Titel: Ueber das Verkohlen des Torfes zu Derrywullen im Bog of Allen in Irland; von Ad. Gurlt.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. CXVI., S. 425
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CXVI. Ueber das Verkohlen des Torfes zu Derrywullen im Bog of Allen in Irland; von Ad. Gurlt. Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1854, Nr. 21. Gurlt, über das Verkohlen des Torfes in Irland. Vorkommen und Gewinnung des Torfes. Unter den 3,000,000 Acres Land, welche aus nichts anderm bestehen, als aus Torfbrüchen (peat bogs), nimmt der Bog von Allen, wegen seiner Größe und Mächtigkeit, den ersten Rang ein. Er liegt in der Grafschaft Killdare und dehnt sich ununterbrochen zwischen den drei Orten Robertstown, Philipstown und Tullamore aus; die Gebirgsart, welcher er auflagert, ist der kohlenführende Kalkstein, über der Grauwacke. Auf diesem zunächst lagert ein Geschiebe von demselben zertrümmerten Gebirge, gravel genannt, und auf diesem eine Bank von blauem Thon, welche allein die Ursache der Bogbildung zu seyn scheint. Der Torf (peat, turf) erhebt sich über dieser Thonbank in einer Mächtigkeit von 10 bis 30 Fuß und man kann in ihm überall zwei Arten unterscheiden. Eine schwarze, schwere Torfart, in welcher die Holzfaser schon beinahe völlig zersetzt ist, nimmt überall den unteren Platz ein, und ist überlagert von einer andern braunen und sehr leichten Torfart, in welcher die Holzfasern sich noch ganz erhalten finden, und völlig die Form der Pflanzen, welchen sie angehört haben, anzeigen. Behufs der Torfgewinnung wird das Feld in Reviere und diese wiederum in Bänke eingetheilt. Eine jede Bank wird durch Gräben, welche im Herbst gezogen werden und parallel mit derselben laufen, während des Winters entwässert, und ist dann im Anfang des Sommers so trocken, daß sie gestochen werden kann. Der Abbau geschieht wie in einem gewöhnlichen Straßenbau, indem man am tiefsten Punkte anfängt, und allmählich treppenförmig vorrückt. Der ziegelförmig gestochene Torf wird alsdann zunächst neben dem Torfstiche in Reihen am Boden ausgebreitet, um daselbst zu trocknen. Bei trockener Witterung wird er nach 4–5, bei nasser nach 10–12 Tagen gehäufelt, d.h. in kleinen Haufen von 50–60 Stück so aufgebaut, daß der Wind gehörig Zutritt zu demselben hat; nach 10–12 Tagen aber in großen Haufen, welche sich in der Nähe des Kohkshauses befinden, zu 20,000–30,000 Stück so aufgebaut, daß er noch weiter trocknen kann. Bevor jedoch der Torf der Operation des Verkohlens unterworfen wird, wird er noch 3–4 Tage auf Darren, welche sich über den Kohksöfen befinden, bei der von ihnen entweichenden Hitze getrocknet, um so noch besser vorbereitet dem Processe unterworfen zu werden, welcher mit einem gut getrockneten Material besser und schneller von Statten geht. Verkohlung des Torfes. Die Oefen, welche zum Verkohlen des Torfes in Derrymullen angewendet werden, bestehen aus Eisenblech und haben die Form einer vierseitigen abgestumpften Pyramide, deren untere Basis 5 Fuß im Quadrat, oben 1 Fuß im Quadrat und deren Höhe 4 Fuß beträgt. Dieselbe ruht auf einem schmiedeisernen Rahmen, welcher sich in ihrem Innern, etwa 3 Zoll von dem Boden entfernt, befindet, und mit einer Doppelfallthür, die sich nach unten öffnet, versehen ist. Dieser bewegliche Boden befindet sich in gleichem Niveau mit dem Rahmen und dient als Rost, indem er mit vielen runden Löchern versehen ist. An dem tiefsten Punkte des Ofens befinden sich zwei kleine eiserne Räder, mittelst welcher er auf einem Schienenwege leicht rückwärts und vorwärts bewegt werden kann. Von solchen Oefen stehen immer fünf auf einem Schienenwege nebeneinander, welcher sich in einem Graben von 1 Fuß Tiefe befindet. Ein solcher Graben ist circa 6 Fuß breit und 30 Fuß lang und erhebt sich an beiden Seiten allmählich zum Niveau der Hüttensohle. Der Boden derselben, sowie die Seiten bestehen aus wasserdicht zusammengenietete-Eisenblechen und die langen Seiten außerdem noch aus starkem Mauer werk, um sie stabiler zu machen und den Druck der höher liegenden Hüttensohle auf die schwachen Eisenblechwände zu verringern. In dem Boden dieser Vertiefung befinden sich zwei quadratische Löcher von 4 Zoll Seitenlänge, welche durch hölzerne Stöpsel verschließbar sind und mit eisernen Röhren in Verbindung stehen, die unter der Hüttensohle liegen. Eine dieser Röhren steht mit einer Pumpe in Verbindung, welche nach Belieben Wasser in die Gräben pumpt, während die andere dazu dient, dasselbe wieder abzulassen, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Solcher Gräben befinden sich in einer Hütte vier nebeneinander, so daß also 20 Oefen auf ihnen placirt werden können. Zwischen je zweien ist ein Damm, vom Niveau der Hüttensohle und circa 8 Fuß Breite, bestimmt die Materialien, welche demnächst dem Processe unterworfen werden sollen, aufzunehmen. Die Art und Weise der Verkohlung ist nun folgende. Die Oefen werden zunächst mit einigen brennenden Torfstücken besetzt, und über diesen, nicht brennende, Torfstücke ohne Ordnung eingetragen bis der Ofen völlig gefüllt ist. Man hat hierbei jedoch darauf zu sehen, daß keine großen hohlen Räume im Ofen bleiben, weßhalb man den Torf von Zeit zu Zeit mit einer dicken hölzernen Stange niederstößt, und wieder mit frischem Torf nachfüllt, bis etwa 6 Ctr. lufttrocknen Torfes eingetragen sind. Die brennenden Torfstücke entzünden nun sehr schnell bei dem bedeutenden Zuge, welcher durch den durchlöcherten Boden stattfindet, das über ihnen liegende Material, wobei aus dem Ofen ein dicker, weißer Rauch, welcher die Augen sehr angreift, und stark nach Ammoniak riecht, entweicht. Sobald alles Material eingetragen und im Brennen ist, beginnt man den Zug durch Blechstücke, mit welchen man den Schlot des Ofens belegt, zu verringern, und regulirt ihn dadurch, daß man die Oeffnungen, welche zwischen ihnen bleiben, nach der einen, oder andern Seite hin verlegt. Man muß suchen die Materialien während des ganzen Processes in möglichst gleichmäßiger Hitze zu erhalten, weßhalb man genöthigt ist, mit einem eisernen, hakenförmigen Gezähe häufig dieselben umzustören und den Zug nach solchen Theilen des Ofens zu leiten, wo die Torfstücke nur unvollkommen brennen und ihn da zu schwächen, wo sie in zu starke Gluth gerathen sind. Nach etwa zwei Stunden ist der erste Theil des Processes beendet. Der Torf, welcher sich Anfangs mit dem Gezähe weich anfühlt und bei dem Stören durchaus keinen Klang hat, ist jetzt bis etwa auf den dritten Theil des früheren Volumens reducirt, fühlt sich hart an und klingt. Die Oefen sind dabei in eine mäßige Rothglühhitze gekommen, und der Rauch, welcher Anfangs weiß und dick war, wird dünner und bläulich. Die Flamme, welche früher dunkelroth und sehr stark rußend war, wird ebenfalls mehr blau, und verliert letztere Eigenschaft mehr und mehr. Wenn der Arbeiter aus allen diesen Anzeichen sieht, daß der Ofen die Gaare erreicht hat, so beginnt er den zweiten Theil des Processes, das heißt, das Abkühlen der verkohlten Materialien bei völligem Abschluß der Luft. Deßhalb läßt er alsdann Wasser in die Gräben hinein, in welchen die Oefen stehen und zwar so lange, bis das Niveau desselben circa 2 Zoll unter den Böden der Oefen steht. Da der Boden des Ofens circa 4 Zoll höher liegt, als der tiefste Punkt des Mantels, so bewirkt das Wasser ganz vollständig einen Abschluß der Luft von dem unteren Theile des Ofens, wodurch dem Brennen der Materialien plötzlich Einhalt gethan wird. Nach kurzer Zeit verschwindet auch der Rauch, und es wird alsdann der Schlot mit einer eisernen Platte geschlossen und der Verschluß mit Thon möglichst luftdicht gemacht. Nach etwa zwei Stunden sind die Oefen und die Materialien vollständig erkaltet, worauf man das Wasser abläßt, die Oefen aus dem Graben herauszieht, über eine Vertiefung fährt, und durch Oeffnung des Bodens dieselben über einem untergestellten Wagen entleert. Der Proceß ist nun beendigt und man beginnt dann die nicht völlig verkohlten Stücke auszusuchen, um sie bei einem folgenden Verkohlungsprocesse wieder zuzusetzen und völlig zu verkohlen. Von solchen nur halbverkohlten Steinen finden sich oft in jedem Ofen von 6 zu 15, und werden zu obigem Zwecke ausgehalten. Man muß sich indessen hüten, das Wasser zu früh abzulassen, weil, wenn auch nur noch ein wenig glühende Kohle im Ofen ist, dieselbe hinreicht, in der kürzesten Zeit die ganzen, in ihm befindlichen und bereits erkalteten Kohlen wieder in Brand zu setzen. Die so dargestellte Torfkohle hat zwar noch dieselbe Gestalt, wie vorher als Torf, hat aber an Volumen und Gewicht beinahe um 2/3 verloren. Sie wird dann in der Form, wie sie aus dem Ofen kommt, entweder als Brennmaterial, namentlich zu metallurgischen Zwecken, direct verkauft, oder zu anderen, als landwirthschaftlichen und Sanitätszwecken, zu einer beliebigen Größe oder Pulver reducirt, Ausbringen, Zusammensetzung und Eigenschaften der Torfkohle. Was nun das Ausbringen der Torfkohle anbetrifft, so schwindet wie bereits angedeutet, das Volumen und das Gewicht um etwa 2/3 des lufttrocknen Torfes. Eine Tonne Torfkohle wird dargestellt aus 3 Tonnen Torf; eine Tonne (20 Ctr.) in Stücken hat ein Volumen von circa 220 Kubikf., oder 1 Ctr. das von 11 Kubikfuß. Dieses Volumenverhältniß gilt indessen nur von der Kohle, welche aus der leichten Torfsorte dargestellt ist, während eine Tonne von der schweren Torfkohle nur circa 70 Kubikfuß hat. Demnach würde 1 Tonne leichter Torfkohle circa 30 preuß. Tonnen (à 7 Kubikfuß) entsprechen, während 1 Tonne schwerer Kohlen nur 10 preuß. Tonnen gleich käme. Nach einer Analyse, einer Durchschnittsprobe von Torfkohle, die in Derrymullen dargestellt war, ergaben sich nach den Angaben von Professor Philipps folgende Bestandtheile: KohlenstoffWasserstoffStickstoffSauerstoff   79,24    2,20    0,54    6,44 Brennbare Bestandtheile = 88,42 Sand und ThonEisenoxydPhosphorsäurekieselsaures KaliChlornatriumkohlensaurer Kalkschwefelsaurer KalkVerlust     2,48    1,66    0,34    0,98    2,53    1,85    1,44    0,30 Nichtbrennbare Bestandtheile = 11,58 –––––– 100,00 Was endlich die Eigenschaften der Torfkohle anbetrifft, so besitzt sie alle diejenigen einer vegetabilischen Kohle in hohem Grade. Man rühmt in Irland besonders ihre große Fähigkeit die Feuchtigkeit, und namentlich die aus dem Dünger entwickelten ammoniakalischen Gase zu absorbiren,Diese Eigenschaft der Torfkohle hat auch Prof. Payen in seinem im Jahr 1850 erstatteten Bericht über die Torfverkohlung in Irland (polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 389) besonders hervorgehoben. A. d. Red. wodurch sie vorzüglich geeignet ist, erstlich allen Geruch zu beseitigen und dann die ihn verursachenden Gase für die Pflanzen auf dem Acker aufzubewahren, weßhalb man sie jetzt vorzüglich zu landwirthschaftlichen Zwecken angewendet findet. Kosten für die Darstellung der Torfkohle. Um 12 engl. Tonnen Torfkohle in einer Hütte mit 20 Oefen in 24 Stunden darzustellen, sind erforderlich: Lufttrockner Torf 36 Tonnen à 3 Sh. 6 P.   6 Pfd. St.   6 Sh. 40 zwölfstündige Arbeiterschichten à 1 Sh.   2   „    „   –   „ Tantième à Tonne 3 Sh.   1   „    „ 16   „ Sonstige Unkosten à Tonne 1 Sh.   –   „    „ 12   „ –––––––––––––– Sa. 10 Pfd. St. 14 Sh. Da nun die engl. Tonne Torfkohle an Ort und Stelle mit 1 Pfd. St. 15 Sh. bezahlt wird und die Selbstkosten nur 17 Sh. 10 P. betragen, so wirft jede Tonne einen reinen Gewinn von 17 Sh. 2 P. oder 1 Ctr. 8 Sgr. 7 Pf. preuß. ab. Diese sehr einträgliche Unternehmung der Torfverkohlung wird von einer privilegirten englischen Gesellschaft, der British Amelioration Society betrieben, welche die entwässerten und aufgebauten Torfmoore urbar macht und zu mäßigen Pachtpreisen an ihre Arbeiter überläßt.