Titel: Zur Photographie, von Dr. H. Hlasiwetz.
Autor: H. Hlasiwetz
Fundstelle: Band 133, Jahrgang 1854, Nr. XXXIV., S. 119
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XXXIV. Zur Photographie, von Dr. H. Hlasiwetz. Hlasiwetz, über Photographie. Verfahren unbrauchbare (graue) negative Bilder zu verbessern. Es ist eine dem Photographen wohl bekannte Erscheinung, daß bei etwas verfehlter Expositionszeit die negativen Bilder oft einen aschgrauen, matten Ton bekommen, obwohl im übrigen dieselben die größte Feinheit der Zeichnung darbieten. Solche graue negative Bilder geben beim positiven Copiren nie einen schönen scharfen Abdruck. Weil auf ihnen die Schichte des reducirten Silbers unendlich dünn ist, dringt das Licht überall ein wenig durch, die Contouren verschwimmen, die Stellen, die weiß bleiben sollen, werden grau. Die Mehrzahl der Bilder fällt in der Regel so aus, und obwohl man hinterher durch Retouchiren viel verbessern kann, ist das Bild doch als Photographie mißlungen. – Man weiß ferner, daß fast ganz gute negative Bilder etwas abblassen, wenn man sie mit unterschwefligsaurem Natron fixirt, weil eine kleine Menge Chlorsilber zwischen dem reducirten Silber häufig unverändert bleibt, und an Stellen aufgelöst wird, die eben dunkel bleiben sollen. Eine sehr einfache Behandlung genügt nun in allen diesen Fällen, um das negative Bild noch hinterher möglichst scharf erscheinen zu machen. Man braucht nämlich die Platte nur, nachdem sie wie gewöhnlich fixirt und abgewaschen ist, mit einer sehr verdünnten Lösung von Schwefelammonium (das gewöhnlich als Reagens gebrauchte Präparat mit dem 20 fachen Wasser verdünnt) zu übergießen, diese Lösung etwa 1/2 Minute lang darauf stehen zu lassen und wieder abzuwaschen.Schwefelwasserstoffwasser hätte natürlich die gleiche Wirkung, allein dieses ist bekanntlich nicht lange unzersetzt zu erhalten. Die Stellen, an denen das Silber bloßliegt, sind dadurch mit Schwefelsilber überzogen worden, und dieses hat den Vorzug einer viel größeren Schwärze. Der bloße Vergleich einer so behandelten, und einer wie gewöhnlich fertig gemachten Platte ist für diesen Vorzug überzeugend; noch mehr aber ist er an der positiven Copie ersichtlich, die ungleich schärfer und zarter ist, weil die weißen Stellen vollkommen unversehrt bleiben. Es können, wie bemerkt, auf diese Weise nicht nur fast unbrauchbare negative Platten verbessert werden, sondern auch ganz gelungene gewinnen entschieden durch diese Behandlung. Das Bild erscheint durch das Licht gesehen dunkel blauschwarz gefärbt, bei auffallendem Licht ist es goldbraun, irisirend. Dieses Verfahren kann auch so modificirt angewendet werden, daß man die wie gewöhnlich fertig gemachte trockene Platte vor dem Copiren nur an jenen Stellen, die man besonders licht zu erhalten wünscht, mit einem in Schwefelammonium getauchten Pinsel malt. Alle diese kurzen nachträglichen Operationen macht man natürlich am besten vor einem Fenster oder im Freien, um mit dem üblen Geruch nicht das Zimmer zu erfüllen, oder in der Nähe befindliche Silberpräparate zu zersetzen. Ueber Bereitung und Anwendung des Jodcollodium. Das Jodcollodium, mit welchem bekanntlich von den Fabrikanten so viel Charlatanerie getrieben wird, sollte sich wohl jeder Photograph selbst bereiten. Die meisten Mißstände, welche beim Arbeiten aufstoßen, werden auf dasselbe geschoben, zumeist deßwegen, weil die wenigsten ihr Präparat kennen. – Ein Jodcollodium, welches für alle Arbeiten, sowohl im Zimmer als im Freien, gleich empfindlich ist, bereitet man sich aus 2 Gram. Jodkalium, das man in einigen Tropfen gewöhnlichen Weingeists löst, und wozu man dann 10 Gramme starken Alkohol, 80 Gramme Collodium von der Consistenz eines Zuckersyrups, und 10 Gramme Aether mischt. Ueber Nacht hat es sich geklärt, und wird abgegossen. Bei gutem Licht exponirt man damit im Freien 5–7, im Zimmer 15–20 Secunden. – Der Vortheil, den eine Beimischung von Jodammonium oder Jodsilber gewähren soll, ist nichts als Vorurtheil. Das Jodammonium ist eine so leicht zersetzbare Substanz, und meistens braun oder gelb von ausgeschiedenem Jod, so daß man über den Gehalt des Jodcollodium an Jod dadurch nie ein sicheres Urtheil hat. Auch ist theoretisch gar nicht einzusehen, um was es besser wirken könne als Jodkalium, da das Ammonium gar nicht in Betracht kommt, und ebensowenig, was der Jodsilberzusatz für eine Bedeutung haben soll. Ebenso ist die größere Empfindlichkeit der angerühmten Brom- und Chlorbrom-Präparate nach meinen Erfahrungen eine Täuschung. Eine wahre Verbesserung wäre es aber, wenn man über das Verhältniß des Lichts, d.h. über das Verhältnis der Expositionszeit je nach der Lichtbeschaffenheit und Intensität etwas Bestimmtes angeben könnte. Es ist klar, daß, wie Claudet und Andere schon lange erkannt haben, hier nur eine gleichzeitige Beobachtung mit einem für diese Zwecke eingerichteten Photometer unfehlbare Regeln geben könne. Wie das Verfahren jetzt noch beschaffen ist, ist das vollkommene Gelingen immer mehr oder minder zufällig; unter den ganz gleichen chemischen und anderen Bedingungen und Vorsichtsmaßregeln fällt eine Reihe hintereinander gemachter Bilder oft ganz verschieden aus, häufig nur darum, weil sich in der kurzen Operationszeit Licht und Wärmeverhältnisse ein wenig geändert haben. Vielleicht ist es mir möglich, in der Folge hierüber nähere Aufschlüsse zu geben.