Titel: Ueber Magnetelektricität und unterirdische Drahtleitungen in Anwendung auf Telegraphie; von Edward Bright.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. CXXII., S. 416
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CXXII. Ueber Magnetelektricität und unterirdische Drahtleitungen in Anwendung auf Telegraphie; von Edward Bright. Aus dem Mechanics' Magazine, October 1854, S. 342. Wright, über Magnetelektricität und unterirdische Drahtleitungen in Anwendung auf Telegraphie. Unter Magnetelektricität versteht man bekanntlich den Strom, welcher in einer Drahtspirale inducirt wird, wenn man dieselbe vor den Polen eines permanenten Magneten hinbewegt. Bei jeder Bewegung zeigt sich an dem einen Ende der Spirale ein positiver und an dem andern Ende ein negativer Strom. Die stärkste Entwicklung der inducirten Ströme findet statt, wenn die Drahtspirale auf einen weichen Eisenkern gewickelt ist und somit einen Elektromagneten bildet. In Anwendung auf telegraphische Zwecke dient der Eisenkern der Spirale im Zustande der Ruhe dem Magneten zum Theil als Anker, obgleich er mit dem Polen nicht in wirklichem Contacte sich befindet; und wenn er mit Hülfe eines an seiner Achse befestigten Griffes in Thätigkeit gesetzt wird, so bewegt sich die Spirale frei vor dem Magneten hin, und erzeugt bei jedem Wechsel der Lage einen Strom, welcher in der Entfernung Zeiger oder Glocken in Bewegung setzen kann. In diesem Princip besteht das System der Magneto-Telegraphen-Compagnie; alle anderen Gesellschaften in England und Amerika haben die galvanische Batterie adoptirt. Die erzeugenden Magnete haben während drei Jahren unausgesetzten Gebrauches, in welchem Zeitraum wohl ein Duzend galvanischer Batterien hinter einander ausgenützt worden wäre, nichts an Stärke verloren. Die auf solche Weise erzeugten magnetischen Ströme können durch unterirdische Drähte auf eine Strecke von 660 (englischen) Meilen (die größte Ausdehnung solcher Leitungen in England) ohne Unterbrechung geleitet werden. Der rückläufige Strom, welcher die Wirksamkeit anderer Telegraphen beeinträchtigte, dient bei dem magnetischen Apparat zur Unterstützung derselben, indem er dazu benützt wird, die Zeigernadeln auf Null zu halten, bis sie von einer entfernten Station aus in Wirksamkeit gesetzt werden. Eine merkwürdige Eigenschaft der unterirdischen Drähte besteht in der verhältnißmäßig geringen Geschwindigkeit, womit sie von der Elektricität durchströmt werden. Wheatstone's Versuche mit einer kurzen Drahtlänge in einem Zimmer haben gezeigt, daß die Reibungselektricität einen Weg von ungefähr 300000 (engl.) Meilen in 1 Secunde zurücklegt. Professor Walker in Amerika gibt die Geschwindigkeit, womit die galvanische Elektricität einen durch die Luft geleiteten Draht durchströmt, zu 16000 Meilen per Secunde an, während die Versuche, welche durch den Ingenieur der Telegraphengesellschaft und durch mich an einem unterirdischen mit Gutta-percha überzogenen und 500 Meilen langen Kupferdraht angestellt wurden, darthun, daß die Transmission galvanischer oder magnetischer Strömungen durch solche Leitungsdrähte, je nach der Intensität des Stroms, von 960 bis 1700 Meilen per Secunde wechselt. Diese Verminderung der Geschwindigkeit bei unterirdischen Drähten steht in engem Zusammenhang mit dem rückläufigen Strom, welcher neuerdings von Faraday näher untersucht worden ist. Faraday hat eine Analogie zwischen solchen Leitungsdrähten und der Leidner Flasche nachgewiesen,Polytechn. Journal Bd. CXXXII. S. 348 und Bd. CXXXIII. S. 20. indem die Elektricität von dem Draht eine Zeit lang absorbirt wird, bis die Kupfermasse mit dem Fluidum gesättigt ist; daher die Verzögerung. Aus dem Vorhergehenden schließe ich, daß die Geschwindigkeit des Stroms mit seiner Intensität und der Beschaffenheit des Leiters sich ändert. Unterirdische Drähte werden nur durch die terrestrische Elektricität afficirt, wenn nämlich ein Strom von einem District der Erdoberfläche zum andern stattfindet, während die über der Erde geführten Drähte auch noch der Einwirkung störender Ströme ausgesetzt sind, wenn der elektrische Zustand der Atmosphäre rücksichtlich der Erde sich ändert, hauptsächlich während des Steigens oder Fallens des Nebels, während eines Nordlichtes u.s.w.