Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. , S. 74 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Der elektrische Webstuhl.
In der letzten Sitzung der Agricultur-Gesellschaft von Lyon wurde ein neuer
Versuch besprochen, die elektrische Bewegungskraft für die Bildweberei des
Jacquardstuhles zu benutzen, welchen zwei junge Lyoneser, Pascal und Mathieu, gemacht haben.
Die Grundidee bei dem System des sardinischen Telegraphendirectors Bonelli, den Jacquardstuhl durch den elektrischen Strom
functioniren zu lassen (polytechn. Journal Bd.
CXXX S. 74). besteht im Ersetzen der gewöhnlichen Musterpappen durch eine
dünne Metallplatte, deren Oberfläche mittelst des Grabstichels in kleine Quadrate
von 1 Millimeter Seite getheilt ist; auf dieselbe ist das Muster, welches auf dem
Zeug hervorgebracht werden soll, mit einem die Elektricität nicht leitenden Firniß
gezeichnet. Diese Metallplatte ist über einer Querreihe von Nadeln angebracht,
welche die Fäden oder Litzen halten, und denen sie bei ihrer allmählichen drehenden
Bewegung alle Theile der auf ihrer Oberfläche befindlichen Zeichnung darbietet.
Indem die mit einer Bunsen'schen Batterie verbundenen Elektromagnete auf diese
Platte wirken, heben sie dieselbe, und mit ihr die Nadeln, welche den nicht mit
Firniß überzogenen kleinen Quadraten der Oberfläche entsprechen, wogegen diejenigen
Nadeln, welche der isolirende Firniß berührte, in Ruhe bleiben und dann durch das
Pedal gehoben werden.
Die Elektricität wirkt ununterbrochen. Bei jedem Stoß des Pedals, welchen der
Arbeiter gibt, rückt die Metallplatte, worauf sich die Zeichnung befindet, um einen
Grad vorwärts; ihre Bewegung ist immer dieselbe, nur diejenige der Nadeln wechselt
nach dem Webmuster.
Bonelli's System erfordert jedoch zu seiner Function
einen ziemlich großen Aufwand von Elektricität. Dieser Nachtheil wird durch den
Apparat von Pascal und Mathieu
vermieden. Bei letzterem befindet sich die Kupferplatte, worauf die Zeichnung
angebracht ist, in verticaler Lage und zur Seite der
Häkchen (Platinen), welche die Fäden halten. Sie dreht sich um einen Cylinder, ohne
sich gänzlich zu verrücken. Das Abheben der Fäden geschieht unter dem Einfluß des
elektrischen Stromes mittelst einer geringen drehenden Bewegung der Häkchen um ihre
Achse; da diese Bewegung nur in einem schwachen schaukeln besteht, so erfordert sie
eine sehr unbedeutende Kraft, wogegen die den isolirten Stellen der Platte
entsprechenden Häkchen durch das Pedal gehoben werden. Es wird so Einfachheit und
Regelmäßigkeit mit Kraftersparniß verbunden. Die Erfinder hoffen, alles auf ihrem
Webstuhl leisten zu können, was jetzt der Jacquardstuhl verrichtet; die
Agricultur-Gesellschaft hat zur genauen Prüfung der Erfindung eine aus
Fabrikanten und wissenschaftlich gebildeten Technikern bestehende Commission
gewählt. (Moniteur industriel, 1854, Nr. 1842.)
Ueber die Lichterscheinungen eines mit einer Ruhmkorff'schen Spirale erzeugten Inductionsstroms im
luftverdünnten Raume.
Vor einiger Zeit ist es dem Mechaniker Ruhmkorff in Paris,
einem gebornen Deutschen, gelungen, mit der von ihm construirten, als sehr wirksam
bekannten Inductionsspirale, unter Mitanwendung zweier Bunsen'scher Elemente, eine
Reihenfolge von Funken hervorzubringen, welche einen so hohen Grad von Spannung
haben, daß sie, wie der verstärkte Funke einer Leidner Flasche, einen bedeutenden
Zwischenraum zwischen den Leitern überspringen, entzündliche Stoffe, wie Pulver,
Schießwolle, Alkohol, Aether, Terpenthinöl, Benzol, mit großer Leichtigkeit, ohne
alle weitere Vorrichtung, direct entzünden u.s.w. Im sogenannten elektrischen Ei bringt dieser Apparat (der von dem
Erfinder für circa 40 Gulden geliefert wird) Wirkungen
hervor, welche wahrhaft staunenerregend sind und die der gewöhnlichen
Elektrisirmaschine in Beziehung auf die Schnelligkeit, mit der die elektrischen
Entladungen auf einander folgen, bedeutend übertreffen. Die elektrischen Funken
folgen so rasch auf einander, daß das Auge den Eindruck eines ununterbrochenen Lichtstromes hat, den man willkürlich Stunden lange
andauern lassen kann. Geschieht dieses Funkenüberspringen in dem sogenannten
elektrischen Eie, und zwar innerhalb einer Benzol- oder
Nitrobenzol-Atmosphäre, indem man das elektrische Ei zuvor möglichst luftleer
gemacht, dann dasselbe über einem mit Benzol oder Nitrobenzol gefüllten Gläschen
momentan geöffnet und von Neuem die Luft daraus möglichst ausgepumpt hatte, so
gewahrt man ein höchst überraschendes Lichtphänomen, ähnlich dem, auf welches Prof.
Neeff zuerst die Aufmerksamkeit der Physiker gelenkt
(vergl. Poggendorff's Annalen Bd. LXVI S. 414 und Bd. LXIX S. 141), jedoch in einer
weit eclatanteren Weise. Die schön violettgefärbte (bei Anwendung von
Schwefelkohlenstoffdämpfen intensiv gelb gefärbte) Lichtmasse strömt fortwährend, in
Gestalt einer starken Lichtsäule von dem positiven nach dem negativen Pole im
elektrischen Ei, letztern nimbusartig umstrahlend, während man gleichzeitig in
senkrechter Richtung gegen die Achse der Lichtsäule eine Anzahl paralleler Schichten
bemerkt, die abwechselnd durch dunkle Lagen von einander getrennt sind. Prof. Dr. Rud. Böttger. (Aus dem
Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für
1852–1853.)
Photographie auf bromhaltigem Collodium.
In der Mittheilung über diesen wichtigen Gegenstand im polytechn. Journal Bd. CXXXI S. 467 aus Moigno's Cosmos ist durch ein Versehen
„Jodammonium“ anstatt „Bromammonium“ geschrieben worden. Indem Hr. Moigno diesen Fehler (im Cosmos, März 1854, S. 316) berichtigt, theilt er zugleich eine genauere
Beschreibung von Berry's vortrefflichem Verfahren
mit:
Empfindliche Schicht. Man löst 60 Gran Bromammonium in
möglichst wenig Alkohol auf, und setzt dann so viel reines Collodium zu, daß die
Mischung 1 Unze wiegt.
Empfindlichmachendes Bad. Man nimmt 60 Gran
salpetersaures Silber auf jede Unze des Bades.
Bad, um das Bild zum Vorschein zu bringen. Handelt es
sich um positive Bilder, so entwickelt man sie in der Eisenvitriollösung, wie
gewöhnlich. Handelt es sich aber um negative Bilder, so besteht das Bad aus:
Pyrogallussäure
6 Gran
gewöhnlicher Essigsäure
1 Drachme
Weingeist
1 Drachme
Wasser
6 Drachmen.
Wenn das negative Bild zu schwach zum Vorschein kommt, so gießt man Pyrogallussäure
in ein Glasgefäß, setzt einige Tropfen des Bades von salpetersaurem Silber zu, und
taucht die Platte in dieses neue Bad.
Die Anwendung des Bromammoniums (anstatt Jodammonium)
gewährt den Vortheil, daß die verschiedenen Farben einen ihrer Intensität
proportionalen Lichteindruck liefern, so daß man eine wahre Copie der colorirten Bilder durch entsprechende helle oder dunkle Tinten oder
Halbtinten erhält.
Verfahrungsarten zur Bereitung des Bromammoniums.
Das bromwasserstoffsaure Ammoniak (oder Bromammonium) besteht aus gleichen
Aequivalenten Bromwasserstoffsäure und Ammoniak. Es ist weiß, in Wasser auflöslich,
und verflüchtigt sich beim Erhitzen Man kann es auf dreierlei Art bereiten.
Erstes Verfahren. Man sättigt Ammoniak mit
Bromwasserstoffsäure und läßt das Salz krystallisiren.
Zweites Verfahren. Man verbindet Brom und Aetzammoniak in
folgender Weise: man gibt eine Quantität Brom in eine kleine Schale und bedeckt
dasselbe sogleich mit einer Schicht destillirten Wassers von beiläufig 2 Centimeter
Dicke (besser ist es, zuerst das Wasser hineinzugießen und hernach das Brom, um die
Verflüchtigung zu vermeiden); hierauf setzt man Ammoniakflüssigkeit zu, bis das Brom
vollständig verschwunden ist und sich kein Stickgas mehr entwickelt. Ungeachtet der
Vorsicht, die Flüssigkeiten nur ganz allmählich zu vermischen, indem man das
Ammoniak tropfenweise zugießt, entsteht oft ein sehr lebhaftes Aufbrausen. Das
Product, in gelinder Wärme zur Trockne verdampft, gibt reines
Bromwasserstoff-Ammoniak.
Drittes Verfahren. Man pulverisirt 3 Gewichtstheile
Bromkalium und 2 Gewichtstheile schwefelsaures Ammoniak, vermengt sie in einer
Reibschale innig miteinander, und bringt dann das Gemenge in eine kleine Retorte,
welche man erhitzt bis sich ein weißer Körper sublimirt, der sich im Hals
verdichtet; man erhält dann die Retorte auf einer constanten Temperatur, so lange
die Destillation fortdauert. Was überdestillirt, ist
Bromwasserstoff-Ammoniak, als Rückstand bleibt schwefelsaures Kali (Chimie photographique, par MM.
Barreswil
et
Davanne. P
aris, 1854.)
Ueber die Bäder zum Entwickeln der Lichtbilder; von Hrn.
Adolph Martin.
Man hat mehrseitig die Anwendung des schwefelsauren Eisenoxyduls (Eisenvitriols)
empfohlen, um die aus der camera obscura kommenden
Bilder zum Vorschein zu bringen. Das schwefelsaure Eisen, welches stets säuerlich
seyn muß, schließt aber die Anwendung des unterschwefligsauren Natrons (als
Auflösungsmittel des vom Licht nicht modificirten Jodsilbers) aus; denn die freie
Säure würde aus dem unterschwefligsauren Natron Schwefel niederschlagen, welcher
sich im Augenblick seiner Abscheidung mit dem reducirten Silber verbinden und
folglich Schwefelsilber bilden würde; letzteres wäre in den meisten Fällen,
hauptsächlich bei der Darstellung directer positiver Lichtbilder, schädlich.
Dieser Erfolg würde nicht eintreten, wenn das Bild nach dem Herausnehmen aus dem
Eisenvitriolbad sehr sorgfältig gewaschen worden wäre; aber gerade daran scheitern
die meisten Photographen, welche keine schönen Resultate erhalten können. Uebrigens
zersetzt sich das unterschwefligsaure Natron auch von selbst, und wenn man nicht die
Vorsicht anwendet, seine Auflösung zu filtriren, so zeigen sich dieselben
Uebelstände.
Diese Gründe veranlaßten mich, anstatt des unterschwefligsauren Natrons im Juni 1852
(polytechn. Journal Bd. CXXV S. 120) die
Anwendung des Cyan-Silberkaliums (eine Auflösung von Cyansilber in
Cyankalium) als Auflösungsmittel des vom Licht modificirten Jodsilbers
vorzuschlagen. Bloßes Cyankalium würde nicht dasselbe Resultat hervorbringen. Wir wollen nun
untersuchen, was bei der Anwendung des einen oder andern dieser beiden Salze
geschieht.
Taucht man ein Bild, welches noch Spuren von Eisenvitriol enthält, in ein Bad von
bloßem Cyankalium, so muß sich eine gewisse Menge Einfach-Cyaneisenkalium
bilden, und da die Menge dieses Salzes zunimmt, so wird ein Zeitpunkt eintreten, wo
in dem Bad kein einfaches Cyankalium. sondern nur noch Cyaneisenkalium enthalten
ist, und die geringste Spur überschüssigen Eisenvitriols würde daher Berlinerblau
erzeugen, welches auf dem Bild dunkelblaue Flecken hervorbrächte. Wenn man hingegen
eine Auflösung von Cyansilber in Cyankalium angewandt hat, so bildet sich zwar ein
wenig Einfach-Cyankalium, welches sich bei Gegenwart der Silbersalze in der
Art zersetzt, daß ein rostgelber Niederschlag von Eisenoxydhydrat entsteht, welcher
dem Bild jedoch bei weitem nicht so stark anhaftet wie das Berlinerblau. Wenn die
Menge dieses Eisenoxyds nicht beträchtlich ist, kann es durch einige Zeit
fortgesetztes Waschen mit gewöhnlichem Wasser leicht beseitigt werden. (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854, S.
318.)
Ueber Darstellung der Pyrogallussäure; von H. Grüneberg.
Als Material zur Bereitung von Pyrogallussäure wende ich chinesische Galläpfel an,
welche, gröblich zerstampft, zweimal mit Wasser ausgekocht und sodann ausgepreßt
werden. Das erhaltene Extract wird zur Trockne verdampft und gepulvert; es beträgt
von 50 Pfund verwendeten Galläpfeln etwas über 30 Pfund.
Als Apparat dient mir eine flache Schale aus Eisenblech, deren Boden einen
Durchmesser von 18 Zoll hat, während die Höhe des aufrechtstehenden Randes 3 Zoll
beträgt. Letzterer Rand trägt an der äußern Seite der Schale in einer Höhe von 1 1/2
Zoll über dem Boden derselben einen 1 Zoll langen etwas nach oben gerichteten
Röhrenansatz von etwa 1 Zoll Durchmesser, welcher mit dem Innern der Schale
communicirt und dazu dient, ein Thermometer mittelst eines Korkes einzusetzen.
Auf den Boden der Schale wird ein halbes Pfund Extractpulver gleichmäßig
ausgebreitet, dann das Thermometer, etwas geneigt, so eingefügt, daß seine Kugel
ungefähr bis in die Mitte des Apparats und hier bis 1/2 Zoll über den Boden reicht,
und nun die Schale erst mit einem Stück gewöhnlicher Gaze, dann mit einem Papierhut
von etwa 15 Zoll Höhe überbunden. Der Apparat wird auf ein Eisenblech, welches mit
1/2 Zoll trocknen Sandes beschüttet ist, und mit diesem sodann auf einen Windofen
gestellt.
Man gibt von vornherein ziemlich starkes Feuer, bis das Thermometer 115 bis
120° R. zeigt; darauf jedoch mäßigt man schnell die Hitze; das Thermometer
steigt bald auf 150 bis 160° R. und die Säure sublimirt stark. Man unterhält
letztere Temperatur drei Stunden lang und findet nach Ablauf jener Zeit im Hute
reichlich 1 Loth farbloser Pyrogallussäure. – Nach dieser Methode wurden aus
50 Pfd. chinesischen Galläpfeln 2 Pfd. Pyrogallussäure erhalten. (Journal für
praktische Chemie, 1853, Nr. 24.)
Ueber eine neue Bereitungsweise von sogenanntem künstlichen
Bittermandelöl (Nitrobenzol).
Läßt man, meinen Beobachtungen zufolge, gewöhnliches Leuchtgas, sowohl das aus Steinkohlen, wie das aus Harz bereitete,
anhaltend durch Untersalpetersäure streichen, so sieht man letztere sich sehr bald
stark erhitzen, während das durch die Säure gegangene
und dann angezündete Gas nicht mehr mit derselben Helligkeit brennt, als zuvor. Das
Gas wird nämlich bei dieser Behandlung seines Benzolgehaltes, der besonders in dem
sogenannten Harzgase sehr bedeutend ist, und wesentlich zur Erhöhung der
Lichtintensität der Flamme beiträgt, gänzlich beraubt. Versetzt man nach längerer,
etwa halbstündiger Einwirkung des Gases auf die Untersalpetersäure, diese letztere mit einem großen
Ueberschuß von Wasser, so sieht man am Boden des Gefäßes eine bedeutende Menge von
Nitrobenzol sich abscheiden, das auf bekannte Art gereinigt, sich von dem auf irgend
einem andern Wege bereiteten in keiner Weise unterscheidet.
Leitet man das Harzgas anhaltend, statt durch Untersalpetersäure, durch absoluten
Alkohol, und versetzt diesen nachgehends mit einem Ueberschuß von Wasser, so sondert
sich auf der Oberfläche unreines Benzol ab. Auch bei dieser Behandlung verliert das
Gas bedeutend an Leuchtkraft.
Leitet man ein von Kohlensäure nicht befreites Leuchtgas durch eine filtrirte
Chlorkalklösung, so bildet sich in kurzer Zeit, unter Abscheidung von kohlensaurem
Kalk, eine beträchtliche Menge von dem sogenannten Oel des ölbildenden Gases. Prof.
Dr. Rud. Böttger. (Aus
dem Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für
1852–1853.)
Ueber die Auffindung des Schwefelkohlenstoffs in Gasen und
Flüssigkeiten.
Die von Prof. A. Vogel in Liebig's Annalen Bd. LXXXVI S.
369 (polyt. Journal Bd. CXXX S. 76) zu
diesem Zweck mitgetheilte Methode empfiehlt sich sehr durch ihre leichte
Ausführbarkeit, besonders bei Prüfung von Flüssigkeiten, während sie zur Prüfung,
z.B. von Steinkohlengas, sich weniger gut eignet. Mir hat z.B. nicht gelingen
wollen, im gereinigten Steinkohlengase auch nur Spuren
von Schwefelkohlenstoff, wie der Verfasser, zu entdecken, die mir sicherlich nicht
entgangen seyn würden, da ich mich zur Nachweisung derselben außerdem auch des
Nitroprussidnatriums, eines noch weit empfindlicheren Reagens, auf die von Prof. Vogel angedeutete Weise, bediente. Die von dem Verfasser
erhaltenen Reactionen bei Prüfung des Steinkohlengases
bin ich daher geneigt, dem beim Durchströmen dieses Gases durch eine alkoholische
Kalilösung von dieser letzteren aufgenommenen unreinen
Benzol zuzuschreiben. Prof. Dr. Rud. Böttger. (A. a. O.)
Ueber die Bereitung des Oelfirnisses nach Barruel und Jean; von Dr. Schubert.
Die Beobachtungen von Barruel und Jean (polytechn. Journal Bd. CXXVIII S.
374) über das Trocknen der Firnißöle sind von so großer Wichtigkeit für
die Praxis, daß ich nur bedauerte, keine genaueren Angaben über die Darstellung und
Vorzüge des mit borsaurem Manganoxydul bereiteten
Oelfirnisses zu finden. Ich stellte daher selbst einige Versuche hierüber an und
theile die Resultate derselben in Folgendem mit.
Da B. und J. bloß angeben, daß die Oele den höchsten Grad der Trockenfähigkeit durch
Zusatz von 1–1 1/2 Tausendtel borsaurem Manganoxydul erlangen, so entstehen
vor Allem folgende Fragen:
1) Muß das borsaure Mangan chemisch rein seyn oder ist es auch in eisenhaltigem
Zustand anwendbar?
2) Wie erhält man dasselbe am besten?
3) Um wie viel trocknet der nach der neuen Methode bereitete Firniß schneller ein als
nach den besten älteren Methoden erzeugter?
1 1/2 Tausendtel chemisch reines borsaures Manganoxydul wurden zuerst mit sehr wenig,
dann allmählich mehr, rohem Leinöl zusammengerieben und damit 1/4 Stunde bis nicht
ganz zum Kochen erhitzt. Das Mangansalz löste sich fast vollständig auf, und das Oel
wurde kastanienbraun davon gefärbt.
Ein Anstrich desselben auf Glas war in 24 Stunden trocken, d.h. er klebte zwar noch
schwach, ließ aber durchaus nichts am Finger hängen, und war farblos.
Ein gleichzeitiger Anstrich eines kalt mit Glätte und Bleiessig bereiteten
Leinölfirnisses war erst nach dreimal 24 Stunden so weit abgetrocknet.
Ein mit 1 1/2 Tausendtel unreinem (eisenhaltigem) borsaurem Manganoxydul bereiteter
Leinölfirniß war gleichfalls erst nach dreimal 24 Stunden trocken.
Ein mit 6 Tausendtel unreinem Salz bereiteter Firniß war erst nach viermal 24 Stunden
getrocknet.
Hieraus ergibt sich, daß der Eisengehalt des Salzes das Trocknen offenbar verhindert,
indem ein größerer Zusatz von eisenhaltigem Mangansalz sogar noch weniger leistet
als eine kleinere Menge desselben.
Es ist demnach zur Bereitung des Manganölfirnisses unerläßlich, daß das borsaure
Manganoxydul frei von Eisen ist.
Um dasselbe rein zu erhalten, verschafft man sich ein lösliches Mangansalz aus einer
Chlorkalkfabrik oder durch Kochen von Braunstein mit Salzsäure. Man fällt die
filtrirte Auflösung so lange mit Sodalösung, bis eine Probe der Flüssigkeit von
Schwefelammonium nicht mehr schwarz oder grau, sondern rein fleischroth
niedergeschlagen wird. Hierauf wird die Flüssigkeit filtrirt und heiß mit heißer
Boraxlösung gefällt, der kaffeebraune Niederschlag ausgewaschen und getrocknet. Das
Präparat enthält zwar bei heißer Fällung etwas Manganoxyd, allein dieß schadet
nicht, während die kalte Fällung äußerst langsam erfolgt.
Wie man sieht, kommt das Präparat weder durch die erforderlichen Materialien, noch
durch seine Bereitungsweise theuer und ist dabei in äußerst kleiner Menge
hinreichend: 3 1/5 bis 4 1/5 Loth auf den Centner Oel. (Würzburger gemeinnützige
Wochenschrift, 1854, Nr. 2.)
Steinkohlentheeröl zum Bleiweißanstrich.
Hr. Pelouze Sohn hat gefunden, daß das gereinigte
Steinkohlentheeröl, besonders das mit der Cannelkohle gewonnene, anstatt des
Terpenthinöls angewandt, sich wie letzteres gegen Zinkweiß und Bleiweiß verhält; es
besitzt aber den Vorzug, daß es rascher verdunstet, ohne sich zu verharzen, so daß
ein Zimmer drei bis vier Tage nach dem Anstreichen bewohnbar wird. (Bulletin de la Société d'Encouragement,
Februar 1854, S. 94.)
Bereitung von eisenfreiem Zinkoxyd; von H. Grüneberg.
Um Zinklaugen eisenfrei zu machen, hat man außer der ziemlich langwierigen Methode,
dieß durch Stehenlassen der Lauge mit metallischem Zink zu bewirken, bisher
gewöhnlich das gelöste Eisenoxydul durch Chlorgas oxydirt und sodann mit Soda
gefällt. Erstere Methode kostet viel Zeit, letztere ist etwas umständlich.
Ich wende zu jenem Zweck die bekannte Bleichflüssigkeit (unterchlorigsaures Natron),
erhalten durchdnrch Fällen einer Chlorkalklösung mit Soda, von der gewöhnlichen Stärke an und
brauche von dieser etwa 1 Pfund, um eine Lauge aus 24 Pfund gelöstem Zink eisenfrei
zu machen. Das Verfahren ist dasselbe wie beim Einleiten des Chlors. Man fügt zu der
Lauge so lange von der Bleichflüssigkeit, bis eine Probe derselben, mit wenig Soda
versetzt und filtrirt, keine Eisenreaction mehr zeigt. Die kleine Quantität
Glaubersalz, welche nach diesem Verfahren mehr erzeugt wird, als nach dem frühern,
bleibt beim schwefelsauren Zink natürlich in der Mutterlauge. (A. a. O.)
Quantitative Trennung von Nickel und Zink.
Nickel und Zink können auf folgende Weise quantitativ getrennt werden: man vermischt
die durch Abdampfen concentrirte Auflösung beider mit überschüssigem Kalihydrat und hierauf mit soviel
wässeriger Blausäure, daß sich der Niederschlag wieder klar auflöst. Aus dieser
Lösung der Doppelcyanüre wird das Zink durch eine Lösung von
Einfach-Schwefelkalium als weißes Schwefelzink allein gefällt; die
Nickelverbindung wird dadurch nicht zersetzt, das Nickel bleibt also in Auflösung.
Man digerirt die Flüssigkeit, bis sie sich geklärt hat, filtrirt den Niederschlag
ab, wäscht ihn mit schwacher Schwefelkaliumlösung aus, und behandelt ihn dann auf
die gewöhnliche Weise. Es ist hervorzuheben, daß Schwefelammonium zu dieser Trennung
nicht anwendbar ist.
Die abfiltrirte Nickellösung wird, zur Zerstörung des Cyanürs, mit rauchender
Salzsäure und Salpetersäure, oder, statt der letzteren, mit chlorsaurem Kali
versetzt, längere Zeit im Sieden erhalten, dabei gleichzeitig concentrirt, und das
Nickeloxydul dann durch Kalihydrat gefällt. – Es versteht sich, daß die bei
diesem Verfahren angewandten Alkalien kieselsäurefrei seyn müssen, weil sonst das
Zinkoxyd und Nickeloxydul Kieselsäure aufnehmen, also in unrichtigen Gewichtsmengen
erhalten werden. Wöhler. (Annalen der Chemie und
Pharmacie, März 1854, S. 376.)
Nickelerze im Pinzgau.
Bekanntlich wurde schon vor längerer Zeit im Frogonzthale im Pinzgau
Nickelerzvorkommen entdeckt. Eine in der k. k. geolog. R. Anstalt ausgeführte
Analyse derselben wies einen Gehalt von 12 Proc. Nickel nach. (Jahrbuch. IV. 2. S.
400.) Deßgleichen wurde der Gehalt einer aus solchen Erzen durch Schmelzen mit
Quarzzuschlag erhaltenen Nickelspeise mit 25,2 Proc. Nickel gefunden.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1854, Nr. 2.)
Anwendung der Seife als Gravirmaterial.
Dr. Branson in Sheffield war
bemüht, für die Holzstiche eine Substanz zu ermitteln, welche sich leichter
schneiden läßt als das Holz und doch so fest ist, daß man von der gravirten
Oberfläche einen Abguß in Schriftmetall etc. machen kann; dieß führte ihn auf die
Anwendung der Seife als Matrize. Er sagt in einer Mittheilung an die Society of Arts: „Auf einem ebenen Seifenstück
kann man mit einer harten Spitze eine Zeichnung fast eben so leicht und in eben
so kurzer Zeit ausführen, als gewöhnlich mit einem Bleistift auf Papier. Der
Stich auf der Seife ist ein ganz scharfer, und man kann dann von der Oberfläche
einen Abguß in Gyps machen, oder noch besser dadurch, daß man die Seife fest in
erhitzte Gutta-percha drückt. In Gutta-percha kann man sogar
mehrere Eindrücke machen, ohne daß die Seife benachtheiligt wird; man kann also
von dem Stich auf Seife Probeabdrücke für Correctionen machen, was eine sehr
schätzbare Eigenschaft dieses Materials ist. Es läßt sich sogar von der
Gravirung auf Seife, ohne Benachtheiligung derselben, ein Abdruck in
geschmolzenem Siegellack machen.“ (Practical
Mechanic's Journal, März 1854, S. 290.)
Ueber Prüfung der gerösteten Stärke als Verdickungsmittel der
Beizen beim Zeugdruck.
Seitdem die Getreidepreise bedeutend gestiegen sind, suchen die Stärkemacher so viel
als möglich Stärke erster Qualität zu erhalten und verwandeln die geringeren Sorten
in geröstete Stärke. Diese geringeren Stärkesorten enthalten gewöhnlich noch einen
Antheil Kleber, welcher bei der Gährung nicht zerstört wurde; derselbe wird durch
das Rösten hart und bekommt das Ansehen einer verbrannten stickstoffhaltigen
Substanz; zerreibt man das Product des Röstens zwischen Mahlsteinen und läßt das Pulver beuteln, so gehen
die Theilchen des verbrannten Klebers durch das Sieb und machen das Stärkmehl als
Verdickungsmittel für viele Zwecke unbrauchbar, weil entweder der verbrannte Kleber
die Gravirung der Cylinder beim Walzendruck verstopft, oder seine Gegenwart die
gummiartige Druckfarbe weniger zähe, kürzer macht, so daß man keinen scharfen Druck
erhält, oder endlich, weil er beim Handdruck matter Böden an der Form kleben
bleibt.
Alle diese Nachtheile werden vermieden, wenn man weiße Stärke erster Qualität in
geröstete Stärke verwandelt. Es ist also wünschenswerth, daß der Fabrikant die
geröstete Stärke, welche er zu kaufen beabsichtigt, im
Kleinen Probiren kann, denn oft ist das feinste Pulver, welches überdieß
die lebhafteste Färbung zeigt, keineswegs das beste und brauchbarste.
Ich mache meine Proben auf folgende Weise:
5 Loth geröstete Stärke werden mit 5 Loth heißem Wasser von 48° R. angerührt;
man läßt einige Stunden ruhig stehen und verdünnt dann diese gummige Auflösung mit
25 Loth heißem Wasser von 48° R. welches man jedoch allmählich und unter
beständigem Umrühren zusetzt; nachdem die Auflösung ganz gleichartig ist, gießt man
sie in ein Becherglas und läßt sie 24 Stunden ruhig stehen; der verbrannte Kleber,
welcher sich im Wasser aufbläht, ohne dasselbe zu verdicken, setzt sich am Boden des
Becherglases ab; man zieht ab, mit der Vorsicht daß der Bodensatz nicht aufgerührt
wird, bringt den klaren Theil in ein zweites Becherglas und läßt noch 24 Stunden
ruhig stehen; es setzt sich neuerdings ein Niederschlag ab, und die überstehende
Flüssigkeit wird dann in ein Cylinderglas gegossen, um ihre Dichtigkeit mittelst des
Aräometers ermitteln zu können.
Durch vergleichende Prüfung verschiedener Qualitäten gerösteter Stärke erfährt man,
welche davon am meisten Niederschlag gibt; je mehr unauflöslichen Rückstand eine
geröstete Stärke gibt, desto weniger eignet sie sich zur Benutzung als
Verdickungsmittel. Ch. Benner, Colorist der Köchlin'schen
Kattundruckerei zu Darnetal. (Moniteur industriel, 1854,
Nr. 1843.)
Ueber die Destillationsproducte des Colophons.
Meinen Untersuchungen zufolge ist eine in letzterer Zeit aus England in den Handel
gebrachte neue Maschinenschmiere nichts anderes als ein
Destillationsproduct theils des Colophons, theils der Steinkohle.
Was das Colophon betrifft, so erhält man bei dessen
Destillation verschiedene, technisch gut zu verwerthende Producte. Zuerst sammelt
sich, unter Mitanwendung einer guten Kühlvorrichtung, in der locker angefügten
Vorlage ein stark sauer reagirendes Wasser in bedeutender Menge an, darauf folgt ein
schmutzig braungrün gefärbtes, stark schillerndes Oel, und zuletzt bei etwas
erhöhter Temperatur die eben genannte neue Maschinenschmiere, ein ölartiges Product,
das im gereinigten Zustande dem äußeren Ansehen und seinen sonstigen physikalischen
Eigenschaften nach mit einem Pflanzenöle große Aehnlichkeit hat, das aber schon
dadurch, daß es für sich der Destillation unterworfen, keine Spur von Akrolein
entwickelt, leicht von einem vegetabilischen oder animalischen Oele zu unterscheiden
ist. Im ungereinigten Zustande reagirt es stark sauer, muß deßhalb, um als
Maschinenschmiere dienen zu können, über Kalkerdehydrat rectificirt werden. Bei
– 12° R. verdickt es sich ein wenig, aber selbst bei –
16° R. gefror es noch nicht. Was die bei der Destillation des genannten
Harzes zuerst übergehende saure Flüssigkeit betrifft, so besteht sie lediglich aus
brenzlicher Essigsäure (Holzessig), gemischt mit Holzgeist. Das braungrün gefärbte
Oel, durch fractionirte Destillation über Kalk gehörig gereinigt, erwies sich als
Terpenthinöl. Prof. Dr. Rudolph Böttger. (Aus dem Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a.
M. für 1852–1853.)