Titel: | Verfahren zur Darstellung von künstlichem Leder aus den Abfällen von Fellen und Häuten; von John Brown zu Arthur's Seat, Aberdeen. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. CVII., S. 384 |
Download: | XML |
CVII.
Verfahren zur Darstellung von künstlichem Leder
aus den Abfällen von Fellen und Häuten; von John Brown zu Arthur's Seat, Aberdeen.
Patentirt in England am 18. Novbr. 1853.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juli 1854,
S. 54.
Brown's Darstellung von künstl. Leder aus Abfällen von
Fellen.
Der Patentträger stellt künstliche Häute zur Fabrication von Leder und Pergament dar,
indem er die Abfälle von Häuten und Fellen in einen Brei verwandelt und denselben zu
Blättern walzt.
Die Abfälle von Häuten und Fellen, welche von den Haaren befreit sind, werden etwa
drei Tage lang in kaltem Flußwasser eingeweicht, dann in eine Beize gebracht, welche
im Verhältniß von 3 Pfd. Soda, 1 Pfd. Kalk und 125 Pfd. Wasser angesetzt ist; in
derselben läßt man die Abfälle 24 Stunden lang liegen, überhaupt bis dieselben so
weit aufgelockert sind,
daß ihre Fasern durch den Schlag eines etwa 3 Pfd. schweren Hammers abgebrochen
werden. Hierauf werden dieselben in Flußwasser rein gewaschen und dann dem Zermahlen
unterworfen; letztere Operation kann entweder zwischen Steinen, Quetschwalzen oder
in einer Stampfmühle vorgenommen, und sie muß fortgesetzt werden bis das Material in
ein dünnes Gewebe verwandelt ist. Hierauf bringt man die so vorbereiteten Hautreste
in ein Sauerbad, im Verhältniß von 1 Maaß Schwefelsäure auf 100 Maaß Flußwasser
bereitet, worin man sie läßt, bis sich die Fasern von einander trennen und ein
stockiges Ansehen erhalten, was in 12 bis 24 Stunden eintritt; man muß sich jedoch
hüten das Bad zu sauer zu machen, weil sonst die Tellur der Häute angegriffen
würde.
Um das so vorbereitete Rohmaterial zu bleichen, löst man in 1018 Pfd. des auf
angegebene Weise zusammengesetzten Sauerwassers 16 Loth schwefligsaures NatronIm Original steht, offenbar durch ein Versehen, hyposulphate of soda (unterschwefelsaures Natron)., 6 Loth Kochsalz und 2 Loth Alaun auf, schüttet so viel von dem Rohmaterial
hinein, als untergetaucht bleiben kann, und läßt es darin 6 bis 8 Stunden unter
häufigem Umrühren. Das Bleichen ist jedoch nicht in allen Fällen erforderlich,
namentlich nicht, wenn man die Rohstoffe bloß zur Anfertigung von Leder (statt
Pergament) benutzen will.
Der Stoff wird nun in Flußwasser gewaschen, bis ihm alle Säure entzogen ist, worauf
man ihn in einem Holländer zu einem feinen Brei mahlt; aus letzterm werden dann, wie
es in Papiermühlen üblich ist, Bogen geschöpft, wobei man das Metalldrahtgewebe der
Formen mit einem feinen Baumwollen- oder Leinenzeuge bedeckt, ebenso auch die
Gautschwalzen. Die so erhaltenen Producte aus thierischem Zeug werden mittelst
warmer Cylinder, welche mit Filz überzogen sind, bei einer Temperatur von 28 bis
30° Reaumur getrocknet; das Trocknen der gut ausgebreiteten Blätter an der
Luft ist aber vorzuziehen. Man kann auch, statt Bogen zu schöpfen, die Masse vom
Wasser größtentheils befreien und dann die bildsame Substanz zu Blättern
auswalzen.
Um die auf angegebene Weise gefertigten Bogen in Leder zu verwandeln, werden
dieselben, kurz zuvor, ehe sie trocken sind, in gleicher Weise behandelt, wie
gewöhnlich die Häute und Felle. Sollen feinere Artikel gefertigt werden, z.B.
künstliches Pergament, so muß die Narbenseite von den Abschnitzeln entfernt werden,
ehe man sie als Rohstoff in Arbeit nimmt.