Titel: | Neues Röhrenkessel-System des Ingenieurs Zambaux zu St. Denis. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXVIII., S. 244 |
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LXVIII.
Neues Röhrenkessel-System des Ingenieurs
Zambaux zu St. Denis.
Aus dem Moniteur industriel, 1854, Nr.
1841.
Zambaux's neues Röhrenkessel-System.
Der Erfinder hat seine neuen Kessel der Société
d'Encouragement zu Paris vorgelegt, und es wurde darüber in der Sitzung vom
8. März 1854 ein Vortrag erstattet; seine Kessel können sowohl bei stationären und
Schiffs-Maschinen, als auch bei Locomotiven angewendet werden. Wir müssen uns
hier auf einige Notizen über die neue Erfindung beschränken, und behalten uns vor,
diese Kessel später genauer zu beschreiben.
Man denke sich einen Kessel, der höher als breit ist und in welchem ein Herd
angebracht ist, über welchem sich ein Röhrensystem befindet. Wenn nun in diesem
Herde ein gehörig starkes Feuer angemacht wird, so wird das Sieden des Wassers,
welches anfangs ruhig stattfand, sehr bald ein stürmisches, und der sich schnell
bildende Dampf führt alsdann eine gewisse Menge Wasser mit sich. Es ist dieß eine
Quelle vieler Nachtheile, deren größter nicht in dem Verlust des Wärmestoffs
besteht, welchen das von den Dämpfen mitgerissene Wasser enthält, sondern in dem
Vorhandenseyn erdiger Salze in diesem Wasser, welche die Kolben, die Cylinder und
die Schieber der Dampfmaschinen benachtheiligen, indem sie Ritzen hervorbringen.
Der erste Vortheil der Zambaux'schen Kessel, auf welchen
wir ganz besonders aufmerksam machen, ist der, daß sie mit einer Vorrichtung
versehen sind, welche die Wegführung von Wasser durch die sich bildenden Dämpfe
verhindert. Das Princip besteht darin, den auf den erhitzten Flächen sich bildenden
Dampf zu verhindern in die ganze flüssige Masse einzudringen, und zwar mittelst
eines metallenen Mantels, welcher den Herd und das Röhrensystem umfaßt, aber weder
den obersten noch den unteren Theil des Kessels umgibt, folglich das Wasser nicht
hindert, am untern Theil einzudringen und mit Dampf vermischt durch den obern Theil
zu entweichen. Da stets eine gewisse Dampfmenge mit dem im Mantel enthaltenen Wasser
gemischt ist, so wird es specifisch leichter als das außerhalb vorhandene. Auf diese
Weise wird also das Gleichgewicht gestört und es entsteht folglich eine constante
Circulation.
Mittelst eines zweiten concentrischen Stücks, welches an dem obern Theil des Kessels
befestigt ist und bis 6 Zoll unterhalb des Dampffanges hinabgeht, kann das Wasser,
welches als Cascade von dem obern Theil des Mantels herabfällt, niemals in den
Dampffang dringen, so daß der Dampf gänzlich trocken aus dem Kessel ausströmt. In
der That zeigt der in einem solchen Apparat gebildete und dann mittelst einer
Kühlvorrichtung verdichtete Dampf beim Probiren mit Reagentien niemals Kalksalze,
ein sicherer Beweis, daß er kein Wasser mitgerissen hat.
Dieses Resultat wurde auch durch eine Commission bestätigt, welche auf Veranlassung
des Marine-Ministeriums einen Zambaux'schen Kessel
in dieser Hinsicht untersuchte. Sie überzeugte sich, daß der aus dünnem Kupferblech
bestehende Mantel das heftige Auskochen des Wassers verhindert, wie man durch die an
der äußeren Kesselwand angebrachte Glasröhre deutlich wahrnehmen kann.
Auch ist noch zu bemerken, daß diese Kessel leicht anzufertigen sind, und daß sie
sehr wenig Platz einnehmen, weniger, als die jetzt auf Dampfschiffen gebräuchlichen;
ein Kessel von 3 Meter Höhe und 1,10 Meter Weite ist für 25 Pferdekräfte
ausreichend.