desselben einen astronomischen Zoll und denkt sich letzteren in 400,000 Theile getheilt. – Für die Ausdehnung der an den Maaßstäben vorkommenden Metalle durch die Wärme hat er, um nicht nur die Fehler der Beobachtung, sondern auch die constanten Fehler der Methoden auszugleichen, aus zahlreichen Beobachtungen folgende Mittelwerthe berechnet, gültig für 10° C.: Eisen 25 Bestimmungen 0,00011612 Mittlerer Fehler 0,000001059 Messing    17           „ 0,00018715       „     „ 0,000001203 Platin   5           „ 0,00009142       „     „ 0,000003042 Verglichen mit dem astronomischen Yard findet Paucker die folgenden Werthe für eine Anzahl anderer Normalmaaße: Astronomischer Yard 36,0000000 astronom. Zoll Dänischer Yard 35,9997289       „   „ Russischer Yard 36,0000478       „   „ Englischer Reichs-Yard 35,9995725       „   „ Englischer Strichmeter nach KaterBei der Vergleichung der Meter mit dem Yard sind erstere bei 0°, das letztere bei 16 2/3° C. Temperatur angenommen. 39,3691295       „   „       „                „          nach Baily 39,3689658       „   „ Französischer Strichmeter nach Kater 39,3698220       „   „       „                „               nach Baily 39,3696583       „   „ Englischer Flächenmeter nach Kater 39,3698463       „   „       „                „             nach Baily 39,3694035       „   „ (Jahresbericht für 1852 über die Fortschritte der reinen, pharmaceutischen und technischen Chemie, Physik etc., von J. Liebig und H. Kopp. Gießen, 1853.) Reibungscoefficient zwischen Erde und Eisen. Doppler hat (Wien. akad. Ber. Bd. VIII S. 457) den Reibungscoefficient zwischen Erde und Eisen, welcher für den Gebrauch aller zum Durchschneiden der Erde dienenden Instrumente von Interesse ist, mittelst Versuche auf horizontaler und schiefer Ebene bestimmt. Es ergab sich 0,5 im Mittel, 0,55 im Maximum in feuchter, thonhaltiger (13 Proc. Wasser und im trocknen Zustand 45 Procent Thon) Erde; 0,38 im Minimum in an der Luft getrockneter, wenig thonhaltiger (6,6 Proc. Wasser und im trocknen Zustande 18 Proc. Thon) Erde. Diese Versuche waren mit blanker Eisenschiene angestellt. Rost vermehrte die Reibung auf 0,56; Einreiben mit Oel verminderte sie auf 0,27 und sie blieb dann selbst nach längerem Arbeiten und Putzen der Schiene noch 0,31. – Der ältere Werth 0,197, glaubt Doppler, könne nur durch einen Druckfehler in die Wissenschaft eingeführt seyn. (A. a. O.) Ueber unächte Hausenblase von Para. Kürzlich ist als Hausenblase ein Artikel in Handel gekommen, der offenbar nicht Hausenblase ist, sondern in dem getrockneten Ovarium eines großen Fisches besteht. Es kamen zwei Kisten davon nach England, welche 14–16 Pfund enthielten. Die einzelnen Massen bestehen in einem 3/4–1 Zoll dicken, gegen 8–9 Zoll langen geraden Strange, an dem der ganzen Länge nach gestielte eiförmige oder kugelförmige Schläuche hängen, von der Größe und dem Ansehen wie Kirschen mit ihren Stielen. Es sitzen über 30 Stück solcher Schläuche an dem centralen Strange und bilden damit eine Art Traube. Bei Untersuchung des in Wasser aufgeweichten Centralstranges der Traube findet man, daß er eine aufgerollte Membran ist, die nur auf der einen Seite jene gestielten Schläuche trägt. Es versteht sich hiernach schon von selbst, daß diese Masse keine Schwimmblase von einem Fische ist; sie ist ein Eierstock; in Wasser aufgeweicht verbreitet sie einen unverkennbaren Fischgeruch und zeigt ein eiweißähnliches Verhalten. Die kugeligen oder eiförmigen Schläuche sind die Ova selbst. Sie sind auf der Oberfläche sehr gefäßreich und mit einer gelben thierischen Substanz angefüllt. Im Allgemeinen gleichen sie dem Eierstocke eines Seerochen oder Haifisches. Nun kommt Sudis Gigas, ein großer Knochenfisch, über 6 Fuß lang, bei Para vor. Das Fleisch desselben wird getrocknet, gesalzen und von der niederen Volksclasse gegessen. Die Schwimmblasen liefern eine Art der brasilianischen Hausenblasen, die nach London kommen. Hiernach ist es nicht unwahrscheinlich, daß diese sogenannte Hausenblase auch von demselben Fische kommt. Sollte dem nicht so seyn, so ist es doch wahrscheinlich, daß sie von einem Fische verwandter Gattung, wie Amia, kommt. (Aus dem Pharm. Journ. and transact. durch chem.-pharm. Centralbl.) Ein Lederlack kommt in schmalen länglichen Gläschen mit blauer Etikette und der Bezeichnung vernis pour chaussures perfectioné par Bernard von Frankreich aus in den Handel. In dem Fläschchen, welches mit starkem Staniol und Kork verschlossen ist, befindet sich eine dunkelblaue, schwach ins Violette ziehende Flüssigkeit von dicklicher, syrupartiger Consistenz im Gewicht von 4 Loth. Nach den verschiedenen Versuchen, die damit von Hrn. Ober-Apotheker Karl in Würzburg angestellt worden, ergab sich die Zusammensetzung dieses sogenannten Firnisses aus einer ziemlich concentrirten Abkochung von Campecheholz (Blauspäne), worin Zucker und Gummi aufgelöst sind, nebst Zusatz von etwas Eisenvitriol und Weingeist. Nimmt man 1 Loth Blauspäne, kocht solche mit 8 Loth gewöhnlichem Wasser auf die Hälfte ein und löst darin 1/2. Quentchen Zucker und 3 Quentchen arabisches Gummi auf, versetzt sodann diese Mischung mit einer Lösung von Eisenvitriol (sog. Kupferwasser) so lange, bis die vorher braunrothe Farbe der Abkochung in die Violettblaue Farbe übergegangen ist, und setzt etwas Weingeist hinzu, so erhält man diesen Firniß, der zum schnellen Anstreichen von Lederwerk, hauptsächlich zum Bestreichen von Schuhen und Stiefeln in Frankreich häufig Anwendung findet. Ein Anstrich damit ist in circa fünf Stunden, in der Wärme jedoch weit schneller trocken. Was den Preis einer solchen Mischung anbelangt, so kann Jedermann aus der eben angegebenne Zusammensetzung ersehen, daß derselbe höchst unbedeutend ist, und man also besser thut, sich diesen sogenannten Firniß selbst zu bereiten, als solchen enorm theuer aus dem Nachbarlande zu beziehen. (Würzburger Wochenschrift, Nr. 33.) Das Bleichen von Wachs wird in den großen Fabriken Englands wieder an der Sonne bewirkt, jedoch bedient man sich in der Regel statt des auf dem Continente üblichen Weinsteins zum Klären des geschmolzenen Wachses der sehr verdünnten Schwefelsäure. (Amtl. Bericht über die Londoner Ausstellung, IIIter Thl., S. 495.) Anbau der Trüffeln. Die Botaniker kennen ohne Zweifel die Bedingungen, unter denen sich diese Knollen entwickeln und die zu ihrer Fortpflanzung erforderlichen Umstände; bis auf die letzte Zeit hatte aber niemand daran gedacht, daraus Nutzen für den Gartenbau zu ziehen, als Mad. Nagel, Eigenthümerin des Schlosses la Moussiere zu Biziat, Bezirk von Pont-de-Veyle, die Lösung des Problems fand. Sie pflanzte im Jahre 1851 kleine Trüffeln und Putzicht dieser Knollen längs eines Hagebuchenganges in ihrem Garten. Der Versuch gelang; die Trüffeln wuchsen und vermehrten sich, und dieses Jahr konnten mehrere Gartenliebhaber zu Maçon die Thatsache bestätigen und veröffentlichten sie im Journal de la Société d'horticulture dieser Stadt, welchem wir sie entnehmen. Die Kunst die Trüffeln anzubauen wäre also entdeckt; es handelt sich nur noch darum sie zu vervollkommnen, indem man an den Orten welche die Trüffeln natürlich hervorbringen, die ihre Entwicklung begünstigenden Bodenverhältnisse sorgfältig studirt, denn darin besteht die ganze Schwierigkeit. Wie die meisten Kryptogamen derselben Familie sind die Trüffeln Schmarotzerpflanzen, welche eine Dammerde besonderer Art erfordern, zum Beispiel den Humus von Blättern der Hagebuche oder einiger Eichen gemengt mit einem thonigkalkigen Boden, welcher ihnen eben so nothwendig ist als dem Erdschwamm der Pferdedünger. Wahrscheinlich könnte man auch jede andere Schwammspecies anbauen, wenn man die Bedingungen des Erdreichs, der Temperatur und Feuchtigkeit, unter denen sie von selbst wachsen, künstlich hervorzubringen vermöchte. Wir sind überzeugt, daß wenn man diesen neuen Culturzweig einmal ernstlich studirt, er ebenso gut gelingen wird wie der Anbau unserer gewöhnlichen Gemüse. (Journal des Débats vom 8 November 1853.) Technisches Wörterbuch oder Handbuch der Gewerbkunde in alphabetischer Ordnung; von Karl Karmarsch und Dr. Friedrich Heeren. Prag, Verlag von Gottlieb Haase Söhne, 1853. Als die Verfasser vor zehn Jahren die erste Auflage von Ure's Dictionary of Arts, Manufactures and Mines in deutscher Bearbeitung Herausgaben, wurde schon fast kein einziger Artikel ohne Veränderungen oder Zusätze übersetzt und überdieß eine beträchtliche Zahl meist wichtiger und großer Artikel, weil in dem Original gar nicht enthalten, völlig neu bearbeitet. Bei der neuen Auflage haben sich die Verfasser nicht auf Nachtragung der seit 10 Jahren aufgetauchten neuen Erfindungen beschränkt, sondern den Plan so erweitert und das Ganze derart umgearbeitet, daß sie diese zweite Auflage – von welcher bereits zwei Hefte ausgegeben sind – dem Publicum als ein völlig neues und selbstständiges Werk darbieten können. Das neue Werk erscheint in Heften von 8 Druckbogen in Lexikonformat, die in etwa 20 Monaten ausgegeben werden sollen; es wird beiläufig 1400 Abbildungen enthalten, welche weit vollkommener als in der früheren Auflage ausgeführt sind. Die Redaction d. p. J.