Titel: Systematische Zusammenstellung der Mittel zur Ersparung der Brennstoffe bei den Abdampfungs-Anstalten; von P. T. Meißner.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. VII., S. 19
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VII. Systematische Zusammenstellung der Mittel zur Ersparung der Brennstoffe bei den Abdampfungs-Anstalten; von P. T. Meißner. Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1854, Nr. 1 und 2. Meißner, systematische Zusammenstellung der Mittel zur Ersparung der Brennstoffe bei den Abdampfungs-Anstalten. Die Mittel zur Ersparung der Brennstoffe bei den Abdampfungs-Anstalten zerfallen in zwei Haupttheile, deren einer A, die möglichst vollständige Verbrennung des Brennmateriales, der andere B, die möglichst vollständige Benützung der dadurch erzeugten Wärme bezweckt. A. Die möglichst vollständige Verbrennung des Brennmaterials umfaßt bekanntlich den Vorgang, bei welchem der Wasserstoff und Kohlenstoff des Brennmateriales mit dem Sauerstoffe der atmosphärischen Luft verbunden wird und den Wärmestoff der Luft ausscheidet. Dieser Proceß gestaltet sich aber verschieden bei verschiedenen Umständen, und zwar hauptsächlich durch die Eigenschaft des Kohlenstoffes, vermöge welcher sich derselbe in zwei Verhältnissen mit dem Sauerstoffe verbindet. In einem Falle vereinigen sich 43,32 Gthle. Kohle mit 56,68 Gthlen. Sauerstoff zu Kohlenoxydgas, im andern hingegen 43,32 Gthle. Kohle mit 113,36 Gthlen. Sauerstoff zu Kohlensäure, und es liegt klar auf der Hand, daß im zweiten Falle zweimal so viel Wärme entwickelt werden muß als im ersten, weil zweimal so viel Sauerstoffgas aus der Atmosphäre zersetzt und der Wärmestoff desselben ausgeschieden wird. Um vollständig zu Kohlensäure zu verbrennen, erfordert jedoch der Kohlenstoff eine bei Weitem höhere Temperatur als zur Bildung des Kohlenoxydgases: daher jene nur, wenn der Kohlenstoff in reinem Sauerstoffgase, oder bei sehr vehementer Zuströmung der atmosphärischen Luft verbrannt wird, entsteht; während bei der Verbrennung in atmosphärischer Luft, ohne rasche Zuführung derselben, nur Kohlenoxydgas gebildet und kaum an einzelnen Punkten, z.B. zwischen dem Brennmaterial, wo Stichflammen entstehen, auch etwas Kohlensäure erzeugt wird; ein Umstand, welcher in der Mischung der atmosphärischen Luft seinen Grund hat. Diese enthält nämlich in 100 Volumtheilen 79 Vol. Stickgas und 21 Vol. Sauerstoffgas, und nur diese letzteren sind es, welche beim Verbrennen zersetzt werden und Wärmestoff entlassen; während die 79 Vol. Stickgases nur nachtheilig wirken, indem sie Wärme raubend auftreten und die Temperatur bis zu jenem Grade herabsetzen, wo nur Kohlenoxydgas und Kohlenwasserstoffgas erzeugt werden kann, ja in den meisten Fällen das Brennmaterial zum Theil auch nur in Holzessig und brenzliche Oele zersetzt und als Ruß in den Rauchfängen abgelagert wird. Zur Herbeiführung eines möglichst vollständigen Verbrennungsprocesses hat man folgende Wege aufgefunden: a. Die Verwendung von möglichst trockenem Brennmaterial; weil alles in demselben enthaltene Wasser auf Kosten der durch das Feuer erzeugten Wärme verflüchtiget werden muß. Der auf solchem Wege entstehende Nachtheil ist auch viel bedeutender als man gewöhnlich glaubt, und manifestirt sich in drei verschiedenen Richtungen: denn 1. enthält selbst das gutabgelegene lufttrockne Holz noch 20 bis 25 Procent seines Gewichtes an Wasser, welches zu seiner Verflüchtigung 22 1/2 – 30 Proc. der erzeugten Hitze in Anspruch nimmt; 2.geht der dabei erzeugte Wasserdampf keineswegs nur mit der zur Dampfform erforderlichen Temperatur von 100° C. ab, sondern nimmt immer die Temperatur des Feuerherdes an; die nicht selten so hoch ist, daß der Dampf aus dem Rauchfange – an dessen Wände er doch bereits sehr viel Wärme abgesetzt hat – immer noch mit 150° C. oft sogar mit mehr als 200° C. entweicht, und also einen neuen Wärmeverlust herbeiführt; 3.endlich setzt die Bildung des Wasserdampfes im Feuerherde selbst, die Temperatur des ganzen Feuers so sehr herab, daß bei der Verbrennung mehr Kohlenoxydgas als Kohlensäure gebildet und mithin weniger Wärme aus der Luft entbunden wird, oder mindestens der Feuerstrom weniger intensiv auf die der Hitze ausgesetzten Gegenstände einzuwirken fähig ist. Bei Weitem nachtheiliger noch als beim Holze tritt der Wassergehalt jedoch bei dem an sich schon weniger Brennstoff enthaltenden Torfe auf; denn seine große Anziehung zum Wasser ist Ursache, daß er, wenn auch noch so sorgfältig getrocknet, bei der Aufbewahrung sehr bald wieder Wasser anzieht, und dieß um so schneller, als die denselben umgebende Luft eine feuchtere ist. Der Torf kann daher kaum mit Vortheil angewendet werden; es sey denn, daß man denselben sogleich nach dem Trocknen verwendet, oder vorher verkohlt. Das erstere setzt eigentümliche Trockenanstalten voraus; das letztere raubt ihm, da er meistens viel Kohlenwasserstoffgas entbindet, einen großen Theil seines Heizvermögens. Minder bedeutend, aber immer noch sehr beachtenswerth ist der Wärme-Entgang in Folge des anwesenden Wassers bei einigen Arten der Steinkohle und Braunkohle; weil auch hier das Wasser auf Kosten der bereits gegebenen Wärmemenge verdampft werden muß; daher denn auch diese Brennstoffe immer im möglichst trockenen Zustande verwendet werden sollten. Mit diesem allgemeinen Satze steht keineswegs im Widerspruch die bekannte Erfahrung der Chemiker: daß rothglühende Kohle mit darüber geleitetem Wasserdampfe in Kohlenwasserstoffgas, Kohlenoxydgas und wenig Kohlensäuregas zerfällt, und hierauf die beiden erstern Gasarten mit der atmosphärischen Luft zusammengeführt in Gestalt großer Flammen mit Weißglühhitze zu Wasser und Kohlensäure verbrennen; denn in solchem Falle wird nicht Wasser, sondern Wasserdampf – welcher die zur Dampfbildung erforderliche Wärme von andern Seiten bezogen hat – mit der glühenden Kohle in Berührung gebracht. Daher darf man auch, wenn in der Anwendung ein günstiger Erfolg beabsichtigt wird, die Kohle nicht mit tropfbarem Wasser befeuchten, weil dessen Verdampfung die Temperatur des Feuers so weit herabsetzen würde, daß die Zersetzung des Wassers nicht mehr im entsprechenden Maaße erfolgen könnte. – Man darf auch den Wasserdampf nicht durch die brennende Kohle leiten; weil mit seiner höheren Erhitzung eben auch die Temperatur des Feuers und damit der Erfolg herabgesetzt werden würde. – Der Dampf darf vielmehr nur auf der Oberfläche das Feuer bestreichen; wo derselbe der vehementesten Hitze ausgesetzt ist, und gleichwohl das unterhalb befindliche Feuer nicht mehr deprimiren kann. Auf solchem Wege ist es Fyfe gelungen, bei der Dampfkessel-Feuerung den Effect derselben Quantität Steinkohle um 37 Procent zu steigern, als er 0,04 des erzeugten Dampfes in sehr feinen Strömen auf die Oberfläche der brennenden Steinkohle leitete, und zugleich die zur Verbrennung der erzeugten Gase hinreichende Menge heißer Luft einführte. Um aber in allen hierher gehörigen Fällen klar zu sehen, ist es noch nothwendig, die Ursache zu kennen, um derentwillen der Erfolg ein größerer gewesen ist. – In allen Werken wird nur das Factum erzählt, und hin und wieder wohl auch gemeint, der größere Erfolg entspringe aus dem Umstände: „daß das Wasser mit der Kohle in brennbare Gase verwandelt worden sey, die dann bei ihrer Verbrennung mehr Wärme hätten abgeben können, als die Verbrennung der Kohle für sich allein.“ – Diese Ansicht jedoch ist eine ganz irrthümliche; denn Niemand kann aus Nichts Wärmestoff erschaffen, und die beiden Gase, Kohlenwasserstoff- und Kohlenoxydgas, haben bei ihrer Verbrennung ohne Zweifel nur diejenige Wärme abgeben können, die sie bei ihrer Bildung dem Feuer entzogen hatten. – Wenn aber gleichwohl ein günstiger Erfolg stattgefunden hat, so liegt der Grund desselben in dem Umstande: daß aus Kohle und Wasser bei Weitem voluminösere (gasförmige) Brennstoffe gebildet wurden; die nicht nur dem Kesselboden näher, sondern auch in größerer Ausdehnung mit demselben in Berührung gebracht wurden, und eben darum mehr, und der Nähe wegen verdichtetern Wärmestoff abgeben konnten, als das entferntere Kohlenfeuer durch seine auf größere Distanz mehr divergirende Strahlung. Und ist nur erst diese Wahrheit gefunden, dann wird es auch gelingen, eine andere wichtige Frage deutlicher als bisher zu beantworten, die Frage nämlich: ob und mit welchem Vortheile es möglich seyn werde, die Sudpfannen mit Steinkohlengas zu beheizen? denn es ist keinem Zweifel unterwerfbar, daß man mit diesem brennbaren Gase, weil die Vertheilung desselben auf viele Punkte sehr leicht zu bewirken ist, die Pfanne zwar gleichförmiger, und also schonender wird erwärmen können, als es mit anderen Feuerungen möglich ist, die einzelne Punkte des Pfannbodens sehr heftig angreifen, während den übrigen und entferntem Theilen kaum nothdürftig eine hinreichende Temperaturerhöhung zu statten kommt; daß aber – eben weil Niemand aus Nichts Wärme zu machen versteht – nur in dem Falle eine bedeutendere Ersparung zu hoffen seyn kann, wenn zugleich die Operation dergestalt combinirt wird, daß auch die bei der Steinkohlengaserzeugung entweichende Wärme gänzlich der Förderung des Abdampfprocesses zu Gute kommen muß. Alles vorhin (sub 3) Angeführte wird wohl bei Jedermann die volle Ueberzeugung hervorrufen: daß die Trocknung des Brennmateriales – möge sie auch kosten was sie wolle – unter allen Miteln der Brennstoffsparkunst das ausgiebigste und darum in staasökonomischer Richtung auch das wichtigste ist. b. Die Erzeugung sehr reichlicher Zuströmung der Luft auf das Brennmaterial, mittelst Störung des Gleichgewichtes, durch hohe Rauchfänge oder Gebläse; weil (wie oben ad A. a nachgewiesen wurde) nur in solchem Falle die ganze im Brennmaterial enthaltene Menge des Kohlenstoffes bis zur Kohlensäure verbrannt werden kann. – Das Mittel hilft insofern allerdings; aber, was auf einer Seite gewonnen wird, geht auf der andern meistens wieder verloren: weil bei so vehementem Durchzuge der Luft nur ein Theil derselben wirklich das Brennmaterial trifft und unter Ausscheidung des Wärmestoffes zersetzt wird; während nicht selten eine doppelt so große Menge der Luft das Brennmaterial nicht berührt und gleichwohl so sehr erhitzt wird, daß sie einen großen Theil jener Wärme entführt, welche der Antheil der wirklich zersetzten Luft geliefert hat. Wird, um diesem Nachtheile zu entgehen, die Luftströmung retardirt, so ist augenblicklich der entgegengesetzte Schaden da; indem ein Theil des Brennmaterials nicht zu Wasser und Kohlensäure oxydirt, sondern nur in Kohlenwasserstoff- und Kohlenoxydgas, und in Holzessig und brenzliche Oele zersetzt wird. Diesem Nachtheile gleichfalls auszuweichen, kam man vor mehr als 100 Jahren schon auf den Gedanken, die eben genannten unvollständig verbrannten Nebenproducte oder Producte der trockenen Destillation noch einmal zu verbrennen, und verfiel sonach auf: c. Die Anwendung der sogenannten rauchverzehrenden Apparate, die aber bis auf die neueste Zeit herauf sehr oft viel weniger dem Zwecke entsprochen haben, als zu erwarten gewesen wäre. Es ist daher lehrreich, wenigstens die Hauptmomente der dießfälligen Bestrebungen ins Auge zu fassen; darum mögen sie flüchtig hier bezeichnet werden: 1. Die Einen jagten (bei großen Feuerungen) hinter der Feuerstelle Ströme von erhitzter Luft in den Rauchstrom, aber der Erfolg war minder günstig als man gehofft hatte. 2. Die Andern ließen (bei kleinen Feuerungen) zum Rauche über der Feuerstelle zuerst kalte, dann warme Luft einströmen und erreichten in beiden Fällen gleichfalls wenig Effect. 3. Die Dritten placirten hinter die Hauptfeuerstelle noch eine kleinere Feuerstelle, mit Kohlenfeuer und eigener Luftzuführung, und nöthigten den Rauch durch dieses kleinere Feuer zu strömen, damit er dort entzündet werde; der Erfolg war der schlechteste. So viele mißlungene Versuche reizten endlich auch den Unterzeichneten, diesen schwierigen Gegenstand einer näheren Untersuchung zu unterwerfen; indem er zuerst die Natur der zu verbrennenden Producte studirte und nicht ohne große Mühe heraus fand: daß der Holzessig dasjenige Product der trocknen Destillation sey, welches vor allen übrigen die Verbrennung des Rauches erschwere; weil derselbe nebst der Zuführung einer entsprechenden Menge Luft auch noch zu seiner Zersetzung in Wasserdampf und Kohlenoxydgas eine höhere Temperatur erfordere, als gewöhnlich dargeboten ist. Die Ausmittelung dieser Verhältnisse führte dann weiter zur Erkenntniß: daß bei den vorhin unter 1, 2 und 3 angeführten Versuchen die Ursachen des Mißlingens sich folgendermaßen gestaltet hatten: Bei 1 hatte man zwar den Rauch vollkommen verbrennen können, aber keinen bedeutenden Erfolg gesehen; weil man eine übergroße Menge Luft hatte hinzuführen müssen und also in den sub A. b gerügten Fehler verfallen war. Bei 2 hatte zwar eine theilweise Verbrennung stattgefunden, nämlich dort, wo der Rauchstrom den eingeführten Luftstrom berührte und auch hinreichende Hitze vorwaltete. Aber die vollständige Verbrennung blieb aus, weil sie durch die innige Vermischung von Rauch und Luft bedingt war; diese jedoch nur durch weiter fortgesetzte Strömung bewirkt werden konnte, und eben darum die Temperatur der Mischung bis unter jenen Grad herabsinken ließ, bei welchem die Zersetzung des Holzessigs etc. etc. hätte bewirkt werden können. Bei 3 mußte das Vorhaben mißlingen, weil das kleinere und zweite Feuer die demselben zugeführte Luft selbst consumirte, also an den Rauchstrom nichts mehr abgeben konnte; oder, wenn dieser letztere mächtig genug war, von demselben auch wohl selbst erstickt wurde. – Diese Erfahrung führte indessen sehr leicht auf die Meinung: daß der Versuch gelingen werde, wenn man ein zweites Feuer hätte, welches selbst keinen Sauerstoff consumire, aber gleichwohl fähig wäre, die Rauchmischung bis zur Zersetzung des Holzessigs zu erhitzen. – Diese beim ersten Anblick ohne Zweifel absurd erscheinende Folgerung hatte indeß dennoch gute Folgen; denn sie führte zuletzt auf die Idee: an die Stelle des Kohlenfeuers nicht verbrennliche feste Körper zu substituiren, und diese dermaßen zu situiren, daß sie vom Hauptfeuer selbst erhitzt wurden. Mit diesen höchst mühsam zusammengefundenen Daten an der Hand, entwarf der Unterzeichnete sodann folgende Regeln für die Rauchverzehrung:α. In den Feuerherd darf nur so viel Luft zugelassen werden, als wirklich mit dem Brennmaterial in Berührung gebracht werden kann, weil jeder Ueberschuß die oben A. b berührten Nachtheile herbeiführt.β. Dem unter solchen Umständen jedenfalls entstehenden Rauche muß hinter oder über der Feuerstelle ein Raum angewiesen werden, in welchem derselbe in dünnen Strömen mit so viel (wo möglich erhitzter) Luft, als zu seiner Verbrennung hinreichend ist, auf irgend eine Weise innig vermischt werden kann. – Dieser Raum muß auch so construirt werden, daß der vom Feuer ausgehende Rauchstrom nicht unvermischt entweichen kann; er darf also die Ausströmungsöffnung nicht im Scheitel, sondern muß sie immer etwas tiefer situirt haben, damit er, partiell pneumatisch abgesperrt, eine Haube bilde, in welcher die vollständige Mischung von Rauch und Luft erfolgen kann.γ. Diese Mischung muß endlich in dünnen Schichten zwischen stark erhitzten Platten, von Metall, Stein oder feuerfestem Thone, hindurch gelassen werden, damit sie bis zur Zersetzung des Holzessigs erhitzt und also verbrannt werden kann. – Die Erhitzung der eben erwähnten Platten, oder des sogenannten Rauchverzehrers oder Brenners erfolgt am besten und ohne Wärmeverlust, wenn derselbe in solcher Distanz hinter oder über dem Feuer angebracht wird, daß ihn die Spitzflamme des Feuers bespülen und bis zum kirschrothen Glühen erhitzen kann. Die Form des Brenners kann nach Umständen sehr verschieden seyn, und seine Durchlaßöffnung entweder aus mehreren kleinen Oeffnungen, oder aus einem langen oder mehreren kleinen Schlitzen bestehen; aber jedenfalls muß die Summe der Oeffnungen gleich, oder nahe gleich seyn dem Querschnitte jener Oeffnung, durch welche der Strom der Gase in den Schornstein entlassen wird. Diese Einrichtung hat vor den unter A. a berührten insofern Vieles voraus, als man hoffen kann, bei gehöriger Aufmerksamkeit, mit dem Minimum der Luft die vollständige Verbrennung herbeizuführen, also den Wärmeverlust zu vermindern: denn sie bietet am Ausgange des Brenners die Gelegenheit dar, daß man durch ein paar Gucklucken die austretende Flamme beobachten und darnach den Luftzutritt reguliren kann. Diese Einrichtung ist es nun auch, die der Unterzeichnete den Eisenwerken von Zöptau und Friedland hat privilegiren lassen; damit diese Werke für den großen Aufwand, welchen die Erzeugung neuer Apparate fordert, einigermaßen gedeckt seyen, und damit der Pfuscherei gesteuert werde, die vor 30 Jahren seine nicht privilegirte Heizung mit erwärmter Luft, zum großen Nachtheile des Publicums von Europa, Asien und Amerika, in schiefe Richtung gebracht hat. d. Die zweckmäßige Regierung des Feuers; weil, ohne diese Vorsicht, auch die besten Einrichtungen nur ungünstige Erfolge liefern können. Der Heizer ist in dieser Beziehung eine überaus wichtige Person! – so überaus einflußreich, daß ihn der Unterzeichnete nur klein besolden, aber mit Procenten des Ausbringens betheilen würde: damit er bei sorgfältigem Belegen des Rostes mit nicht zu viel und nicht zu wenig Brennmaterial den zweckgemäßen Zutritt der Luft unterhalte; damit er gehörig zerklüftetes Holz verwende; damit er die verschiedenen Schuber immer der äußeren Witterung und Temperatur entsprechend stelle u.s.w. B. Die möglichst vollständige Benützung der erzeugten Wärme. Auch die zu diesem Zwecke führenden Wege theilen sich in verschiedene Zweige, und zwar in: a. die möglichst vollständige Uebertragung der Wärme auf die zu verdampfende Flüssigkeit. Diese kann befördert werden: 1.durch möglichst große Ausdehnung der Bodenfläche der Abdampfungspfanne; weil mit dieser auch die Möglichkeit zunimmt, daß von dem dieselbe bestreichenden Strome der heißen Gase Wärme abgegeben wird; 2.durch sorgfältige Vermeidung jedes im Verhältnisse zur Größe der Pfanne zu großen Feuers; weil diejenige Wärmemenge, welche nicht gleichzeitig durch die Pfanne in die Flüssigkeit einzudringen vermag, unvermeidlich durch die Seitenwände und den Schornstein entweichen muß; 3.Durch nicht gar zu hohen Raum unter der Pfanne; weil in diesem der Feuerstrom zu sehr zerstreut und zu wenig an den Boden der Pfanne getrieben und zugleich – weil der höhere Raum auch höhere Seitenwände bedingt – mehr Wärme durch diese letzteren abgeleitet wird. – Will man aber diesen höheren Raum reserviren, um, wenn die Pfanne rinnt, hinzugelangen zu können, so kann derselbe mit hohlen und großen Würfeln aus Thon in der Art ausgesetzt werden, daß die Oeffnung der kistenartigen Würfel abwärts geht, also auf der Sohle der Pfannstatt ruht. Solche Würfel sind leicht herauszunehmen oder zu verstellen, wenn der Zutritt zum Pfannenboden nothwendig wird, und gewähren zugleich den Vortheil, daß – weil sie mit Luft erfüllt sind – jener Verlust vermieden wird, welcher durch Strahlung der Wärme gegen die Sohle der Pfannstatt entsteht; 4.durch partiell-pneumatische Absperrung des Raumes unter der Pfanne; indem man die Ausströmungsöffnung für den Feuerstrom in den Rauchfang, nicht unmittelbar unter den Boden der Pfanne, sondern in die Sohle der Pfannstatt legt und also jener Strom – eben, weil er heißer, daher specifisch leichter ist – im höheren Raume, d. i. unter dem Pfannenboden sich sammeln und nach allen Richtungen ausbreiten muß: so zwar, daß nicht nur eine gleichförmigere Erhitzung der Pfanne herbeigeführt, sondern zugleich eine Ersparung, oder die Uebertragung von mehr Wärme an die Flüssigkeit gewonnen wird; weil nun durch die Abzugsöffnung nurnnr die untersten Schichten der Gase – die bereits mehr Wärme abgegeben haben, also eine minder hohe Temperatur besitzen – entweichen können. Es liegt sehr nahe, sich bei diesem Umstande auch an die sogenannten Rauchmauern zu erinnern, die man in gewissen Abständen quer unter der Pfanne aufgeführt hat, um den Feuerstrom wiederholt an den Pfannenboden anzupressen. Ebenso nahe liegt aber auch die Zweckwidrigkeit derselben; denn sie verhindern offenbar den Abzug jener Gase, die bereits Wärme abgegeben haben, also schwerer geworden, und eben darum zu Boden gesunken sind, und beschleunigen eben dadurch den Abzug der heißeren Gase, die noch Wärme abgeben könnten. 5.Durch die Wahl kleinerer Feuerstellen, die, je nach der wachsenden Größe der Pfannen, in größerer Anzahl anzubringen sind; weil dabei nicht nur absolut der Pfannboden an mehreren Punkten gleichzeitig, daher gleichförmiger erhitzt werden kann, sondern auch die Abgabe der Wärme aus einem andern Grunde bedeutend vermehrt wird: insofern nämlich – als die Oberfläche aller Körper gesetzlich mit der Vergrößerung ihres cubischen Inhaltes relativ kleiner wird – zwei kleine Feuer an ihrer Peripherie eine größere Fläche zur Abgabe der Wärme darbieten, als ein größeres Feuer, welches in derselben Zeit eben so viel Brennstoff consumirt, als die zwei kleinen Feuerstellen; und insofern die inneren Theile des voluminöseren Feuers nur beim Abströmen in weitere Distanzen an die Oberfläche gelangen, und daher nicht selten nur erst im Schornstein ihre Wärme abgeben können. Will man jedoch aus irgend einem Grunde bei einer oder bei wenigem Feuerstellen verharren, dann müssen sie ohne Zweifel so weit vergrößert werden, als es der Größe der Pfanne entsprechend ist. Aber die größere Ausdehnung der Feuerstelle darf aus vorangeführten Gründen immer nur eine quadratische seyn, und keineswegs eine cubische; weil es in diesem letzten Falle unerläßlich wäre, auch die Eigenschaften der Luft und der Brennstoffe gleichmäßig, also cubisch zu vergrößern, was bei der Luft rein unmöglich ist und selbst bei den Brennstoffen nicht in allen Richtungen bewirkt werden kann. Man darf daher nur die Rostfläche größer machen, während die Höhe des Feuerraumes – bei Verwendung desselben Brennmaterials – dieselbe bleibt, wie bei den kleineren Feuerstellen und auch das Brennmaterial bei jenen so hoch, wie bei diesen, aufzulegen ist. In diesem Umstande begründet sich die Erfahrung: daß Pfannen der ältesten Art an einem Orte vortheilhafter arbeiten, als an andern Orten höchst auffallend das Gegentheil stattfindet. Ein Beispiel solcher Art findet sich bald und fordert zugleich dringend auf, diesen wichtigen Punkt immer im Auge zu behalten. 6.Durch Umgebung der Pfannstatt mit schlechten Wärmeleitern; weil dadurch der Entgang von sehr viel Wärme verhütet werden kann. Ein Mittel zu diesem Zwecke wurde bereits oben (3) berührt. Andere Behelfe finden sich bekanntermaßen, wenn die Pfannstatt unter ihrer Sohle und rings um ihre Seitenwände, durch abgesperrte mit Luft erfüllte Gewölbe umgeben wird. Aber bei diesen ist die höchste Sorgfalt nothwendig, daß solche isolirende Kammern an ihren oberen Theilen keine Oeffnungen darbieten; weil sonst Luftströmungen eingeleitet werden, die noch mehr Wärme entführen, als ohne diese Schutzmittel durch die Mauern entweichen würde. 7.Durch Vermeidung jenes Verlustes, welcher entsteht, wenn man einen Theil der Wärme durch die Schürlöcher entweichen läßt; weil, was in diesem Falle ausströmt, an Wärme ohne Zweifel für die Pfanne verloren ist. Dieser Fall kommt aber ebenso bei Pult- als bei Rostfeuern vor, und zwar: α.Wenn der Rauchfang zu niedrig oder zu enge ist, und daher in gegebener Zeit nicht so viel Luft durchströmen kann, als zur vollständigen Verbrennung des Brennmaterials nothwendig wäre. Die Verbesserung dieses Fehlers spricht sich selbst aus.β.Wenn der Rauchfang zu hoch oder zu weit ist, und daher in Folge gestörten Gleichgewichts, in gegebener Zeit zu viel Luft hindurchströmt, und, um diesem Uebel abzuhelfen, die regulirenden Schuber in der Art unrichtig benützt werden, daß man nur hinter der Pfanne und am Ende des Rauchfangs die Ausströmungsöffnungen entsprechend verkleinert. Dieser Fall ist hauptsächlich darum sehr beachtenswerth, weil er zur irrigen aber vermeintlich auf Erfahrung basirten Meinung verleitet hat: es sey bei Pultfeuerungen vortheilhafter durch Hindernisse für die Ausströmung in den Rauchfang, als durch Beschränkung der Einströmung der Luft das Feuer zu regeln. Allerdings hat man zwar auf solchem Wege ein besseres Ausbringen erzielt, weil man durch verzögerte Strömung den Wärmeverlust verminderte. Aber man hat zugleich einen Theil der Wärme durch das Schürloch verloren, welcher erspart worden wäre, wenn man auch dieses letztere verkleinert hätte.γ.Wenn das Schürloch zu groß ist; weil sodann die der Störung des Gleichgewichtes entsprechende Menge Luft nur langsam einströmt, und eben darum entgegengesetzte Ströme entstehen und Wärme entführen können; was bei kleineren Schürlöchern nicht stattfinden würde, eben weil eine beschleunigtere Einströmung erfolgen müßte.δ.Wenn die Ausmündung des Schürloches gegen den Vorkamin mit ihrer oberen Lichte über dem Horizonte des Rostes liegt; weil sodann die durch den Rost aufströmende Luft als erwärmte, also leichter gewordene, den kürzern Weg durch das Schürloch in die Atmosphäre findet. Bei Rostfeuern ist zu helfen, indem man den Hals des Schürlochs so sehr aufsteigend construirt, daß der Sturz seines Einganges im Horizonte des Rostes liegt. Bei Pultfeuern hilft man am besten durch Verkleinerung der Einmündung mittelst horizontal liegenden eisernen Schubers, oder auch dadurch einigermaßen, daß man den Vorplatz des Pultfeuers überwölbt und den Zugang zum letztern mit seiner obern Lichte unter den Horizont des Pultfeuers stellt; weil dieses letztere sodann nur aus diesem pneumatisch abgesperrten Raume Luft empfangen kann, und mithin die ausgestrahlte Wärme als warme Luft wieder zurück erhält. Dieser Vortheil kann auch noch höher gesteigert werden, wenn das Pult mit einem Schuber versehen wird, den man beim Einlegen des Brennmaterials aufzieht, und welcher herabgelassen die Einströmungsöffnung viel höher darbietet; weil in diesem Falle die Luft fortwährend nur aus der Haube des Vorplatzes in das Pult eindringen kann. 8.Durch die Verwendung der Pfannen mit Kesselnieten; weil diese eine ebene Fläche darbieten und daher weniger Gelegenheit geben zur Ansetzung des Pfannensteines, welcher als schlechterer Wärmeleiter nicht nur den Durchgang der Wärme in die Flüssigkeit mächtig erschwert, sondern auch aus bekannten Gründen der Dauer der Pfannen sehr abträglich ist. 9.Durch die gänzliche Situirung des Feuers in die Flüssigkeit selbst; weil sodann alle jene Wärme, die bei unterhalb der Flüssigkeit placirten Feuerungen durch die Seitenwände und Sohle des Herdes verloren geht, dem Zwecke der Verdampfung zugewendet wird. Die Anwendung solcher Apparate hat dem Unterzeichneten bei der Erwärmung des Badewassers und beim Kochen der Bierwürze außerordentliche Vortheile gewährt. Sie hat jedoch bei der Salzgewinnung mancherlei Schwierigkeiten, schon des niederfallenden Salzes wegen; aber auch diese dürften endlich zu überwinden seyn, auf Wegen, die aus dem zu folgern sind, was weiter unten noch vorkommen wird. b. Die möglichste Verlängerung der Arbeitscampagne, weil in den Zwischenzeiten von einer Campagne zur andern, durch Erkalten der Apparate immer sehr viel Wärme verloren wird. Bei unreinen Soolen, die entweder organische Substanzen (die Gradirsoole) oder viel fremde Salze enthalten, wird dieses Mittel freilich minder ausgiebig seyn können. Bei reiner künstlicher Soole hingegen würde es große Ersparungen darbieten, wenn nicht das Ansetzen dickerer Schichten des Pfannensteins den längeren Arbeitsturnus begleitete und die vorhin (8) besprochenen Nachtheile in Aussicht stellte. Frühere Erfahrungen bei der fabriksmäßigen Darstellung von Salzen, die noch leichter am Boden der Pfanne haften, haben den Unterzeichneten jedoch belehrt, daß auch diesem Uebelstande begegnet werden könnte, wenn während dem Abdampfen unaufhörlich die Krücken über den Pfannboden gezogen und daher die niederfallenden Salztheile von der heißen Fläche abgeschoben würden, ehe sie noch anhaften konnten. Bei Salzpfannen insbesondere würde dieses Verfahren – wo Wasserkraft zu Gebote steht – durch eine sehr einfache Mechanik zu bewerkstelligen seyn, welche einige Reihen von Krücken unaufhörlich über alle Punkte des Pfannbodens führte, und somit das Salz zur Pehrseite (diejenige Pfannenseite, an welcher das Salz herausgehoben wird) hinschöbe; so zwar, daß der Arbeiter dasselbe nur herausheben dürfte. Es liegt auf der Hand, daß auf diese Weise auch der Pfannboden sehr geschont werden müßte; weil er nicht mehr durch den Pfannstein gedeckt, bis zu jenem Grade erhitzt werden könnte, der bisher seine Beschädigung sobald herbeiführte. (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)