Titel: Beschreibung einer Vorrichtung zur Absonderung des Dampfes von mitgerissenen Wassertheilen bei Dampfmaschinen; von Fr. Marquardt.
Autor: Friedrich Marquardt
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XLI., S. 162
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XLI. Beschreibung einer Vorrichtung zur Absonderung des Dampfes von mitgerissenen Wassertheilen bei Dampfmaschinen; von Fr. Marquardt. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Marquardt's Vorrichtung zur Absonderung des Dampfes von mitgerissenen Wassertheilen. Es ist eine bekannte und sehr unliebsame Erscheinung, daß die Wasserdämpfe bei ihrem Ausströmen aus den Kesseln in die Röhrenleitungen viele Wassertheile mit sich fortreißen. Besonders stark ist dieß der Fall bei Röhrenkesseln in denen die Dampfentwickelung mit großer Energie erfolgt, sowie bei solchen Kesseln, bei denen kleine Dampfräume durch andere Ursachen bedingt sind und wo der Austritt des Dampfes nahe ober der Wasserfläche erfolgt. Man hat allerlei Mittel dagegen angewendet – Querröhren, welche den Dampf zwingen seitwärts einzuströmen, große Kuppeln und Aufsätze, um die Ausströmungshöhe ober der Wasserfläche zu vermehren und andere ähnliche Vorrichtungen, von denen aber nicht eine ihren Zweck vollkommen erfüllt. Und doch ist der Nachtheil, den dieses Mitreißen des Wassers aus dem Kessel nach sich zieht, sehr bedeutend, Brennmaterial verschwendend, und bei Locomotiv-Maschinen sogar in mancher Hinsicht gefährlich. Es ist offenbar, daß bei allen Dampfkesseln gerade so viel Dampf erzeugt werden muß, als die Maschine verbraucht, daß die Wasserdämpfe, kaum gebildet, sich nach den Austrittsröhren drängen, und daß daher, von der gesammten Dampfentwickelungsfläche aus, eine ununterbrochene heftige Strömung der Dämpfe nach der Ausströmung hin stattfindet. Es ist ferner offenbar, daß die mit großer Heftigkeit aufsteigenden Dampfbläschen fortwährend Wassertheilchen in den Dampfraum hinausspritzen, daß letztere dort, von der Dampfströmung ergriffen, mit dem Dampfe fortgerissen werden und sich aus diesem nicht mehr losmachen können, weil der Strom continuirlich ist, von allen Seiten her nach einem Punkte hin stattfindet, und eine Bewegung in einer der Strömungsrichtung entgegengesetzten nicht oder doch nur zum kleinen Theile gestattet. Sobald es aber möglich ist den mit Wassertheilen geschwängerten Dampf in einen Raum zu führen, in welchem das Wasser aus der Dampfströmung sich losmachen und den Gesetzen der Schwere folgend sich präcipitiren und wieder in den Wasserraum des Kessels zurückgelangen kann, so muß natürlich mit dem Aufhören der Ursache auch die Folge verschwinden, d.h. der Wasserdampf wird von Wassertheilen frei in die Maschine gelangen. Diese Betrachtung führte mich auf die Construction eines Apparates, welcher zuerst bei einem kleinen Röhrenkessel angewendet wurde, aus dem vorher das Wasser beinahe bis zur äußersten Gränze fortgerissen, dem Gange der Maschine äußerst hinderlich wurde. Der Erfolg hier und in vielen anderen Fällen war ein vollkommener, und deßhalb finde ich mich veranlaßt, diesen so einfachen und wenig Raum einnehmenden Apparat mit Bezug auf Fig. 6 im Folgenden zu beschreiben. An einen passenden Theil des Dampfkessels, am besten an einem solchen Platze wo das Wasser nicht dem stärksten Feuer ausgesetzt und wo daher die Dampfentwickelung nur mäßig ist, wird der gußeiserne Körper b geschraubt. Derselbe besteht eigentlich aus zwei zusammengegossenen Röhren von ungleicher Länge. Die eine dieser Röhren b¹ reicht nicht in den Kesselraum, und sie dient zur Ausströmung der Dämpfe, während b² bis unter die Wasserfläche in den Kessel hinabführt und dazu bestimmt ist, die fortgerissenen Wassertheilchen wieder in den Kessel zurück zu leiten. Auf diese Doppelröhre b ist der Stutzen d geschraubt, in dessen inneren Raum die Röhren b¹ und b² münden, dessen Querschnitt X sonach bedeutend größer ist, als derjenige der beiden Röhren b¹ und b² zusammen, und an diesem Stutzen erst befinden sich die Dampfausströmungsröhren d...d. – Durch einen Deckel e, auf dem das Sicherheitsventil e¹ und das Luftventil e² angebracht ist, wird der Stutzen oben geschlossen. Es ist nun einleuchtend, daß in dem Augenblick, als dem Wasserdampf aus den Röhren d der Abzug gestattet wird, derselbe sogleich aus dem Kesselraume y mit Wassertheilen vermengt durch die Röhre b¹ in den Raum X strömt. Würde an demselben das Rohr b² nicht angebracht seyn, so ist ersichtlich, daß in dem Raum X nur oberhalb der Röhre b¹ eine Strömung von Dampf stattfände, an allen übrigen Theilen des Bodens des Stutzens c aber nicht. Es muß also in diesem Falle alsogleich das mitgerissene Wasser dem natürlichen Gesetze der Schwere folgen und sich aus dem Dampfe abscheiden dorthin, wo es von einer Gegenströmung nicht mehr fortgerissen wird. Da nun aber die Röhre b² bis unter den Wasserspiegel im Kessel hinabreicht, so ist offenbar, daß in derselben nur eine sehr geringe Dampfaufsteigung von unten nach oben stattfindet, d.h. es wird in derselben nicht mehr Dampf aufsteigen als ein Stück der Kesselfläche entwickeln kann, welche dem Querschnitt des Rohres b² gleich ist. Dieses so äußerst geringe Dampfquantum erzeugt in der Röhre b² keineswegs eine Dampfströmung, welche stark genug wäre, um den Rückfluß des in X aus dem Dampfe abgeschiedenen Wassers in den Kessel zu verhindern, oder auch nur zu erschweren. Und so ist es wirklich. Der in den Stutzen c steigende Dampf scheidet sich in demselben durchaus von den mitgerissenen Wassertheilen; diese fallen in den Wasserraum des Kessels zurück, und der Dampf strömt rein und trocken durch die Ausströmungsröhren in die Maschine.

Tafeln

Tafel Tab. III
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