Titel: | Isolator für Telegraphendrähte; beschrieben von Gustav Werther. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XCVII., S. 345 |
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XCVII.
Isolator für Telegraphendrähte; beschrieben von
Gustav
Werther.
Aus dem Civilingenieur, 1854, Bd. I S.
162.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Werther, über einen Isolator für Telegraphendrähte.
In Fig. 20 bis
22 ist
ein Isolator, wie er gegenwärtig bei den Telegraphenleitungen der Electric Telegraph Company allgemein angewendet wird,
einzeln und in Fig.
23 bis 25 dessen Anbringung an den Telegraphensäulen abgebildet. Die Fig. 20 bis
22 sind
in halber natürlicher Größe, hingegen Fig. 23, 24 und 25 nur in 1/10 derselben
gezeichnet. Der eigentliche Isolirkopf, dessen Bild die Fig. 20 unverändert veranschaulicht, besteht
aus dem Körper S aus gemeinem grauem Steinzeug (crockery) und ist äußerlich nur mit Salzglasur
überzogen. Der untere kugelförmige Theil desselben ist zur Aufnahme des
Leitungsdrahtes d 1/2 Zoll weit durchbohrt. Durch den
Schlitz e (Fig. 20 und 21) wird der
Draht eingelegt. In den oberen umgekehrt kegelförmigen Theil ist, behufs der
Befestigung der Köpfe an die hölzernen Querarme der Telegraphenpfähle (Fig. 23, 24, 25), ein
eiserner Bolzen b (3/8 Zoll im Durchmesser) mit Blei,
wie Fig. 21
naturgetreu wiedergibt, eingegossen. Diesen oberen Theil des Isolirkopfes überdeckt
eine Kapsel oder Glocke k, k (Fig. 20, 21) von schwachem
Zinkblech, durch deren Boden oder Deckel ein Loch geschlagen ist, damit sie über den
Bolzen b, wie aus den Fig. 20 und 21, 23 und 25
ersichtlich, weggesteckt werden kann. Diese Kapsel, in der Fig. 20 etwas
hinaufgeschoben, in Fig. 21 aber in der erforderlichen Lage gezeichnet, umschließt den
kegelförmigen Theil des Isolators fast ganz und bewahrt eine stehende Luftschicht um
denselben. Ehe diese Blechkappe bei Verwendung der Isolirköpfe noch übergesteckt
wird, wird die obere Fläche des steinernen Kopfes (in Fig. 20 bei m, m), welche zu dem Zwecke, wie Fig. 21 zeigt, etwas
trichterförmig gestaltet ist, mit dickem Mennigkitte überstrichen, damit zwischen
dem Bolzen b und seinem Loche ja keine Nässe
durchdringen kann.
Die Telegraphensäulen oder Pfähle tragen, wie erwähnt, die Querhölzer q, und zwar abwechselnd an zwei gegenüber liegenden
Seiten. Die Befestigung derselben an die Säulen ist aus Fig. 23, 24, 25 genau zu ersehen. An
jedem Ende sind die Hölzer, behufs der Anbringung je eines Isolirkopfes, dem Bolzen
b entsprechend weit durchbohrt. Sie sind von hartem
Holze und, damit dieses zu Gunsten der Isolation recht trocken bleibe, gewöhnlich
mit grauer Oelfarbe angestrichen. Nachdem die Isolatoren an den Säulen angebracht
sind, wird der Draht (Nr. 8 der Birminghamer Drahtscala) aufgelegt und an jedem
Kopfe oder Isolator mit schwachem Bindedraht (Nr. 16 der Birminghamer Scala) in der
Weise, wie Fig.
21 angibt, festgehalten. Die umwundenen Stellen (jede circa 1 Zoll lang) zu beiden Seiten jedes Kopfes werden
häufig noch, da sowohl der Leitungsdraht als auch der Bindedraht verzinkt ist, mit
Zinn überlöthet, um einer Verschiebung des Leitungsdrahtes in seinem Lager
vorzubeugen. Auf diese Weise sind gewöhnlich 8 und mehr, zwischen Liverpool und
Manchester sogar 32 Drähte längs der Bahn aufgehangen. Bei Nebel- und
Regenwetter, sowie bei Schneefall bewährt sich diese Art der Isolirung besonders
gut. Da, wo die Drahtleitungen den Eisenbahn-Curven folgen, wo also beim
Bruche eines oder mehrerer Isolirköpfe in Folge irgend welcher Ursache, z.B. in Folge eines
Blitzschlages oder eines heftigen Sturmwindes, die Drähte in das Fahrgeleis
hereinhängen und durch ihre gegenseitige Berührung das Telegraphiren stören würden,
sind an die Querarme der Telegraphensäulen sogenannte Fangbügel, wie in Fig. 23, 24 und 25 unter f, f einer angegeben ist, mit den Isolirköpfen
gleichzeitig angeschraubt. Trennt sich nun der Draht an einer solchen Stelle vom
Isolator, so fällt er in den eisernen Bügel und kann keinen Schaden weiter
veranlassen. Dieselbe Vorkehrung ließe sich, für den gleichen Zweck, in ganz
ähnlicher Weise an den Stellen wo die Richtung der Drahtleitung eine gebrochene ist,
bei den in Sachsen gebräuchlichen Isolirköpfen auch anbringen.
Was die Kosten der eben beschriebenen Isolatoren anbetrifft, so sind sie geringer,
als die der meisten bei uns in Deutschland gebräuchlichen Formen; denn es kostet das
Hundert steinerne Köpfe, incl. des eisernen Bolzens mit Schraube und Mutter und
seiner Befestigung im Kopfe, 9 Thlr., oder 2 Ngr. 7 Pf. das Stück. Von den
Blechkapseln kostet das Hundert 4 Thlr. 20 Ngr., oder 1 Stück 1 Ngr. 4 Pf. Dieß
beträgt zusammengenommen für 100 Stück complete Isolatoren 13 Thlr. 20 Ngr., oder
für das Stück 4 Ngr. 1 Pf. Es werden gewöhnlich auf eine englische Meile, incl.
Bruch, 26 bis 27 Stück dieser Isolirköpfe gerechnet, das sind circa 130 Stück auf eine geographische Meile. Die Telegraphensäulen stehen
in England in einer gegenseitigen Entfernung von gewöhnlich 200 bis 210 Fuß, denn
man rechnet auf die englische Meile (das sind 5280 englische Fuß) 25 Stück. Dem
entsprechen circa 125 Stück auf die geographische Meile.
In Belgien, wo diese Art der Isolirung ebenfalls schon eingeführt ist, stehen die
Säulen in fast eben so weiten Zwischenräumen, nämlich von 50 bis 70 Meter weit. Da
man schon beim Setzen dieser Säulen auf etwaige Vermehrung der Drahtleitungen
Rücksicht nimmt, so erhalten jene zwar nicht sogleich alle möglicherweise nöthig
werdenden Arme auf einmal, sondern werden nur an zwei entgegengesetzten Seiten
wechselsweise mit Einschnitten zu späterer Aufnahme der Querhölzer q versehen. Es dürfte hier vielleicht noch der geeignete
Ort seyn, die Dimensionen der Telegraphensäulen, wie solche in England und Belgien
zu Stützungen der Drahtleitungen üblich sind, anzureihen:
Längein Fußen.
Stärke amoberen
Ende in Zollen.
Stärke amunteren
Ende in Zollen.
England
18
¹) 22 28
5–5 1/2
5–5 1/2 5 1/2–6
7 7
1/2 8 1/2
engl. Maaß.
Belgien
19,25
²) 22,75
³) 26,25 31,5 19,25
⁴) 26,25
3 1/2 3
1/2 3 1/2 3
1/2 5 1/2 5 1/2
5
1/4 5
1/2 6 6
1/2 6
1/2 7
sächs. Maaß.
Dabei ist noch zu bemerken, daß sämmtliche Pfähle aus Fichtenholz sind, und daß die
mit ²) und ³) bezeichneten Dimensionen, sich auf die Pfähle in den
geradlinigen Strecken der Leitungen beziehen, hingegen die mit ⁴) markirten
für die in den Krümmungen liegenden Theile der Leitungen gelten, und die mit
¹) angezeichneten ebensowohl in Krümmungen als auch an geraden Strecken
gebräuchlich sind. – Bei der Vergleichung dieser Dimensionen der
Telegraphenpfähle an den englischen und belgischen Linien muß man berücksichtigen,
daß bei letzteren die Pfähle nie so viele einzelne Drähte zu tragen haben, wie dieß
bei den Telegraphenlinien Englands meist der Fall ist.