Titel: Ueber den Anbau des unächten Acacienbaums als einem für Eisenbahnschwellen sich vorzüglich eignenden Holze; von Hrn. de Bazelaire.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXVI., S. 232
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LXVI. Ueber den Anbau des unächten Acacienbaums als einem für Eisenbahnschwellen sich vorzüglich eignenden Holze; von Hrn. de Bazelaire. Aus dem Agriculteur praticien-, 1854, Nr. 7. de Bazelaire, über den Anbau des unächten Acacienbaumes. Unmöglich können unsere Eichenwälder in der Folge hinreichen, um alle Querschwellen für die Eisenbahnen zu liefern. Ein Baum, dessen Holz den Kampf mit dem Eichenholz in dieser Beziehung sehr wohl bestehen kann, ist der unächte Acacienbaum (amerikanischer Schotendorn, Erbsenbaum; Robinia pseudoacacia); das Holz steht unter jenen, welche dem Verderben widerstehen, in erster Reihe, und hält im feuchten Boden wie im trocknen aus, ein Zeugniß, welches ihm die besten Schriftsteller über Forstwesen geben. Wenige Holzarten, selbst von den weichen, erreichen im tauglichen Boden so schnell eine nutzbare Größe. In Schlagwaldungen liefert der unächte Acacienbaum sein Product in den kürzesten Perioden (6–10 Jahren) und treibt noch überdieß viele Wurzelschößlinge. Hochstämmig gezogen, erreichen diese Bäume im 20sten Jahre nicht selten 3 Fuß im Umkreis. Die Fortpflanzung der Acacie geschieht durch Samen und Schößlinge. Man beginnt ihre Cultur mit Samen, dessen Gedeihen jederzeit sicher ist. Man säet die kleinen Bohnen in Furchen in den guten Boden einer Baumschule. Der Same muß vorher drei Tage in Wasser weichen und darf erst dann in den Boden gelegt werden (wobei man ihn sehr wenig zudeckt), wann kein Frost mehr zu fürchten ist; denn die aufgehende Pflanze ist für die Kälte empfindlich. Bei der Trockne des Sommers ist es zweckmäßig, die Saat zu begießen. Ein Kilogr. Same kann über 5000 Setzlinge liefern. Wenn der Boden gut und die Saat nicht zu dicht ist, erhält man schon im ersten Jahr 3 bis 6 Fuß hohe Setzlinge, welche aber erst im Frühjahr versetzt werden dürfen, weil sonst das junge Holz erfrieren könnte. Zu Einfassungen bestimmte Setzlinge werden in der Baumschule gelassen, bis sie die gehörige Größe erlangt haben; man thut gut, sie ein erstesmal in der Baumschule zu versetzen. Der für die Acacie geeignete Boden ist ein solcher welcher eine leichte, jedoch nahrhafte obere Schicht hat. Er braucht nicht sehr tief zu gehen, denn dieser Baum treibt nur flache Wurzeln und schöpft daher seine Nahrung an der Oberfläche. Beim Pflanzen als Gehölz werden die jungen Bäumchen in jeder Richtung 4 1/2 – 5 Fuß weit aus einander gesetzt. Das Pflanzen dieses Baumes als Einfassung von Feldern, Wiesen oder Straßen ist seinem Wachsthum sehr förderlich. Den Uebelständen, die man demselben vorwirft, läßt sich dabei sehr leicht begegnen. Einer dieser Vorwürfe ist, daß der Baum spröde ist und sich bei Stürmen leicht von oben bis unten spaltet. Allerdings tritt dieser Fall oft ein, was jedoch ein Beweis für die Güte des Holzes ist, nämlich für den Zusammenhang seiner Fasern und folglich seiner Elasticität. Diese Neigung sich zu spalten, rührt aber von der Gestalt her, welche dieser Baum in seiner Jugend gewöhnlich annimmt, von seiner Gabeltheilung. Man braucht daher nur, wenn er hoch genug ist, einen der beiden Aeste abzuhauen, wodurch er gezwungen wird in einem Stamm in die Höhe zu wachsen. Ein anderer Vorwurf ist, daß er zahlreiche Wurzelschößlinge treibt, welche die ganze Umgebung seines Fußes überziehen. In Schlagwaldungen wäre dieß kein Fehler, wohl aber ist es einer für anliegende Besitzungen; ein Umfassungsgraben hilft dagegen, indem er die Wurzeln verhindert sich in dieser Richtung auszubreiten.