Titel: Resultate über die Leuchtkraft einiger in Lampen gebrannten Materialien.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. CI., S. 363
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CI. Resultate über die Leuchtkraft einiger in Lampen gebrannten Materialien. Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1854, H. 1. Resultate über die Leuchtkraft einiger in Lampen gebrannten Materialien. Ein in den „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen“ (1853, Liefer. 6, S. 233) enthaltener Aufsatz des Prof. Karsten zu Kiel gibt mir Veranlassung zu einem Auszuge und zu einigen daran geknüpften Bemerkungen. Der Fabrikant Stobwasser hatte vor zwei Jahren dem Berliner Vereine verschiedene Lampen zum Brennen von sogenanntem Photogen, d. i. ätherischem Steinkohlenöl (welches sonst auch unter dem Namen Hydrocarbür vorkommt) gezeigt und den Antrag gestellt, dieselben in Beziehung auf Lichtstärke, Verzehrung an Leuchtstoff und Kosten der Beleuchtung einer Prüfung zu unterwerfen. Darauf gründet sich die vorliegende Mittheilung Karsten's, dessen vergleichende Versuche mit aller Schärfe und Genauigkeit angestellt wurden. Es ist Schade, daß sich keine näheren Angaben über die Construction so wie das Kaliber der Lampen vorfinden. Punkte, welche auf die Resultate von sehr wichtigem Einflusse sind. Von den gefundenen Zahlen gebe ich folgende als die direct bedeutsamen wieder, unter der Vorausschickung, daß der Kostenberechnung nachstehende Preise zu Grunde gelegt wurden: 1 Pfund (500 Gramme) Oel 3 Sgr. 9 Pf. (also das hannoversche oder preuß. Pfund 2 Ggr. 9 2/3 Pf.). 1 Flasche Photogen (Hydrocarbür), enthaltend 800 Gramme oder 54 3/4 hannov. Loth, 12 1/2 Sgr. = 10 Ggr. 1 Pfund Talglichte (8 im Pfunde), zu 500 Grammen in Rechnung gebracht, 6 Sgr. = 4 Ggr. 9 3/5 Pf. 1 Pfund Stearinsäurelichte (500 Gramme, 8 Stück enthaltend) 12 Sgr. = 9 Ggr. 7 1/5 Pf. 1 Pfund Wachslichte (6 im Pfunde) 18 Sgr. = 14 Ggr. 4 4/5 Pf. Textabbildung Bd. 134, S. 364 Bezeichnung der Lampen und Lichte; Verhältniß der Helligkeit; Verzehrung in 1 Stunde Brennzeit. Gramme; Verhältniß der Lichtmenge aus gleichen Gewichten Material; Verhältniß der Lichtmenge, welche mit gleichem Geldaufwande erzielt wird;  Verhältniß der Kosten für gleiche Lichtmenge; Müller'sche Oel-Lampe; Photogen-Lampe; Talglicht (8 im Pfd.); Stearinlicht (8 im Pfd.); Französische Feder-Lampe mit Oel; Studirlampe von der Construction der Müller'schen, mit Oel; Gewöhnliche Kastenlampe mit plattem Dochte, mit Oel; Spiritus-Terpenthinöl-Gaslampe;  Wachslichte (6 im Pfd.) Bei den vier Gattungen Beleuchtung, welche in der ersten Abtheilung der Tabelle enthalten sind, wurde für jede das Mittel der Helligkeit aus 15 Beobachtungen genommen; die Angaben in der zweiten Abtheilung stützen sich auf eine geringere Anzahl Beobachtungen. Es ist aus dem Inhalte der Tabelle zu folgern: 1) daß die Müller'sche Oel-Lampe das wohlfeilste Licht gab; 2) daß die Photogen-Lampe jeder andern Beleuchtung überlegen ist in Menge des aus gleichem Gewichte Brennstoff entwickelten Lichts – mit alleiniger Ausnahme der (Lüdersdorff'schen) Lampe mit einem Gemisch aus Alkohol und rectificirten Terpenthinöl; 3) daß die Photogen-Lampe geeignet ist, intensives Licht darzustellen und zwar besser als Oel, aber freilich theurer; 4) daß die Vergleichung mit weniger gut construirten Oel-Lampen mehr zum Vortheil der Photogen-Lampe ausfällt, ja bei schlechter Construction die Oel-Lampen nicht nur an Helligkeit, sondern zugleich auch an Wohlfeilheit des Lichts von der Photogen-Lampe übertroffen werden; 5) daß der Preis des Photogens, wenn dieses mit dem Oele (letzteres in guten Lampen verbrannt) eine gleich wohlfeile Beleuchtung geben soll, auf etwa 7 Sgr. für die Flasche, d.h. beinahe zur Hälfte des jetzigen, herabgehen müßte. Daneben wird noch bemerkt, daß die leichte Instandhaltung und Reinigung zum Vortheile der Photogen-Lampe spricht; und daß das Licht der letztern bei gleicher Stärke etwas weißer ist, als das Licht guter Oel-Lampen. Ich schließe mit einer Vergleichung zwischen einigen von Karsten's Resultaten und den früher von Heeren und mir bei gleichartigen Untersuchungen gefundenen. Uns ergab sich im Durchschnitte die Verhältnißzahl der Lichtmenge aus gleichem Gewichte Brennstoff wie folgt: Oel in einer guten Uhrlampe 100 Wachslichte (6 im Pfunde)    62,2 Talglichte (6 im Pfunde)    51,2 (s. Mittheilungen des hannov. Gewerbevereins, 1838, Lief. 15, S. 58). Ferner fanden wir (daselbst, 1841, Lief. 27, S. 490), daß Stearinsäure-Lichte 84 Proc. derjenigen Lichtmenge entwickeln, welche ein gleiches Gewicht Wachs lichte gibt; demnach kann – das Oel in der Uhrlampe als 100, das Wachslicht als 6,2 gesetzt – für Stearinsäure-Lichte 62,2 × 0,84, d. i. 52,2 angenommen werden. Die von uns zu den Versuchen angewendete Uhrlampe dürfte sicher der Müller'schen Lampe, welche Karsten gebrauchte, in Ansehung der guten Benutzung des Oeles an die Seite zu setzen seyn. Gestatte ich mir die Annahme, daß sich beide in angedeuteter Beziehung gleich verhalten haben, so ist nun eine vergleichende Zusammenstellung der Zahlenresultate möglich wie folgt:    Karsten.       Heeren          und   Karmarsch. Beste Oel-Lampe     1,0000        1,0000 Wachslichte     0,4640        0,6220 Talglichte     0,5507        0,5120 Stearinsäurelichte     0,5628        0,5220 Hierin offenbart sich bei Talg und Stearinsäure eine genügende Uebereinstimmung; nicht so beim Wachs, für welches Karsten wohl eine zu geringe Leuchtkraft angibt, zumal auch Peclet's bekannte Resultate besser mit den unseren harmoniren. K. Karmarsch.