| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. , S. 392 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die ägyptische Eisenbahn von Alexandria nach Cairo.
                              Mitgetheilt vom Bauinspector Wild.
                           Es ist bekannt, daß die langen und vielfachen Verhandlungen und Untersuchungen über
                              die Verbindung des rothen mit dem Mittelmeere damit endigten, daß der Bau einer
                              Eisenbahn beschlossen wurde; ebenso daß und wie man den Vicekönig von Aegypten in
                              der Ausführung dieses Planes schließlich zu behindern suchte; dessenungeachtet aber
                              begannen ungefähr mit dem Jahre 1852 die Bauarbeiten, und zwar zunächst von
                              Alexandria nach Cairo.
                           Die Bahn beginnt in Alexandria bei den großen Magazinen am Hafen des
                              Mahmudjeh-Canals und zieht sich dann eine Zeitlang in der Nähe dieses Canals
                              aus der schmalen Erdzunge fort, welche sich zwischen den Seen Madyer und Mareotis
                              befindet. Ist diese passirt, so wird die südöstliche Richtung eingeschlagen, welche
                              nach etwa 30 deutschen Meilen Länge, mit Berührung einiger Hauptorte und nach
                              zweimaliger Uebersetzung des Nils, in einer aus wenigen Geraden zusammengesetzten
                              Linie nach Cairo führt.
                           
                           Die Steigungsverhältnisse sind natürlich die günstigsten, da Cairo nur etwa 40 Fuß
                              über dem mittelländischen Meere liegt und das Delta eine fast vollkommene Ebene
                              bildet. Die Höhenlage der Bahn wird daher nur durch die größte Wasserhöhe des Nils
                              bestimmt, wodurch eine durchschnittliche Aufdämmung von 8–10 Fuß
                              entsteht.
                           Die Planie wird durchgängig für zwei Geleise hergestellt, wovon man anfänglich nur
                              eins legt. Bei der Herstellung im Rauhen erhalten die Dämme anderthalbmalige
                              Böschung, welche später auf zweimalige planirt wird. Man rechnet, daß sich die Dämme
                              um etwa 1/6 setzen. Das Material für dieselben gewinnt man immer in zwei Gruben,
                              welche links und rechts des künftigen Bahnkörpers eröffnet werden. Das Verfahren
                              hiebei ist folgendes: die stärkeren Arbeiter hauen mit einer Breithaue von etwa 5
                              Zoll Schneide und 10 Zoll Höhe die Erde auf und laden sie mit derselben in
                              Palmkörbe, welche zwischen ihren Füßen liegen und die Gestalt einer halben Sphäre
                              von 15 Zoll Durchmesser mit zwei starken Handhaben haben. Diese beladenen Körbchen
                              nehmen die jüngeren Arbeiter entweder auf den Kopf oder sie tragen sie, gekrümmt
                              gehend und einen Henkel erfassend, auf dem Rücken. An Ort und Stelle angekommen,
                              wird die geschüttete Erde mit derselben Haue wieder auseinander gebreitet, da die
                              Schaufel ein völlig unbekanntes Werkzeug ist. Während der Arbeit lassen besonders
                              diejenigen, welche den Transport besorgen, beständig einen eigenthümlichen monotonen
                              Gesang in kurzen Sätzen erschallen, wobei litaneiartig einer von jeder Gruppe
                              vorsingt und die anderen im Chor einfallen. Dieser Gesang, welcher weder Freude noch
                              Trauer ausdrückt, hat zur Begleitung in Zwischenräumen ein allgemeines Klatschen mit
                              den Händen. Um von der Leistung dieser Arbeiter einen Begriff zu geben, wollen wir
                              eine Beobachtung anführen, nach welcher 3000 Männer und Buben in einem Tage etwa
                              1200 Schachtruthen förderten.
                           Der Oberbau der Bahn wird nach dem Greave'schen Systeme
                              hergestellt, wonach statt der Quer- oder Langschwellen hohle Halbkugeln von
                              Eisen mit angegossenen Schienenstühlen in Anwendung kommen.
                           Die Schienenstöße erhalten Laschen, und um nun das wegen der Bolzenlöcher besonders
                              unangenehme Abhauen der Schienen in den Curven zu vermeiden, hat man folgendes
                              Auskunftsmittel getroffen: es werden außer den Schienen von der regelmäßigen Länge
                              von 20 Fuß auch eine kleine Anzahl von 19 Fuß 10 1/5 Zoll Länge angefertigt, welche
                              zu der inneren Curvenlinie in Verwendung kommen, und zwar
                           
                              
                                 in
                                 Curven
                                 von
                                    1/4
                                 engl.
                                 Meile
                                 Radius
                                 eine
                                 kurze
                                 Schiene
                                 auf
                                   2
                                 lange
                                 oder
                                 1 : 2
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                    3/8
                                   „
                                     „
                                       „
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                                     „
                                       „
                                   „
                                   3
                                     „
                                     „
                                 1 : 3
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                    1/2
                                   „
                                     „
                                       „
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                                     „
                                       „
                                   „
                                   4
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                                     „
                                 1 : 4
                                 
                              
                                  „
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                                   „
                                    5/8
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                   5
                                     „
                                     „
                                 1 : 5
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                    3/4
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                   6
                                     „
                                     „
                                 1 : 6
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                    7/8
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                   7
                                     „
                                     „
                                 1 : 7
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                 1
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
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                                   „
                                   8
                                     „
                                     „
                                 1 : 8
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                 1 1/4
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                 10
                                     „
                                     „
                                 1 : 10
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                 1 1/2
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                 12
                                     „
                                     „
                                 1 : 12
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                 2
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                 16
                                     „
                                     „
                                 1 : 16
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                 3
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                 24
                                     „
                                     „
                                 1 : 24
                                 
                              
                                  „
                                       „
                                   „
                                 4
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                     „
                                       „
                                   „
                                 32
                                     „
                                     „
                                 1 : 32
                                 
                              
                           Was die Kunstbauten anbelangt, so haben wir hier nur von den zwei Uebergängen über
                              den Nil, d.h. über den Arm von Rosette und den von Damiette zu sprechen. Bei dem
                              ersteren ist eine feststehende Brücke aus localen Gründen nicht zulässig, und es
                              soll der Uebergang durch eine Dampffähre bewerkstelligt werden. Zu diesem Behufe
                              wird vorerst die Bahn auf beiden Seiten des Flusses vermittelst eiserner Piloten
                              wöglichst weit in das Flußbett hineingeführt, um den mit der Fähre zurückzulegenden
                              Weg thunlichst zu verkürzen. Die Fähre besteht alsdann aus dem Maschinenraume und
                              dem beweglichen Verdecke. Ersterer enthält eine große Welle, auf welcher die
                              Leitketten aufgerollt werden, die den Gang der Fähre reguliren. Ein Theil des
                              Verdeckes, so groß, daß acht Wagen, je vier nebeneinander, Platz haben, ist durch
                              einen Schraubenapparat in verticalem Sinne deßwegen beweglich, um bei dem stark
                              veränderlichen Wasserstande die Schienen der Fähre mit denen der Bahn ins Niveau zu
                              bringen.
                           
                           Der Uebergang über den Arm von Damiette erfolgt in der Nähe von Benha, woselbst eine
                              eiserne Brücke gebaut wird. Die Fahrbahn dieser Brücke bildet ein System von 6 Fuß 6
                              Zoll hohen eisernen Röhren (girders), welche auf
                              gleichfalls eisernen Mittelpfeilern ruhen. Diese Mittelpfeiler bestehen aus je zwei
                              Röhren von 7 Fuß Durchmesser, welche nach Art der Brunnen etwa 35 Fuß unter den
                              niedrigsten Wasserspiegel versenkt werden. In der Mitte der Brücke befindet sich
                              eine Drehvorrichtung, um der Schifffahrt freien Durchgang zu eröffnen. Als Auflage
                              für die geöffneten zwei Joche ist flußauf- und abwärts ein ähnlicher eiserner
                              Pfeiler angebracht. Dieselben sind mit dem Drehpfeiler durch ein hölzernes
                              Rahmenwerk verbunden, welches auf der Höhe des niedrigsten Wasserstandes liegt und
                              die nöthige Stabilität bezweckt. Eine ähnliche Anordnung befindet sich auch bei
                              demjenigen Pfeiler, welcher dem Drehpfeiler zunächst liegt und aus vier Röhren
                              besteht. Auch hier steht oder- und unterhalb der Brücke ein isolirter und
                              verrahmter Pfeiler, welcher gleichen Zweck erfüllt, wie die eben besprochenen.
                              Zugleich ist durch diese festen Punkte, wie durch Abweiser, für die durchfahrenden
                              Schiffe die Fahrbahn genau bezeichnet und die Brücke vor Beschädigungen
                              geschützt.
                           Wir haben nun noch einiges über die Bauführung beizusetzen. Der Bau, dessen Kosten,
                              wie man angibt, der Vicekönig aus seiner Privatcasse bestreitet, wird in technischer
                              Beziehung gegen eine Aversionalsumme von dem Ingenieur H. R. Stephenson geleitet, welcher sich von Zeit
                              zu Zeit an Ort und Stelle einfindet, im übrigen die Plane und Anordnungen von London
                              aus sendet und sich durch etwa 16 englische Techniker (darunter in Cairo der in
                              Deutschland wohl bekannte Ingenieur Swinburne) auf seine Kosten vertreten läßt. Die ganze Administration
                              aber wird von Eingebornen besorgt, sowie auch beim ganzen Bau außer den bezeichneten
                              Technikern nur Inländer beschäftigt sind, was auch für den Betrieb der Bahn
                              thunlichst geschehen soll.
                           Von den gewöhnlichen Taglöhnern und Handwerkern sind etwa 10,000 beim Bau
                              beschäftigt, welche gewöhnlich mit Gewalt gepreßt werden müssen und gegen Desertion
                              beständig vom Militär bewacht sind. Alle Monate findet ein Wechsel statt, und
                              während dieser Zeit ist der Arbeiter ein vollständiger Gefangener. Der Lohn beträgt
                              etwa 8 Kreuzer per Tag, wird aber nur zum Theil in Geld
                              ausbezahlt, indem ein Theil desselben in Brod verabreicht wird.
                           Die Baukosten der Bahn sind, ohne die Betriebsmittel, auf 800,000 Pfd. St.
                              veranschlagt, dürften aber nach der Meinung der Techniker wohl die Summe von 1
                              Million erreichen.
                           Nach einem Jahre hofft man die Strecke von Alexandria bis an den Arm von Rosette
                              befahren zu können, wovon die Aufdämmung schon auf großen Strecken und in der Nähe
                              von Alexandria selbst der Oberbau hergestellt ist; nach einem weiteren Jahre dürfte
                              dann die ganze Bahnstrecke bis Cairo eröffnet werden, worauf dann wahrscheinlich der
                              Beginn der Arbeiten auf der Linie von Cairo nach Suez nicht lange auf sich warten
                              lassen wird. (Förster's
                              Bauzeitung, 1853, S. 168.)
                           
                        
                           Ueber die Grundsätze welche die Wald- und
                              Hüttenbesitzer zu befolgen haben, um in dem zwischen Holz und Steinkohlen
                              entwickelten Kampf zu bestehen.
                           Von besonderem Interesse ist ein über diese wichtige Frage in den Annales des mines, 1853, t.
                              III. p. 463 von dem französischen
                              Ober-Bergingenieur, Hrn. Le
                                 Play, enthaltener Aussatz. Der Verfasser geht von der Voraussetzung
                              aus, daß nicht nur der Hohofen- und Walzwerk-Betrieb, sondern auch der
                              Waldbesitz für ein Hüttenwerk von 200,000 Centner Stabeisenproduction sich in Einer
                              Hand befinde, und daß sowohl die Hohöfen als das Walzwerk das Brennmaterial aus dem
                              Wald zu beziehen haben. Die Anschaffung der Eisenerze ist für ein solches Hüttenwerk
                              mit 14 kr. der
                              CentnerDie Preise in rheinischen Gulden im 24 1/2 fl.-Fuß für den
                                    Zollcentner, welche durchaus gerechnet sind, sind den Preisen in
                                    C.-M. im 20 fl.-Fuß für den österreichischen Centner bei 9
                                    Proc. Silber-Agio gleich. und für den Centner Roheisen (à 2,5 Cntr. Erz) mit 35 kr. nicht
                              besonders günstig angenommen. Bei der Anschaffung der Holzkohlen für die
                              Roheisenerzeugung, und des gedörrten Holzes für den Walzwerkbetrieb, sind nur die
                              wirklichen Auslagen für die Forstcultur und für die Beischaffung des Brennmaterials
                              zur Hütte berechnet; für die Eisenfabrication sind außer den wirklichen Auslagen an
                              Löhnen, Materialien und Verwaltung, 5 Proc. Zinsen aus dem Grund- und
                              Betriebscapital des Hüttenwerks, und 5 Proc. Benefiz, zusammen also 10 Proc.
                              Capitalrente berechnet. Bei den auf diese Weise berechneten Selbstkosten ist der
                              Ertrag aus dem Waldcapital Null, und ein Waldertrag tritt erst ein, wenn höhere
                              Preise aus den Fabricaten erlöst werden. Die Verhältnisse der Holzanschaffung sind
                              nicht besonders günstig in Rechnung gebracht, indem das Holz auf eine Entfernung von
                              100 Kilometer oder 27 Poststunden zur Hütte beigeflößt werden soll, wobei für 10,000
                              Tonnen à 20 Centner Eisenfabricate aller Art, ein
                              Bedarf von 180,000 Stère in gemischten Sorten berechnet, und die sämmtlichen
                              Kosten für Forstcultur, Transport und Verwaltung, zu 1 fl. 7 kr. für das
                              Stère oder 3 fl. 48 kr. für die Klafter zu 3,4 Stère berechnet sind.
                              Die sämmtlichen Auslagen für Cultur, Fällung, Beischaffung und Verkohlung sind im
                              Detail berechnet, und stellen sich auf 32 kr. der Centner Kohlen aller Art. Die
                              Selbstkosten des Roheisens sind unter diesen Voraussetzungen folgendermaßen für den
                              Centner angeschlagen:
                           
                              
                                 2,5 Ctr. Eisenstein zu 14 kr. der
                                    Ctr.
                                       35 kr.
                                 
                              
                                 0,25 Ctr. Fluß zu 4 kr.
                                         1 
                                    „
                                 
                              
                                 1,15 Ctr. Kohlen zu 32 kr.
                                       37 
                                    „
                                 
                              
                                 Löhne der Arbeiter bei einer wöchentlichen
                                    Hohofen-Production   von 2500 Ctr.
                                         3 
                                    „
                                 
                              
                                 Allgemeine Kosten für Unterhaltung,
                                    Verwaltung,   Steuern, Unfälle und außerordentliche
                                    Ausgaben
                                      
                                    14  „
                                 
                              
                                 10 Proc. Zinsen aus einem Grund- und
                                    Betriebscapital   von 333,000 fl.
                                         8 
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                                                                                             zusammen
                                 1 fl. 38 kr. der Ctr. Roheisen.
                                 
                              
                           Für die Verarbeitung des Roheisens in einem gut eingerichteten Walzwerk empfiehlt Le Play das in Kärnthen und Steiermark für Holzfeuerung
                              erprobte Verfahren unter Angabe der einzelnen Nachweisungen, wobei das Holz in
                              besondern Oefen gedörrt und beim Verbrennen in Flammöfen durch Zuleitung von
                              erwärmter Luft zu Erzeugung der höchsten Hitzgrade tauglich gemacht wird. Die Kosten
                              des Dörrens sind zu 2 kr. der Centner wasserfreie Holzfaser (Ligneux) berechnet.
                           Unter diesen Voraussetzungen, wegen welcher wir auf den Aufsatz selbst verweisen,
                              sind die Kosten von 1 Centner Stabeisen aller Art berechnet:
                           
                              
                                 1,26 Ctr. Roheisen zu 1 fl. 38 kr.
                                   2 fl.
                                     3 kr.
                                 
                              
                                 2,5 Ctr. gedörrtes Holz zu 12 kr.
                                 
                                   30  „
                                 
                              
                                 Löhne der Arbeiter
                                 
                                   15  „
                                 
                              
                                 Allgemeine Kosten für Unterhaltung,
                                    Verwaltung, Steuern
                                 
                                   24  „
                                 
                              
                                 10 Proc. Zinsen aus einem Grund- und
                                    Betriebscapital   von 800,000 fl.
                                 
                                   24  „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                                                                                   zusammen
                                   3 fl.
                                   36 kr. per
                                    Ctr.
                                 
                              
                           Werden die Zinsen aus dem Anlagecapital nicht berechnet, so stellen sich die
                              wirklichen Auslagen für 1 Ctr. Stabeisen auf 3 fl. 2 kr., worunter die Kosten der
                              Waldcultur, der Köhlerei und des Hüttenbetriebs begriffen sind.
                           Nach der bisherigen Erfahrung sind die Preise in England unter diesen Betrag bisher
                              selten gesunken, und in den Steinkohlen-Revieren des Zollvereins sind die
                              Preise des Stabeisens nicht unter 6 fl. der Centner oder 3 Thlr. 13 Sgr. der
                              Zollcentner heruntergesunken, auch ist nicht zu erwarten daß der Preis unter 5 fl.
                              per Centner sich stellen werde. Im südlichen
                              Deutschland sind die Preise des Stabeisens nicht unter 7 fl. der Centner gesunken und in Oesterreich
                              haben sie sich immer noch zwischen 9 und 11 fl. der Centner erhalten.
                           Um nun zu erheben, welchen Holzwerth ein Grundbesitzer durch die Eisenindustrie
                              erzielen und welche Bodenrente er aus dem Wald ziehen kann, dienen folgende
                              Ansätze;
                           Zu einer Production von 200,000 Centner Stabeisen sind 500,000 Centner gedörrtes Holz
                              erforderlich, welche 90,000 Stère Tannenholz oder 26,600 Klafter à 3,38 Stère entsprechen, oder in runder
                              Zahl 30,000 Klafter. Für 200,000 Centner Stabeisen werden 252,000 Centner Roheisen
                              erfordert, welche mit 290,000 Centner Kohle im Hohofen erblasen werden und in runder
                              Zahl 50,000 Klafter Tannenholz zu 3,38 Stère entsprechen. Das ganze
                              Holzerforderniß berechnet sich hienach auf 80,000 Klafter Tannenholz. Bei einem
                              Eisenpreis von 5 fl. der Centner bleibt gegen die Selbstkosten von 3 fl. 36 kr. ein
                              Ueberschuß von 1 fl. 24 kr. per Centner Stabeisen oder
                              von einer Fabrication von 200,000 Centner ein Ueberschuß von 280,000 fl., und auf
                              80,000 Klafter vertheilt, stellt sich ein Holzwerth auf dem Stamm heraus von 3 fl.
                              30 kr. bei der Klafter; bei einem Eisenpreis von 6 fl. der Centner ist der
                              Ueberschuß von 480,000 fl. und der Holzwerth der Klafter 6 fl., bei einem Eisenpreis
                              von 7 fl. wird das Holz zu 8 fl. 30 kr. die Klafter verwerthet. Für die
                              Laubholz-Sorten stellt sich der Preis der Klafter im Verhältniß von 7: 10
                              höher.
                           Diese Ergebnisse sind so glänzend, daß Zweifel in ihre Zuverlässigkeit sehr nahe
                              liegen. Eine Vergleichung mit der Schrift des Bergraths Schübler („der Kampf der Eisenhüttenwerke“) ergibt
                              daß die Ansätze hinsichtlich der wöchentlichen Production der Hohöfen, hinsichtlich
                              des Roheisen- und Brennmaterial-Verbrauchs und der Production der
                              Puddelöfen bedeutend günstiger gegriffen sind, was sich jedoch dadurch erklärt, daß
                              die Erfahrungen der mit vorzüglichen Spatheisensteinen ausgestatteten Hüttenwerke in
                              Kärnthen und Steiermark zum Anhalt genommen sind. Indessen sind die Ansätze für die
                              Eisenstein-Anschaffung und für sonstige Angaben so hoch, daß die berechneten
                              Selbstkosten sich in manchen Districten sollten einhalten lassen, wenn die
                              Hauptbedingung eines mit der Eisensteingewinnung in Verbindung stehenden
                              Waldcomplexes erfüllt werden kann, was allerdings sich nicht so häufig finden
                              dürfte, daß eine Ueberproduction, wie sie bei Steinkohlen-Betrieb häufig
                              eintritt und alle Uebel des Arbeiter-Proletariats mit sich führt, zu
                              befürchten wäre. Die günstigsten Verhältnisse für die Beischaffung von Holz und
                              Kohlen würde sich bei einem Hüttenwerk finden, welches in der Mitte der für den
                              Bedarf erforderlichen Waldfläche gelegen wäre, deren Halbmesser von Le Play zu 8 Kilometer oder 2 Stunden berechnet wird,
                              unter der Voraussetzung daß 1 Hektare Wald 3 Tonnen wasserfreie Holzmasse jährlich
                              erzeugt, was einem jährlichen Erzeugniß von 1 Klafter Tannenholz à 3,38 Stères auf 1 Morgen à 0,315 Hektare entspricht und für viele Gegenden
                              bei vollkommener Bewirthschaftung zu erreichen seyn sollte. Für Laubholzwaldungen
                              ist der jährliche Waldertrag zu 7/10 Klafter berechnet, was hinsichtlich des
                              Kohlenerzeugnisses nach dem Gewicht dem gleichen Werth entspricht.
                           Es ist einleuchtend welchen hohen Werth in volkswirthschaftlicher Beziehung der
                              Hüttenbetrieb gewinnen müßte, wenn auf diese Weise dem Morgen Waldboden eine
                              Bodenrente von 7 bis 8 fl. nachhaltig abgewonnen werden könnte. Denken wir uns einen
                              gebildeten Forstmann mit der Bewirthschaftung eines Waldcomplexes von etwa 1000
                              Morgen beschäftigt, so wird die Cultur der Pflanzungen, das Roden der Stöcke, das
                              Fällen des Holzes, das Anrücken des Holzes zu der Meilerstätte, die Beifuhr der
                              Kohlen zur Hütte, von seiner in der Mitte des Waldes gelegenen Wohnung durch seine
                              Knechte und Taglöhner mit den geringsten Kosten geschehen können, und bei gehöriger
                              Eintheilung der landwirthschaftlichen Nutzung werden die Nahrungsmittel für Arbeiter
                              und Zugvieh dem Waldboden abgenommen werden können, ohne daß der Waldertrag darunter
                              leidet, so daß bei einem jährlichen Kohlenerzeugniß von 6000 Centner die bei dem
                              Ofenbetrieb berechnete Auslage von 32 kr. für die Anschaffung von 1 Centner Kohlen
                              mit einem Aufwand von weniger als 3200 fl. sich sollte bestreiten lassen, und die
                              Nebennutzungen des Waldes und der Köhlerei noch hinzukommen würden. Die Lösung der
                              Frage, ob die Forstcultur auf Bauholz oder auf Kohlholz sich richten soll, wird bei
                              solchen Holzpreisen in den meisten Gegenden nicht zweifelhaft seyn, und die
                              Interessen der Waldwirthschaft und des Hüttenbetriebs werden am meisten gewinnen
                              wenn die Hütte einerseits der Holzanschaffung versichert ist der Waldbesitzer aber andererseits bei
                              einem durchschnittlichen Erlös von 6 fl. aus dem Centner Stabeisen eine Rente von
                              480,000 fl. zu erwarten hätte, welche den Interessen eines Capitals von 9,600,000
                              fl. bei 5 Proc. Zins, oder von 12,000,000 fl. bei 4 Proc. Zins entspricht, und noch
                              annehmlich erscheinen würde, wenn auch statt der von Le
                                 Play berechneten Waldfläche von 80,000 Morgen eine Waldfläche von 130,000
                              Morgen für die Holzanschaffung erfordert würde, wie diese bei einem jährlichen
                              Erzeugniß von 6/10 Klafter vom Morgen nach der Annahme von Schübler sich berechnete. Le Play erklärt daher
                              auch als die nothwendigste Bedingung eines auf Holz gegründeten Hüttenbetriebs, daß
                              die Waldbesitzer und die Hüttenbesitzer sich über ihre Interessen verständigen, wo
                              diese Besitzungen sich nicht in Einer Hand befinden, was allerdings in vielen
                              Gegenden als eine sehr schwierige Aufgabe sich darstellen dürfte.
                           Weniger schwierig wird die Lage des Hüttenbesitzers seyn, wenn er auch nur einen
                              Theil seines Brennmaterialbedarfs durch eigene Waldungen gedeckt hat und einen Theil
                              des Bedarfs durch Steinkohlen, Braunkohlen oder Torf decken kann, wie dieses auf
                              vielen Hüttenwerken mit Vortheil geschieht. Sind die Verhältnisse des Eisenabsatzes
                              günstig, die Holzanschaffung kann aber über ein bestimmtes Quantum nachhaltig nicht
                              ausgedehnt werden, so wird der Hüttenbesitzer seine Rechnung leicht stellen können
                              und die Holzkohlen dem Hohofenbetrieb zuwenden, den Walzwerkbetrieb aber mit
                              Surrogaten von Steinkohlen, Braunkohlen und Torf unterhalten.
                           Bei der Ausdehnung, welche der Eisenverbrauch mit der steigenden Industrie nothwendig
                              gewinnen muß, werden die auf den Holzverbrauch angewiesenen Hüttenwerke immer mehr
                              von den Hüttenwerken in den Steinkohlen-Revieren überflügelt werden, wenn sie
                              nicht von den mit den Holzkohlen zu erzielenden Vortheilen den gehörigen Gebrauch
                              machen. Diese Vortheile werden in den Steinkohlen-Revieren am besten erkannt,
                              indem hier trotz der Wohlfeilheit der Steinkohlen die Holzkohlen höher bezahlt
                              werden als in den auf Holz angewiesenen Gegenden. Diese Betriebsmethode ist auf den Grund der in Deutschland gemachten Erfahrungen
                              von einem französischen Techniker seinen Landsleuten dringend empfohlen worden, und
                              nach so vielfachen Erfahrungen sollte diesen Vorschlägen dadurch in Deutschland mehr
                              Aussicht auf Berücksichtigung zu Theil werden, als wenn diese von deutschen
                              Technikern ausgehen; wir wollen daher hoffen, daß diese Grundsätze bei der deutschen
                              Eisenindustrie bald ins Leben treten werden, wozu es an Capitalien nicht fehlen
                              sollte, vielmehr würde die Größe des Capitals von 8 bis 10 Millionen Gulden bei der
                              Sicherheit der Anlage im Grundbesitz ein solches Unternehmen für die Börsenwelt
                              empfehlen, und in manchen Gegenden sollte es großen Grundbesitzern erwünscht seyn,
                              auf diese Weise ihre Waldungen als Actien-Einlagen zu verwenden. (Allgemeine
                              Zeitung, 1853, Nr. 342.)
                           
                        
                           Neues Verfahren die Oberfläche von Metallblech zu
                              verzieren.
                           R. W. Winfield und R. F. Sturges in Birmingham legten in einer Versammlung des dortigen Vereines
                              der Maschinenbauer Proben dieses Verfahrens vor, welches sehr einfach ist, und darin
                              besteht, ein Metallblech oder einen Papierbogen aus welchem das Muster
                              ausgeschnitten ist, oder Zwirnspitzen, Tull etc. zwischen die zwei zu verzierenden
                              Metallplatten zu bringen und dann das Ganze durch ein gewöhnliches Blechwalzwerk
                              gehen zu lassen. Auf diese Weise entsteht ein sehr scharfer und sogar tiefer
                              Eindruck des angewandten Musters auf den Metallblechen; derselbe ist tief genug, daß
                              das verzierte Blech durch Stanzen etc. zu verschiedenen Artikeln verarbeitet werden
                              kann, ohne daß das Muster benachtheiligt wird. Es wurden Proben von Stahlblechen
                              vorgezeigt, welche durch gewöhnliche Zwirnspitzen verziert worden waren; die zarten
                              Skelette von Baumblättern hinterließen auf der Oberfläche einer Kupferplatte einen
                              Eindruck, wovon Abdrücke in der Kupferdruckerpresse gemacht werden konnten, welche
                              ebenfalls vorgezeigt wurden. (London Journal of Arts,
                              August 1853, S. 130.)
                           
                        
                           
                           Das Abdrucken von Pflanzen und Blüthen, Moosen u.s.w. durch
                              chemische Niederschläge.
                           Dr. Voget empfiehlt dazu
                              folgendes Verfahren. Man überstreiche gleichförmig gutes Zeichenpapier mit einer
                              schwachen Lösung eines Kupfersalzes, z.B. des essigsauren oder schwefelsauren
                              Kupferoxyds. Nach dem völligen Trocknen des Papiers feuchtet man die Rückseite des
                              Papiers mit Wasser an, legt es feucht auf ein Brett, mit einer Unterlage von einigen
                              Bogen Druckpapier. Die Pflanzen, welche nun abgedruckt werden sollen, betupft man
                              mit einem feinen Läppchen oder Schwamm mit einer Lösung von 1 Theil Blutlaugensalz
                              in 8 Theilen Wasser. Die Lösung darf aber nicht im Ueberfluß verwandt werden,
                              sondern nur mäßig, um überall gleichförmig den Pflanzentheil zu befeuchten. Man legt
                              nun denselben auf die mit der Kupfersalzlösung bestrichene Fläche, überdeckt die
                              Pflanze mit einem Blatt Papier und drückt gleichförmig mit der Hand und einem Lappen
                              so lange darauf, bis alle Theile in Berührung gekommen sind. Auf diese Weise erhält
                              man kupferrothe Bilder. (Voget's Notizen.)
                           
                        
                           Prüfung der englischen Schwefelsäure auf einen
                              Bleigehalt.
                           Man versetzt eine Probe der zu prüfenden concentrirten Säure mit ein oder zwei
                              Tropfen Salzsäure, wodurch, wenn Blei vorhanden ist, an der Berührungsstelle der
                              beiden Säuren sogleich eine sehr deutlich wahrnehmbare weiße Wolke entsteht, und
                              beim Umschütteln eine starke weiße Trübung sich bildet, die auf Zusatz von mehr
                              Salzsäure wieder verschwindet. Durch Versuche, die ich mit chemisch reiner
                              concentrirter Schwefelsäure anstellte, überzeugte ich mich, daß nur Blei, aber
                              keiner der andern, in der käuflichen Schwefelsäure als Verunreinigung vorkommenden
                              Körper, diese Reaction hervorrufen kann, und es ist daher bei dieser Prüfung, die
                              außerdem sehr empfindlich ist, kein Irrthum möglich. Der Niederschlag ist ohne
                              Zweifel Chlorblei, doch habe ich ihn bis jetzt nicht näher untersucht, wohl aber
                              einen Bleigehalt darin nachgewiesen. J. Löwenthal.
                              (Journal für praktische Chemie, 1853, Nr. 21).
                           
                        
                           Empfindliches Reagens zur Entdeckung einiger reducirenden
                              Körper, wie Zinnchlorür, schweflige Säure etc.
                           Die Reagensflüssigkeit ist eine frisch bereitete verdünnte Lösung von
                              Ferridcyankalium (rothem Blutlaugensalz), vermischt mit einigen Tropfen oxydfreier
                              Eisenchloridlösung.
                           Bringt man hiervon in eine Flüssigkeit, die Zinnchlorür, schweflige Säure,
                              Schwefelwasserstoff oder Schwefelalkalien enthält, so entsteht sogleich ein blauer
                              Niederschlag, oder eine blaue Färbung. (Bei Schwefelalkalien und schwefligsauren
                              Salzen ist natürlich ein Zusatz von Salzsäure nothwendig.) Arsenige Säure,
                              Antimonchlorür und salpetersaures Quecksilberoxydul zeigen dieses Verhalten nicht.
                              – Es läßt sich diese Prüfung natürlicherweise nur da anwenden, wo man im
                              voraus weiß, daß nur der eine oder andere jener reducirenden Körper vorhanden seyn
                              kann, was sehr oft der Fall ist. So läßt sich z.B. sehr gut Zinnchlorid auf
                              Zinnchlorür, Wein auf einen Gehalt an schwefliger Säure untersuchen.
                           Auf ähnliche Art kann man Eisenoxyd in einer Flüssigkeit entdecken, worin dieses
                              durch Schwefelcyankalium nicht mehr angezeigt wird, wenn man die betreffende
                              Flüssigkeit mit etwas Ferridcyankalium-Lösung mischt und dann eine sehr
                              verdünnte Zinnchlorür-Lösung hinzugießt, wodurch sogleich die Blaufärbung
                              eintritt. J. Löwenthal. (A. a. O.)
                           
                        
                           
                           Reagens zur Untersuchung des Kaffees auf Verfälschung mit
                              Cichorie.
                           Der durch das Brennen der Cichorienwurzel entwickelte bräunlich gelbe Farbstoff wird
                              aus dem Aufguß durch Eisenoxydsalze nicht niedergeschlagen und der Aufguß behält
                              seine Farbe, während der braune Farbstoff des gebrannten Kaffees durch
                              schwefelsaures Eisenoxyd blattgrün gefärbt und theilweise in braungrünen Flocken
                              niedergeschlagen wird. Bei einem gemischten Aufguß behält die über dem, durch einige
                              Tropfen Eisenoxydsalz erzeugten Niederschlag stehen bleibende Flüssigkeit nach
                              Maaßgabe des Cichorienzusatzes ihre bräunlich gelbe Farbe. Wenn man die so gefärbte
                              Flüssigkeit mit Ammoniak schwach alkalisch macht, so setzt sich der Niederschlag
                              schneller ab. J. L. Lassaigne. (Journal de Chimie médicale, Septbr. 1853, S. 565.)
                           
                        
                           Dauerhafter Kitt für Stubenöfen.
                           Es ist höchst unangenehm, wenn im Winter die Stubenöfen Risse bekommen, durch welche
                              der Rauch in die Zimmer dringt. Da der gewöhnliche Lehm, mit welchem man dergleichen
                              Risse zu bestreichen pflegt, bald wieder auf- und abspringt, so verdient
                              folgende Mischung Beachtung: man siebt gute Holzasche durch ein feines Sieb, bringt
                              eben so viel gestoßenen und durchsiebten Lehm hinzu und vermischt beides mit etwas
                              Salz. Hierauf feuchtet man diese Mischung mit so viel Wasser an, daß ein Teig daraus
                              entsteht, und streicht damit die Risse des Ofens zu. Dieser Kitt berstet nicht und
                              nimmt eine außerordentliche Härte an; nur darf der Ofen nicht mehr heiß seyn, wenn
                              man ihn damit versieht. Bedient man sich dieses Kittes beim Setzen neuer Oefen, so
                              werden diese fast unverwüstlich. (Bayerische Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           Nutzen und Gewinnung der Schweinsborsten.
                           Die Nützlichkeit der Haare oder Borsten des Schweins zu verschiedenen Zwecken und
                              darum der Werth dieses Stoffes, wird bei uns im allgemeinen nicht genügend erkannt.
                              Der werthvollste Theil der Borsten des Schweins sind die sogenannten Kammborsten, welche auf dem Rücken des Thiers wachsen;
                              sie sind am längsten, stärksten, haben die meiste Elasticität und werden daher von
                              Bürstenmachern, Schuhmachern u.s.w. besonders gesucht und bezahlt. Aber auch die
                              Borsten vom übrigen Theile des Thiers (die Bürstenmacher nennen diese gewöhnlich
                              Haare) sind ein Handelsartikel. Würde sie der Bürstenmacher nicht brauchen, so wäre
                              die Verwendung der Schweinshaare zum Ausstopfen von Polstern statt Roßhaaren oder
                              Seegras noch Grund genug, sie sorgfältig zu sammeln. Sogar die schlechtesten
                              Schweinshaare kann der Maurer oder Tüncher noch unter Lehm- oder Kalkverputz
                              brauchen. Die Schweinshaare sind zwar etwas weniger weich als die Roßhaare, aber in
                              der Elasticität sind beide ziemlich gleich. Um dieselben als Ersatzmittel der
                              Pferdehaare zu verwenden, werden sie zunächst gewaschen und getrocknet, alsdann
                              klopft man sie, um sie gehörig aufzulockern und von noch anhängenden Unreinigkeiten
                              zu befreien. Darauf werden sie mit Wollkratzen auseinander gezogen und in Stricke
                              gesponnen, die man in Wasser anhaltend kocht, im Backofen dörrt und dann nochmals
                              kratzt.
                           Man gewinnt die Borsten gewöhnlich durch Ausraufen nach dem Brühen der geschlachteten
                              Schweine; dieses ist die schlechteste Art, denn die Borsten verlieren durch das
                              Brühen an Elasticität und ungebrühte Borsten werden deßhalb theurer bezahlt. Ein
                              besseres Verfahren ist es daher schon, die Borsten vor dem Brühen auszuraufen oder
                              sie dem lebenden Thiere abzuschneiden. Im letzteren Falle verliert man aber an der
                              Länge und bekommt eigentlich nur kurze Kammborsten. Am besten (die größte Länge und
                              Elasticität vereinigend) sind die Borsten reif und im
                              Zustande der Reife sind sie zugleich am leichtesten zu gewinnen. Das Schwein härt
                              sich nämlich im Junius, Julius (es wirft die reifen Haare ab). Zu dieser Zeit ist es
                              eine Wohlthat für die Thiere, ihnen die Borsten abzunehmen (auszuraufen,
                              abzukämmen); diese gehen
                              leicht aus und werden, wenn man sie nicht abnimmt, vom Thiere selbst abgerieben,
                              wobei man neben dem Verluste der Borsten den Nachtheil hat, daß sie in den Dünger
                              kommen, dann Jahrelang auf dem Felde sich finden und so das Futter u.s.w.
                              verunreinigen.
                           Je älter das Schwein, desto besser die Borsten. Zuchtschweine liefern daher zur Zeit
                              der Haarung das beste Material. Es ist dabei zugleich zu bemerken, daß
                              Mutterschweine, denen man die reifen Borsten abnimmt, gezähmter werden.
                           Welchen Werth die zubereiteten Borsten haben, mag man aus folgender Mittheilung aus
                              dem amtlichen Berichte über die Industrieausstellung in London entnehmen; es heißt
                              dort im ersten Theile, S. 448:
                           Der Bürstenmacher G. Föse zu Halle hatte sächsische
                              Schweinshaare in 13 Sorten ausgestellt, nämlich: reingezupfte für Matratzen, der
                              Centner zu 18 1/3 Thlr.; graue und falbe Borsten für grobe Arbeit, der Centner zu 40
                              1/3 Thlr.; für Pinselmacher 5 Sorten zu 91 2/3 Thlr.; schwarze und weiße für feine
                              Arbeiten, 4 Sorten zu 64, 91 2/3, 110 und 220 Thlr.; Schuhmacherborsten, der Centner
                              zu 275 Thlr. u.s.w.
                           Kann man sich auch nicht in jeder Haushaltung mit der Zubereitung und Verwendung der
                              Schweinshaare befassen, so kann man sie doch auf die geeignetste Axt sammeln, und es
                              kann sich manche Familie, welche Borsten zusammenkauft, reinigt und sortirt, schon
                              vom Wiederverkauf ernähren, abgesehen davon, daß dann die inländische Bürstenmachern
                              besser als bisher mit ihrem Bedarfe versehen wird. Noch ist es vielleicht der
                              Erwähnung werth, daß die noch so häufig gebräuchlichen Laubsäcke, die nur Ungeziefer
                              beherbergen, zweckmäßig durch Matratzen ersetzt werden könnten, welche mit (wie oben
                              angegeben) gereinigtem Schweinshaar gefüllt werden.
                           (Gewerbl. f. d. Schwarzwald, 1853, S. 119.)
                           
                        
                           Zuverlässiges Mittel gegen Feldmäuse.
                           Man fängt Mäuse, je mehr je besser, faßt sie beim Genicke und zieht sie einigemale
                              durch dünne mit Fischthran vermengte Wagenschmiere und läßt sie wieder laufen. Der
                              Geruch hievon ist ihnen unerträglich, sie laufen sich zu todt und die andern Mäuse
                              fliehen alle Orte, wo diese den Geruch verbreitet haben. In zwei bis drei Tagen
                              sieht man auf weit und breit keine lebenden, wohl aber viele todte Mäuse, die sich
                              zu todt gelaufen haben. – Wenn die mit obiger Mischung beschmierten Mäuse
                              einige Stunden durch die Gänge gelaufen sind, so kommen alle anderen auf die
                              Oberfläche und laufen wie toll herum, wo viele leicht mit einem Brett oder Besen
                              getödtet werden können. – Wer dieses Mittel in der Weise, solange er noch
                              Mäuse in der Gegend bemerkt und fangen kann, zwei bis dreimal auf seinen Feldern
                              anwendet, wird sich wundern, wie schnell dieses Ungeziefer spurlos verschwunden ist.
                              – Gleiche Wirkung haben Königskerzen (Verbascum Thapsus), mit Blüthe und Wurzel dahin gelegt,
                              wo viele Mäuse sind. Sie fliehen diese Pflanze außerordentlich, laufen davon und
                              kehren nie mehr an den Ort zurück, wo die Königskerze lag oder liegt. – Bei
                              Bäckern und Müllern, auf Fruchtböden, in Scheunen zwischen die Garben gelegt, hat
                              die Königskerze die beste Wirkung und man sollte diese Pflanze zu diesem Gebrauche
                              besonders anbauen. Gleiche Wirkung hat das Heidekraut
                              (Erica vulgaris), indem die Mäuse, sobald sie in die
                              Nähe dieses Krautes kommen, von einer Laufwuth befallen werden, deren Folge
                              gewöhnlich der Tod ist. Andreä, Gutsbesitzer zu
                              Gelchsheim. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1853, Nr. 47.)