Titel: | Geräuschloser Maschinenwebstuhl; von Hrn. Robert Boyd zu Paisley in England. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LI., S. 181 |
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LI.
Geräuschloser Maschinenwebstuhl; von Hrn.
Robert Boyd zu Paisley in England.
Aus dem Practical Mechanics' Journal, März 1854, S.
280.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Boyd's geräuschloser Maschinenwebstuhl.
Der Erfinder schlägt eine sehr sinnreiche Vorrichtung vor, um den Schützen bei
Maschinenwebstühlen mittelst der directen Wirkung comprimirter Luft zu treiben. Wenn
man diese Betriebsmethode in großen Webereien anwendet, so muß eine Vorrichtung von
Pumpen oder anderen Verdichtungs-Apparaten vorhanden seyn, um einen
Luftbehälter fortwährend unter dem erforderlichen Druck gefüllt zu erhalten. Ein
solcher Behälter wird am zweckmäßigsten in der Nähe der Webstühle angebracht, und es
gehen von dem Recipient Leitungsröhren aus, welche sich auf beide Seiten jedes
einzelnen Stuhls verzweigen. Die benutzte und in den Webersaal ausströmende Luft
dient noch zu dessen Ventilation.
Fig. 17 ist
eine Frontansicht des Lufttreib-Apparates, mit dem Luftcylinder, der am Ende
der Lade angebracht ist, mit dem Schützen in seinem Kasten und zu Anfang eines
Schnellens, so wie mit einem Theil des Riets und der Schützenbahn. Fig. 18 ist eine
entsprechende äußere Ansicht und ein Aufriß, woraus man die Daumenbewegung zur
Regulirung der Wirkung des Luftcylinders ersieht.
A ist die Endsäule des Stuhlgestells mit den Armen oder
Schwingen B, an denen die Lade C hängt. An jedem Ende der Lade befindet sich ein Luftcylinder E von bedeutender Länge, aber kleinem Durchmesser, welcher genau ausgebohrt
ist. Dieser Cylinder wird stets horizontal in dem Endstück F der Lade gehalten, und zwar zwischen dem Halse und dem Endventilkasten
H, welcher von der Außenseite darauf geschraubt ist.
Der Cylinder wird so an seinem äußeren verschlossenen Ende festgehalten, während ihn
an der entgegengesetzten Seite ein Halsstück oder eine Kapsel I festhält, welche auf der Außenseite des Cylinders angeschraubt ist und
ein Auge zur Verbindung mit der Leitstange J enthält,
die am entgegengesetzten Ende an der Lade bei K
festgeschraubt ist. Der Cylinder ist mit einem genau arbeitenden massiven Kolben L versehen, dessen Stange M
durch die Kapsel I als Leitung geht, und dieses
hervortretende Ende ist mit Muttern versehen, zur Verbindung mit der rechtwinkelig
gebogenen Stange N, O. Dieses Führungsstück O erstreckt sich auch über die Außenseite des Cylinders
und hat an seinem entgegengesetzten Ende ein Winkelstück, das mit einem elastischen
Schneller Q versehen ist, durch welchen der Schütz R auf seiner Bahn S
getrieben wird. Das erwähnte Winkelstück N, O hat ein
Auge T an seinem vordern Ende N, durch welches die Leitspindel J geht, um
eine parallele schnellende Bewegung hervorzubringen. Ueber diesem Auge ist ein
kleiner Rand angebracht, welcher das Ende eines elastischen Bandes U hält, das am entgegengesetzten Ende bei V an der Lade festgeschraubt ist, als zurückhaltende
Feder für den Kolben.
Der Ventilkasten H, welcher rechtwinkelig auf die
Cylinderachse angeschraubt ist, hat eine ausgebohrte Halsleitung W an seinem untern Ende, durch welche die Ventilstange
X geht, und sein oberes offenes Ende ist durch einen
aufgeschraubten Deckel Y verschlossen, der als eine
Leitung für das obere Ende der Ventilstange dient, die von einer Feder Z zum Niederhalten des Ventils umgeben ist. Das Ventil
besteht aus einer mit der Stange fest verbundenen Scheibe, welche durch einen
elastischen Ring luftdicht an den Ventilsitz anschließt. Es beherrscht auf diese
Weise die Verbindung zwischen dem oberen Theile H des
Ventilgehäuses, und dem untern Raum b. Das untere
vortretende Ende der Stange X ruht auf dem oberen Arm
c eines gekrümmten Hebels, der sich lose um einen
Bolzen d dreht, welcher in das Endstück der Lade
eingeschraubt ist. Dieser gekrümmte Hebel hat einen unteren niederhängenden Arm e, so daß er sich in dem Wirkungskreise des Daumens f befindet. Der Daumen f ist
in dem Support g angebracht, welcher an dem einen Ende
der langen horizontalen Querstange h befestigt ist.
Diese Stange verschiebt sich in den Leitungen i an dem
Arm j, welcher an der Außenseite einer Säule des
Stuhlgerüsts angebracht ist. Durch die Wirkung der gewundenen Feder, welche die
Stange mit der Gerüstsäule verbindet, hat diese Stange ein stetes Bestreben nach der
linken Seite des Stuhls gezogen zu werden. An dem Ende zur rechten Seite ist diese
Stange h an dem breiten und flachen Ende des Arms l festgeschraubt, der sich rechtwinkelig bis zu der
Stange erstreckt und einen horizontalen Führungsfalz m
in dem oberen Ende eines besonderen Supports n hat,
welcher an die dahinter befindliche Stuhlsäule geschraubt ist. Dieses freie Ende des
Arms l führt eine lose sich drehende Rolle o, welche gegen die Fläche des excentrischen Ringes
drückt, der mit dem Rade p verbunden ist und dazu dient,
die Bewegung des Schnellers zu bewirken.
Die Kurbelwelle q, welche die Lade C, wie gewöhnlich, mittelst einer Lenkstange bewegt, hat an dem einen Ende
ein kleines Zahnrad r, welches im Eingriff mit dem Rade
p steht, das sich lose auf der Achse s bewegt, welche an einem Support des Gerüstes befestigt
ist. Die Hebedaumenfläche dieses Rades besteht aus einem
differential-gekrümmten Ring t, u, welcher
rechtwinkelig auf der Radfläche steht (es ist nämlich auf der einen Seite eine
gekrümmte Höhlung t, und ein diametral entgegengesetzter
entsprechender Vorsprung u vorhanden).
Die verdichtete Luft wird dem Webstuhl durch eine Reihe von Röhren zugeführt, welche
mit einem biegsamen Verbindungsrohr v in der Mitte des
Stuhls in Verbindung stehen, das sich in eine unbiegsame Röhre öffnet, die auf einem
Stabe w an der Mitte der schwingenden Lade festgehalten
wird. Von dem obern Ende dieser Röhre gehen Zweige x
rechts und links an der innern Fläche der Lade hin, biegen sich bei y über dem Schützenkasten aufwärts und treten endlich
mittelst des Zweiges x von hinten in die obere Kammer
H.
Der Betrieb des Stuhls ist nun folgender: Die Luftleitröhren werden stets mit
verdichteter Luft von gehörigem Druck gefüllt erhalten, und da die Schubstange h fortwährend das Bestreben hat nach der linken Seite
des Stuhls zu gehen, so kann – da die Höhlung t
des rotirenden Hebedaumens sich herumdreht bis sie sich der entgegengesetzten Seite
der Rolle o gegenüber befindet – die Feder ihre
Stange h vollkommen nach links ausdehnen, nämlich bis
die Rolle 0 in die Vertiefung in dem Hebedaumen tritt. Diese Bewegung bringt alsdann
den am festen Gerüst angebrachten Bolzen f in die
Wirkungslinie des gekrümmten Hebelarms e, welcher durch
die schwingende Lade bewegt wird. In dem Augenblick wo die Lade ihre hinterste
Stellung erreicht, und wenn die Kette ihre volle Ausdehnung hat, schlägt daher die
Schwingung der Lade den Hebelarm e gegen den Bolzen f. Dadurch wird der obere Hebelarm c veranlaßt, gegen die Ventilstange X zu drücken, so daß verdichtete Luft durch das Ventil
von der oberen Seite des Ventilgehäuses in den Raum b,
zwischen dem
geschlossenen Cylinderende und dem Kolben, strömt. Der Kolben wird nun schnell zu
dem andern Ende seines Cylinders geführt und er treibt mittelst seines Schnellers
Q den Schützen R nach
dem andern Ende des Stuhles, indem die Luft vor dem Kolben durch die kleine Oeffnung
1 aus dem Cylinder entweicht. Die zurückgehende Bewegung der Lade veranlaßt dann daß
sich das Ventil wieder schließt, und die Wirkung der Feder U führt den Kolben zu seinem Ausgangspunkt zurück. Da nun der Hebedaumen
p sich bei der vorwärtsschreitenden Wirkung des
Stuhls umdreht, so geht die Rolle o aus der Vertiefung
t heraus und drückt gegen den vollen Theil des
Hebedaumenringes, so daß der Bolzen f auf beiden Seiten
von dem schwingenden Ventilhebel frei wird. Bei der Umdrehung des Hebedaumens kommt
aber der entgegengesetzte Vorsprung u ins Spiel; er
wirkt auf die Rolle o und zieht die Stange h so weit zur Rechten über die Mittellinie des
Hebedaumens hinaus, als es vorher zur Linken geschah. Dadurch gelangt der Bolzen f zur Linken des Stuhls in den Bereich des schwingenden
Ventilhebels, so daß das Luftventil auf dieser Seite geöffnet wird und der Kolben
sogleich den Schützen zurückzieht.