Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. , S. 233
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Zugkraft der Pferde und über die Richtung der Stränge; von G. Cavalli. Man stützte sich in dieser Frage bisher auf Versuche, die von Berge zu Metz im Jahre 1816 angestellt, und in der Théorie des affûts et voitures d'artillerie par Migaut et Bengeris (Paris 1836) beschrieben worden sind. Man bestimmte durch diese Versuche das Maximum der Zugkraft, welche ein Pferd, ohne angetrieben zu seyn, entwickeln kann, auf ungefähr 400 Kil, und den Neigungswinkel der Stränge, welcher diesem Maximum entspricht, auf 10–12°. Hr. Cavalli stellte im Jahre 1843 hierüber zwei Reihen neuer Versuche an, bei der einen waren die Stränge des Pferdes einfach an dem Kumpen befestigt, bei der anderen waren sie außerdem noch getragen von einem Riemen, der über die Mitte des Rückens ging, so daß die Ebene der Stränge durch den Schwerpunkt des Pferdes ging. Das Pferd war ein Pontonierpferd und wog 520 Kilogr., die Kraft wurde mit einem Dynamometer nach Renier gemessen, welcher 100 bis 2260 Kil. anzeigte. Es wurden täglich zwei Versuche angestellt, welche aus drei Messungen für jeden der Winkel – 18° – 12 – 6° 0 + 6° + 18° bestanden. Das Resultat von 144 Versuchen der ersten Reihe und 114 der zweiten stellen folgende Zahlen dar, in welchen α den Neigungswinkel der Stränge bedeutet, T die gemessene Zugkraft, φ den Winkel, welchen die ganze vom Pferde aufgewandte Kraft mit F (die Resultante aus T und dem Gewichte des Pferdes Q) mit der Verticalen bildet, und F und φ berechnet sich nach den Formeln tg φ = (T cos α)/(Q + T sin α),   F = √[ + + 2 TQ sin α] 1) Freie Stränge α –  18°       12°       6°       0°      6°      12°       18° T   149   161   172   206   220   233   237 Kilogr. φ    16°15'    17°51'    18°49'    21°37'    21°57'    21°51'    20°48' F   496   518   534   559   585   612   635 Kilogr. 2) Unterstützte Stränge T   173   187   207   233   235   239   240 Kilogr. φ    19°26'    20°49'    22°26',5    24°8'    23°13',5    22°19'    21°27',5    F   495   505   530   570   593   6,6   636 Kilogr. Hr. Cavalli schließt hieraus: 1) Die Zugkraft wächst mit der Neigung der Stränge, aber, während α von 0° bis 18° wächst, in so geringem Maaße, daß in der Praxis, namentlich bei unterstützten Strängen, der Zuwachs zu vernachlässigen ist; bedeutend ist dagegen die Zunahme der Ermüdung des Pferdes, oder der Resultante F. 2) Die festen Stränge verschaffen einen beträchtlichen Vortheil, sowohl in Bezug auf die größere Zugkraft, als auch in Bezug auf die geringere Ermüdung. Die Vortheile hören auf bei größerer Neigung der Stränge, weil die Ebene der Stränge dann von selbst durch den Schwerpunkt des Pferdes geht. 3) Der dem Maximum der Zugkraft entsprechende Winkel der Stränge ist nicht 10-12°, sondern vielleicht noch größer als 18°. Er hat nicht die praktische Bedeutung, die man ihm bisher beilegte, die Vermehrung der Zugkraft ist gering, die Ermüdung des Pferdes ist bedeutend. (G. Cavalli, Memorie dell' Accad. di Turino (2) t. XI p. 496, durch Fortschritte der Physik VI. und VII. Jahr., S. 104.) Versuche über Steinkohlenfeuerung für Locomotiven. Kürzlich sind auf der London-Northwestern Eisenbahn in England Versuche über die relative Heizkraft von Steinkohlen und Kohks bei Locomotivefeuerung zu dem Zwecke angestellt worden, in Erfahrung zu bringen, ob Steinkohlen auf gewissen Strecken dieser Bahn mit Vortheil anstatt der Kohks verwendet werden können. Die Kohlen, welche zu den Versuchen genommen wurden, waren von der Gegend von Coventry, sehr hart, nicht allzu bituminös, und für Dampfkesselheizung sehr geeignet. Man versuchte zwei Sorten dieser Kohlen: Steinkohlen in großen Stücken mit Ausschluß aller kleinen Kohlen, und Kohlen in kleineren Stücken, jedoch frei von Staub etc. Von ersterer Sorte kommt die Tonne zur Bahn geliefert auf 9 Shilling 7 1/2 D., von letzterer auf 7 Sh. 8 1/2 D. Die zur Vergleichung verwendeten Kohks waren die besten, die man bekommen konnte. Die Versuche wurden mit zweierlei Locomotiven vorgenommen: mit M'Connells Patentmaschine (mit sehr langer in den cylindrischen Theil des Kessels hineinreichender Feuerbüchse) und einer Maschine der gewöhnlichen Art. Die Maschine wurde abwechselnd einen Tag mit Kohks und den andern mit Steinkohlen geheizt, und machte jeden Tag eine Doppelfahrt zwischen Rugby und London von 164 1/4 englischen Meilen. Eine M'Connell'sche Personenmaschine (Nr. 303) fuhr auf diese Weise drei Tage mit Kohks und drei Tage mit Steinkohlen, wobei die Züge von ziemlich gleicher Schwere waren. Folgendes sind die Resultate: Brennmaterial.   Durchlaufene       Meilen. Durchschnittliche       Wagenzahl. Durchschnittliche   Geschwindigkeit.      Meilen. Brennmaterialverbrauch           pro Meile.            Pfd.    Wasserverdampfungpro Pfund Brennmaterial.             Pfd. Kohks    492 3/4         14,1        31,62            25,34              8,59 Steinkohlen    492 3/4         13,2        33,26            35,59              5,78 Dieselbe Maschine machte nachher Fahrten mit schwereren Zügen auf der gleichen Bahnstrecke und zwar mit Kohks, Stückkohlen und kleinen Kohlen (Cobbles), das Ergebniß stellte sich wie folgt: Brennmaterial.   Durchlaufene       Meilen. Wagenzahl.         Mittlere Geschwindigkeit.        Meilen. Brennmaterialverbrauch            pro Meile.             Pfd.      Wasserdampfungpro Pfund Brennmaterial.             Pfd. Kohks    164 1/4     19,2        29,41             26,80              8,82 Stückkohlen    164 1/4     20,6        28,90             41,66              5,86 Kleinkohlen    164 1/4     29,3        27,75             51,49              5,97 Ein weiterer Versuch geschah mit einer gewöhnlichen Maschine der größten Classe (Nr. 293). Dieselbe hat eine große Feuerbüchse mit einer Scheidewand in der Mitte und zwei Heizthüren. Sie machte die Fahrt auf der genannten Bahnstrecke mit Stückkohlen. Durchlaufene Meilen 164 1/4, Wagenzahl 14,1, mittlere Geschwindigkeit 32,96 Meilen, Kohleneverbrauch pro Meile 47,75 Pfd., Wasserverdampfung pro Pfd. Kohle 4,52 Pfd. Die Frage der Zulässigkeit der Kohlenfeuerung muß nach diesen Versuchen bejaht werden. Die Maschinen hatten ohne Schwierigkeit den verlangten Dampfdruck und die nöthige Geschwindigkeit beibehalten. Dabei war die Raucherzeugung, aufgenommen beim Anheizen und Feuern, fast gar nicht bemerkbar. Die Bedingungen, unter welchen diese Resultate erhalten wurden, sind: 1) Unterhaltung einer sehr dünnen Feuerschichte auf einer sehr großen Rostfläche und mit Roststäben, die näher beisammen liegen, als bei Kohksfeuerung. Es kann dann bei mäßigem Luftzug ein großes Quantum Luft durch das entzündete Material passiren 2) Häufiges Feuern mit kleinen Mengen um die Entwicklung der Gase auszugleichen und zu verhindern, daß deren auf einmal mehr erzeugt werden, als zu der zuströmenden Luftmenge in Verhältniß steht. Man hat gefunden, daß durchschnittlich bei der Kohlenfeuerung vier bis fünfmal so oft gefeuert werden muß als bei Kohks, nämlich je bei durchlaufenen zwei bis drei Meilen statt 10 bis 12 Meilen. Der Heizer hat hiebei zu, beobachten, daß der Rost überall gleichmäßig bedeckt ist und die Dicke der Schichte auf demselben nur von vier bis sechs Zoll beträgt. 3) Eine in der Mitte getheilte Feuerbüchse gibt das Mittel an die Hand, abwechselnd durch die eine und die andere Heizthüre zu feuern und so auf einer Seite ein lebhaftes Feuer zu unterhalten, während auf der andern dasselbe durch frische Kohlen gedämpft wird. 4) Die Kohlen wurden in Stücken von mäßiger Größe verwendet, damit der Zug nicht verhindert und nicht zu viel Gase auf einmal erzeugt werden, welches der Fall ist, wenn kleine Kohlen oder Staub in das helle Feuer geworfen werden. Härte der Kohlen vermindert die durch das Zerbrechen derselben entstehende Staubmasse. Die Kohle sollte so wenig bituminöse Bestandtheile als möglich enthalten, und mit wenig Asche und Schlacken verbrennen. 5) Eine Klappe zur Regulirung des Luftzutritts am Aschekasten ist nothwendig. Der Versuch mit der Maschine Nr. 293 hat hinsichtlich der Rauchverzehrung kein so gutes Resultat geliefert; eine braune Färbung von Rauch war fast immer bemerkbar. Es muß jedoch berücksichtigt werden, daß der Führer dieser Maschine nicht so viel Erfahrung mit Kohlenfeuerung hatte. Im Allgemeinen kann behauptet werden, daß die gewöhnlichen Maschinen nicht so gut für die Rauchverzehrung sind, als die nach M'Connell's Construction. Eine Vergleichung der oben angeführten Zahlendaten ergibt, daß der Verbrauch an Kohlen bei gleichen Zügen an 40 Proc. größer ist als der Kohksverbrauch. Bei den Versuchen mit schwereren Zügen war der Kohlenverbrauch sogar um 55 Proc. größer als der Kohksverbrauch. Nimmt man den Wasserverbrauch als Maaßstab für die Vergleichung, so finden wir bei Kohks im Mittel 1 Pfd. auf 8,65 Pfd. Wasser,   „ Kohlen   „     „ 1   „   „ 5,83   „      „ oder das Verhältniß von 100 Pfd Kohks zu 148 Pfd. Kohlen. Die weniger vollkommenen Versuche mit Maschine Nr. 293 gaben ein für Kohlen noch viel ungünstigeres Resultat, indem sich hiebei eine Differenz von 90 Proc. zum Nachtheil derselben herausstellt. Der so große Mehrverbrauch an Kohlen läßt annehmen, daß in der Construction der Locomotive sich etwas für die Kohlenfeuerung sehr Nachtheiliges vorfinden müsse; bei an stehenden Dampfkesseln mit Kohks und Kohlen derselben Sorte angestellten Versuchen wurde der Unterschied zwischen Kohlen und Kohks nur = 20 Proc. gefunden; die Wasserdampfung war nämlich für Kohks 7,99 Pfd., für Kohlen 6,77 Pfd. Bei dem dermaligen Preis der versuchten Kohlen von 9 Sh. 7 1/2 D. pro Tonne und der Kohks von 21 Sh. würde sich bei Annahme eines Mehrverbrauchs von Kohlen von 48 Proc. eine Ersparniß pro Tonne von 6 Sh. 9 D. herausstellen, und bei einem jährlichen Kohksverbrauch auf der betreffenden Bahnstrecke von 74,000 Tonnen würde dieß pro Jahr 24,975 Pf. St. ausmachen. Doch kommen hiebei noch andere Verhältnisse in Betracht: der Umstand, daß nicht alle Maschinen sich für die Kohlenheizung eignen, das größere Gewicht der zu transportirenden Kohlen, die vermehrte Arbeit beim Verladen, Ausladen, Vertheilen etc., die Wirkung der Kohlenheizung auf die Erhaltung der Maschinen u.s.w. (Aus dem Mechanics' Magazine, durch die Eisenbahn-Zeitung, 1854, Nr. 34.) Mittheilung über die Imprägnirung von Eisenbahn-Querschwellen; vom Eisenbahnbau-Inspector Durlach zu Göttingen. Nach dem Protokolle der Sitzung des Vereins für Eisenbahnkunde in Berlin, vom 9. Mai 1854 (Eisenbahn-Zeitung Nr 21 vom 22. Mai 1854) hat der Maschinen-Director Kirchweger aus Hannover Proben von Eisenbahnschwellen vorgelegt, welche mit Zinkchlorid getränkt sind, und die, obwohl sie bereit sechs Jahre in der Erde gelegen haben, noch vollkommen frisches und gesundes Holz besitzen. Hinzugefügt wird, daß das Imprägnirungs-Mittel nur bis auf etwa 1 bis 1 1/2 Zoll tief von der Oberfläche her eingedrungen sey, und daß namentlich das Innere keine Spur davon zeige. Diese letztere Angabe wird wahrscheinlich auf einem Irrthume beruhen, denn die Analysen, welche im hiesigen chemischen Laboratorium unter Leitung des Hrn. Hofraths Wöhler mit einer Reihe von Schwellen angestellt worden sind, haben aufs Entschiedenste dargethan, daß sowohl beim Eichen- wie beim Buchenholz das ' auf den königl. hannoverischen Eisenbahnen zur Anwendung kommende Imprägnirungsmittel – Chlorzink – bis in die innersten Theile der Schwellen eindringt. Durch den äußeren Anschein darf man sich hierbei nicht täuschen lassen. Die schwarze Färbung auf der Oberfläche, besonders des Eichenholzes, rührt nicht vom Chlorzink, sondern von einem dinteartigen Niederschlag her, welcher durch die Einwirkung des Gerbestoffes im Holz auf die Wände der eisernen Kessel gebildet wird. Das Zinkchlorid verleiht dem Holz in der Regel keine Farbe, und die chemische Analyse bleibt folglich das einzige Mittel, um das Vorhandenseyn des Imprägnirungsstoffes in den Schwellen nachzuweisen. Da die Untersuchungen des Hrn. Hofraths Wöhler auch noch in anderer Beziehung sehr wichtige Resultate geliefert, und namentlich die Zweckmäßigkeit der auf den hannoverischen Eisenbahnen bisher beobachteten Impränirungs-Methode (mit vorangehender Dämpfung) bestätigt haben, so lasse ich nachstehend einen Auszug aus dem Schreiben des Hrn. Wöhler vom 18. August 1853 folgen: – – – „Die Untersuchung wurde unter meiner Leitung mit großer Sorgfalt vom Hrn. Hiller gemacht. Es wurden dazu nur Holzproben mitten aus dem Kerne der Schwellen, und aus der Mitte des Längendurchmessers, also ganz entfernt von den Enden, genommen. Die Proben waren 3–4 Zoll lang und 1–2 Zoll dick. Die größte Menge Zink wurde in dem, mit Chlorzink behandelten Buchenholze gefunden. So viel sich schätzen ließ, war sie in dem gedämpften und nicht gedämpften, nicht wesentlich verschieden. Dann folgt hinsichtlich der Zinkmenge, das mit Chlorzink behandelte, und gedämpfte Eichenholz. (Auffallend weniger Zink wurde in dem nicht gedämpften, mit Chlorzink behandelten Eichenholze gefunden.) Noch ärmer an Zink war das mit Zink-Vitriol behandelte Buchenholz. Am ärmsten daran war das mit Zink-Vitriol behandelte Eichenholz, besonders das nicht gedämpfte. Beim Eichenholze scheint also das Dämpfen eine nothwendige Vorbereitungs-Operation zu seyn u.s.w.“ Das völlige Durchdringen des Holzes von dem Imprägnirungsstoffe ist als unerläßlich anzusehen, wenn einer Zerstörung desselben nachhaltig entgegengewirkt werden soll. Um so erfreulicher sind die vorstehenden Resultate, und ich habe mir es deßhalb nicht versagen können, dieselben mitzutheilen, um dadurch Bedenken zu beseitigen, welche, das vorerwähnte Protokoll des Vereins für Eisenbahnkunde in Berlin etwa hervorrufen möchte. (Notizblatt des hannoverischen Architekten- und Ingenieur-Vereins, 1854, Bd. III S. 559.) Reinigung des peruvianischen Zinnes. Das Zinn von Peru enthält ziemlich viel Wolframmetall (Tungsteinmetall), wodurch sein Werth sehr vermindert wird; auch benutzte man es bisher nur zur Anfertigung von Röhren und andern Gegenständen welche keine gute Zinnsorte erfordern. Hr. J. A. Philipps, welcher bei der Untersuchung des peruvianischen Zinnes den Wolframgehalt desselben entdeckte, empfiehlt folgendes Verfahren zur Umwandlung desselben in ganz reines Zinn. Das unreine Zinn, welches 5 bis 10 Procent Wolframmetall enthält (und wovon man die Tonne zu einem um beiläufig 600 Franken geringeren Preise als das Bancazinn verkauft), wird zuerst gekörnt, indem man es in einem Flammofen schmilzt und dann in eine Wasser enthaltende Kufe laufen läßt. Man löst es dann in gewöhnlicher Salzsäure auf, wie bei der Bereitung von Zinnsalz; das Zinn muß dabei in Ueberschuß angewendet werden, damit sich kein Wolframmetall auflöst, welches übrigens durch Zusatz einer Portion unreinen Zinnes wieder aus der Auflösung niedergeschlagen würde. Das so mit Beihülfe der Wärme erhaltene neutrale Zinnchlorür, welches frei von Wolfram ist, kommt in einen Trog, worin man ihm noch granulirtes unreines Zinn zusetzt, um den Arsenik und das Antimon zu fällen, welche noch darin enthalten seyn können; die Auflösung ist nun reines Zinnchlorür. In dieselbe werden dann Stangen von metallischem Zink gestellt, welche das Zinn in schwammigen Massen niederschlagen und die Auflösung in Zinkchlorid umwandeln. Das so erhaltene Zinn kann in Stangen gegossen und als Zinn bester Qualität verkauft werden. Um das Zinkchlorid zu verwenden, zersetzt man es mit Kalkmilch oder Kreide, wascht den Niederschlag aus, trocknet ihn und erhitzt ihn dann bis zum Rothglühen, um ihn anstatt sublimirten Zinkoxyds an die Maler verkaufen zu können. (Moniteur industriel, 1854, Nr. 1892.) Verfahren das Zinkoxyd auf einen Gehalt an Cadmium zu prüfen; von Ch. Barreswil. Hr. Sainte-Claire Deville bemerkt in seiner Abhandlung über das Aluminium, daß das Zinkoxyd durch Wasserstoffgas nicht reducirt wird. Diese Thatsache kann ich bestätigen, und ich habe sie auch schon seit längerer Zeit angewendet, um die Zinkerze und das Zinkweiß auf einen Gehalt an Cadmium zu prüfen. Dazu verfahre ich folgendermaßen: Ich bringe das zu prüfende Oxyd in eine Glasröhre, erhitze es zum dunklen Rothglühen, und leite dann einen langsamen Strom von reinem und trocknem Wasserstoffgas darüber. Unter dem Einfluß des Wasserstoffs wird das Cadmium reducirt. und indem dieses Metall das nicht reducirbare Zinkoxyd verläßt, bildet es in dem kalten Theil der Röhre einen spiegelnden Ring. Um mich zu überzeugen, daß dieser Ring von Cadmium herrührt, trenne ich das Stück der Röhre, welchem er anhaftet, ab, und setze ihn der Einwirkung von salzsaurem Gas aus (indem ich bloß die Röhre über eine Flasche mit concentrirter Salzsäure halte), hierauf der Einwirkung von Ammoniakgas und endlich derjenigen von Schwefelwasserstoffgas, dann schließlich derjenigen von Chlorgas. Diese Reagentien reichen hin, um das Cadmium zu bestimmen; man kann auch noch auf den Ring, nach der Einwirkung des Chlorgases, einen Tropfen Aetzkali gießen. Mittelst dieses Verfahrens konnte ich im Zinkoxyd ein Zehntausendtel absichtlich hineingebrachtes Cadmiumoxyd entdecken. (Journal de Pharmacie, Sept. 1854, S. 196.) Darstellung des zinnsauren Natrons, des sogenannten Präparir- oder Grundirsalzes in der Färberei, nach W. Grüne. In einen kleinen eisernen Kessel, der mehr als noch einmal so viel Raum hat, als die zur Herstellung nöthigen Ingredienzen einnehmen, und welcher über directem Feuer erhitzt wird, schüttet man 20 Pfd caustische Natronlauge von 38° Baumé, 2 1/2 Pfd. Kochsalz und 8 Pfd. Chilisalpeter, kocht Alles mit einander unter Umrühren mit einem eisernen Spatel so lange ein, bis die Masse anfängt dickflüssig zu werden, und ein hineingeworfenes Stückchen granulirtes Zinn sofort darin schmilzt, was man mit dem eisernen Rührer sehr gut ermitteln kann. Ist dieser Zeitpunkt eingetreten, so gibt man 7 Pfd. granulirtes Zinn hinzu und rührt es unter tüchtigem Feuern ordentlich um; die Masse wird immer dicker und verändert die weißliche Farbe nach und nach in eine schmutziggraue, worauf sich bald weiße Dämpft entwickeln, denen das Erscheinen von einzelnen Funken in der Masse und endlich ein lebhaftes Erglühen oder Brennen der ganzen Masse folgt. Man entfernt den Kessel schnell vom Feuer und schüttet die erhaltene weißliche feste Masse, nachdem das Glühen ganz vorüber ist, zur Erkaltung in einen eisernen Kasten. Das so gewonnene Salz ist sofort zur Auflösung und zum Gebrauch fertig: sollte dasselbe. nicht weiß genug seyn, so löst man es auf, klärt und dampft es zur Trockne ein. (Deutsche Musterzeitung, 1854, S. 35.) Anwendung des Mikroskops zur Untersuchung der Schafwollsorten auf ihre Fähigkeit sich zu filzen. Durch mikroskopische Untersuchungen hat man gefunden, daß die kurze Wollfaser aus einem dichten gleichartigen Stäbchen von Hornsubstanz besteht, welches auf der Oberfläche mit quer oder schief laufenden kantigen Streifen besetzt ist. Diese zahlreichen Querstreifen oder Rippen laufen strahlig von innen nach außen und aufwärts, und jeder einzelne endigt in einer kurzen Spitze. Sie begründen die Fähigkeit der Wollhaare sich zu filzen, denn man begreift, daß sich eine Wollfaser leicht in der Richtung von der Wurzel gegen die Spitze bewegt, während ihr Zurückziehen durch die kleinen verästelten Rippen erschwert oder unmöglich gemacht wird. Bei einer Faser von Merino-Wolle betrug die Anzahl dieser Querstreifen oder Vorsprünge 2400 im Raum eines Zolles Bei einer sächsischen Wolle, welche in vorzüglichem Grade die Eigenschaft sich zu filzen besaß, zahlte man 2720 Rippen. Southdown-Wolle, welche sich nicht so gut filzen ließ, wie jene beiden, enthielt nur 2080 Rippen in einem Zoll Faser, während Leicester-Wolle nur 1860 in einem Zoll enthielt; bekanntlich taugt aber die Leicester-Wolle schlecht zum Filzen. (Edinburgh new philosophical Journal, Juli–October 1854, S. 378.) Die sichere Erkennung von Blutflecken bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen Die beste Erkennung von Blutflecken beruht bekanntlich auf dem Dichroismus der Lösung des Blutroths in Alkali. Ist der Blutfleck auf einem ungefärbten Gewebe, so hat die Erkennung meist keine Schwierigkeit, indem das Blutroth durch längere Digestion in kaltem Wasser sich löst und das Rückständige unter dem Mikroskop als Fibrin erkannt wird. Setzt man zu einer Lösung des Blutroths Chlorwasser, so entfärbt sie sich und auf derselben schwimmen alsdann weiße Flocken. Salpetersäure verursacht eine weißgraue Fällung, Galläpfeltinctur eine schwach violette. Ist aber der Blutfleck auf Eisen und mit Rost untermischt, so löst sich das Blutroth in kaltem Wasser nicht mehr, sondern erst durch Kochen der Masse mit Kalilösung erhält man die rothe, grünliche Lösung. Ist das Blut auf Eisen eingetrocknet, so löst sich der Fleck leicht ab, während die bloßen Rostflecken fest fitzen. Durch die Ammoniakentwicklung beim Erhitzen von Eisenrost wird die Anwesenheit des Bluts nicht festgestellt, da bekanntlich Eisenoxyd Ammoniak verdichtet. Aber wenn ein mit Blut vermischter Eisenrost mit Kalium erhitzt wird, so bildet sich Cyankalium. Das Verhalten des Bluts gegen Eisenoxyd hat H. Rose (Jahrb. d. Pharm. I, 365) durch besondere Versuche ermittelt, deren Resultat Folgendes ist: Frisch gefälltes Eisenoxydhydrat fällt aus verdünntem Blutroth dasselbe vollständig nach 24 Stunden aus, geglühtes Eisenoxyd nur theilweis. Eisenchlorid mit wenig Blutroth versetzt und durch Ammoniak gefällt, gibt ein Filtrat, in welchem kein Blutroth mehr enthalten ist. Eisenammoniakalaun, eben so behandelt, verhält sich etwas anders, das Blutroth fällt durch Ammoniak nur dann, wenn jener Salmiaklösung zugesetzt ist. Thonerdehydrat verhält sich ähnlich wie Eisenoxydhydrat, nur scheint eine größere Menge desselben dazu zu gehören, um das Blutroth zu entziehen. Gepulverter Thon braucht lange Zeit, um aus einer verdünnten Flüssigkeit das Blutroth zu fällen, und das letztere fängt während der Zeit schon an sich zu zersetzen. Immer aber ist in dem rückständigen Thon durch Kalilösung das Blutroth zu entdecken. Aus einer concentrirten Blutrothlösung nimmt gepulverter Thon selbst nach langer Zeit kein Blutroth auf. In humusreicher Erde sind Blutflecken schwer zu erkennen, da Wasser kein Blutroth auszieht und die Auflösung in Kali dunkelbraun gefärbt ist. In solchem Fall ist es am besten, die Kalilösung mit Chlorwasser zu versetzen und zu sehen, ob sich weiße Flocken ausscheiden. (Journal für praktische Chemie, 1854, Nr. 16.) Notiz zur Geschichte des Paraffins; vom Freiherrn v. Reichenbach. Es ist jetzt beiläufig ein Vierteljahrhundert her, daß ich in der Naturforscher-Versammlung zu Hamburg im Jahre 1830 das Paraffin vorgelegt und den Weg, es darzustellen, in Schweigger's Journal für Chemie bekannt gemacht habe. Seit dieser Zeit ist außer einigen Analysen von Ettling, Lewy und Anderen wenig mehr damit geschehen. Die sehr schätzbaren Beschaffenheiten dieser Substanz, vermöge deren es in concentrirten Säuren eben so wie mit Kalium und mit Alkalien Siedhitze aushält, ohne zersetzt zu werden, seine reine weiße Flamme beim Verbrennen ohne Ruß, seine schöne weiße Durchscheinenheit, seine Schlüpfrigkeit ohne fettig abzuschmutzen, sind alles Vorzüge und Empfehlungen zu vielseitiger gewerblicher Anwendung, worauf ich gleich im Anfange aufmerksam zu machen gesucht habe, ohne jedoch einigen praktischen Erfolg damit in der Gewerbswelt erzielt zu haben. Das Hinderniß bestand in der geringen Menge, welche die trockene Destillation des Holzes lieferte; ich zeigte die Bereitungsweise aus Pflanzenölen, aus Thierstoffen, endlich aus der Verkohlung von Steinkohlen, aber immer war die Ausbeute nur gering, und darum für fabrikmäßige Erzeugung weder lohnend noch einladend. So blieb das Paraffin bis zur Stunde ein schönes Item in den Präparatensammlungen der Chemiker, über deren wissenschaftliche Ateliers es aber nicht hinauskam. Zu meinem Vergnügen höre ich nun, daß in England, wo der Gewerbfleiß immer zuerst den Dingen ihre Nutzseite abzugewinnen weiß, eine große Fabrik von Paraffin entstanden sey, und zwar schon seit 1850 in den Händen eines Hrn. Young. Diesem einsichtsvollen Chemiker gelang es, ein Verfahren auszumitteln, aus Steinkohlen das Paraffin in verhältnißmäßig großer Menge zu erzeugen, nämlich 13 Pfd. aus einer Tonne Cannelkohle. Dieß ist eine Entdeckung, die das Paraffin nunmehr zu einem Gegenstande lucrativer Darstellung macht, und dieß umsomehr, als dabei noch eine bedeutende Menge, nämlich 30 Gallons eines schlüpfrigen, mit Paraffin gesättigten Oeles gewonnen wird, das als Achsenschmiere jedes andere Fett an Vorzüglichkeit übertreffen und deßhalb schon einen so weit verbreiteten Verbrauch gefunden haben soll, daß die Young'sche Fabrik von letzterem wöchentlich an 8000 Gallons bereits absetzt. Den sprechendsten Beweis von der vortheilhaften Anwendung dieser Erzeugnisse gibt wohl die Rivalität, die sich bereits um den neuen Fabricationszweig erhoben hat und die sich in einem Processe ausspricht welchen einige spätere Concurrenten Hrn. Young in Absicht auf Neuheit und Patentirungsfähigkeit des Gegenstandes seiner Unternehmung angehängt haben. Allerdings kommt die erste Auffindung des Paraffins mir zu, und ich habe sie öffentlich mitgetheilt. Allein dem Hrn. Young kommt unstreitig das Verdienst einer zweiten Entdeckung zu, das nämlich, ein Verfahren ausgemittelt zu haben, das Paraffin aus Steinkohlen in einer verhältnißmäßig großen, seine Bereitung lohnenden Menge zu erzeugen, was ich nicht erreicht habe. Ich wünsche, daß es Hrn. Young gelingen möge, das gerichtliche Tribunal von der Priorität einer praktischen Entdeckung zu überzeugen, die ihm gebührt, die in meiner rein wissenschaftlich gehaltenen Arbeit nicht enthalten war und die ich auch auf keine Weise in Anspruch nehmen kann. Möge er die Früchte seiner Erfindsamkeit und seines Fleißes genießen, die er verdient, und die ihm mit Recht niemand streitig machen kann. (Journal für praktische Chemie, 1854, Nr. 17.) Wir verweisen auf die Beschreibung von Young's patentirten Verfahren im polytechn. Journal, 1852, Bd. CXXV S. 453. Die Red. Kautschuk-Stiefelschmiere. Jedermann kennt die Nachtheile von Erkältungen durch nasse Füße, welche meistens zur Winterszeit in Folge des Eindringens des Schneewassers in Schuhe und Stiefel verursacht werden und bei Vernachlässigung oder Nichtbeachtung schon häufig die empfindlichsten Leiden hervorgerufen haben. Die Erfahrung hat gelehrt, daß das Schmieren der Stiefel und Schuhe, sie mögen aus Kalb- und Rindsleder oder auch aus Juchtenleder gefertiget seyn, mit Schweinefett entweder allein oder mit Fischthran versetzt, dem Eindringen und Durchschlagen des Schneewassers hinreichenden Widerstand zu leisten nicht vermag. Genannte Schmiere verleiht dem Leder nur Geschmeidigkeit und Weichheit, was namentlich zur längeren Haltbarkeit des Oberleders beitragen dürfte. Das beste Mittel gegen das Durchsickern des Wassers besitzen wir im Kautschuk (Gummi elasticum), und da es nicht Jedem möglich ist, sich der schützenden Ueberschuhe zu bedienen, so verdient folgende Vorschrift, worin die Anwendung des Kautschuks ersichtlich ist, allgemein bekannt zu werden. Man nimmt Kautschuk 4 Loth, Schweinefett 6 Loth, Leberthran 24 Loth. Der Kautschuk wird in heißes Wasser gelegt, worin er so lange verbleibt, bis er ganz weich geworden ist. Hierauf wird derselbe mittelst einer Schere in kleine Partikelchen zerschnitten, mit dem Schweinefette und dem Leberthran (Fischthran) in einen Topf gebracht und auf dem warmen Ofen oder im warmen Sandbade seiner vollständigen Lösung überlassen. Sobald der Kautschuk sich mit dem Fette und Oele ganz verbunden hat, was eine herausgenommene Probe darthut, so wird zum Schmieren der Stiefel und Schuhe aller Art, auch der Jagd- und Wasserstiefel zum Fischen etc., in folgender Weise geschritten. Nachdem das Oberleder, die Nähte und die Sohle mit lauwarmem Wasser abgewaschen und oberflächlich abgetrocknet worden sind, tragt man mittelst der Bürste die warme Auflösung theils auf das Oberleder, theils in die Fugen der Nähte und am Rande der Sohle auf. Diese Schmiere trocknet an der Luft vollständig zu einem glänzenden Ueberzuge aus und wird so fest, daß sie selbst dann, wenn man den Finger daran drückt, nicht mehr klebend demselben anhaftet. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1854, Nr. 27.)