Titel: | Ueber Heizung und Ventilirung der Schulen; von Dr. Neil Arnott zu London. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XIII., S. 31 |
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XIII.
Ueber Heizung und Ventilirung der Schulen; von
Dr. Neil Arnott zu
London.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, August
1854, S. 295.
Arnott, über Heizung und Ventilirung der Schulen.
Die Heizung und Ventilirung der Schulen ist ein sehr wichtiger, aber immer noch nicht
hinlänglich beachteter Gegenstand.
Die Natur erwärmt durch die Sonne und wirkt fortwährend ventilirend, d.h. sie
entfernt von dem Menschen die durch das Athmen und anderweitig verdorbene Luft
vermittelst des Windes und der durch das Ausathmen entwickelten Wärme; durch
letztere wird nämlich die ausgeathmete Luft verdünnt, sie erlangt also bei gleichem
Volum eine größere Leichtigkeit, dadurch entsteht eine aufsteigende Bewegung und ein
Abzug der verdorbenen Luft in Folge des Drucks der umgebenden schwerern reinen Luft,
welche die Stelle von jener einnimmt.
Die Kunst ahmt die Natur genau nach. Sie wärmt durch das Feuer und ventilirt sowohl
durch Anwendung des Windes und der leichtem ausgeathmeten Luft, als auch durch die
schnelle aufsteigende Bewegung der heißen Luft und des Rauchs in der Esse. Diese
Luft, welche die Essenröhre als eine leichte Säule ausfüllt, wird durch die
umgebende schwerere Atmosphäre mit einer Kraft in die Höhe getrieben, welche der
Differenz der specifischen Schwere und der Höhe der Esse proportional ist. Ein
offener Kamin mit Feuer auf dem Herde verändert daher fortwährend die Luft auf dem
Boden des Zimmers.
Indem nun der Verfasser auf die von ihm (im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 194) beschriebene neue
Einrichtung der Feuerstellen verweist, welche in England sehr günstig aufgenommen
worden ist, recapitulirt er deren Haupteigenthümlichkeiten; diese sind: 1)
Rauchverbrennung; 2) Brennmaterialeinsparung; 3) stärkere Ventilirung als bei andern
offenen Feuern; und 4) Beseitigung der verdorbenen Luft, welche sich an der Decke
des Zimmers sammelte, anstatt der unteren reinen Luft. Aus diesen Gründen, sagt Dr. Arnott, müsse sein Kamin
auch zur Heizung und Ventilirung von Schulzimmern besonders zweckmäßig seyn.
Die für die Schulen erforderlichen Abänderungen seiner Feuerung sind folgende:
1) das Ventilationsventil an der Esse muß größer seyn;
2) die Essenröhre muß über dem Ventil weiter als unten seyn;
3) die Esse muß einen beweglichen Kopf haben, welcher sich nach dem Winde dreht und
daher eine stärkere Ventilirung bewirkt;
4) da in Schulzimmern eine große Menge frischer Luft erforderlich ist, so muß
dieselbe von mehreren Oeffnungen aus einströmen, abgesehen von dem Hauptcanal,
welcher in der Nähe des Feuers ausmündet. Man kann solche Oeffnungen z.B. in einer
Röhre anbringen, die am Gesims hinführt, auch im Sommer sie im obern Theil der
Fenster an der Windseite anbringen, während die Oeffnungen an der dem Winde
entgegengesetzten Seite des Zimmers möglichst verschlossen gehalten werden.
In Beziehung auf sehr große Schulzimmer macht der Verf. folgende Bemerkungen:
a) im Winter ist es rathsam, die Luft, welche in einiger
Entfernung von dem Feuer einströmt, vorher zu erwärmen, indem man sie über
Heißwasserröhren leitet;
b) bei Windstille und einer Mittlern Temperatur ist es
vortheilhaft, die wohlfeile Ventilationspumpe anzuwenden, welche mit leichten
Ventilen versehen ist und auf Passagierfahrzeugen häufig benutzt wird. Eine solche
Pumpe schafft mit mechanischer Sicherheit jede erforderliche Luftmenge in einen Raum
oder aus demselben heraus und läßt sich eben so leicht bewegen wie die Bälge einer
Kirchenorgel;
c) es läßt sich auch Brennmaterial durch Anwendung eines
neuen complicirteren Pumpapparats ersparen, der zwar erprobt aber noch nicht
veröffentlicht ist; mittelst desselben wird die verdorbene warme Luft ausgesaugt und
ihre Wärme an die einströmende reine Luft abgegeben.
Dr. Arnott erwähnt noch
einige andere Mittel zur Ventilirung, welche unter gewissen Umständen sehr
zweckmäßig sind, die aber von ungeschickten Leuten oft auf eine fehlerhafte Weise
angewendet werden:
1) Offene Fenster. Sie sind im Sommer oft zweckmäßig; im
Winter aber sind sie nachtheilig, wenn mehr als eine Ritze am obern Theil geöffnet
ist. Wenn am obern Theile eines Zimmers eine dünne Schicht kalter Luft einströmt, so
vermischt sie sich beim Niedergange mit der warmen Luft, welche in dem Raum
vorhanden ist, genügend, daß die Personen im Zimmer nichts empfinden.
2) Fensterflügel, welche mit Löchern versehen sind (durchlöchertes Glas), oder sich
leicht öffnen und verschließen lassen, oder Oeffnungen in der Wand. Es
gelten für diese die nämlichen Bemerkungen wie für die offenen Fenster. Solche
Oeffnungen veranlassen kalte Luftströmungen, besonders bei offenen Kaminfeuern, und
die verdorbene Luft tritt durch sie nicht aus.
3) Wind- oder Luftsegel, bestehend in einem weiten
Schlauch von Leinwand, welcher durch hölzerne Reife offen erhalten wird und dessen
obere Oeffnung dem Winde zugekehrt ist. Diese Vorrichtung wirkt bei starkem Winde
sehr gut, bei Windstille aber gar nicht.
4) Eine hölzerne oder metallene Röhre, welche aus der freien Luft in das Zimmer führt
und mit einer beweglichen Haube versehen ist, die sich durch die Wirkung des Windes
selbst, stets nach dem Winde dreht. Dieß ist gewissermaßen ein sich selbst
adjustirendes Luftsegel von unbiegsamem Material.
5) Zwei solcher Röhren, welche sich in dasselbe Zimmer öffnen; die Mündung der einen
Haube ist immer dem Winde zugekehrt, um frische Luft aufzunehmen, während die andere
von dem Winde abgedreht ist, damit die Zimmerluft durch sie ausströmen kann.
6) Bergwerke werden gewöhnlich durch zwei Schächte ventilirt, wovon der eine auf
seiner Sohle einen gefeuerten Ofen hat, so daß durch ihn die Luft ausströmt, während
durch den andern (ohne Ofen) die Luft einströmt.
7) In manchen Gruben muß aber ein einziger weiter Schacht den Zweck beider Schächte
erfüllen, zu welchem Ende er durch einen Scheider von Brettern oder Eisenblech,
welcher von der Oeffnung bis auf die Sohle reicht, in zwei Abtheilungen getheilt
ist. Eine von denselben ist dann mit dem Ofen versehen. Diese Einrichtung ist jedoch
in mehrfacher Beziehung mangelhaft.
8) Man kann letztere Einrichtung nachahmen, indem man eine kurze metallene Röhre,
welche der Länge nach durch einen Scheider getheilt ist, in der Decke des Zimmers,
des Stalles etc., die ventilirt werden sollen, anbringt. Diese Vorrichtung ist
besser als ein offener Fensterflügel oder eine Oeffnung in der Wand; sie hat jedoch
viele Mängel. Da in dem einen Canal keine Wärmequelle vorhanden ist, wie es in den
Schächten der Fall ist, so ist der Zug nicht stark genug. Die unreinste Luft
vermischt sich daher in der Ausströmungsöffnung theilweise mit der einströmenden
kalten Luft. Der Zug ist bei dieser Vorrichtung bei weitem geringer als bei den
unter Nr. 5 beschriebenen Zwillingsröhren; denn bei schwachem Winde und geringem
Temperaturunterschiede in den beiden Abtheilungen, findet fast gar keine Wirkung
statt. Wenn Thüren und Fenster unten im Zimmer geschlossen sind und dasselbe stark
geheizt ist, so strömt durch beide Röhrenabtheilungen kalte Luft ein, welche in dem Zimmer nicht
vertheilt wird, sondern gleich einem offenen Fenster, Zug verursacht. Aller dieser
Mängel ungeachtet, leistet diese Vorrichtung in manchen Fällen wesentliche Hülfe, da
sie sich hoch in die freie Luft öffnet und eine ruhige Wirkung hat.